Die sonst Jupiters Winke gesandt von dem wallenden Helmbusch, Sigt stilltrauernd und lehnt über zerbrochnen Trophä’n. Leise beseufzend umhaucht sie die halb noch verödeten Hügel, Bis die geweiheten Ehren des Siegs, der Gelübde Bewährung 195 Jeht ein versäumter und einsamer Pfad, wo träge das Saumthier, Weil es vergönnt ist, weidet, ihr Stiere, das Gras von den 200 205 Höh'n! denn bald soll hier stehen die herrlichste Stadt!" 210 Nun ist's wieder vergönnt: Jahrhunderte brachten im Kreislauf Stets umwandelnd, den Stand frühester Zeiten zurück Dorthin lagert die Mittagsruh' in dem niedern Velabrum Heerden, im Forum sogar tönet das Rindergebrüll. 215 Schau' an dem grafigen Hügel die weidenden! wie sie des Cacus 220 Drängt sich in engem Verkehr bleiches und ärmliches Volk, Was auch möge geschehn, ein geduldig erwartender Haufe; Bettler der Vorzeit stets, Bettler des Tages zugleich. 225 Tränkte Agrippa sie nicht mit dem Thau jungfräulicher Quelle, Auf Schwibbogen heran luftige Wege geführt, 230 Möchten sie wohl hinschmachten im Durst des versengenden Oder sie schöpften ihr Naß lau in umsumpfendem Schilf. Borgtet ihr porphyrne Säulen genug und von punischem Mar mor; Borgt von den Ahnherrn auch hohe Gesinnung einmal! Aber umsonst. So sah ich verdorrt apenninische Eichen, Welchen sich Epheu rings, Bacchus' geselliges Laub, 235 Schlang um die Aeste zu lockigem Schmuck; wohl lügt es die Krone, 240 Doch nie dringet die Kraft mehr von der Wurzel in's Haupt. Jene hellenische Huldin erstand; an erhabnen Gebilden Mit gleichmüthigem Sinne der Dinge Beschluß zu erwarten, Also sang ich am Fuße von Cestius Denkpyramide, 250 Weil allmählich ihr Schatt' unter den Gräbern verschwomm. 260 Dämmrung entfaltete rings den gefildeinhüllenden Mantel, Um den Betrachtenden schwieg tiefere Feierlichkeit: Fernher flüsterten nur wehmüthige dunkle Cypressen, Und mitfühlend, so schien's wankte der Pinie Haupt. Stumm war alles Gewühl und Getös' unruhiges Treibens, 265 Leisesten Pulsschlag kaum spürte die ganze Natur, Und fast schauerte mir, ob nicht den Lebendigen fremd ich Ohn' eindrückende Spur wandelt im Schattengebiet. Schwermuthsvoller Moment, wann sinkend des Tages Monarchin 270 Sammt dem beseelenden Licht Formen und Farben entrückt, Alles, gedämpft und erblaßt, mahnt unser entschwindendes Dasein, Und kein Hoffen erhebt über den irdischen Staub. Noch nicht funkeln die Sterne, und gleichsam zwischen das Leben Dränget ein Stillstand sich und die Unsterblichkeit ein. 275 Doch, wie die heilige Nacht mit verheißenden Augen herabschaut, Ahnet der strebende Geist freudige Wiedergeburt. Tröstend begegnete so Dein Blick mir, edle Gefährtin, Jener entzückende Strahl göttlichen Doppelgestirns. Wahrheit wohnet in ihm, und die liebende hohe Begeistrung, Welche, zur Wonne dem Schmerz, selber in Thränen erglänzt. Wem du botest der Freundschaft Hand, kann nimmer verzweifeln, 280 Wann ungläubiger Hohn macht zum Fantom das Gefühl. Zartheit hegend in tiefem Gemüth, beim Guten das Schöne, Kennst Du der Huld Anhauch gleich wie der Größe Gewalt. 285 Mit vielfarbigem Zauber umgiebst Du den Dichter: es hemmt nicht, 290 Was Nationen entfernt, Deinen geflügelten Geist. Laß denn lauschen mich Dir, Mittheilerin großer Gedanken, Von Mitlebenden auch oder den Opfern der Zeit. Streng' in der eigenen Brust, langmüthig dem Wahn und dem Gleichwie ein Schußgeist schwebt über dem Menschengeschlecht: 295 Dann sei dessen Gedächtniß geheiliget, welchen zu kennen Nicht mir gegönnt war, ach! welchen Du ewig beweinst. A. W. von Schlegel. 16. Die Eichbäume. Aus den Gärten komm' ich zu euch, ihr Söhne des Berges! Aus den Gärten: da lebt die Natur geduldig und häuslich, Pflegend und wieder gepflegt, mit dem fleißigen Menschen zusammen. 5 ΙΟ Aber ihr, ihr Herrlichen, steht, wie ein Volk von Titanen, 17. An den Aether. Treu und freundlich, wie du, erzog der Götter und Menschen Keiner, o Vater Aether! mich auf. Noch ehe die Mutter In die Arme mich nahm und ihre Liebe mich nährte, Faßtest du zärtlich mich an und gossest himmlischen Trank mir, Mir den heiligen Odem zuerst in den keimenden Busen. Nicht von irdischer Kost gedeihen einzig die Wesen, Aber du nährest sie all' mit deinem Nektar, o Vater! 5 |