40 Mitten im Haibegefild und zunächst an des Meers Einöde. 35 Väter monds, Jugend ein Herz, nach Stille begierig und süßer Beschränkung. 55 Aber es läßt ehrgeiziger Brust unftäte Begier mich Wieder verlassen den Siß preiswürdiger Erdebewohner, Bannt am Enbe vielleicht in des Nords Schneewüste zurück mich, Wo mein lautendes Wort gleichlautendem Worte begegnet. Platen (1827). 20. Das Fischermädchen in Burano. Strickt mir fleißig am Neß, ihr Schwestern! Es foll's der Geliebte Heut noch haben, fobald im besegelten Nachen er heimkehrt. Weßhalb zaudert er heute so lang? Die Lagune verflacht sich Schon, und es legt sich der Wind; um das leuchtende hobe Venedig, 5 Wie es den Wassern entsteigt, ausbreitet fich Abendgewölf fchon. Dstwärts fuhren sie heut mit dem Fahrzeug gegen Altino, Wo in den Schutt hinsant ehmals die bevölkerte Seestadt. Häufig erbeuten sie dort Goldmünzen und prächtige Steine, Wenn sie das Neß einziehn, die betagteren Fischer erzählen's : 10 Möchtest du auch, o Geliebter, und recht was Nöstliches finden! Schön wohl ist es zu fischen am Abende, wann die Lagune Blißt, und das schimmernde Net vom hangenden Meergras funkelt, Iegliche Masche wie Gold und die zappelnden Fische vergoldet; Aber ich liebe vor allem den Festtag, wann du daheimbleibst. 15 Auf dem besuchteren Plaze dann wandelt die kräftige Jugend Jeder im Staat, mein Freund vor den Uebrigen schön und bes scheiden. Oftmals lauschen wir dann dem Erzähler, und wie er verkündigt Worte der Heiligen uns, und die Thaten des frommen Albanus, Welcher gemalt hier steht in der Stirche, des Orts Wohlthäter. 20 Doch als seine Gebeine hierher einst brachten die Schiffer, Sonnten sie nicht an's ilfer ben Sarg ziehn, weil er so schwer schien ; Lange bemühten die starken gewaltigen Männer umsonst sich, 25 Triefend von Schweiß, und zuleßt ließ jeglicher ab von der Arbeit. Sarg dann Lächeln. Dieses erzählt der bewanderte Greis ; dann häufig erzählt er Weltliche Dinge zumal, und den Raub der venetischen Bräute, Die nach Olivolo giengen zum fröhlichen Fest der Vermählung: Jede der Jungfrau'n trug in dem zierlichen Störbchen den Mahlfchat, 30 Wie es die Sitte gebot. Ach, aber im Schilfe verborgen Lauert ein Trupp Seeräuber ; verwegene Thäter der Unthat Stürzen sie plößlich hervor und ergreifen die bebenden Märchen, Schleppen in's Fahrzeug alle, mit hurtigen Rudern entweichend. Doch vom Geschrei widerhalt (dyon rings das entseşte Venedig: 35 Schon ein bewaffneter Haufe von Jünglingen stürmt in die Sdiffe, Shnen der Doge voran. Bald holen sie ein die Verruchten, Balb, nach männlichem Sampfe, zurück im verdienten Triumphzug Führen sie heim in die jubelnde Stadt die geretteten Jungfrau'n. Also berichtet der ehrliche Greis, und es lauscht der Geliebte, 40 Rüstig und schlank, wohl werth, auch Thaten zu thun wie die Vorivelt. Dft auch rubert hinüber in's nahe Torcello der Freund mich. Ehmals war's, so erzählt er, von wimmelnden Menschen bevölkert, Wo sich in Einsamkeit jeßt salzige Wasserkanäle Hinziehn, alle verschlammt, durch Felder und üppige Reben. 45 Aber er zeigt mir den Dom und des Attila steinernen Sessel Auf dem verödeten Plaß mit dem alten zertrümmerten Rathhaus, Wo der geflügelte Löwe von Stein aus sonstigen Tagen Nagt, als diese Lagunen beherrschte der heilige Markus. 50 All dies fagt mir der Freund, wie's ihm sein Vater gesagt hat. Rudert er heimwärts mich, dann singt er ein heimisches Lied mir, Balb , holdseliges Röschen" und bald ,, in der Gondel die Blonde." Also vergeht, uns allen zur Freude, der herrliche Festtag. Strickt mir fleißig am Net, ihr Schwestern! Es follos der Geliebte 55 Heut noch, haben, sobald im besegelten Nachen er heimkehrt. Platen (1833). 21. Ým Theater zu Taormina. Zarte vergängliche Wölfchen umfliegen den schneeigen Aetna, Während des Meers Abgrund klar wie ein Spiegel erscheint ; Steil aufthürmt sich die Stadt, hoch über den Gärten der Sclöster, Ueber den blühenden Wein, ragen Cypressen empor. 5 Fern in der Sonne verglühn die gesegneten Küsten Italiens, Schöner und üppiger noch als die sikulischen Au’n: Vor mir seh' ich die kleine, die felsenumschattete Seebucht, Welche zum Bab vormals feligen Nymphen gedient, Die sich der ewigen Jugend erfreut in der tiefen Srystalfluth, Oder der Brandungen auch rauschende Welle behorcht. Weither hast du den Dichter geführt, auf griechischem Boden Sei'n dir, deutscher Gesang, weichere Laute vergönnt ! Schon vor sechs Jahrhunderten einst, in den Tagen der Vorzeit, Hast du der lyrischen Kunst würzige Blüthe gepflegt. 15 Walter und Wolfram lebten, und rings um die Wiege der Kaiser, Die hier herrschten, erscholl feuriger Minnegesang. Hellas; IO 20 Bis der åolischen Leier entströmte die Seele der Sappho ; Eblere Völfer umwehn Stürme der Wiedergeburt, Selig der Morgen, an dem wieder, o Runst, du erwachst! Freudvoll seist du begrüßt, wiewohl schlaftrunken und scheu noch, Dich wird stählen jedoch bald die geschäftige Zeit. 25 Quelle der lyrischen Kunst. Freilich, es haben sich nicht Adzuergiebiger Ader erfreut Kleist, Bürger und Stolberg, Aber es war ihr Lied echten Gefühlen geweiht. Schiller und Klopstod sangen und Goethe, die Blume der Anmuth Rücert und auch Uhlands Muse, vor allen beliebt. Darf ich der neunte zu sein mich rühmen? Bedächtige Männer Leugnen es nicht, mir ward lieblicher Aeste Gewind. Das Epicharmus bereits füllte mit Festmelodien, Ibycus (deine zugleich, Aeschylus, Urne bewahrt’s), Wo Theofrit sich drauf unter die Hirten gemischt: Hier, Germania, laß auf diesen unsterblichen Trümmern Brechen die Lorbeern mich, die du bewilligetest ! 40 Doch nicht sei’n um mein schwermüthiges Haupt sie gewunden, Nein, auf deinem Altar seien sie niedergelegt. Platen (1835), 30 35 22. Die schöne Buche. Ganz verborgen im Wald fenn ich ein Pläßchen, da stehet Eine Buche: man sieht schöner im Bilde sie nicht, |