Nagt, als diese Lagunen beherrschte der heilige Markus. Strickt mir fleißig am Nez, ihr Schwestern! Es soll's der 55 Heut noch haben, sobald im besegelten Nachen er heimkehrt. IO 21. Im Theater zu Taormina. Zarte vergängliche Wölkchen umfliegen den schneeigen Aetna, 5 Fern in der Sonne verglühn die gesegneten Küsten Italiens, 15 Lang zwar schwiegst du hierauf, doch lang auch schwiegst du in Hellas; Denn Jahrhunderte flohn nach den Gedichten Homers, Bis der äolischen Leier entströmte die Seele der Sappho ; Schiller und Klopstock sangen und Goethe, die Blume der Anmuth Doch nicht sei'n um mein schwermüthiges Haupt sie gewunden, 20 25 30 35 40 Ganz verborgen im Wald kenn' ich ein Pläßchen, da stehet Rein und glatt, in gediegenem Wuchs, erhebt sie sich einzeln, Keiner der Nachbarn rührt ihr an den seidenen Schmuck. 5 Rings, so weit sein Gezweig der stattliche Baum ausbreitet, Grünet der Rasen, das Aug' still zu erquicken, umher; Gleich nach allen Seiten umzirkt er den Stamm in der Mitte; Kunstlos schuf die Natur selber dies liebliche Rund. Zartes Gebüsch umgränzet es erst; hochstämmige Bäume, Folgend in dichtem Gedräng', wehren dem himmlischen Blau. Neben der dunkleren Fülle des Eichbaums wieget die Birke ΙΟ 20 Ihr jungfräuliches Haupt schüchtern im goldenen Licht. Als ich unlängst einsam, von neuen Gestalten des Sommers Ab vom Pfade gelockt, dort im Gebüsch mich verlor, 15 Führt ein freundlicher Geist, des Hains auflauschende Gottheit, Hier mich zum erstenmal plöglich, den Staunenden, ein. Welch Entzücken! Es war um die hohe Stunde des Mittags, Lautlos alles, es schwieg selber der Vogel im Laub. Und ich zauderte noch auf den zierlichen Teppich zu treten, Festlich empfieng er den Fuß, leise beschritt er ihn nur. Jezo gelehnt an den Stamm (er trägt das breite Gewölbe Nicht zu hoch), ließ ich rundum die Augen ergehn, Wo den beschatteten Kreis die feurig strahlende Sonne Fast gleich messend umher säumte mit blendendem Nand. 25 Aber ich stand und rührte mich nicht; dämonischer Stille, Unergründlicher Ruh' lauschte mein innerer Sinn. Eingeschlossen mit dir in diesem sonnigen ZauberGürtel, o Einsamkeit, fühlt' ich und dachte nur dich. 23. Chelidono. Ed. Mörike. Wo die Platane sich riesig erhebt im Schatten der Waldschlucht, Ragt, in Trümmern bereits fallend, das Kloster empor. Längst ist der Mönche Gesang in der Kirche verhallt, und es duftet Weihrauch nimmer; des Chors ewige Lampe verlosch : Aber der Quell, der kühl am Altar aufsprudelt, erquickt noch 5 Häufig den Wandrer; er spricht dankend ein kurzes Gebet. Geibel (1839). 24. Grab des Themistokles. Wo am zackigen Fels das Gewog sich brandend emporbäumt, Senkten die Freunde bei Nacht heimlich Themistokles Leib In heimathlichen Grund. Festgaben und Todtengeschenke Brachten sie dar, und es floß reichlich die Spende des Weins. Aber den Zorn des verblendeten Volkes kleinmüthig befürchtend Stahlen sie leise sich heim, ehe die Dämmrung erschien. Denksteinlos nun schlummert der Held. Doch drüben im Spätroth Ragt ihm, ein ewiges Mal, Salamis Felsengestad. 25. Gnomen. I. Bist du der Selbstsucht los, so gehorche der ahnenden Seele, Durch die Grube des Leu'n führt sie beschirmend ein Gott. Gieng doch aus finsterer Haft Joseph im Purpur hervor. Aber fürchte die Schuld, und mehr noch fürchte den Hochmuth, Der wie berauschender Wein rasch dir die Sinne verwirrt. Auch Alerander erlag, der gewaltige Liebling des Schicksals, Eh' sein Ziel er erreicht, weil er der Götter vergaß. 5 5 ΙΟ II. Kühl zu deinem Verstand spricht jegliche Lehre; sie bleibt dir Wenn du den schlafenden Klang tief in der Seele nicht trugst. 5 Wunder begreifen sich nicht, du mußt sie im Innern erleben, Jeglicher Glaub' ist ein Wahn, den du nicht selber erfuhrst. Nur was selbst du erkennst als ein Göttliches, das dir herabkam, Hat, ein lebendiger Hauch, dich zu verwandeln die Macht. 26. Shakespeare. Geibel. Keiner erkannte den Menschen wie du, glorwürdiger Britte, Menschen, willst du sie lieben, so mußt du zuvor sie erkennen, 28. Der Glaube. Geibel. Unsichtbar, wie das Wasser den Baum von der Wurzel zum Gipfel Tränkt und jeglichem Zweig Blätter und Blüthen erweckt, So durchströme mit Kraft dein innerstes Leben der Glaube, Doch man erkenn' ihn nur an der gezeitigten Frucht. Geibel (1877). |