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Auch kommt man aus der Welt davon
Geschwinder wie der Bliz,

Und wer ihn stirbt, bekommt zum Lohn

Im Himmel hohen Siz.

Wenn aber ich als solch ein Held

Dir, Mars, nicht sterben soll,
Nicht glänzen soll im Sternenzelt,
So leb' ich dem Apoll!

So werd' aus Friedrichs Grenadier,
Dem Schuß, der Ruhm des Staats,
So lern' er deutscher Sprache Zier,
und werde sein Horaz!

Dann singe Gott und Friederich,
Nichts kleiners, stolzes Lied!
Dem Adler gleich erhebe dich,

Der in die Sonne sieht!

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Joh. W. L. Gleim.

Ode an die Preussische Armee.

Unüberwund❜nes Heer! mit dem Tod und Verderben
In Legionen Feinde dringt,

Um das der frohe Sieg die gold'nen Flügel schwingt,
Heer, bereit zum Siegen oder Sterben.

Sieh! Feinde, deren Last die Hügel fast versinken,
Den Erdkreis beben macht,

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Ziehn gegen dich und drohn mit Qual und ew'ger Nacht; Das Wasser fehlt, wo ihre Roffe trinken.

Der dürre schiele Neid treibt niederträcht'ge Schaaren
Aus West und Süd' heraus,

Und Nordens Höhlen spein, so wie des Osts, Barbaren
Und Ungeheu'r, dich zu verschlingen, aus.

Verdopple deinen Muth! Der Feinde wilde Fluthen
Hemmt Friedrich und dein starker Arm,

Und die Gerechtigkeit verjagt den tollen Schwarm:
Sie blizt durch dich auf ihn, und seine Rücken bluten.

Die Nachwelt wird auf dich als auf ein Muster sehen;
Die künft'gen Helden chren dich,

Ziehn dich den Römern vor, dem Cäsar Friederich,
Und Böhmens Felsen sind dir ewige Trophäen.
Nur schone wie bisher, im Lauf von großen Thaten,
Den Landmann, der dein Feind nicht ist!
Hilf seiner Noth, wenn du von Noth entfernet bist;
Das Rauben überlaß den Feigen und Croaten!

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Ich seh' — ich sehe schon — freut euch, o Preußens Freunde, Die Tage deines Ruhms sich nahn.

In Ungewittern ziehn die Wilden stolz heran;

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Doch Friedrich winket dir-wo sind sie nun, die Feinde?

Du eilest ihnen nach und drückst mit schwerem Eisen
Den Tod tief ihren Schädeln ein,

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Und kehrst voll Ruhm zurück, die Deinen zu erfreun,
Die jauchzend dich empfahn und ihre Retter preisen.
Auch ich, ich werde noch-vergönnt es mir, o Himmel!
Einher vor wenig Helden ziehn.

Ich seh' dich, stolzer Feind, den kleinen Haufen fliehn,
Und find' Ehr oder Tod im rasenden Getümmel.
E. Chr. von Kleist.

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3. Friedrich der Grosse. Ein Hymnus.

Als ich ein Knabe noch war,

Und Friedrichs Thatenruf

Ueber den Erdkreis scholl,

Da weint' ich vor Freuden über die Größe des Mannes, Und die schimmernde Thräne galt für Gesang.

Als ich ein Jüngling ward,

Und Friedrichs Thatenruf

Ueber den Erdkreis immer mächtiger scholl,
Da nahm ich ungestüm die goldne Harfe,
Drein zu stürmen Friedrichs Lob.

Doch herunter vom Sonnenberge
Hört ich seiner Barden Gesang;
Hörte Kleist, der für Friedrich
Mit der Harf' ins Blut stürzte;
Hörte Gleim den Kühnen,
Der des Liedes Feuerpfeil

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Wie die Grenade schwingt;

Hörte Ramlern, der mit Flaccus' Geist

Deutschen Biedersinn einigt;

Auch hört' ich Willamov, der Friedrichs Namen
Im Dithyrambensturm wirbelt;

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Dich hört' ich auch, o Karschin, deren Gesang

Wie Honig von den Lippen der Natur

Träuft; da verstummt ich,

Und mein Verstummen galt für Gesang.

Aber soll ich immer verstummen?

Soll der Bewundrung und der Liebe Wogendrang

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Den Busen mir sprengen? Nein, ich wag's,
Ergreife die Harf' und singe Friedrichs Lob.

Von meines Berges Donnerhöhe
Ström' auf gesteintem Rücken hinunter,
Du meines Hymnus Feuerstrom,
Es stäub' und donnr' im Thale
Meines Hymnus Feuer,

Daß es hören die Völker umher!

Auf schwerer Prüfungen Nachtpfad
Führte die Vorsicht den Helden,

Eh' er drang in der Größe Heiligthum.
Sah er nicht träufen das Schwert

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Uebt' er sich zu tragen den goldnen Scepter.

Schon flammt auf seinem Haupte das Königsdiadem,

Wie der wolkensammelnde Zeus

Saß er auf dem Thron' und schüttelte Blize:

Da floh die Dummheit und der Unsinn

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Und Barbarei, die Nachtgefährtin.

Er selbst war das Urbild der Weisen;

Riß dir, Macchiavell, die Larve vom Antlig,

Und predigte Fürsten die Herrscherkunst.

Die Geister seiner Ahnen stiegen aus der Gruft;
Mit des Meisters Pinsel zeichnet er sie,
Sang hohe Gesäng' in die Lyra,

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Und spielte die Flöte Apolls.

Wie aus der Urnacht Tiefe
Von Gott gerufen, Sonnen flockten,
So stiegen Weisen und Künstler empor,
Und der Städte Fürstin ward Berlin.

Von Friedrichs Schwert berührt,

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Erstickt das Schlangenungeheuer, die Chicane,
Im ausgesprudelten Giftschaum,

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Und des Bettlers und Prinzen Recht
Wurde von Friedrichs Hand

Auf gleicher Schale gewogen.

Hector, Achill und Caesar und Julian,
Der Vorwelt und der Afterwelt Helden,
Staunten, als sein Kriegerruf hinabdonnerte
In des Todes Schattengefild.
Furchtbar bildet' er sein Heer.
Erfand nicht Friedrich jenen Knäuel,
Der, plöglich aufgerollt,

Größere Heere in Staub wirft?
Fünfmal donnerte Friedrich-Wodan,
Und sein war Silesia, seiner Krone
Köstlichstes Gestein.

Seiner Größe Sonnenpunkt kam!
Habsburgs Adler schwebt schreckbar über ihm,
Er dürstete Friedrichs Blut!

Moscoviens Bär mit eisbehang'nen Haaren
Dürstete Friedrichs Blut.

Gallia schwang die lichtweiße Lilie,
Sie zu tauchen in Friedrichs Blut.
Selbst Wasa's Enkel

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