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in vier abschnitte, welche in einzelnen capiteln die einschlägige deutsche, englische, französische und spanische litteratur untersuchen. Der erste abschnitt handelt von der entstehung der kleinen prosaerzählung, deren geburtsland Spanien ist, vgl. p. 4; der zweite von den übernatürlichen stoffen, welche in ihr zur geltung kommen; der dritte hat die moralische erzählung zum gegenstand; der vierte und letzte beginnt mit einem hinweis auf W. Scott's Waverley, der die englische prosa in neue bahnen leitete.

Darauf folgen von seite 219-34 anmerkungen, welche besonders litterarische nachweise enthalten. Es liegt auf der hand, dass vollständigkeit hierin nicht erstrebt werden konnte, sonst hätten die anmerkungen einen grösseren raum beansprucht, als das buch selbst. Doch will ich einige kurze bemerkungen nicht

zurückhalten.

Einzelne wiederholungen sind mir aufgestossen. So anm. zu p. 2: Raleigh, The English Novel dasselbe steht in der anm. zu p. 14; F. Gerhard, Joh. Peter de Memel's lustige gesellschaft ist in den anm. zu p. 2 und p. 25 angeführt, ohne dass es sich etwa um bestimmte citate handelte.

Anm. zu p. 97, die sich auf die quellen von Swift's Gulliver bezieht, hätte die neueste untersuchung derselben, die Rostocker dissertation von Th. Borkowsky, welche auch in der Anglia 1893 erschienen ist, anführen sollen.

An andern stellen, z. b. anm. zu p. 102: Fielding, Novellist's Library mit einleitung von W. Scott. London 1810. 10 bde. (library ist mit kleinem anfangsbuchstaben gedruckt; absichtlich?) fiel mir auf, dass nicht neuere ausgaben zu grunde gelegt worden sind, obgleich ich allerdings gestehen muss, dass es für die zwecke des verfassers wenig darauf ankam, ob er eine neuere oder ältere ausgabe zur hand nahm.

Auf die anmerkungen folgen berichtigungen, welche aber wenigstens in der ersten zeile selbst der berichtigung bedürfen. Ich gestehe jedoch gern zu, dass das buch sonst recht correct gedruckt ist; ich habe nur noch "adjacens" für "adjacent" p. 23 und "sie sie sich" p. 140 angemerkt.

Den schluss bildet ein ausführliches register, welches das nachschlagen in erwünschtem maasse erleichtert und die reichhaltigkeit des in dem vorliegenden buche verarbeiteten materials recht deutlich vor augen führt. Stichproben haben keine druckfehler ergeben.

Es wäre für den leser bequemer gewesen, wenn statt mehrfacher im texte befindlicher "(s. unten)" bei der zweiten correctur die seitenzahl eingesetzt worden wäre. So z. b. p. 46: La belle et la bête (s. unten) nämlich pp. 54 und 56, wo sich allerdings eine rückverweisung auf p. 46 findet.

Das buch ist in frischem, lebendigem tone geschrieben, der durchaus angenehm berührt. Einige auffallende wendungen, die manchmal etwas kühn sind, thun diesem eindruck keinen abbruch: "erbreiterung der wissenschaft" p. 27, "keinen genug kleinen schuh” p. 55, „das göttliche auf der maschine” p. 99, “welche schliesslich über vorstellungen ihres redlichen alten vaters geheirathet wird" p. 112, "satirikerin" p. 215.

Im übrigen hätte ich etwa noch folgendes anzuführen:

Zu p. 14: Chaucer's prosa wird meiner ansicht nach eher unter- als überschätzt.

Zu p. 15.

Dass W. Scott in The Monastery den euphuismus parodirt haben soll, kann ich nicht ohne weiteres zugeben. Er sucht die sprache der in

seinen romanen auftretenden personen soweit als möglich derjenigen anzupassen, welche zu der zeit, wo die geschichte spielt, in den geschilderten kreisen geredet wurde. Da war er im Monastery beinahe gezwungen, auch die euphuistische redeweise vorzuführen, aber nicht um eine parodie derselben zu liefern, sondern um das gemälde der damaligen zeit zu vervollständigen. Ebenso wenig halte ich die puritanische ausdrucksweise im Antiquary für eine parodie.

Zu p. 95 ff. Beim 4. capitel des 2. abschnitts hätte es sich vielleicht empfohlen, kurz hinzuweisen auf Th. Keightley, Tales and Popular Fictions, their Resemblance and Transmission from Country to Country. London 1834; auf desselben verfassers The Fairy Mythology. Uebersetzt von O. L. B. Wolff, Weimar 1828; auf J. Ritson, Fairy tales. London 1831.

Seite 97 werden die nachahmungen von Gulliver's Travels besprochen. Unwillkürlich erinnert man sich dabei auch an Fielding's Tom Thumb, dessen anlehnung an die reise nach Brobdingnac u. a. auch durch den namen der riesenprincessin Glumdalca, der Swift's Glumdalclitch nachgebildet ist, direct bezeugt wird. Freilich ist Tom Thumb keine novelle.

Seite 101 werden die wirkungen des Monk von Matthew Gregory Lewis besprochen. W. Scott konnte sich diesem einflusse auch nicht ganz entziehen. Weiteres vgl. bei Elze, Sir Walter Scott. Dresden 1864, Bd. I p. 147 ff. Elze gibt übrigens als geburtsjahr von Lewis 1773 statt 1775 an. Oder ist das nur ein druckfehler? In Wülker's Geschichte der englischen litteratur steht im text richtig "Lewis", im register ist aber "Lewes" verdruckt.

Zu p. 102 ff. Die moralische erzählung in England ist doch nicht unbeeinflusst geblieben von den vielen früheren religiösen tractaten, allegorischmoralischen und pädagogischen schriften des 16. und 17. jahrh. Dazu kommt noch, wie Körting in seinem Grundriss1 p. 301 anm. sagt: „Die übermoralität war nur die in ihrer wirkung heilsame reaction gegen die damals namentlich in den höheren gesellschaftsklassen grassirende unsittlichkeit.“

Die quellen der angeführten geschichten sind selten angedeutet, obgleich dies ohne schwierigkeit hätte geschehen können, z. b. p. 159. Indessen darf man mit dem verfasser nicht darüber rechten, da es weniger in seiner absicht gelegen haben mag, dem ursprung der erwähnten stoffe nachzuspüren, als deren verwerthung und äusserer form.

Jedem, der sich aus neigung oder beruf mit ähnlichen studien beschäftigt, ist das buch warm zu empfehlen.

Rostock i. M., Februar 1898.

F. Lindner.

Augustus Wood, Einfluss Fielding's auf die deutsche litteratur. Inauguraldissertation zur erlangung der philosophischen doctorwürde an der universität Heidelberg. Jokohama 1895. "Eastern World"-druck. 53 ss. 8°.

Die vorliegende abhandlung zeigt, dass der herr verfasser viel fleiss auf die zusammentragung des litterarhistorischen und bibliographischen materials verwendet hat, und gibt ein anschauliches und im ganzen auch übersichtliches bild der einführung des grossen englischen erzählers in Deutschland, der aufnahme seiner schriften von seiten des grossen publicums und hervorragender schriftsteller

und des einflusses, den er auf die deutsche romanlitteratur seinerzeit gehabt hat. Da herr Wood auf S. 18 selbst sagt, dass seine bibliographische "liste teilweise auf cataloge und bücher-lexica begründet und deshalb nicht nur unvollständig, sondern an den betreffenden stellen auch einer nachprüfung bedürftig sei”, SO will referent um einzelheiten hier nicht mit ihm rechten. Daher nur einige worte über das verfahren überhaupt, welches zur feststellung der bibliographie eingeschlagen wird. Da in den gesammtausgaben und anderen werken zur englischen litteratur (Alibone, Lawrence) hilfsmittel vorlagen, um zu bestimmen, was Fielding überhaupt geschrieben hat, so hätten meines erachtens die ihm mit unrecht oder der absicht zu täuschen zugeschriebenen werke von vornherein scharf ausgeschieden werden sollen. Dadurch würde die bibliographie an übersichtlichkeit sehr gewonnen haben und der leser nicht in die lage gekommen sein, auch nur einen augenblick entschieden unächte machwerke für Fielding's erzeugnisse anzusehen. Ueber Fielding's dramatische dichtungen wird s. 4 mit unrecht ziemlich kurz hinweggegangen: „, da sie indessen" heisst es "unter dem einfluss einer früheren litteraturperiode stehen und keine der eigenthümlichkeiten Fielding's aufweisen, können sie hier ausser betracht bleiben“. Dass sich die sache anders verhält, geht aus dem ein jahr nach der vorliegenden dissertation erschienenen buche von F. Lindner (Henry Fielding's dramatische werke, Leipz. u. Dresden 1895) hervor. Uebrigens hätte der umstand, dass herr Wood in seiner bibliographie selbst sieben stücke von F., die ins Deutsche übersetzt sind, aufführen konnte, ihn darauf aufmerksam machen sollen, dass sie doch eine gewisse bedeutung und einen actuellen werth für die damalige deutsche bühne gehabt haben müssen.

In dem zweiten haupttheile scheint mir der abschnitt über J. T. Hermes (S. 42 ff.), dessen heimat übrigens Pommern war (s. 51), der gelungenste, obgleich auch das über die anderen deutschen schriftsteller vorgebrachte interessante und richtige bemerkungen enthält. Der einfluss Fielding's auf Wieland dürfte etwas überschätzt worden sein. Nicht gefallen wollen mir wendungen wie „er (Wieland s 41) war in der that kein romanschreiber“. Was ein romanschreiber sei, hängt für den litterarhistoriker, der sich über seine aufgabe klar ist, nicht von einem vorgefassten begriff oder canon des romans ab, sondern roman und romanschreiber sind historische begriffe, die in verschiedenen litteraturepochen in modificirter gestalt erscheinen (vgl. auch s. 53 „Sophiens reise war überhaupt kein roman“). Wenn auf s. 41 hinzugesetzt wird und er scheint dies auch eingesehen zu haben; denn nach dem Agathon hat er seine thätigkeit auf andere gebiete gewandt", so verschlimmert das die sache nur, denn dann müsste der herr verf. die nach dem Agathon erschienenen romane Wieland's darunter die Abderiten für keine romane erklären, und wohin sollte das führen? Dergleichen zerstört jede historische auffassung.

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Die schwächste seite der ganzen arbeit bildet die äussere form und ausstattung, die beschaffenheit des papiers und des druckes, besonders dessen correctheit. Die schrift wimmelt geradezu von groben druckfehlern mannigfacher art; namentlich kann die falsche wiedergabe von namen als eine wahre specialität bezeichnet werden; aber auch die interpunction befindet sich in einem höchst verworrenen zustande. Referent hat kein urtheil darüber, was man mit recht von einer druckerei in Yokohama verlangen könne, welche verantwortung also der herr verf. für die schlechte äussere beschaffenheit seiner schrift zu tragen habe. Nicht aber unter die kategorie der druckfehler fallen sünden gegen die deutsche

sprache wie s. 2 z. 6 v. o., wo vor "in Deutschland gedruckt" "als" fehlt; s. 3. wo das "in" vor 1758 zu streichen ist; s. 4 z. 8 v. u. "ebenwürdigen", s. 7 z. 14 v. o. vom mannigfalteren umfang, wo ein grammatischer mit einem stilistischen fehler vereint auftritt; s. 13 z. 8 v. o den gliedermann; s. 31 z. 6 v. u. in 1762. Dergleichen hätte leicht vermieden werden können, wenn die arbeit einem geborenen Deutschen zum durchsehen vorgelegt worden wäre.

Breslau, April 1898.

F. Bobertag.

Ch. H. Clarke, Fielding und der deutsche sturm und drang. Inaugural-dissertation zur erlangung u. s. w. vorgelegt der hohen philosophischen facultät der universität Freiburg i. B. Freiburg i. B. C. A. Wagner's universitäts-buchdruckerei. 1897. 100 ss. 8o.

Die arbeit gliedert sich in folgende abschnitte: I. Fielding in Deutschland. II. Urtheile deutscher schriftsteller über Fielding's werke. III. Fielding und der deutsche roman. IV. Fielding und der sturm und drang. Anhang. Einfluss Fielding'scher romane auf bestimmte deutsche werke. A. Schiller's Räuber. B. Minna von Barnhelm.

Der III. abschnitt, der haupttheil der abhandlung, erörtert das thema nach folgenden gesichtspunkten: a) tendenz auf natur, b) princip der erfahrung, c) individualismus, d) betonung der empfindung im gegensatz zum verstand.

Die ganze arbeit ist ein erfreulicher beweis dafür, welche fortschritte die vergleichende behandlung der neueren litteratur in unserer zeit gemacht hat, und giebt ein klares und wohl ausgeführtes bild von dem engen zusammenhange der englischen und deutschen litteratur im vorigen jahrhundert in bezug auf einen hervorragenden führer. Die geschichte der einführung und des einflusses Fielding's in Deutschland ist zugleich die des kampfes zwischen seiner und Richardson's richtung, vielleicht richtiger die des fortschrittes von Richardson zu Fielding. Der abschnitt III behandelt den einfluss Fielding's vor der sturm- und drangperiode, natürlich sind hier Hermes und namentlich Wieland die wichtigsten vertreter der in betracht kommenden gattung. Was den letzteren betrifft, so hat referent sich die frage vorgelegt: Ist es wirklich nur einfluss Fielding's, was hier als solcher dargestellt wird? Gegen die ähnlichkeit oder übereinstimmung der von dem herrn verf. geltend gemachten, beiden schriftstellern eigenthümlichen formellen und stofflichen momente ist gewiss nichts zu erinnern, die vergleichungen sind durchaus methodisch, umsichtig und besonnen gemacht, aber gerade, was die allgemeineren vergleichungspunkte ansichten von der sittlichen natur des menschen, forderung der naturtreue und naturwahrheit u. s. w. betrifft, so sind gewisse ideen und anschauungen gemeingut der damaligen zeit und sicherlich dem sehr belesenen Wieland durch andere kanäle und aus anderen quellen zugeflossen, wobei in erster linie an die Franzosen Rousseau, Voltaire und Diderot zu denken sein dürfte. Es ist klar, dass nur eine weitschichtige untersuchung über die angeregte frage gewissheit schaffen würde, und dazu ist hier nicht der ort, referent aber ist überzeugt, dass seine andeutungen denen, die ähnliche themata bearbeiten, voe nutzen sein können. Andererseits dürften sich vielleicht noch mehr deutsche schriftsteller finden, welche von Fielding in verschiedener weise wesentlich be

einflusst worden sind. Um nur einen herauszugreifen, so sei an Johann Gottwerth Müller, den verfasser des Siegfried von Lindenberg erinnert, dessen sehr breite romane meines erachtens überall die spuren englischen und besonders Fielding'schen einflusses aufweisen.

Dem herrn verf. scheint die sehr dankenswerte schrift F. Lindner's über Fielding's dramatische werke (Leipzig und Dresden 1895) nicht bekannt geworden zu sein (vgl. s. 10 f. und s. 59). Seite 15 z. 4 v. oben müsste es wohl heissen „Rintelner" für "Rinteler". Seite 39 z. 4 v. u. ist die beziehung des wortes "dieses" undeutlich. S. 46 oben würde ich liebesverhältnisse Goethe's mit mädchen, die gesellig tiefer als er standen, nicht als mesalliancen bezeichnen. S. 68 in der mitte steht "conversation" für conservation. Endlich seien die zwei verdruckten zahlen s. 1 (1642 für 1742) und s. 5 (1870 für 1770) erwähnt. Diese kleinen verstösse aber sollen der schrift keineswegs den vorwurf uncorrecter äusserer form machen, sie bildet in dieser beziehung einen sehr erfreulichen gegensatz zu der des herrn A. Wood. Der stil ist klar und zeigt nirgend den ausländer, auch papier und druck beweisen, dass wir denen in Yokohama doch noch in mancher beziehung "über" sind.

Breslau, April 1898.

F. Bobertag.

D. Schmid, William Congreve, sein leben und seine lustspiele. [Wiener beiträge zur englischen philologie, herausgegeben von J. Schipper.] Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1897. (VI. band), VIII + 179 ss. 8o. Pr.: mk. 5.

Dr. Schmid complains in the opening lines of his preface that “der dichter, mit dem wir uns im folgenden beschäftigen wollen, von den litterarhistorikern bisher sehr stiefmütterlich behandelt worden ist". After his own thoroughgoing study of Congreve's comedies these words have lost their truth, for not only great care, but apparently great love also has been bestowed upon the present work. Dr. Schmid has an open eye for the poet's shortcomings, but he takes him as he should be taken: the child of his day. He owns that C. is often highly immoral, but he never once forgets that the author was a poet of the Restoration and that our code of morals was not his. In this spirit, and only in this spirit, a good book about a poet of the Restoration can be written.

Rather as a means than as an aim Dr. Schmid's careful analysis of the comedies is preceded by a short life of the dramatist, as a means to give a better insight into the various plays. It contains the principal events of Congreve's life; but though it gives little that is new, it conveys an uncommonly lively picture of puritan England and of the poet's times. Such a picture is necessary to make those which are not well acquainted with the stage of that time fully understand the character of the plays, and the various causes that worked upon this character. Any one taking up this book in the hope of finding many new things about C.'s life, or an exhaustive study of it from a new point of view will be disappointed: the present work is to all intents and purposes a study of the author's comedies, that means: of the author's work with the exception of the Mourning Bride.

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