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Abhandlung

über die

leichteste und bequemste Methode

die Bahn eines Cometen

z u berechnen

von

Dr. Wilhelm Olbers.

Mit Berichtigung und Erweiterung der Tafeln und Fortsetzung
des Cometen - Verzeichnisses bis zum Jahre 1847,

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BIBLIOTHECA

REGIA

MONACENSIS.

Bayerische Staatsbibliothek

München

BAYERISCHE
STAATS-
BIBLIOTHEK
MUENCHEN

Vorrede zur ersten Auflage.

Hoffentlich bedarf es wohl keiner Entschuldigung, gegenwärtige vortreffliche Schrift zum Druck befördert zu haben. Der Herausgeber hofft vielmehr den Dank aller Astronomen und Liebhaber der Sternkunde zu verdienen, ihnen eine so gründliche, nützliche und fassliche Abhandlung über die Berechnung der Cometenbahnen in die Hände geliefert zu haben, von der schon ein competenterer Richter, Herr Hofrath Kästner, geurtheilt hat, dass ihr Verfasser die vier Hauptgleichungen dieses schweren Problems in ihrer einfachsten Gestalt dargestellt habe, welches noch keiner der grossen Analysten, welche sich mit dieser Aufgabe beschäftiget haben, vor ihm geleistet. Nicht nur mit diesem Urtheil eines der ersten Geometer Deutschlands stimmt der Herausgeber überein, sondern auch als praktischer Astronom hat er sich von der Allgemeinheit, Leichtigkeit und Nutzbarkeit dieser neuen Methode des Herrn Dr. Olbers aus eigener Erfahrung mit Vergnügen überzeugt, welches nicht immer der Fall bei den oft scheinbar eleganten Methoden anderer Geometer ist. Er kann daher dreist die Versicherung geben, dass gegenwärtige Auflösungsart neu, kurz, leicht anwendbar ist, und die unverkennbaren Spuren an sich trägt, dass sie nicht nur der gründliche Analyste, sondern auch der mit allen Beobachtungs-Methoden vertraute Astronom entworfen habe, welcher

nicht blos den Faden der Analyse allein verfolgt, unbekümmert, in welches Labyrinth von Rechnungen er den Astronomen führt, und ohne den Werth und die Gränzen fehlerhafter Beobachtungen praktisch zu kennen und ihren Einfluss zu würdigen, welchen sie mehr oder weniger auf Rechnungs- Resultate haben können. Der Herausgeber bedarf jedoch für sich nicht nur einer Anzeige, wie er zur Herausgabe gegenwärtiger Schrift gekommen ist, sondern auch einer ausführlichen Rechtfertigung, dass er es sich angemaasst habe, solche mit einer Vorrede und einigen Zusätzen zu begleiten, ohne von dem verehrungswürdigen Herrn Verfasser hierzu aufgefordert worden zu sein.

Da ich schon lange das Glück habe, mit Herrn Dr. Olbers in Bremen in literarischer Verbindung zu stehen, und mich der Ehre und des Vortheils seines interessanten und lehrreichen Briefwechsels zu erfreuen habe, hatte er die Güte, mir bei Gelegenheit der Berechnung seines von ihm entdeckten Cometen vom vorigen Jahre zu melden, dass er auf eine neue und viel leichtere Methode, die Bahn eines Cometen zu bestimmen, gekommen sei, als die de la Place'sche, welche ich ihm angerühmt hatte und der ich mich gewöhnlich vorzugsweise bisher bediente. Er schrieb mir, dass er nun damit beschäftigt sei, hierüber eine eigene Abhandlung zu schreiben. *)

In den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen erschien in dem 11. St. vom 21. Januar d. J. eine Anzeige von dieser Abhandlung, welche Herr Dr. Olbers der Königl. Societät der Wissenschaften in der Handschrift vorgelegt hat, und da von dem Herrn Hofrath Kästner ein sehr vollständiger und lichtvoller Auszug daraus gemacht worden, so lernte ich aus demselben wenigstens den Geist dieser Methode kennen und schätzen; dies machte mich nur um so begieriger, den Herrn Verfasser um eine gütige Mittheilung seiner Abhandlung zu ersuchen, da solche doch etwas später in den Commentarien dieser gelehrten Gesellschaft erscheinen dürfte. Mit einer Freundschaft und mit einer Bereitwilligkeit, welche ich schon mehrmalen von dem Herrn Doctor auf die zuvor

kommendste Art erfahren hatte, überschickte er mir sogleich gegenwärtigen Auszug aus seiner grössern Abhandlung, da er von dieser keine vollständige Abschrift zurückbehalten hatte, und wünschte dabei über folgende drei Fragen meinen Rath und meine Meinung zu hören: 1) Ob er diese Abhandlung drucken lassen solle?

2) Wie das am besten geschehen könne?

3) Ob ich es besser fände, sie so, wie sie ist, herauszugeben, oder ob er die vortreffliche Barker'sche Tafel über die Parabel mit einer kurzen Erklärung anhängen solle? Nachdem ich diese schöne Abhandlung nicht nur mit aller Aufmerksamkeit durchgelesen, sondern sogleich eine Anwendung derselben auf einen Cometen versucht hatte, welcher die Verzweiflung so vieler Astronomen ausgemacht und der Stein des Anstosses aller Berechnungs-Methoden war, davon ich besser unten sprechen werde, fand ich solche von so ausnehmender Leichtigkeit und Anwendbarkeit; sie gewährte mir eine solche überraschende Befriedigung und überzeugte mich so sehr von dem Nutzen und Gewinn, der daraus für die sonst so ermüdenden Berechnungen der Cometenbahnen erwächst, dass ich mich sogleich entschloss, von obigen drei Anfragen, deren Entscheidung der Herr Verfasser meinem Rathe zu überlassen, das Vertrauen hatte, den ausgedehntesten Gebrauch zu machen, wozu ich noch durch folgende hinzugekommene Umstände nothgedrungen ward.

Bekanntlich sind Verleger zu mathematischen und astronomischen Werken in dem Verhältnisse schwer zu erhalten, je gründlicher und gelehrter die Schriften sind, die ihnen zum Verlage angeboten werden. Es ist ihnen auch nicht zu verdenken; denn Verleger, welche nur merkantilisch und auf Renner spekuliren, finden ihre Rechnung besser bei einem schalen Roman, als mit den Schriften eines Euler, La Grange, La Place, Kästner, Hindenburg, Klügel, Hennert u. s. w. Solcher Anstalten, wie die englische und französische Nation, hat sich die deutsche (vielleicht eben deswegen, weil sie noch keine Nation ausmacht) nicht zu erfreuen, es giebt da noch keine Clarendon Press, keine Boards of Longitude, keine Imprimeries Royales oder Nationales, in

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