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Sinne zurückliess. Dagegen blieb unter Anwendung des stärksten Stromes 460.1 bei beiden Richtungen desselben der gleiche Rest von permanentem Magnetismus 10.5; da der durch diesen Strom erzeugte temporäre Magnetismus 84.8 betrug, so war ungefähr der achte Theil desselben permanent geblieben.

Hr. Professor Dr. Winkler in Freiberg hatte die Güte, mir über die Darstellung der im Vorstehenden untersuchten Nickel- und Kobaltstücke Folgendes mitzutheilen.

„Es hatte die Darstellung dieser strengflüssigen Metalle in grösseren und dabei dichten, blasenfreien Gusstücken ihre ganz bedeutenden Schwierigkeiten und im Verlauf der hierüber angestellten Versuche sind von jedem der in Rede stehenden Metalle wohl an 100 Kgr. in Mengen von je 2 bis 5 Kgr. eingeschmolzen und gegossen worden.

Insbesondere galt es:

1. die Erzeugung einer hinlänglich hohen Temperatur; 2. die Herstellung feuerfester Schmelzgefässe;

3. die Fernhaltung von Kohlenstoff und Silicium von den schmelzenden Metallen;

4. das Giessen in sauerstoffreier Atmosphäre, weil die Anwesenheit sauerstoffhaltiger Luft stets ein Saugen der Metalle und die Erzeugung blasiger Gusstücke zur Folge hatte.

Als Schmelzapparat diente ein runder feuerfester Ofen mit hoher Esse, worin statt eines Rostes eine durchlochte Eisenplatte eingelegt worden war, welche gleichzeitig die Decke eines Windreservoirs bildete. Die Construction war eine ähnliche, wie diejenige des bekannten Deville'schen Gebläseofens. In die Mitte der eisernen Platte kam auf einen sogenannten Käse aus feuerfestem Thon der beschickte Tiegel zu stehen, worauf der Ofen mit Holzkohlen gefüllt und zu mässiger Rothgluth erhitzt wurde. Nachdem dies geschehen, ward Kohle und Asche entfernt, der ganze Ofen gut gereinigt, frische Holzkohle aufgegeben und nun von unten der Wind eines Cylindergebläses zugeführt, welches pro Minute 3-400 Cubikfuss Luft lieferte.

Die Verbrennung erfolgte jetzt auf das lebhafteste unter Entwickelung hoher Hitze; durch fortwährendes Einstossen eines eisernen Stabes in das Brennmaterial wurde das Hohlbrennen und das Kaltblasen des Tiegels sorgfältigst zu verhindern gesucht.

Holzkohle allein gab zu flüchtige Hitze; Cokes allein liess bald Verschlackung eintreten; es wurde deshalb mit dem Brennmaterial derart gewechselt, dass man

5 Minuten lang mit reiner Holzkohle

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Bei Beobachtung dieser Regel erzielte man vollkommene, für das Auge ganz unerträgliche Blauglut und vermochte innerhalb 20 Min. 5-6 Kgr. Kobalt oder Nickel sicher in dünnen Fluss zu bringen, ohne dass der Ofen zuschlackte.

Es wurde sodann der Wind abgestellt, der thönerne Vorsetzer, welcher die Brust des Ofens bildete, abgenommen, das Brennmaterial behend herausgezogen und dem Tiegel, welcher zumeist vollkommen erweicht war, eine halbe Minute zu oberflächlicher Erstarrung gegönnt, worauf man ihn mit der Zange fassen und herausheben konnte. Der fest aufgeschmolzene Deckel wurde dann sofort mit Meissel und Hammer entfernt und das in blendender Gluth befindliche Metall in eine Form aus trockenem Sand oder gebranntem Thon gegossen.

Die beim Schmelzen angewendeten Tiegel wurden nach vielen Variationen am zweckmässigsten durch eine Combination mehrerer Tiegel aus verschiedenem Material erhalten. Einfache Tiegel, selbst die besten englischen Graphittiegel, widerstanden der Hitze nie, sondern flossen

zusammen.

Man setzte deshalb in einen derartigen Tiegel einen hessischen Thontiegel, füllte die Zwischenräume mit Chamotte aus und bettete in den Thontiegel mit Hülfe eines

Magnesiafutters wieder einen grossen Tiegel aus Elgersburger Porcellan ein. Es kam nur selten vor, dass alle drei Tiegel geschmolzen gewesen wären; gewöhnlich war der Graphittiegel ganz verschwunden und der hessische stark angegriffen, immerhin aber doch nur so, dass er im Verein mit dem Magnesiafutter noch eine hinlänglich schützende Hülle für den Porcellantiegel bildete.

Die Deckel mussten die Stärke gewöhnlicher Mauerziegel haben, wenn sie nicht wegschmelzen sollten. Nachdem der Tiegel gefüllt war, wurde der Deckel aufgesetzt und das Ganze bis auf eine kleine Oeffnung mit einem Gemenge von gebranntem und ungebranntem Porcellanthon und Wasserglas lutirt. Hierauf musste wenigstens 24 Stunden lang stark getrocknet und sehr vorsichtig angewärmt werden.

Die Tiegelbeschickung war folgende: Zunächst wurde reines geglühtes und gemahlenes Kobalt- oder Nickeloxydul mit 10-12 % reiner Stärke oder feinstem Weizenmehl innig gemischt und dieses Gemenge in einen Tiegel gebracht, welchen man in einen zweiten setzte, so dass alle Zwischenräume mit Holzkohlenpulver gefüllt werden konnten. Es wurde hierauf bis zum mässigen Glühen erhitzt und erkalten gelassen. Der innere Tiegel enthielt dann Kobalt- oder Nickelmetall in Gestalt eines zarten Pulvers, welches jedoch etwas kohlenstoffhaltig war. Im übrigen enthielt es nur Spuren von Verunreinigungen, war frei von Eisen, Kupfer, Arsen, Schwefel u. s. w. und das Kobalt enthielt ca. 0.3 % Nickel, wie umgekehrt das Nickel 0.3-0.5 % Kobalt enthalten mochte.

Das feine Metallpulver wurde nun mit 25-30 % seines Gewichtes reinen Kobaltoxyduls, beziehungsweise Nickeloxyduls innig gemengt, das Gemenge in den in gedachter Weise umhüllten Porcellantiegel gebracht und, wie beschrieben, eingeschmolzen. Der Sauerstoff der zugesetzten Oxyde verbrannte hierbei den geringen Kohlenstoffgehalt der Metalle vollständig und man fand schliesslich

nicht allein das reine Metall, sondern auch den zugesetzten Oxydüberschuss in vollkommenem Flusse.

Beim Giessen begann das Metall, sobald es in die Form gebracht worden war und erstarren wollte, gewöhnlich lebhaft zu schäumen und zu spritzen, wahrscheinlich weil es Sauerstoff absorbirt hatte, den es nun plötzlich fahren liess. Man erhielt infolge dessen stets undichte, blasige Güsse.

Es wurde deshalb um den Einguss der Form ein starker Baumwollendocht gelegt, der mit Theer oder Petroleum getränkt war. Bei der Annäherung des heissen Tiegels entzündeten sich diese und bildeten eine grosse reducirende Flamme, durch die hindurch das Giessen erfolgte. Auf solche Weise gelang es, das Metall vom absorbirten Sauerstoff zu befreien und Güsse zu erhalten, die dicht, oder doch fast ganz dicht waren.

Die Gusstücke liess man langsam erkalten, befreite. sie oberflächlich vom anhaftenden Sande und nahm dann mit Hülfe der Hobelmaschine an allen Seiten 5-6 Mm. weg, wodurch die sogenannte Gusschwarte vollkommen beseitigt wurde.

VII. Ueber die Abhängigkeit der Reibung der Gase von der Temperatur; von J. Puluj. (Aus den Wien. Ber. zweite Abth. LXXIII. Mai-Heft. Jahrg. 1876; vom Herrn Verfasser mitgetheilt.)

Reibungsapparat.

Die Untersuchungen über die Reibung der Gase, welche

hier mitgetheilt werden sollen, wurden im physikalischen Institute in Strassburg ausgeführt. Es diente mir zu denselben ein Apparat, den Hr. Professor Dr. Kundt mir bereitwilligst zur Verfügung stellte. Derselbe ist von einer

etwas einfacheren Construction als jener, den Prof. Kundt und Warburg zu ihren Versuchen über Reibung und Wärmeleitung der Gase benutzten. 1) Zur Erläuterung der Zeichnung, die ich nach dem Apparate gemacht habe, möge Folgendes dienen.

Ein starker Eisenring Taf. I Fig. 5 ruht auf drei Stellschrauben und trägt acht Messingsäulen, in denen acht Messingstäbe sich auf- und niederschrauben lassen. Vier von diesen Stäben a tragen die obere fixe Scheibe, welche aus zwei Halbscheiben von dickem Spiegelglas besteht; die untere Scheibe ruht auf vier Stäben b. Beide können der schwingenden Scheibe aus dünnem Spiegelglas, die sich zwischen denselben befindet, nach Belieben genähert werden. Am Eisenring ist noch ein Stativ hh befestigt und trägt oben (in der Zeichnung nicht sichtbar) eine Vorrichtung für die bifilare Aufhängung. Die bewegliche Scheibe war an einem Messingstiel r von 22.5 Mm. Länge, 4.4996 Mm. Durchmesser und 28.301 Gr. Gewicht senkrecht angekittet. Am Stiele lässt sich eine sehr feine Messinghülse mit einem Spiegel s aus platinirtem Glas auf- und niederschieben, und am oberen Ende desselben ist eine sehr kleine Rolle angebracht, über die der Aufhängedraht ein sehr feiner

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geschlungen

Silberdraht von 0.06301 Mm. Durchmesser werden kann. Die Rolle hat den Zweck, die Ausdehnung des Drahtes auf beide Theile der bifilaren Aufhängung gleichmässig zu vertheilen. Hülse sammt Spiegel und Rolle hatten ein Gewicht von 1.297 Gr.

Die Aufhängevorrichtung, bestehend aus zwei Metallstäbchen, deren Enden mit nach aufwärts gebogenen Häkchen versehen sind, gestattet durch Auf- und Niederschrauben eines jener Stäbchen in der verticalen Richtung die Länge des Aufhängedrahtes nach Belieben zu ändern. Die ganze Aufhängevorrichtung lässt sich noch um ihre verticale Axe drehen, wodurch dem Spiegel eine geeignete Stellung gegen das Fernrohr gegeben werden kann.

1) Pogg. Ann. CLV.

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