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Die gekräuselten Wölkchen lassen sich etwas längere Zeit erhalten, namentlich wenn sie hinlänglich nahe dem Rande der Rauchschicht auftreten, wobei zugleich auch Spuren von radialen Spaltungen bemerkbar sind. Ich halte sie für eine Folge der electrischen Influenz.

Bringen wir endlich die schon sehr geschwächte Flasche ganz in die Nähe der Rauchschicht, so dass ein kleiner Funke auf den Tisch überschlagen kann, so wird die ganze Rauchschicht in Form einer concaven Kreisfläche schnell auseinandergetrieben. Vor diesem letzten Stadium verschwindet indess gewöhnlich der Rauch auf dem Tische, indem die kleinen Kohlentheilchen desselben an dem Tisch adhäriren und sich von demselben nicht mehr loslösen können.

Eine dritte Erscheinung erhält sich, wenn sie einmal auftritt, bis zum letzten Augenblicke des Experimentes. Es zeigen sich nämlich auf der Rauchschicht sich. schlängelnde und scharf begrenzte Furchen, die schattenartig in der Rauchschicht herumschwimmen und den Bewegungen der Leydner Flasche überall nachfolgen.

Anfangs treten nur wenige Furchen, manchmal nur eine einzige auf, später mehren sie sich so sehr, dass sie in der Rauchschicht vollständige Unordnung herbeiführen.

Diese Erscheinung scheint darauf hinzudeuten, dass sich an den Kopf der Leydner Flasche kleine Staubkörnchen ansetzen, von denen, wie von Spitzen, der electrische Wind in unendlich feinen kegelartigen Strahlen (Bündeln) ausströmt, die an ihrer Oberfläche sehr glatt und ungemein zart sein müssen, da die Ränder der durch sie erzeugten Furchen scharf abgeschnitten erscheinen, eine Furche sich oft nur bis in die Hälfte der ohnehin nicht dicken Rauchschicht senkt und in ihr die Wölkchen der ersten Erscheinung auftreten und sie ausfüllen. Wenn wir Wenn wir beim Entstehen der Furchen die Leydner Flasche ganz ruhig halten, so erscheinen nur schattige, grössere und kleinere Punkte in der Rauch

schicht, die dauernd ihre Stellen behalten, selbst wenn die Rauchwellen aus dem Papiertrichter schneller ausströmen. Bewegt man aber die Leydner Flasche und treten nur zwei oder drei kegelartige Strahlen nebeneinander auf, so schlängeln sie sich parallel nebeneinander. Die Umrisse der Furchen bleiben mehrere Secunden hindurch sichtbar, namentlich auf dem Rande der Rauchfläche, wo diese weniger beweglich ist. Sie sind, wenn sie einmal auftreten, um so breiter, je weiter die Leydner Flasche von der Rauchfläche entfernt ist.

Gute Leiter und Glastafeln unter der Rauchschicht scheinen auf alle diese Erscheinungen keinen Einfluss auszuüben.

Ist die Leydner Flasche mit negativer Electricität geladen, so treten ganz dieselben Erscheinungen auf, nur muss die Flasche viel näher an die Rauchschicht gebracht werden.

Alle diese Erscheinungen scheinen den Beweis liefern zu können, dass die am Himmel sichtbaren Schäfchenwolken den Grund ihrer Bildung in den mit Electricität geschwängerten Luftströmen haben. Mögen dieselben positiv oder negativ electrisch sein, so werden sie gewiss auf die gefrorenen Wasserdämpfe der atmosphärischen Luft selbst in grosser Höhe über denselben mittheilend oder auch influenzirend wirken. Die verdünnte Luft muss die Fernwirkung der Electricität im hohen Maasse begünstigen, und es können demnach in letzterem Falle die Schäfchenwolken an dem Orte ihrer Entstehung längere Zeit ruhig verweilen.

Zum Abschluss dieser Versuche dürfte noch längere Zeit erforderlich sein, weshalb ich sie schon jetzt in ihrem ersten Stadium veröffentliche.

Arad, den 3. Februar 1877.

IX. Apparat zur Bestimmung der Brennweite sphärischer Linsen und Linsensysteme; von Dr. Meyerstein in Göttingen.

Es ist längst meine Absicht gewesen, den von mir construirten Apparat zur Bestimmung der Haupt- und Brennpunkte sphärischer Linsen und Linsensysteme zu beschreiben, zu dessen Construction ich durch Gauss' „dioptrische Untersuchungen" angeregt war, allein meine vielen Arbeiten nahmen mich fortwährend in Anspruch, so dass ich schliesslich nicht mehr daran gedacht hatte und erst durch Hrn. Dr. Hoppe wieder daran erinnert wurde. Ich gebrauche meinen Apparat seit dem Jahre 1844 und nur durch einen Zufall erhielt Hr. Dr. Hoppe Kenntniss von demselben, nachdem er seinen Aufsatz schon längst Hrn. Prof. Poggendorff eingesandt hatte.

Da ich bei der Construction meines Apparates vorzüglich darauf bedacht war, Linsen von ausserordentlich kleinen Brennweiten mit grosser Schärfe messen zu können, so genügten mir die Beobachtungen mit blossem Auge nicht.

Ich betrachte das Bild, welches von einer entfernten Scala durch die zu messende Linse entsteht, mit einem Mikroskope und messe seine Grösse mit demselben. Dasselbe Verfahren wende ich auch bei Linsen von grossen Brennweiten an. Durch diese Methode bin ich genöthigt, eine andere Formel für die Berechnung der Brennweite zu gebrauchen, als die, welche aus der theoretischen Entwickelung des Hrn. Dr. Hoppe für seinen Apparat hervorgeht. Bezeichnet man nämlich die Grösse des durch die Linse entstandenen Bildes der Scala mit B und den Werth des Mikrometer-Mikroskops für ein Millimeter, in Theilen des Schraubenkopfes des Mikroskops ausgedrückt, mit A, so ist die Vergrösserungszahl, welche ich in

A
B

meiner Formel mit n bezeichne, und ich erhalte demnach für die Brennweite:

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a den Abstand der Linse von der Scala, b den Abstand der Linse von der Scala, nachdem die Linse um 180°, mittelst einer verticalen Axe, gedreht ist. Bei der Bestimmung von a und b ist die Voraussetzung gemacht, dass das Bild der Scala sowohl in der Stellung bei a, als auch bei bein mit dem Mikroskop vollkommen scharf messbares ist.

c bezeichnet den Abstand eines Objectes von der Scala, welches zwischen der Scala und dem Mikroskope sich befindet und mit dem Mikroskope scharf sichtbar ist Die Grössen c und A sind für einen und denselben Apparat constant.

Die Einrichtung meines Apparates ist folgende:

Auf dem mit einem schweren Fusse versehenen Cylinder S, Fig. 1b Taf. II lässt sich eine cylindrische Röhre R, deren Länge etwas mehr als ein Meter beträgt, auf- und abschieben. Am Ende dieser Röhre befindet sich eine Scala von Elfenbein s' Fig. 1, a, b, c), welche sich ebenfalls höher und tiefer stellen lässt. Die Röhre ist in einzelne Millimeter getheilt, der Nullpunkt der Theilung liegt mit der eingetheilten Fläche der Elfenbein-Scala in einer Verticalebene.

Um eine Durchbiegung der Röhre R zu vermeiden, ist dieselbe durch den Stab T unterstützt. Auf der Röhre R lässt sich der kleine Apparat zur Aufnahme der zu messenden Linsen oder Linsensysteme verschieben. Dieser Apparat besteht aus einer gekreuzten Platte aaa' (Fig. 1a u. b), in welcher zwei einander gegenüberliegende Schlitze zur Führung der verticalen Ständer bb sich befinden. Ein jeder dieser Ständer bb ist in verticaler Richtung mit einer Nuth versehen, zwischen welchen die zu messende

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Linse L durch das Zusammenschieben der Ständer nicht nur festgehalten wird, sondern so geschoben werden kann, dass ihr Mittelpunkt in einer durch die Axe des Mikroskops gedachten Verticalebene liegt; die richtige Höhe der Linse, um sie in die Axe des Mikroskops zu bringen, wird durch Verschiebung der Röhre R auf dem Cylinder S erreicht. Die Platte aaa' ist nach unten mit einem Zapfen z versehen, welcher in eine auf H befestigte Hülse e eingepasst ist und in derselben sich drehen lässt. An e ist ein Arm ce befestigt. An einem jeden Ende desselben befindet sich eine Correctionsschraube, gegen welche, an der einen oder anderen Seite, der mit d bezeichnete Vorsprung, welcher an a' sitzt, sich anlegt; dadurch ist man im Stande, dem Stücke aaa' eine Drehung von genau 180° zu geben.

Das zur Messung dienende Mikrometer-Mikroskop M lässt sich, wie aus Fig. 1, b ersichtlich ist, mit der Röhre R parallel stellen. Nachdem nun der Werth des Mikroskopes für ein Millimeter bestimmt ist, bringt man ein weisses Blättchen Papier, auf welchem auf beiden Seiten ein feines Kreuz gezeichnet ist, zwischen die Ständer bb und verschiebt H so lange, bis man im Mikroskope ein scharfes Bild des Kreuzes erhält. In dieser Stellung liest man die Theilung auf R ab, welche der Index an Hangibt. Der Index fällt mit der Axe des verticalen Zapfens z nahezu zusammen. Nun dreht man aaa' um 180°, bringt das Kreuz wieder zum deutlichen Sehen im Mikroskope und liest die Theilung auf R wieder ab. Das Mittel aus diesen beiden Ablesungen ist der Werth, den ich in meiner Formel mit e bezeichnet habe. Soll nun die Brennweite einer Linse bestimmt werden, so bringt man dieselbe zwischen die Ständer bb und bewegt H so lange vor oder zurück, bis man ein scharfes messbares Bild von der Eintheilung der Scala s erhält. Nachdem man in dieser Stellung den Stand von H abgelesen hat, welcher in der Formel mit a bezeichnet ist, wird das Bild der Scala (4) mit dem Mikroskope gemessen und in Trom

c

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