Page images
PDF
EPUB

Die Leitungsfähigkeit wird mit wachsendem Salzgehalt continuirlich vermehrt oder vermindert.

Die Leitungsfähigkeit von schwefelsaurem Kali, welches in kaltem Wasser schwerlöslich ist, scheint mit wachsendem Salzgehalt zuzunehmen. Um mit einiger Gewissheit entscheiden zu können, ob dies wirklich der Fall sei, würde es interessant gewesen, sein, das Salz bei einer höheren Temperatur zu untersuchen, in welchem Falle die Untersuchungen auch mehr concentrirte Auflösungen umfassen können. Die Umstände haben mir jedoch dieses nicht erlaubt. Bei Chlorkalium haben Kohlrausch und Grotrian als Ausdruck des Verhältnisses der Leitungsfähigkeit zum Salzgehalt die gerade Linie gefunden; sie haben sogar bemerkt, dass sich die Leitungsfähigkeit bei 0° schneller vermehrt, wenn der Salzgehalt der Lösung zunimmt. Die von mir gefundenen Resultate widersprechen der Voraussetzung nicht, dass bei schwefelsaurem Kali dasselbe Verhältniss stattfindet.

Die Leitungsfähigkeit des schwefelsauren Natrons, welches gleichfalls in kaltem Wasser schwerlöslich ist, vermehrt sich bei zunehmendem Salzgehalt ein wenig langsamer als die der Lösungen von schwefelsaurem Kali.

Beim schwefelsauren Ammoniumoxyd, welches von Wasser sehr leicht gelöst wird, nimmt auch die Leitungsfähigkeit mit dem Salzgehalt zu. Sie scheint sich aber einem Maximum zu nähern, denn bei einem höheren Concentrationsgrade wird sie mit wachsendem Salzgehalt nicht vermehrt.

Die Lösung von schwefelsaurer Magnesia, einem in kaltem Wasser ziemlich leicht löslichem Salze, die bei einer Temperatur von 8° den electrischen Strom am besten leitet, enthält ungefähr 16% Salz. Andere Lösungen dieses Salzes sind nicht so gute Leiter.

Saures schwefelsaures Kali verhält sich weniger regelmässig als die übrigen von mir untersuchten Salze. Dies ist wahrscheinlich von einiger Verunreinigung des Salzes

verursacht worden. Es ist ein besserer Leiter als neutrales schwefelsaures Kali und zu gleicher Zeit leichter löslich.1)

4

Nach der abnehmenden Leitungsfähigkeit geordnet, nehmen die erwähnten schwefelsauren Salze die folgende Reihenfolge ein: (NH4)2SO4, (KH) SO, K2SO4, Na2SO4, MgSO, Kohlrausch und Grotrian haben bei Chloriden von Alkalien und von alkalischen Erdarten die folgende Ordnung gefunden: NH, Cl, KCl, NaCl, LiCl, Ca Cl2, Sr Cl2, Ca Cl2 und Mg Cl2. Es existirt also zwischen den Chloriden von Alkalien oder von alkalischen Erdarten und den ihnen entsprechenden auflöslichen schwefelsauren Salzen eine gewisse Analogie.

4

Unter den Salzen, deren Lösungen eine relativ grosse Leitungsfähigkeit haben, nehmen die Ammoniumsalze den ersten Platz ein. Kohlrausch und Grotrian haben eine Salmiaklösung gefunden, die beinahe die Hälfte der Leitungsfähigkeit der am besten leitenden, bekannten Säure hat. Wiedemann fand, dass das salpetersaure Ammoniumoxyd eine grosse Leitungsfähigkeit besitzt; meine Untersuchungen zeigen, dass das schwefelsaure Ammoniumoxyd eine grössere Leitungfähigkeit als alle anderen untersuchten schwefelsauren Salze hat.

Die folgende Tafel enthält einige Bestimmungen der Leitungsfähigkeit der Lösungen von Chlorkalium, Chlornatrium, Chlorammonium und Chlormagnesium, zusammengestellt mit Bestimmungen der Leitungsfähigkeit der Lösungen von den jenen entsprechenden schwefelsauren Salzen. Die Bestimmungen für die Lösungen der ersten Salze habe ich den von Kohlrausch und Grotrian gelieferten Berechnungen entnommen.

1) Nach den Diffusions versuchen von Graham ist das Salz in der Lösung dissociirt. Die Red.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors]

Hieraus folgt das beachtenswerthe Resultat, dass die Chloride der Alkalien und alkalischen Erden eine grössere Leitungsfähigkeit als die ihnen entsprechenden löslichen schwefelsauren Salze besitzen.

IV. Bestimmung der elektrischen Leitungsfähigkeit von Flüssigkeiten mit constantem Strome; von Joh. Tollinger aus Innsbruck.

Die hier mitgetheilte Untersuchung hat weniger den Zweck,

die Leitungsvermögen von Flüssigkeiten neu zu ermitteln, als vielmehr die Werthe, welche die Herren F. Kohlrausch und O. Grotrian 1), sowie F. Kohlrausch) allein mit Wechselströmen gefunden haben, mit constantem Strome zu prüfen.

Zugleich erlaube ich mir, das dabei benutzte, vom gewöhnlichen etwas abweichende Verfahren zu beschreiben, da es sich als sehr zweckmässig erwiesen hat.

1) Pogg. Ann. CLIV. p. 1. 215.

2) Pogg. Ann. CLIX. p. 233.

Götting. Nachr. 1877, April 181.

Untersucht man die Flüssigkeit in Trögen, so ist die Bestimmung des Querschnittes etwas unsicher; in einfachen Glasröhren bilden dagegen die zwischen den Electroden befindlichen Gasblasen eine Fehlerquelle.

-

Diese beiden Misstände wurden vermieden, indem ich auf Veranlassung des Hrn. Prof. Kohlrausch anstatt der geraden eine U-förmig gebogene Glasröhre in Anwendung brachte, so dass die Electroden in die beide Schenkel vertheilt werden.

Man weiss ferner, dass ein constanter Werth der Polarisation nur durch eine grössere Dichtigkeit des Stromes an den Electroden erreichbar ist. Demnach empfiehlt es sich, Electroden von kleiner Oberfläche anzuwenden, weil starke Ströme durch die Wärmeentwickelung und chemische Zersetzung der Flüssigkeit Fehler mit sich bringen. Anstatt zusammenhängender Flächen wurden deswegen 2-3 Ctm. lange, spiralförmig eben gebogene Platindrähte als Electroden gebraucht, die mit dem einen Ende behufs Verschiebung in den Schenkeln der U-Röhre in enge Glasröhren eingeschmolzen waren. Durch diese Form erreichte man gleichzeitig, dass die entwickelten Gase leicht entweichen konnten, was durch Platinirung der Electroden noch befördert wurde.

Die untersuchte Flüssigkeitssäule befand sich nebst einem Rheostaten in dem einen Zweige der Wheatstoneschen Brücke. Eine ähnliche Röhre, mit eben solchen, gleich langen Electroden und derselben Flüssigkeit, sowie ein Rheostat war in den anderen Zweig der Brücke eingeschaltet, um die durch Inconstanz des Stromes und der Temperatur verursachten kleinen Aenderungen der Polarisation zu eliminiren.

Das Ganze war also nach Schema Taf. IV, Fig. 1 geordnet.

Beim Versuche blieben die Electroden der Röhre B sowie der passend gewählte Widerstand in R' unverändert, während im anderen Zweige der Brücke die Electroden um bestimmte, an der Marke m abzulesende Längen ver

schoben, und der dadurch aus- oder eingeschaltete Widerstand durch den bekannten des Rheostaten R compensirt wurde.

Auf diese Weise war man von einer kleinen Ungleichheit der beiden Widerstände w und w' auch ohne Commutator ganz unabhängig; auch war es nicht nothwendig, die Stromstärke in der Brücke vollständig auf Null, sondern nur immer auf dieselbe Stärke zu bringen. Dies geschah mittelst eines Spiegelgalvanometers (G), das bei nicht ganz gleicher Einstellung auch bequeme Interpolation erlaubte.

5

0

Um die Temperatur der Flüssigkeitssäule constant erhalten und bestimmen zu können, tauchten beide URöhren in ein grösseres Wasserbad, dessen Temperatur durch einen Rührer immerfort ausgeglichen und durch ein Thermometer (in. 1° getheilt) gemessen wurde. Geringe Aenderungen in der Temperatur machten sich durch eine langsame Vorwärtsbewegung im Galvanometer bemerklich. Deshalb wurden die Ablesungen und Verschiebungen gewöhnlich in regelmässigen Zeitintervallen (-11⁄2 Minute) vorgenommen, die Bestimmung des Widerstandes bei der Einstellung I der Electroden nach jener von II wiederholt, und aus den Beobachtungen I und III das Mittel genommen. Hat man durch einen Vorversuch die den zwei verschiedenen Stellungen der Electroden entsprechenden Wider-stände annähernd ermittelt, so ist ein Versuch in 2-4 Minuten beendet.

3

Zur Kalibrirung der U-Röhre wurde ein Schenkel geschlossen und mit Wasser gefüllt; in den anderen wurde das Wasser, um die Röhre nicht zu benetzen, durch einen Stechheber oder einen Trichter mit langer Röhre gebracht, seine Menge durch Wägung ermittelt und das Volumen an der angebrachten Millimetertheilung abgelesen. Die Röhre zeigte sich auf 1 Mm. genau kalibrisch und hatte im Mittel einen Querschnitt von 148.45 Mm. Für diese Versuche war nur der eine Schenkel der Röhre kalibrirt worden; es steht aber natürlich nichts im Wege, im all

« PreviousContinue »