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gemeinen beide zu Verschiebungen der Electroden zu benutzen. Nur dann ist es rathsam, blos die eine Hälfte auszunutzen, wenn eines der entstehenden Gase lange in der Flüssigkeit suspendirt bleibt und so langsam aufsteigt, dass die bei der Verschiebung der Electroden nach oben zwischen dieselben kommenden Gasblasen Fehlerquellen bieten würden.

Entspricht nun einer Flüssigkeitssäule von der Länge 7 Meter ein Widerstand von w Siemens-Einheiten, so ist die Leitungsfähigkeit auf Quecksilber bezogen:

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In der folgenden Zusammenstellung sind diese Zahlen für das Leitungsvermögen noch mit 108 multiplicirt.

Die Reduction derselben auf die Temperatur 18° geschah nach den eingangs erwähnten Bestimmungen von F. Kohlrausch und von F. Kohlrausch und O. Grotrian. Mit Ausnahme der Schwefelsäure wurden die nämlichen Flüssigkeiten speciell für diesen Zweck auch mit Wechselströmen in denselben Gefässen untersucht, welche Hr. Prof. Kohlrausch angewandt hat. Soweit Beobachtungen von Kohlrausch vorliegen, werden sie mit aufgeführt. Die Unterschiede dieser Zahlen unter einander (im Maximum 1.7% bei K, CO3) lassen sich leicht durch die vielleicht etwas verschiedene Beschaffenheit der Flüssigkeiten und die graphische Interpolation, durch welche diese Werthe aus den Beobachtungen von Kohlrausch abgeleitet worden sind, erklären; denn die von mir untersuchten Flüssigkeiten wurden einfach durch Auflösen der von der Fabrik als chemisch rein bezogenen, aber nicht weiter geprüften resp. neutralisirten Salze hergestellt und ihre Concentration aus der Dichte ermittelt.

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In der letzten Spalte umstehender Tabelle stehen die Unterschiede der mit constanten und Wechselströmen erhaltenen Resultate; sie belaufen sich im Mittel auf etwa Da dieselben alle in einer Richtung liegen und

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Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. I.

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Wider- bei der

Leitungsfähigkeit k

stand der-Tempera-mit constant. Strom. mit Wechselstr. selben. tur.

Untersch. constant. Strom

bei der Temperatur

bei 180 nach

minus

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Wechselstr. in Proc.

Tollinger. Kohlrausch.

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grösser sind als die aus den directen Versuchsfehlern zu erwartenden Ungenauigkeiten, so ist jedenfalls eine Ursache vorhanden, welche die mit dem constanten Strome gefundene Leitungsfähigkeit um einen kleinen Betrag grösser ausfallen liess. Diese Ursache in einer Polarisation der Wechselströme oder gar in einer unvollkommenen Gültigkeit der Ohm'schen Gesetze für die Flüssigkeiten zu suchen, ist kein Grund vorhanden, da ein kleiner Fehler in der Ausmessung des Apparates, (die benutzte Längentheilung könnte möglicherweise durch ihre Ungenauigkeit schon einen Fehler bis zu 13% hervorrufen), oder auch vielleicht eine Erwärmung der Flüssigkeit durch den Strom, die sich nicht schnell genug ausgleichen kann, nicht ausgeschlossen ist. Auf letzteren Grund würde der Umstand hindeuten, dass das Maximum der Unterschiede bei der 84.6 procentigen Schwefelsäure (1.3%) auftritt, welche Flüssigkeit sowohl eine grosse Zähigkeit, als auch eine bedeutende Aenderung des Leitungsvermögens durch die Temperatur (per Grad 3.7%) besitzt, während das Minimum der Unterschiede auf HKSO, fällt, welche Lösung in beiden Beziehungen so ziemlich das entgegengesetzte Verhalten zeigt. Jedenfalls ist aber die Uebereinstimmung der Werthe hinreichend, um ersehen zu können, dass die mittelst der Inductionsströme gefundenen Leitungsvermögen sich von den mit constanten Strömen ermittelten nicht wesentlich unterscheiden; dass also z. B. der Schwefelsäure wirklich diese Maxima und Minima zukommen, wie sie F. Kohlrausch gefunden.

Aus diesen Untersuchungen lässt sich auch die Brauchbarkeit des hier beschriebenen Verfahrens beurtheilen. Obwohl die Anwendung der Wechselströme an Bequemlichkeit und Genauigkeit der Beobachtungen dem constanten Strome überlegen ist, so lassen sich doch auch auf diese Weise recht befriedigende Resultate erzielen, selbst ohne Anwendung je nach der Flüssigkeit verschiedener, die Polarisation ausschliessender Electroden. Die Beob

achtungsfehler betrugen hier kaum mehr als 0.1%. Die Resultate werden noch etwas genauer ausfallen, wenn man die Stromstärke, die für diese Versuche den Werth von 0.16-0.5, gewöhnlich 0.25-0.3 E. Weber in einem Zweige der Brücke erreichte, noch etwas kleiner nimmt und damit auch die Hauptfehlerquellen der Erwärmung und Zersetzung der Flüssigkeit durch den Strom vermindert. Auch würde sich unschwer an der Biegungsstelle der U-Röhre ein Thermometer einsetzen lassen, um immer sicher die wirkliche Temperatur der Flüssigkeit zu kennen.

Grössere Fehler freilich stellen sich heraus bei solchen Flüssigkeiten, bei denen sich infolge der Zersetzung durch den Strom und secundärer Processe die Electroden mit einer schlechtleitenden Kruste überziehen, wie es z. B. bei einer Lösung von Ca Cl2 geschieht, wo sich ein Ueberzug von Kalk bildet.

Phys. Lab. d. Univ. Würzburg im April 1877.

V. Ueber die sogenannte Unipolarität der Flammenleitung und über wirklich unipolare electrische Erscheinungen; von Hermann Herwig.

§. 1.

In den Untersuchungen der jüngsten Zeit ist für ver

schiedene Fälle die fundamentale Thatsache constatirt worden, dass an den Unterbrechungsstellen einer eigentlichen Leitung die an Körpertheilchen gebundene Electricität unter gleichen Umständen leichter austritt, wenn sie negativ ist, als wenn sie positiv ist. Berührt werden Fälle dieser Art schon von Faraday.1) Genauere Versuche haben indessen zuerst die Herren G. Wiedemann und Rühlmann für den Fall gegeben, dass eine Holtz'sche

1) Man sehe unter anderm Pogg. Ann. XLVIII. p. 277 in Nr. 1501.

Maschine sich durch Röhren mit verdünnten Gasen entladet.') Hr. G. Wiedemann hat dann, offenbar die Allgemeinheit dieser Beziehung ins Auge fassend, ganz kürzlich ihr Zutreffen auch auf ferneren Gebieten gezeigt. Inzwischen hatte auch ich weiteres experimentelles Material beigebracht und glaubte dann gleichfalls, die Allgemeingültigkeit des erwähnten Satzes hinstellen zu dürfen,2) musste aber vorläufig die Flammenleitung ausnehmen, die eine andere Art der electrischen Bewegung zu bedeuten. schien und bekanntlich umgekehrt, die positive Electricität leichter von den Electroden in sich aufnimmt, als die negative.3) Bei fernerem Nachdenken jedoch über diesen Gegenstand glaubte ich mich nicht bei einer solchen Ausnahmestellung der Flamme beruhigen zu können und führte eine Reihe von besonderen Versuchen über die Flammenleitung aus. Durch dieselben hoffe ich bewiesen zu haben, dass die positive Unipolarität der Flamme eine ausschliesslich secundäre Erscheinung ist und keine Ausnahme von dem erwähnten sonst gültigen Verhalten darbietet.

Für das Entscheidende bei der scheinbaren Unipolarität der Flammenleitung halte ich das Auftreten von freier Electricität in der Flamme selbst, welche gegen die von aussen zugeführte Electricität wirkend das Anschmiegen der Flammengase an die Electroden oder auch einfach die Uebergabe der äusseren electrischen Bewegung an die Flammengase entweder erleichtert oder erschwert und damit die Differenzen in die Ableitungen hineinbringt. Bei dieser Auffassung würden also namentlich die älteren Flammenversuche in Frage kommen, welche direct die Eigenelectricität der Flammen darzuthun suchten. So hat schon 1813 Brande1) die kräftige Anziehung einer ge

1) Pogg. Ann. CXLV. p. 381.

2) Die genaueren Citate aller hier berührten Arbeiten folgen im §. 7 des gegenwärtigen Aufsatzes.

3) Pogg. Ann. CLIX. p. 559.

4) Schweigger's Journ. XI. p. 66.

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