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Der Schenk von Limburg.
Gezieret war die Stelle
Mit Blumen mannigfalt.
Hier dacht er sich zu legen
Zu einem Mittagsschlaf,
Da rauscht es in den Hägen,
Und stand vor ihm der Graf.

Da hub er an zu schelten:
„Treff' ich den Nachbar hie?
Zu Hause weilt er selten,
Zu Hofe kömmt er nie:

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Man muß im Walde streifen,
Wenn man ihn fahen will,

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Man muß ihn tapfer greifen,
Sonst hält er nirgend still."

Als drauf ohn' alle Fährde
Der Graf sich niederließ,

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„O König, schöner König
Mit deinem goldnen Haar,
Mit deinen blauen Augen,
Gefangner stolzer Aar!
Wie Renos Welle schallet
Dein Lied so lustig und frei;
Im Kerker und in Banden
Bricht nicht dein Herz entzwei ?".
„Im Kerker und in Banden
Blieb Lust und Hoffen mir treu,
Und ob sie den Leib mir umwanden
Mit Ketten, die Seele blieb frei.
Noch leuchtet am Himmel die Sonne,
Die Sterne, fie glänzen noch hell,
Noch trägt mein Vater die Krone,
Der rettet, der rettet mich schnell."

,, König, schöner König,

"

Wirf Lust und Hoffen ins Meer!
Die Sonne leuchtet am Himmel,
Die goldene Sonne nicht mehr!
Laß alle Schleusen springen
Des Schmerzes blutigroth!
Dein Vater ist gestorben,

Der Kaiser, der Kaiser ist todt."

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„Und ist mein Vater gestorben,
Der große Friedrich todt,
So sei fie Gott geklaget,

Des Reichs und meine Noth!
Zehn Monde will ich klagen
Ein großes, tiefes Leid,

Zehn Monde will ich tragen
Ein schwarzes Trauerkleid.

Die Vögel will ich lehren
Meines Schmerzes Melodien,
Die Wogen sollen klagend

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Ums Kind die Nachtigall,

Will in blutigen Thränen ich klagen
Um meines Hauses Fall.

Doch wird's auf den Auen luftig
Und schallet der Vögel Gesang,
So hall' im Thurm auch wieder
Aufs neue der Freude Klang!
Mein Vater stieg in den Himmel,
Die Brüder sanken ins Grab;
Doch Freund und Harf und Liebe,
Das ist's, was ich noch hab'.

Zwei Sonnen, der Liebsten Augen,
Sie schmücken das Kerkerhaus
Mit himmlisch hellen Strahlen
Zum Königssaal mir aus.
Des Freundes Muth verschönet
Den Bund beim rosigen Wein,
Und lustiges Harfenspiel tönet
Ins blühende Land hinein."-

,, König, schöner König,

Wirf Lust und Hoffen ins Meer!
Ich sah sie gestern begraben,
Dein Herzlieb ist nicht mehr.
Im Unglück dein heitrer Geselle,
Der treue Freund ist todt;

Heut Nacht hat er verblutet
Für dich auf dem Schaffot."

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„Und ist mein Herzlieb gestorben

Und hat verblutet die Treu',

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