" Und woll'n sie die Harf' mir zerschlagen, Der leßte Staufe schied." 115 120 B. F. W. Zimmermann. 17 Der Graf von Habsburg. (1273) Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Saß König Rudolfs heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Und rings erfüllte den hohen Balkon 5 ΙΟ Das Volk in freud'gem Gedränge, Laut mischte sich in der Posaunen Ton Denn geendigt nach langem verderblichem Streit 15 Und ein Richter war wieder auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, 20 Doch den Sänger vermiff' ich, den Bringer der Luft, 25 Der mit süßem Klang mir bewege die Brust Und mit göttlich erhabenen Lehren. So hab' ich's gehalten von Jugend an, Und was ich als Ritter gepflegt und gethan, 30 Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreis Gebleicht von der Fülle der Jahre. Der Sänger singt von der Minne Sold, Er preiset das Höchste, das Beste, Was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt; Doch sage, was ist des Kaisers werth An seinem herrlichsten Feste?" 40 Nicht gebieten werd' ich dem Sänger," spricht Man weiß nicht, von wannen er kommt und braust, Wie der Quell aus verborgenen Tiefen, So des Sängers Lied aus dem Innern schallt, Und der Sänger rasch in die Saiten fällt 50 Ihm folgte der Knapp' mit dem Jägergeschoß, 55 In eine Au kommt geritten, Ein Glöcklein hört er erklingen fern, Ein Priester wars mit dem Leib des Herrn, 60 Und der Graf zur Erde sich neiget hir, Zu verehren mit gläubigem Christensinn, Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld, 65 Von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt, Das hemmte der Wanderer Tritte, Und beiseit legt jener das Sakrament, Von den Füßen zieht er die Schuhe behend, 70 Was schaffst du?" redet der Graf ihn an, Herr, ich walle zu einem sterbenden Mann, 75 Im Strudel der Wellen geriffen. Drum daß dem Lechzenden werde sein Heil, Da seht ihn der Graf auf sein ritterlich Pferd Daß er labe den Kranken, der sein begehrt, Und am nächsten Morgen, mit dankendem Blick, ,,Nicht wolle das Gott," rief mit Demuthsinn Das meinen Schöpfer getragen! 80 85 90 Und magst du's nicht haben zu eignem Gewinnst, 95 So bleibt es gewidmet dem göttlichen Dienst: Denn ich hab' es Dem ja gegeben, Von dem ich Ehre und irdisches Gut Zu Lehen trage, und Leib und Blut Und Seele und Athem und Leben." „So mög' euch Gott, der allmächtige Hort, Zu Ehren euch bringen hier und dort, Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt 100 105 |