Euch blühn sechs liebliche Töchter. Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da, Jezt, da er dem Sänger ins Auge sah, Und Alles blickte den Kaiser an, Und erkannte den Grafen, der das gethan, IIO 115 120 Schiller. 18 Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. (1291) Auf der Burg zu Germersheim, Stark am Geist, am Leibe schwach, Und er spricht: „Ihr guten Meister ! Und die Meister sprechen: „Herr, ΙΟ 5 46 Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. Auf nach Speier, auf nach Speier!" Blast die Hörner! bringt das Roß, Doch er ruft: Folgt ohne Zagen!“ · Und das Schlachtroß wird gebracht. Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden,“ Weinend steht der Diener Schaar, Zieht, halb Leich', aus seinem Schloffe. Trauernd neigt des Schlosses Lind' Vor ihm ihre Aeste nieder, Vögel, die in ihrer Hut, Mancher eilt des Wegs daher, 15 20 25 30 Sieht des Helden sterbend Bild, 35 Aber nur von Himmelslust Spricht der Greis mit jenen zweien, Lächelnd blickt sein Angesicht, Von dem hohen Dom zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen. Weinend ihm entgegenwallen. In den hohen Kaisersaal 40 45 Ist er rasch noch eingetreten ; Hört man für sein Volk ihn beten. Reichet mir den heil'gen Leib!" Spricht er dann mit bleichem Munde; Da auf einmal wird der Saal Glocken dürfen's nicht verkünden, Nach dem Dome strömt das Volk, Justinus Kerner. 50 55 бо 19 Der Landgraf von Thüringen. (1307) Der edle Landgraf Friederich In seinen Adern heiß ihm rollt Darum ihm Papst und Habsburg grollt, Der Kaiser Albrecht, Rudolfs Sohn, Die Wartburg, auf den Fels erhöht, Der edlen Freiheit Wiege steht In ihren stolzen Zinnen. Doch droht des Hungers Uebermacht Die Burg zu übermannen. Drum führt der Landgraf still bei Nacht Die Seinigen von dannen. Sie reiten über Stock und Stein, Zu fliehn des Kaisers Ketten. Der Landgraf denket nur allein Sein liebes Kind zu retten. Er trägt ihn selbst auf seinem Arm, Vom starken Ritt wird ihm so warm, ,,Fort, fort! dort weht das Reichspanier, Der Kaiser ist's, voll blut'ger Gier, Und wären's mehr, als Sand am Meer, Sein kleines Kind, es weint so sehr, 25 30 35 Und wo er hinschlägt mit dem Schwert, Die Seinen schaaren voller Wuth 45 Sich um den edlen Helden, Daß von dem hier vergoßnen Blut Denn mehr als tausend Feinde sind Bis sich des Landgrafs junges Kind Wolfgang Menzel. 50 |