Page images
PDF
EPUB

Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt
Wohl tausend der tapfersten Schüßen mit;
Ihr Schüßen, Gott segne euch jeglichen Schuß,
Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!
So ziehet der tapfre, der muthige Schill,
Der mit den Franzosen schlagen sich will;
Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,
Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.
Bei Dodendorf färbten die Männer gut
Das fette Land mit französischem Blut;
Zweitausend zerhieben die Säbel blank,
Die übrigen machten die Beine lang.

Drauf stürmten sie Dömiz, das feste Haus,
Und jagten die Schelmenfranzosen hinaus;
Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,
Da soll kein Franzose. sein Kiwi mehr schrei❜n.

Auf Stralsund stürmte der reisige Zug;
Franzosen, verstündet ihr Vogelflug !
Owüchsen euch Federn und Flügel geschwind!
Es nahet der Schill, und er reitet wie Wind.

Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,
Wo der Wallenstein weiland verlegen sich hat,
Wo der zwölfte Karolus im Thore schlief;
Jeßt liegen ihre Mauren und Thürme tief.

O weh euch Franzosen! wie mäht der Tod!
Wie färben die Reiter die Säbel roth!
Die Reiter fie fühlen das deutsche Blut,
Franzosen zu tödten, das däucht ihnen gut.

5

10

15

20

25

30

O wehe dir, Schill! du tapferer Held!
Was sind dir für bübische Neze gestellt!
Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer 35
Der Däne, die tückische Schlange, daher.

O Schill! o Schill! du tapferer Held!

Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld?
Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?
Bei Stralsund da sollst du begraben sein.

O Stralsund, du trauriges Stralesund!
In dir geht das tapferste Herz zu Grund',
Eine Kugel durchbohret das redlichste Herz,
Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.
Da schreiet ein frecher Franzosenmund :

"I

Man soll ihn begraben wie einen Hund, Wie einen Schelm, der auf Galgen und Rad Schon fütterte Krähen und Raben satt."

So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,
Ohne Pfeifengetön, ohne Trommelklang,
Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,
Womit man Soldaten begraben muß.

Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab
und legten den Leib in ein schlechtes Grab;
Da liegt er nun bis an den jüngsten Tag,
Wo Gott ihn in Freuden erwecken mag.

Da schläft nun der fromme, der tapfre Held,
Ihm ward kein Stein zum Gedächtniß gestellt;
Doch hat er gleich keinen Ehrenstein,
Sein Name wird nimmer vergessen sein.

40

45

50

55

60

Denn fattelt ein Reiter sein schnelles Pferd,
Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwert,
So rufet er zornig: Herr Schill! Herr Schill!
Ich an den Franzosen euch rächen will.

E. M. Arndt.

34

Hofers Tod.

(20. Februar 1810)

Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schaar;
Es blutete der Brüder Herz,

Ganz Deutschland, ach! in Schmach und Schmerz,
Mit ihm das Land Tyrol.

Die Hände auf dem Rücken
Der Sandwirth Hofer ging,
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering,
Der Tod, den er so manches Mal
Vom Iselberg geschickt in's Thal,
Im heil'gen Land Tyrol.

Doch als aus Kerkergittern
Im festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ' er strecken sah,

"I

Da rief er laut: Gott sei mit euch,
Mit dem verrathnen deutschen Reich
Und mit dem Land Tyrol!"

5

10

15

20

Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unterm Schlägel vor,
Als nun der Sandwirth Hofer
Schritt durch das finstre Thor.
Der Sandwirth noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei,
Der Mann vom Land Tyrol.
Dort soll er niederknieen,
Er sprach: „Das thu' ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt,
So wie ich steh' auf dieser Schanz':
Es leb' mein guter Kaiser Franz,
Mit ihm sein Land Tyrol!"

Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal,
Und Sandwirth Hofer betet
Alhier zum leßtenmal;
Dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht!
Gebt Feuer!- Ach, wie schießt ihr schlecht!
Ade, mein Land Tyrol!"

Julius Mosen.

35

Der Trompeter an der Katzbach.

(1813)

Von Wunden ganz bedecket,
Der Trompeter sterbend ruht,
An der Kazbach hingestrecket,
Der Brust entquillt das Blut.

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]
« PreviousContinue »