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Blücher am Rhein.

(1813)

Die Heere blieben am Rheine stehn:
Soll man hinein nach Frankreich gehn?
Man dachte hin und wieder nach,
Allein der alte Blücher sprach:

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Wo steht der Feind ?"-,, Der Feind?-Dahier!"
,,Den Finger drauf, den schlagen wir!
Wo liegt Paris?"-,, Paris? - Dahier!
Den Finger drauf! das nehmen wir!
Nun schlagt die Brücken über'n Rhein;
Ich denke, der Champagnerwein

Wird, wo er wächst, am besten sein!"

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ΙΟ

Kopisch

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Die Wacht am Rhein.

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall :

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht am Rhein.

Durch Hunderttausend zuckt es schnell,

Und Aller Augen blizen hell:

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Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
Beschirmt die heil'ge Landesmark.
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht am Rhein.

Auf blickt er in des Himmels Blau❜n,
Wo todte Helden niederschau'n,

Und schwört mit stolzer Kampfeslust:

Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht am Rhein.

Und ob mein Herz im Tode bricht,
Wirst du doch drum ein Wälscher nicht.
Reich, wie an Wasser deine Flut,
Ist Deutschland ja an Heldenblut.
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein.

So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
Noch eine Faust den Degen zieht,
Und noch ein Arm die Büchse spannt,
Betritt kein Feind hier deinen Strand!

IO

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Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht am Rhein.

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Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,

Die Fahnen flattern hoch im Wind :

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wir Alle wollen Hüter sein!

Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht am Rhein.

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Mar Schneckenburger.

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Die Schlacht vor Metz.

(14., 16. und 18. August 1870)

Das war eine Schlacht!

Drei Tage lang

Vom Morgen bis zur sinkenden Nacht
Der männermordende Donner kracht
Und des Todes mähende Sichel klang.
Das war eine Schlacht!
Zwischen Kampf und Kampf

Hat der Tod je einen Rafttag gemacht,
Umnebelt vom schwebenden Pulverdampf,
Satt und übersatt

Des Blutes, das er zu gierig trank,
Vom blutigen Mähen so müd' und matt,

Daß dem knöchernen Arm die Sichel entfank.

Das war eine Schlacht!

Und als des dritten Tages Gestirn

Zur Rüste ging und von der Berge Firn'
Ihren Schattenschleier senkte die Nacht,
Da lagen, Freund und Feind,

An die Dreißigtausend vereint,
Im stummen Tode friedlich gesellt —
Ein unabsehbar Leichenfeld.
Und auf das klaffende Völkergrab
Lächelt der Mond vom Sternenzelt
Schweigend des Todes Frieden herab.
Das war eine Schlacht!
Die ihr, das Vaterland

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Zu schüßen vor Gewaltthat und Schand',
Euch selber zum blutigen Opfer gebracht —
Ihr treuen Todten, du und du,
Die im Gefecht

Mit dem Leben besiegelt Deutschlands Recht,
Niedergemäht von des Todes Maht,
Ausgesät als des Friedens Saat,

Fahrt wohl, zur ewigen Ruh'!

Das war eine Schlacht!

Des Feindes Plan, so keck erdacht,
Zu Schanden gemacht,

Zerrissen, zerschliffen wie sein Heer!
Er selbst, nach knirschender Gegenwehr
Zurückgeworfen in die Feste Mez!
Dort fest umsponnen mit ehernem Nez,
Mit eiserner Klammer regungslos
An den Fels geschmiedet bewegungslos,
Aller Hülf' und alles Entrinnens baar,
Aufbäumend in ohnmächtigem Schmerz ·
Und der deutsche Aar

Stückweis ihm zerhackend das zuckende Herz!
Das war eine Schlacht!

Westwärts in wehender Fahnen Pracht,

Mit klingendem Spiele dran und drauf,
In nimmer aufgehaltenem Lauf

Weit, weit übern Rhein

Nach Frankreich hinein.

Deutschlands Banner tragend, sein Recht und Ehr',

Im Sturmmarschtritt,

Im Siegesschritt,

Wälzt gen Paris sich das deutsche Heer.

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Dohm.

Kaiser von Deutschland! Dich grüßt mein Lied. 89

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Kaiser von Deutschland! Dich grüsst mein Lied.

(18. Januar 1871)

Kaiser von Deutschland! Dich grüßt mein Lied
Mit Orgelschall und Glockenklange,

Und Alles, was in Lüften zieht,

Stimmt brausend ein zu dem Gesange!
Von unsern Bergen donnert's nieder,
Mit unsern Wogen rauscht's empor,
Von Strand zu Strande hallt es wieder,
Von Fels zu Fels ein Jubelchor.

Der alte Rothbart ist erwacht

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Und schwingt sein Schwert vom Bergesgipfel, 10
Still ward die Rabenbrut der Nacht,

Und Adler jauchzen um die Wipfel :
,,Verjüngt ist uns das Reich erstanden,
Am Kaiserthrone kniet der Sieg.
Aus blut'ger Saat in Feindeslanden
Empor der Einheit Eiche stieg!"

Rings fliegt durch die bekränzten Gau'n
Der Freude ahnungssel❜ges Leben,
Mit trunknen Jünglingsaugen schaun
Hinaus wir in ein neues Leben;
Es leuchtet uns in goldnem Glanze
Ein Volkesfrühling wunderreich,
Auch in der Reiche vollem Kranze

Nicht eines prangt dem unsern gleich.

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