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4) Sind die magnetisirenden Stäbe grösser als der zu magnetisi- rende, so erhält er, durch ein erstes vollständiges Bestreichen schon die halbe Kraft, die er überhaupt mittelst dieser Stäbe erhalten kann.

Anderes Unwesentliche übergehen wir, indem wir darauf aufmerksam machen, dass ad 1 wohl noch einer genauen Prüfung bedarf, bevor man das Behauptete zugeben kann. Es ist wohl sehr wahrscheinlich und auch sonst bekannt, dass ein Umkehren der anfänglichen Polarität die Intensität schwäche, wegen der Coercitivkraft des Stahles, durch welche Residua der früheren Polarität zurückbleiben. Dass aber diese Schwächung noch bei ferneren Umkehrungen eintrete, kann daraus nicht erklärt werden, und erscheint daher vorläufig sehr merkwürdig...

b. Versuche über die Intensität, welche ein Stahlstab mittelst verschiedener Magnetisirungsmethoden erhält.

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Die Prüfung der verschiedenen Magnetisirungsmethoden, ein im vorigen Jahrhundert so wichtiger Gegenstand, ist erst jetzt wieder von Bedeutung geworden, wo es sich darum handelt, zu vielen wissenschaftlichen Zwecken und zur medicinischen Praxis, starke Magnete zu liefern. Da ich häufig in diesen Fall komme, so beschloss ich die üblichen Verfahren und die neuerdings empfohlenen zu untersuchen, und theile hier die gewonnenen Resultate mit. Bei solchen vergleichenden Beobachtungen muss man die streichenden Magnete nicht zu stark wählen, namentlich wenn der zu magnetisirende Körper von keinen beträchtlichen Dimensionen ist, weil dieser letztere sonst zu rasch saturirt wird, und die Nüancen der einzelnen Methoden verwischt werden. Zu folgenden Versuchen wandte ich daher zwei Stäbe von sehr gutem englischen Stahl an, die absichtlich verhältnissmässig schwach magnetisch gelassen wurden; jeder ihrer Pole trug uur einige wenige Loth, obgleich sie selbst 22 Pfund an Gewicht hatten. Die zu streichenden Stäbe, welche ich der Kürze wegen, Nadeln nennen werde, waren ebenfalls aus englischem Stahl (Huntsmann); sie waren gehärtet und dann strohgelb angelassen; ihre Gestalt war parallelipipedisch, 11"5,5"" ihre Länge, 5,75" ihre Breite, 2,4" ihre Dicke. Das Gewicht jeder Nadel betrug etwa 12 Loth. Anfangs besassen sie kaum eine wahrnehmbare magnetische Kraft.

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Zuerst wurde die Methode des Knight angewandt, jedoch so,

dass die streichenden Stäbe schräg auf die Mitte aufgesetzt wurden (Knight legte sie ganz auf die Nadel). Die Nothwendigkeit auf allen vier Seiten zu streichen, trat in diesen Versuchen sehr merklich hervor.

20 Striche auf Seite I, Nadel zu 10 Schwingungen 221,3′′

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Dies war die höchste Intensität, welche auf diese Weise erlangt werden konnte. Es wurden hierauf zwei Eisenstücke unter die Enden der Nadel gelegt, die aber weder durch einen Magneten noch durch Eisen verbunden wurden. Nachdem wieder wie früher gestrichen worden war,

brauchte die

Nadel zu 10 Schwingungen 146,3

Die beiden Eisenstücke wurden durch eine ähnliche bereits magnetisirte Nadel zu einem Magazin verbunden,

Nadel zu 10 Schwingungen

121,3".

Die Nadel wurde nach dem Streichen immer so aus dem Magazin genommen, dass die unter ihren Polen liegenden Eisenstücke nach Aussen und von ihr fortgeschoben wurden. Schob man sie dagegen nach der Mitte, so war die Intensität der Nadel geschwächt.

Jetzt wurde die Methode des Mitchell in Anwendung gebracht (der sogenannte Doppelstrich, double touche; bei den Franzosen wird auch zuweilen das Verfahren von Knight Doppelstrich genannt, heisst dann aber double touche à contact separé). Die beiden streichenden Stäbe wurden so verbunden, dass sie einen kleinen Zwischenraum liessen, in die Mitte aufgelegt und nach den Enden hin- und zurückgeführt. Die Nadel bildete dabei einen Theil eines Magazins (Mitchell selbst hat nie ein Magazin angewandt, diese Anordnung rührt bekanntlich erst von Duhamel her).

Nach 20 Striche auf jeder Seite zu 10 Schwingungen 111,3. Diese Intensität wurde nicht verändert, wenn statt der beiden Eisenstücke Magnete unter die Enden der Nadel gelegt wurden. Das

1) d. h. es wurden viermal 20 Striche ertheilt, und die Schwingungsdauer nach jeder Reihe beobachtet und 167,5 gefunden.

=

Verfahren Knight's steht also dem des Mitchell beträchtlich nach. Um das letztere mit dem Kreisstrich zu vergleichen, wurde statt der bisherigen Stäbe ein stählernes Hufeisen angewandt, welches beiläufig 16 Pfund trug, und wie im letzten Versuch verfahren.

Im Maximum brauchte die Nadel 101,9".

Hierauf wurde der Kreisstrich angewandt, das Hufeisen so in die Mitte aufgesetzt, dass sein Südpol auf der Nordhälfte der Nadel stand, und 20 mal im Kreise über alle Theile des Magazins geführt, endlich in der Mitte aufgehoben.

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Als dasselbe Verfahren auf der andern Seite der Nadel applizirt worden war

87,5".

Der Kreisstrich ist somit der gewöhnlichen Methode des Doppelstrichs bei Weitem überlegen.

Ich versuchte nunmehr die Intensität der Nadel durch Anwendung eines Electromagneten zu steigern, der etwa 150 Pfund trug. Die Nadel wurde znerst auf die beiden Pole desselben gelegt, und erhielt 20 Doppelstriche mit dem stählernen Hufeisen. Hierauf wurde die Nadel entweder abgerissen, wenn die galvanische Kette noch wirkte, oder fortgenommen, nachdem sie geöffnet worden war. Allein in beiden Fällen hatte die Nadel, statt zu gewinnen nur verloren, und brauchte

zu 10 Schwingungen

1

97,5".

Es schien, dass diese Schwächung herrühre von der unvortheilhaften Art, wie die Nadel vom Electromagneten entfernt wurde, und diese Ansicht bestätigte sich. Unter beide Pole des electromagnetischen Hufeisens wurden nemlich zwei Stücke Eisens gelegt, und auf diese die Nadel; die letztere ward so entfernt, dass die beiden Eisenstücke von ihr fort nach Aussen geschoben wurden, während die Kette immer geschlossen blieb. Nach 20 Doppelstrichen brauchte sie 80,0".

Dies ist die stärkste Kraft, welche überhaupt erreicht worden ist, und sie ist allerdings sehr beträchtlich. Denn obgleich die Nadel nur 12 Loth wog, so trug doch einer ihrer Pole, selbst nach oftmaligem Abreissen, ein Eisenstück von 16 Loth; und als neben diese Nadel eine andere ganz gleiche gelegt wurde, trug der Anker, welcher ihre beiden Pole schloss, mehr als 4 Pfund.

Die angegebene Art, den Electromagnetismus zu benutzen, ist

also von den untersuchten Methoden die vortheilhafteste. Zugleich ist sie die einfachste; denn bei andern ganz ähnlichen Nadeln, reichten schon 20 Doppelstriche auf jeder Seite aus, um ihnen das Maximum der Intensität zu ertheilen. Bei Gelegenheit dieser Versuche zeigte es sich, dass, wenn der Magnet, welcher zum Magazin angewandt wird, stark ist, die Polarität der Nadel gar nicht von dem streichenden Magnete bedingt werde. Man mag die Pole der letztern nach der einen Richtung oder der umgekehrten aufsetzen und mit ihnen streichen, immer wird die Polarität vom Electromagneten bestimmt. Ja selbst die Intensität leidet verhältnissmässig nicht stark, wenn entgegengesetzt (widersinnig) gestrichen wird; eine Nadel kam in diesem Falle auf 87,5", während sie nach dem richtigen Streichen 82" zu 10 Oscillationen brauchte.

Auf dieselbe Weise ertheile ich auch stählernen Hufeisen eine sehr starke Kraft. Wenn es anderen Experimentatoren nicht gelungen ist, mittelst der electromagnetischen Kraft stärkere Magnete zu erhalten, so lag dies einentheils wahrscheinlich in der ungünstigen Art, wie der Magnet vom electromagnetischen Hufeisen abgehoben wurde, anderntheils aber auch vielleicht darin, dass man sich über die Electromagnete häufig täuscht, und daher grösseres von ihnen erwartet, als sie zu leisten vermögen. Gesetzt, ein stählernes und ein electromagnetisches Hufeisen trügen mit einem Anker versehen ein gleiches Gewicht, so sind ohne den Anker beide Hufeisen an Intensität nicht für gleich zu achten; vielmehr wird das Hufeisen mit dauerndem Magnetismus, ungeschlossen eine bei weitem grössere besitzen. Man sieht dies schon an der verhältnissmässig geringen Quantität Eisenfeillicht, welche ein einzelner Pol der so überaus starken Electromagnete zu tragen vermag, in Vergleich mit derjenigen Menge, welche ebenfalls ein einzelner Pol eines ungleich schwächern Stahlmagneten an sich hält. Auf diesen Unterschied beider Arten von Magnete hat erst in neuerer Zeit Magnus 1) aufmerksam gemacht; er führt an, dass ein einzelner Pol eines electromagnetischen Hufeisens von 140 Pfund Tragkraft, nur ein bis zwei Pfund zu tragen vermochte, während an einem einzelnen Pol eines Stahlmagneten von nur 10 Pfund Tragkraft, grössere Eisenmassen hafteten. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass die bedeutenden Gewichte, welche Electromagnete tragen, auf Rechnung der gegenseitigen Einwirkung

') Poggend. Ann. Bd. 38, pag. 435.

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des Magneten und des Ankers zu setzen sind. Ist dieser letztere nicht vortheilhaft angebracht, berührt er entweder nicht, oder schliesst man die Pole des Magneten, um nach dem angegebenen Verfahren zu magnetisiren, mit zwei einzelne Eisenstücken und einem Stahlstab, so wird die Anziehung grösstentheils gering ausfallen. Diejenigen, welche den Electromagnetismus als Triebkraft anwenden wollen, täuschen sich vielleicht über die Kraft ihrer Magnete; wenn auch diese einige Centner tragen mögen, so fällt doch diese grosse Entwicklung der magnetischen Kraft in ihrem Falle fort, wo sie genöthigt sind, die Hufeisen ungeschlossen zu lassen. Um den Magneten, welchen ich strich, die möglichste Kraft zu geben, versuchte ich den Electromagnetismus auch bei den streichenden Magneten in Anwendung zu bringen. Es wurden zwei Stäbe weichen Eisens, ganz gleich den Schenkeln eines electromagnetischen Hufeisens, angefertigt und mit eben so viel Kupferdrath umwickelt. Die Enden des letztern tauchten in sehr lange Rinnen mit Quecksilber, damit die Stäbe hin und her geführt werden konnten, ohne dass sie aufhörten mit der galvanischen Kette in Verbindung zu sein. Allein das Resultat war, dass diese Stäbe weniger noch leisteten, als schwach magnetisirte Stahlstäbe; selbst als ich auf die beiden Enden derselben Eisenstücke legte, war ihre Wirkung unbedeutend. Ich hätte mir diesen, etwas beschwerlichen Versuch ersparen können, wenn damals schon der schöne Aufsatz von Magnus 1) bekannt gewesen wäre. Derselbe nahın zwei cylindrische Stäbe weichen Eisens, 7" lang, 1,6" im Durchmesser und umwand jeden derselben mit 9 Fuss, 3 dicken, Kupferdrahts, und hier fand sich das überraschende Resultat, dass zwei entgegengesetzte Pole der Stäbe kaum einen 3 Pfund schweren Anker zu tragen vermochten, während, wenn die anderen Pole durch ein flaches, wohl abgeschlossenes Stück Eisen verbunden wurden, dieser Anker mit etwa 140 Pfund haftete. Mit meinen Stäben ist dieser Versuch nicht so vollständig gelungen; sie trugen nemlich, selbst wenn sie an ihren beiden Enden durch Eisen geschlossen waren, nicht sehr beträchtlich, wahrscheinlich, weil die Eisenstücke nicht so vollkommen abgeschliffen worden sind, oder das Eisen kein ganz weiches gewesen ist. Magnus führt an, dass das schliessende Eisenstück die Polflächen gut berühren müsse, und dass eine blosse Kantenberührung wenig oder nichts leiste.

') am angef. Ort.

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