Die Art des Einlegens des Amalgams in die Röhre war indess von Einfluss auf die Erscheinung. Lag das Amalgam nur sehr locker, so vermehrten schwache Schläge sein Leitungsvermögen, starke Schläge verminderten es; war es hingegen so fest als möglich eingestampft, so hatten auch starke Schläge keinen Einfluss auf dasselbe. Ausgeglühtes Kohlenpulver wurde durch starke elektrische Entladungen besser leitend (obgleich in geringerem Grade als die Metallpulver), es mochte lose oder fest in die Glasröhre gepackt sein. Das Leitungsvermögen eines kleinen Cylinders, aus 1 Theil Kohlenpulver und 6 Theilen Schwefel zusammengeschmolzen, wurde durch sehr starke Entladungen vermehrt; ein Cylinder hingegen aus 1 Theil Kohle und 7 Theilen Schwefel leitete zwar weniger als der vorige, erlitt aber durch starke Schläge keine Aenderung. Leitungsvermögen der Metalle mit anderen Eigenschaften derselben übereinstimmend. Forbes 1) macht auf die Uebereinstimmung aufmerksam, welche man erhält, wenn die Metalle nach ihrer Leitungsfähigkeit für Elektricität und Wärme, und nach ihrer Eigenschaft geordnet werden, erhitzt auf eine Bleiplatte gelegt, tönend zu vibriren. Die Wärmeleitung untersuchte derselbe mit einem Fourierschen Contactthermometer, die Elektricitätsleitung schloss er aus den Versuchen von Harris, Pouillet und Becquerel (Rep. I. S. 323). Wäre die Reihe der Vibratoren wirklich eine so bestimmte, wie sie hier erscheint, so müsste man schliessen, dass ein erhitztes Metall auf eine kalte Bleiplatte gelegt, desto leichter vibrire, je besser es die Elektricität leitet. ') Transact of th. r. s. of Edinb. vol. 12. p. 444. Edinb. phil. journ. Apr. 1833. Leitungsvermögen der Luft für beide Elektricitätsar ten. Belli1) behauptet, dass ein isolirter Conductor, zu solchem Grade elektrisirt, um Funken von 1-2 Linien zu geben, seine Elektricität viel schneller an die Luft verliere, wenn er negativ, als wenn er positiv geladen ist. Es fiel nämlich ein auf dem Conductor befindliches Quadrantelektrometer von 20° auf 10° bei positiver Ladung durchschnittlich in 10,7 Minuten 4,6 Auf gleiche Weise fand derselbe, dass eine Spitze die negative Elektricität in grösserem Maasse ausströmen lässt, als die positive, und schliesst hieraus, dass die Luft für die beiden Elektricitäten ein verschiedenes Leitungsvermögen besitze. So rohe Versuche sollten gegen Biot, der bekanntlich die Zerstreuung durch die Luft bei der positiven und negativen Elektricität durchaus gleich gefunden hat 2), von gar keinem Gewichte sein. Peltier hat es indess unternommen, sie direct zu widerlegen3), und giebt als Grund des Irrthums an, dass, wenn die Luft früher positiv elektrisirt sei, ein negativ geladener Conductor begreiflicherweise seine Elektricität schneller verliere, als ⚫ein positiv geladener. Zerstreuung der Elektricität in feuchter Luft. Coulomb schreibt die schnelle Zerstreuung, welche die Elektricität in feuchter Luft erfährt, theils dem grössern Leitungsvermögen zu, das die Luft durch das beigemengte Wassergas erhält, theils dem wirklich condensirten Wasser an den isolirenden Stützen des elektrisirten Leiters. Munck af Rosenschöld schliesst dagegen aus seinen in grosser Breite mitgetheilten Versuchen), dass die feuchte Luft ein eben so guter Isolator sei, wie die trockene, dass sie aber die Eigenschaft der Spitzen, Elektricität auszuströmen, nach Verhältniss ihrer Feuchtigkeit vergrössere. Dies sei bei Spitzen organischer Stoffe (Hanf-, Seidenfäden, Staub) noch mehr der Fall, als bei metallischen Spitzen, da jene Stoffe in feuchter Luft zugleich leitender werden. Seidene Schnüre isoliren daher weniger gut, als erwärmtes Glas. Eine sehr feine Spitze an einem Goldblatte fing in mässig feuchter Luft bei 25° des volta'schen Normalelektrometers, eine sehr feine Staubspitze dagegen bei 5o an, Elektricität auszuströmen. Werden (was nicht 1) Biblioth. univ. de Genève V. p. 154. Pogg. Ann. Bd. 40. p. 73. 2) Traité II. p. 258. 3) Annal. de Chimie vol. 62. p. 429. 4) Poggend. Ann. Bd. 31. S. 433-465. leicht möglich ist) entweder alle Spitzen vermieden, oder wird die Dichtigkeit der Elektricität so weit vermindert, dass die vorhandenen Spitzen nicht mehr wirken, so behält ein Conductor seine Elektricität in feuchter Lnft eben so gut, wie in trockner. Die Form des Versuches, bei welcher der Verfasser endlich stehen blieb, ist folgende: Zwei sehr dünne Messingdrähte, 2" 8" lang, in einer, über ein Gefäss mit Schwefelsäure gestülpten, Glocke leicht beweglich an einem Eisendrahte aufgehängt bilden das Elektrometer. Der Eisendraht ging luftdicht durch die Decke der Glocke, dann 41⁄2 Zoll horizontal fort; an seinem Ende wurde ein Draht mit der zu untersuchenden Spitze so aufgehängt, dass dieselbe in einen engen feucht gehaltenen Glascylinder hinab reichte. Der Apparat wurde durch Berührung mit einer leydener Flasche geladen, die Feuchtigkeit mit einem Federkielhygrometer gemessen. Einmal, als ein feiner Silberdraht im feuchten Cylinder hing, wurde der Apparat zur Divergenz der Messingdrähte von 23/ elektrisirt, nach 3 Stunden fand sich diese noch 13". Ein anderes Mal divergirte das Elektrometer 11⁄2", als eine Goldblattspitze im feuchten Cylinder hing, und zeigte nach Verlauf einer Nacht noch / Divergenz. 4 Keiner der übrigen 33 Versuche unterstützt die Annahme des Verfassers, die ausserdem das Verhalten der feuchten Luft gegen Elektricität sehr räthselhaft erscheinen lässt. Die feuchte Luft soll die Elektricität isoliren, aber die Spitzen befähigen, dieselbe besser zu leiten, als früher. Da nun eine metallene Spitze in feuchter Luft keine nachweisbare Veränderung erleidet, so ist jene Annahme eine willkührliche Umschreibung des Phänomens selbst, der weder eine Analogie, noch eine klare Vorstellung zu Grunde liegt. Noch unklarer ist der Verfasser in einer andern Abhandlung1) über die Ursache der schnellen Wirkungsabnahme einer Elektrisirmaschine in feuchter Luft. Er fand, dass eine elektrische Zeugmaschine (gefirnisster Atlas mit Katzenfell gerieben) in feuchter Luft wenig wirkte, und eine bessere Wirkung nur dadurch erhielt, dass man sie durch Kohlenfeuer oder Sonnenstrahlen erwärmen liess. Der Kraftverlust fand sich weder durch Feuchtigkeit des Reibers noch durch unvollkommene Isolirung der Stützen hinlänglich erklärt. Eine Erwärmung des Reibers von innen (durch heisse Luft oder Bolzen) war von keinem Erfolge; ein feuchter Reiber wirkte bei trockener Luft besser, als ein trockener bei feuchter. Wurde der 1) Poggend. Ann. Bd. 32. S. 362. 1 Reiber abgenommen und über ein Kohlenfeuer gehalten oder über Schwefelsäure getrocknet, so hatte er an Wirksamkeit gewonnen. Die Wirkung einer Scheibenmaschine nahm zwar auch in feuchter Luft ab, aber nicht so schnell als die der Zeugmaschine, sie nahm wieder zu, als der Reiber (ein mit Stanniol überzogenes Kissen) erwärmt wurde. Aus diesen und ähnlichen Versuchen schliesst der Verfasser, dass feuchte Luft die Elektricitäts-Erregung durch Reiben schwäche, aber weder in Folge abgesetzter Feuchtigkeit, noch durch das ihr beigemengte Wassergas, sondern durch ein inponderables unbekanntes Etwas, das, ein beständiger Begleiter des Wassergases, mit demselben aus der Atmosphäre in das Reibzeug eindringe. Maassstab für das Gelingen elektrischer Versuche. Johnson1) nimmt zum Maassstabe für das Gelingen elektrischer Versuche die Grösse eines Quotients, dessen Divisor das Gewicht des Wasserdampfes in einem Volumen Luft, und dessen Dividend die Differenz der Lufttemperatur und der Temperatur des Thaupunktes ist. Es ist dies im Allgemeinen zu rechtfertigen, da mit dem Dividend das Isolationsvermögen der Stützen der Maschine, mit dem Divisor die Leitungsfähigkeit der Luft zunimmt. Johnson giebt diesen Quotient nach zweijährigen mittleren Temperaturen und Thaupunkten in Philadelphia an: Man lernt hieraus, dass in temperirten Klimaten der geeignetste Ort für elektrische Versuche das geheizte Zimmer im Winter ist, was man freilich sonst schon gewusst hat. IV. Eigenschaften der gebundenen Elektricität. Aus dem in der Vorerinnerung Gesagten ergiebt sich, dass wir von Eigenschaften der gebundenen Elektricität nicht eigentlich reden können. Die gebundene Elektricität hat dieselben Eigenschaften, wie die Elektricität überhaupt; aber Versuche mit ihr werden abweichende Resultate geben, weil dabei stets die gleichzeitigen Wirkungen zweier 1) Sillim. amer. journ. vol. 25. p. 57. : entgegengesetzten Elektricitätsarten im Spiele sind. Wenn wir im Allgemeinen bei der freien Elektricität rund herum im Raume mit gleichem Erfolge experimentiren können, so müssen wir bei der gebundenen stets eine Linie im Auge behalten, welche die beiden mit entgegengesetzter Elektricitätsart geladenen Leiter verbindet. Der Erfolg eines Versuchs kann sehr verschieden ausfallen, je nach der Stellung, den der accessorische Apparat gegen diese Linie erhält. Die hierdurch verwickelten Experimente mit gebundener Elektricität erhalten nur dadurch Interesse, dass sie auf die Grundwirkungen der Elektricität überhaupt zurückgeführt werden. Dies ist neuerdings einmal nicht der Fall gewesen; ein einzelnes Experiment ist falsch gedeutet worden und hat, indem diese Deutung einen der wichtigsten Fundamentalsätze der Elektricitätslehre verwirrte, selbst eine Wichtigkeit erlangt, die es zum Gegenstande weitläufiger Diskussionen machte. Ich darf wohl, um die Streitfrage deutlicher herauszustellen, an einiges Frühere erinnern. Canton1) liess 1753 ein Paar Metallkugeln an feinen Silberdrähten von der Decke seines Zimmers herabhängen und hielt eine geriebene Glasröhre unter dieselben. Er bemerkte, dass die Kugeln divergirten, und zwar mit negativer Elektricität, so lange er die Glasröhre darunter hielt, mit positiver aber, wenn er an ihrer Statt eine geriebene Siegellackstange nahm. Aepinus2) stellte eine geriebene Glasröhre vor das eine Ende eines isolirten Metallcylinders; er berührte beide Enden desselben mit einem an einem Seidenfaden hängenden Metallstücke, und schloss aus der Untersuchung des wieder entfernten Metallstückes, dass das der Glasröhre zugewandte Ende des Cylinders negativ, das abgewandte positiv elektrisch sei. Auf gleiche Weise verfuhr Coulomb, nur dass er statt des Metallstücks ein kleines Probescheibchen nahm. Als Biot die Elektricitätserregung durch Vertheilung in seinem klassischen Lehrbuche bearbeitete, ging er aus guten Gründen, um das Physikalische der Erscheinung zu zeigen, zuerst von der Coulombschen Untersuchungsweise ab. Diese Methode, obgleich sehr anwendbar zu Maassbestimmungen, sagt von dem Experimente zu wenig aus. Wenn die beiden Enden des Cylinders nach Entfernung des elektrischen Körpers ihre Elektricitäten behalten könnten, so würden diese 1) Franklin. Exper. and observ. 5th. edit p. 151. |