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Da er zugleich die Zersetzung des Kali, und zwar bis zur Selbstentzündung des Kalium, durch überspringende elektrische Funken erhalten haben will, so scheint auch jene Zersetzung keine eigentlich elektrische gewesen zu sein.

Barry') leitete die von einem elektrischen Drachen gesammelte Elektricität in einen gewöhnlichen galvanischen Wasserzersetzungsapparat. Die beiden zum Auffangen der Gase bestimmten Glasröhren waren an ihrem obern verschlossenen Ende mit eingeschmelzten Platindrähten versehn und wurden, wie das Gefäss, durch welches sie communicirten, mit Glaubersalzlösung, die durch Veilchensyrup blau gefärbt war, angefüllt. Der Platindraht der einen Röhre wurde mit der isolirten Drachenschnur, der der andern mit der Erde verbunden; innerhalb 10 Minuten färbte sich die Flüssigkeit in jener Röhre grün und entwickelte Wasserstoffgas, in dieser roth und entwickelte Sauerstoffgas. Faraday sieht diesen Versuch noch als problematisch an und räth dessen Wiederholung. (Exp. Unters. §. 339.) Da er selbst durch die Elektricität, welche 700 Scheibenumdrehungen seiner grossen Maschine lieferten, keine merkbare Zersetzung in der beschriebenen Weise erhalten konnte, so glaubt er, dass wenn die Barrysche Angabe bestätigt werden sollte, sie eine eigenthümliche Zersetzung des Wassers, verschieden von der durch die volta'sche Säule wie von der durch die Elektrisirmaschine zu bewirkenden, beweisen würde. ́

Aus dem hier Angeführten ergiebt sich, dass die wirklich elektrische Zersetzung des Wassers, wie sie die kleinste volta'sche Säule zeigt, durch Elektricität noch nicht unbezweifelt dargestellt worden ist.

Zersetzung von Neutralsalzen durch Elektricität. Die elektrische Zersetzung von Neutralsalzen, die Wollaston unzweifelhaft gezeigt hat, ist neuerdings von Faraday 2) und zwar auf eine höchst einfache, leicht auszuführende Weise bewirkt worden. Zwei Stücke Zinnfolie wurden auf eine Glasplatte gelegt; von jedem derselben ragte ein Platindraht auf das Glas hinaus, so dass ein Raum zwischen den Drähten blieb, der durch einen dicken Strich des aufgelösten zu zersetzenden Salzes ausgefüllt wurde. Die eine Zinnfolie und der davon ausgehende Platindraht, den wir den posi tiven nennen wollen, wurde mit dem Conductor, die andere (nega

1) Phil. transact. 1831. p. 195. Pogg. Ann. 27. p. 478.

2) Exper. Unters. §. 312–326. §. 455 u. 456. Pogg. Ann. B. 29. p. 290. B. 32, p. 463.

tive) mit dem nicht isolirten Reibzeuge einer Elektrisirmaschine verbunden. Als eine Kupfervitriollösung zwischen die Drähte gebracht war, schied sich nach einigen Drehungen der Maschine am negativen Drahte metallisches Kupfer aus. Salzsäure, mit Indigo gefärbt, erlitt durch Einwirkung der Elektricität am positiven Drahte eine Entfärbung; aus Jodkaliumlösung wurde an demselben Drahte Jod ausgeschieden. Noch leichter ergaben sich die Zersetzungen, wenn statt der Flüssigkeiten damit getränktes Fliess- oder Reactionspapier zwischen die Platindrähte gelegt wurde. Ein Stück Curcumäpapier, mit Glaubersalzlösung befeuchtet, bräunte sich nach wenigen Umdrehungen unter dem negativen Drahte, der Fleck verschwand wieder, als er unter dem positiven Drahte der el. Einwirkung ausgesetzt wurde. Als Curcumäpapier in Berührung mit Lackmuspapier, beide mit Glaubersalzlösung befeuchtet, so auf die Glasplatte gelegt waren, dass der negative Draht auf dem ersten, der positive auf dem andern Papier stand, hatte die durchgehende Elektricität die den Papieren eigenthümlichen Reactionen zur Folge. Eine grössere Entfernung beider Papiere von einander verhinderte weder die Zersetzung, noch hatte sie merkbaren Einfluss auf die Stärke derselben. Als nämlich jedes Papier mit seinem Drahte auf ein besonderes Glas gelegt, und die Verbindung zwischen beiden durch eine 70, Fuss lange mit Glaubersalzlösung befeuchtete Schnur hergestellt worden war, erschien durch die Wirkung der Maschine die Reaction der Säure und des Alcali unter den Drähten in eben der Stärke, wie früher. Der Versuch wurde ferner in der Art complicirt, dass 3 combinirte Lackmus- und Curcumäpapiere in Zwischenräumen auf eine Glasplatte, die gleichgefärbten Papiere nach derselben Richtung, gelegt, und je zwei getrennte Papiere durch Platindrähte verbunden wurden. Als der Draht der negativen Zinnfolie das erste Curcumä-, der der positiven das letzte Lackmuspapier berührte, und die Maschine in Bewegung gesetzt war, erschienen an allen 6 Papieren die gehörigen Färbungen. Ueberall, wo die positive Elektricität in das feuchte Papier eintrat, entstand die saure, wo sie austrat, die alkalische Reaction. Eine weitere Veränderung, bei welcher die Reactionspapiere ohne direkte Verbindung mit dem Conductor und der Ableitung der Maschine blieben, und dieselben die Elektricität durch entgegenstehende Spitzen erhielten, ist bereits Rep. I. S. 233 angeführt worden.

Alle diese Versuche gelingen nach Faraday's Bemerkung auf gleiche Weise, sie mögen mit der Elektricität des positiven oder ne

gativen Conductors angestellt sein und die Elektricität mag der Zinnfolie durch Funken oder unmittelbar vom Conductor durch Draht oder feuchte Schnur zugeführt werden. Es ist aber darauf zu achten, dass auf dem Probepapiere selbst kein Funke entstehe, weil sich an derselben Stelle ohne Rücksicht auf ihre Lage gegen die Maschine, sogleich die sauere Reaction zeigt. Diese entsteht durch Bildung von Salpetersäure aus der Luft, wie sich Faraday durch folgenden Versuch überzeugte, der eine Wiederholung des bekannten Cavendishschen Versuches im Kleinen ist. Er liess über einem mit Aetzkalilösung befeuchteten Streifen Lackmuspapier elektrische Funken durch die Luft überschlagen; das Papier wurde geröthet und zeigte sich, nachdem es getrocknet war, so mit Salpeter durchzogen, dass es als Zunder (touch-paper) gebraucht werden konnte.

Auf die von Faraday angegebene Weise sind wir im Stande, wirklich elektrische Zersetzungen durch die geringste Elektricitätsmenge hervorzubringen. Wenn früher Pearson eine 4tägige ununterbrochene Drehung seiner Maschine (wozu er künftig eine Windmühle oder ein Pferdegetriebe anzuwenden räth) nöthig hatte, um die problematisch elektrische Zersetzung des Wassers zu zeigen, so ist jetzt eine kaum merkliche Drehung der Scheibe mehr als hinreichend, wirklich el. Zersetzungen unzweifelhaft zu bewirken. Ich habe mit einer alten trockenen Säule aus 300 einzölligen Scheiben von unächtem Gold- und Silberpapier, die das Goldblattelektrometer nur wenige Linien divergiren machte, unter dem positiven Poldraht die Jodfärbung auf Fliesspapier in einigen Minuten erhalten. Kräftigere Säu→ len aus 2230 Scheibenpaaren von 13" Durchmesser zeigten die sauern und alkalischen Färbungen auf Reactionspapieren, die mit einer Lösung von Glaubersalz oder salpetersaurem Baryt befeuchtet, zwischen die Poldrähte gelegt waren. Ich führe diese Versuche absichtlich hier auf, weil ich mit diesen Säulen, die ich mir selbst sehr sorgfältig aus früher im Ofen getrockneten Scheiben verfertigt hatte, sonst nur die allgemeinen elektrischen Wirkungen habe hervorbringen können.

III. Magnetische Wirkungen der Elektricität.

Die magnetische Wirkung eines Drahtes, durch welchen Elektricität fortgeleitet wird, zeigt sich auf zwiefache Weise; entweder durch Magnetisirung von Stahl- oder Eisendrähten, die winkelrecht gegen den Draht nahe über oder unter ihm gelegt sind, oder durch Ablenkung einer nahestehenden beweglichen ihm parallelen Magnetnadel.

Die erste Wirkung ist bisher unzweideutig nur durch explosive Durchführung der Elektricität durch den Draht, die zweite nur durch stille langsame Durchführung bewirkt worden.

Magnetisirung durch den Schliessungsdraht der Maschine. Grohmann') setzte den um ein Hufeisen aus weichem Eisen spiralförmig gewundenen Kupferdraht mit Conductor und Reibzeug einer isolirten Elektrisirmaschine (Scheibe von 26" Durchmesser) in Verbindung, so dass die Elektricität vom Conductor um das Hufeisen zum Reibzeug ging: Nach einigen Umdrehungen hatte das Hufeisen so viel Magnetismus erhalten, dass es ein Pfund trug, verlor ihn aber bei dem Aufhören des Elektrisirens wieder. Eine Stahllamelle von 7" Länge, mit Kupferdraht umwickelt und auf gleiche Weise behandelt, erhielt durch 56 Umdrehungen der Maschine eine Tragkraft von 2 Loth.

Diese Angabe steht mit den Versuchen von Arago und Seebeck in directem Widerspruch. Als der Letztere 2) durch eine Drahtspirale, in welcher eine kleine Stahlnadel lag, eine Batterie entlud, wurde die Nadel nur bei der Entladung mit Explosion magnetisch, nicht aber, als die Entladung zwar vollständig, jedoch langsam durch Elfenbein oder eine Metallspitze bewirkt wurde.

Magnetisirung durch den Schliessungsdraht einer leydener Flasche. Zur Untersuchung, ob im weichen Eisen bleibender Magnetismus durch elektrische Entladungen bewirkt werden könne, umwand Dove3) ein Hufeisen, das durch seinen Anker geschlossen war, mit 25 Windungen eines 11" dicken Kupferdrahts. Durch den galvanischen Strom erregt, behielt dies geschlossene Hufeisen noch Tage lang Magnetismus, der durch Abziehen des Ankers fast vollkommen vernichtet wurde. Dove liess durch die Spirale des Hufeisens kräftige Entladungen von leydener Flaschen hindurchgehen, ohne eine merkliche Wirkung auf das Eisen zu erhalten.

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Llambias hat der Pariser Akademie eine weitläufige Abhandlung über Magnetisirung durch Elektricität, mit vielfachen Abbildungen, eingereicht, deren Hauptresultate im Institut 1834. No. 82 und daraus in Poggendorffs Annalen Bd. 34. S. 83 folgendermaassen angegeben sind:

1) Baumgartner, Zeitschr. f. Phys. Bd. 2. S. 189.

2) Denksch. d. berl. Ak. 1820. S. 333.

3) Pogg. Ann. B. 29. S. 462.

In dem Schliessungsdraht einer leydener Flasche treten bei der Entladung zwei elektrische Ströme von entgegengesetzter Richtung ein. Diese Ströme können gesondert werden, wenn man den Draht in zwei oder mehrere Arme theilt und wenigstens in einem dieser Arme eine Unterbrechung anbringt, die einen Funken veranlasst. In jedem Theile des Bogens, der von beiden Strömen durchlaufen wird, ist es im Allgemeinen der positive Strom, welcher den Sinn der Magnetisirung durch den Draht bedingt. Jeder Strom magnetisirt desto stärker, je vollkommener er von dem entgegengesetzten getrennt ist. Die Magnetisirung durch den ungetheilten Schliessungsdraht einer leydener Flasche ist das Resultat der gleichzeitigen Wirkung zweier entgegengesetzten, mehr oder weniger ungleich magnetisirenden Kräfte. Dasselbe gilt von der Magnetisirung durch den einfachen elektrischen Funken.

Zur Prüfung dieser Abhandlung wurden von der Akademie zwei Berichterstatter ernannt, von welchen aber seit jener Zeit nichts darüber veröffentlicht worden ist. Wir vermuthen, dass die Versuche zur Klasse der Erscheinungen gehören, die Savary zuerst beobachtet und vielfach abgeändert hat '), deren Causalverbindung aber bisher noch ziemlich dunkel geblieben ist.

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Ablenkung einer Magnetnadel durch den Schliessungsdraht einer elektrischen Maschine oder Batterie. Colladons Versuch, durch den Draht, der mittelst einer Spitze eine elektrische Batterie oder den Conductor einer Elektrisirmaschine langsam entladet, eine Magnetnadel abzulenken, ist vor kurzem von Faraday 2) wieder aufgenommen worden. Derselbe bediente sich einer Elektrisirmaschine mit einer 50zölligen Scheibe und zwei Reibzeugen, ferner einer Batterie von 15 Flaschen, jede von mehr als 10′ einseitiger Belegung. Als Ableitung für die Maschine und Batterie diente ein dicker Draht, der mit den Gasröhren Londons verbunden war. Auf den Multiplicator wurde keine besondere Sorgfalt verwendet, aber die Glasglocke, die denselben bedeckte, war seitlich inund auswendig mit Zinnfolie, oben mit einem Drahtgeflechte belegt, das mit vielen scharfen Spitzen versehen war. Diese Metalltheile der Multiplicatorglocke waren mit der erwähnten Ableitung verbunden, um die Nadeln gegen jede elektrische Attraktion zu schützen. Das Reib

1) Annal. de Chim. vol. 34.
2) Exp. Unters. §. 289-307.

p.

5. Pogg, Ann. 9. p. 443.
Pogg. Ann. B. 29. S. 284.

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