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Einfluss der Geschwindigkeit des Reibens auf Elektricitätserregung. Der Cylinder wurde nach den Schlägen einer Uhr gleichmässig gedreht, und die Geschwindigkeit der Umdrehung von 1 bis zum 8fachen verändert. Bei trockenem Wetter und sehr glatten Reibern erschien die el. Erregung des Glases von der Geschwindigkeit des Reibens unabhängig. So z. B. fanden sich folgende Divergenzen des Elektrometers, als der Glascylinder fortwährend aber mit wechselnder Geschwindigkeit gedreht wurde. Geschwindigkeit. 1. 2. 4. 8.

8.

4.

Reiber: Blei 72 72 72 72,5 72,5 72,5

57 57 57 57

2.

1.

72 72

57 57

Atlas 55 56 Diese Versuche zeigen zugleich, dass die constante Divergenz nicht etwa dadurch eintrat, dass der Cylinder oder der Conductor das Maximum von Elektricität, das sie zu halten vermochten, schon durch die kleinste der angewandten Geschwindigkeiten erhalten hätten, in welchem Falle bei der zweiten Reihe steigende Divergenzen hätten bemerkt werden müssen. Ist die Luft feucht, oder fängt man mit zu geringer Drehungsgeschwindigkeit an, so steigen die Divergenzen des Elektrometers mit der Geschwindigkeit, weil dann die Zerstreuung der Elektricität durch die Luft von Einfluss wird. Mit faserigen Reibern vermehrt, auch bei trockener Luft, die Geschwindigkeit des Reibens die Elektricitätserregung des Glases. Z. B.

Reiber: Tuch. Schaffell. Molleton. Kattun. Leinwand.

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Die übergreifenden Fasern der reibenden Stoffe, die dem Cylinder bei seinem Hervortreten unter denselben fortwährend Elektricität entziehen, erklären diese Unterschiede, die deshalb auch um so grösser sind, je länger die Fasern, und je besser leitend die Stoffe sind.

Bis hierher war der Glascylinder während des Drehens geladen geblieben; Peclet entlud ihn nun nach jeder Umdrehung durch einen Metallkamm, der dem Kamme des Conductors diametral gegenüberstand, das Elektrometer wurde dann nur mit der während einer Umdrehung erregten Elektricität geladen. Als der Reiber aus einem schlecht leitenden Stoffe bestand, nahmen die Divergenzen mit zunehmender Geschwindigkeit des Drehens ab. Z. B. mit Atlas gerieben, gab der Cylinder

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Bei der schlechten Ableitung nämlich, die der Atlas der negativen Elektricität gewährte, konnte desto mehr positive Elektricität entwikkelt werden, je längere Zeit jene Ableitung währte. Mit gut leitenden Reibern würde auch hier die Geschwindigkeit keinen Einfluss auf die Divergenzen gehabt haben. Der Verf. überzeugte sich hiervon, indem er eine Kugel so nahe an den Conductor stellte, dass nach einer Umdrehung des Cylinders, der durch keine besondere Vorrichtung entladen wurde, ein Funke übersprang. Dies geschah ferner nach einer Umdrehung, dieselbe mochte in längerer oder kürzerer Zeit vollendet sein.

Es folgt hieraus, dass, wenn eine grosse Batterie von einer Elektrisirmaschine durch eine bestimmte Anzahl Umdrehungen geladen werden soll, eine grosse Drehungsgeschwindigkeit der Scheibe dem beabsichtigten Effecte nicht förderlich ist, wenn die Reibkissen eine sehr gute Ableitung haben, dass sie demselben sogar nachtheilig wird, wenn die Ableitung nicht ganz vollkommen ist.

Einfluss des Druckes bei der Reibung auf die Elektricitätserregung. Bei den bisher erwähnten Versuchen war das Gewicht, mit dem das Reibzeug gegen den Cylinder gedrückt wurde, constant geblieben. Jetzt wurde es successiv vermehrt von 1,2 bis 10,2 Kilogrammes, ohne dass eine Aenderung in der Divergenz des Elektrometers eintrat. Es waren Metallpapiere, gewalztes Blei, seidene, wollene, baumwollene Zeuge, Kork, Schaffell, Maroquin als Reiber angewendet worden. Auch hier verwahrt sich der Verf. gegen den Einwurf, dass schon der kleinste Druck das Maximum von Elektricität, das der Conductor zu halten vermochte, erzeugt hätte. Denn sonst hätten alle Reiber zuletzt gleiche Divergenzen hervorbringen müssen. Er fand aber mit Molleton, Kattun, Gros de Naples, Atlas, Maroquin respectiv die Divergenzen: 33,5 50 55 61,566 64. Um grössere Unterschiede des Druckes anwenden zu können, wurde die Ausdehnung des Reibzeugs vermindert; es konnte dadurch der Druck von 8,33 bis 255 Grammes auf den Quadratcentimeter gesteigert werden, ohne den Cylinder zu gefährden. Auch von diesem Druckunterschiede (1 zu 30) fanden sich die beobachteten Divergenzen des Elektrometers unabhängig.

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Peclet untersucht die Frage, die uns von geringerer Wichtigkeit scheint, ob durch Vermehrung des Druckes auf das Reibzeug die reibenden Punkte wirklich stärker gedrückt werden, oder ob der Contact des reibenden Stoffes mit dem Glase vermehrt werde, in wel

chem Falle der Totaldruck auf eine grössere Fläche wirke und daher, auf die Flächeneinheit bezogen, in geringerem Maasse zugenommen habe, als es den Anschein hatte. Bei vielen der angewandten Reiber ist indess die Vermehrung des Contacts sehr unbedeutend, wovon der Verf. sich bei den Metallpapieren überzeugte, indem er sie mit 8 und 260 Grammes Druck auf den Quadratcentimeter gegen die Basis eines dreiseitigen Glasprisma andrückte, und die Totalreflexion auf derselben untersuchte. Eine andere Frage betraf die Grösse des Unterschiedes des Drucks. Selbst mit Berücksichtigung des Luftdrucksfanden sich die angewandten Gewichte verschieden genug, um die Unabhängigkeit der Elektrisirung des Glases von dem Drucke auf den Reiber, wenn er nur in jedem Falle hinlänglich war, vollkommenen Contact zu bewirken, als bewiesen zu halten.

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Es wurden indess zuweilen Ausnahmen von dieser Regel bemerkt und zwar bei den Metallpapieren in der Art, dass die Elektrisirung des Glases sich mit steigendem Drucke verminderte, bei Atlas, Taft, Pluche de soie, Tuch, Wachstaft aber mit demselben vermehrte. Die Differenzen waren sehr klein und betrugen höchstens einige Grade der Divergenz des Elektrometers. Um den Grund dieser Abweichungen zu bestimmen, wurde die Elektricität einer Glasstange untersucht, je nachdem sie mit verschiedenen Stoffen langsam oder heftig mit der Hand gerieben worden war. Das heftige Reiben, durch welches das Glas heiss wurde, verminderte die positive Elektricität desselben und konnte sie sogar in einigen Fällen (bei der Reibung mit gewalztem Blei, Kattun, Leinwand) in die negative umschlagen machen. Der Verf. fand, dass bei den Versuchen mit dem Glascylinder durch die Reibung unter starkem Drucke wirklich Wärme, wenn auch nur von wenigen Graden1), entwickelt wurde und leitete die bemerkten Anomalieen der Elektrisirung von der Wärme und ihrer ungleichen Vertheilung zwischen Reibzeug und Cylinder ab.

1) Diese wurden mit Hülfe einer thermo-elektrischen Säule beobachtet, die in 3,7" Entfernung von dem Glascylinder aufgestellt war. In vorläufigen Versuchen war ein ähnlicher Cylinder, mit Wasser gefüllt, vor die Säule gestellt und die Ablenkung am Multiplicator nach verschiedener Erwärmung des Wassers beobachtet worden. Der thermometrische Apparat war ein vortrefflicher, von Gourjon in Paris gearbeiteter. Als Zeichen seiner Empfindlichkeit findet sich angegeben, dass eine Differenz von 0,°4 C. des Wassers über die Lufttemperatur am Multiplicator eine Ablenkung von 10° hervorbrachte.

Wird der Glascylinder fortwährend entladen, so dass dem Elektrometer nur die bei einer Umdrehung erregte Elektricität zugeführt wird, so nimmt die Divergenz des letztern bei weichen fibrösen Reibern mit steigendem Drucke zu, weil der Contact diese Stoffe dichter macht und dadurch der negativen Elektricität des Reibers eine bessere Ableitung verschafft.

Einfluss der Breite des Reibers auf die Elektricitätserregung. Es wurden nach einander zwei Reibzeuggestelle angewendet von gleicher Länge, das eine aber von der vierfachen Breite des andern. Mit den verschiedenen oft genannten Stoffen bekleidet, gaben diese Reibzeuge keinen merklichen Unterschied der Divergenz am Elektrometer. Oder auch, es wurde bei demselben Gestelle der bekleidende Stoff einmal straff aufgezogen, das andere Mal bauschig befestigt, so dass bei der Drehung des Cylinders die reibende Fläche über das Reibzeug hinaus, bis 1,4" Entfernung von demselben, ausgedehnt wurde. Die Divergenz am Elektrometer war die frühere, wurde aber, wenn der reibende Stoff zu weit übergriff und dem Metallkamme zu nahe kam, vermindert. Nur bei dem Wachstaft blieb die Elektrisirung des Cylinders dieselbe, er mochte in noch so grosser Ausdehnung über das Reibzeug hinaustreten.

Einfluss der Krümmung des Reibers an der Gränze seines Contacts mit dem Cylinder auf die Elektricitätserregung. Das gewöhnliche Reibzeug wurde beibehalten, der Stoff, mit dem es bekleidet war, aber nur an der einen Seite straff aufgezogen, an der andern (die in der Richtung der Drehung des Cylinders lag) bauschig befestigt. In diesen bauschigen Theil wurden Blechcylinder verschiedener Krümmung, von der Länge des Glascylinders, gesteckt und die reibenden Flächen damit straff ausgespannt. Die Fläche des Blechcylinders bildete daher die Fläche des reibenden Stoffes an der Gränze seiner Berührung mit dem Glase. Peclet wandte 4 verschiedene Cylinder an von 2, 1, 1⁄2 und Zoll Durchmesser; bei derselben Bekleidung des Reibzeuges mit Kupferpapier gaben diese Cylinder respectiv Divergenzen von 21,5 · 16,5 Graden am Elektrometer. Das Glas wird also durch Reibung desto stärker elektrisirt, je grösser der Krümmungshalbmesser der reibenden Fläche an der Gränze des Contacts ist. Die Entfernung dieser Gränze von dem Reibzeuge hat keinen Einfluss, wenn sie dem Metallkamme nicht zu nahe liegt.

1

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Einfluss der Dicke der reibenden Substanz. Zinn, Blei, Papier, Fell, Atlas, Wachstaft wurden als Reiber in verschiedener Dicke angewendet, die erstgenannte Substanz als Zinnpapier und gewalztes Zinn (Dicke 1 und 40), die andern Stoffe in einzelnen und mehfach über einander geschichteten Lagen. Die Elektrisirung des Glases war von der Dicke der reibenden Substanz unabhängig. Nur bei Entladung des Cylinders nach jeder Umdrehung, verminderte die Dicke von schlecht leitenden Reibern diese Elektrisirung, weil die Ableitung der Elektricität des Reibers durch seine Dicke erschwert wurde. Einfluss der Dicke des Glases auf die Elektricitätserregung. Hierüber finden sich in der Abhandlung nur wenige Versuche vor. Es wurde eine Glasröhre und ein Stab gleichen Durchmessers mit der Hand gerieben und an ein Elektroskop gebracht.' Der Stab wurde stärker elektrisch, als die Röhre. Als jedoch letztere getrocknet und an beiden Enden zugeschmolzen war, glich sich der Unterschied aus. Hiernach würde die Dicke des Glases ohne Einfluss auf die Elektrisirung desselben sein.

Dieser Schluss ist indess nur für Glas von cylindrischer Form und für einseitige Reibung gültig. An der Scheibenmaschine, bei welcher beide Seiten des Glases gerieben werden, giebt bekanntlich das dünnere Glas den stärkeren Effekt.

Einfluss der Art der Reibung auf die Elektricitätserregung. Ein hohler Kupfercylinder von der Länge des Glascylinders wurde mit Leder überzogen und an die Stelle des Reibzeuges gesetzt; seine Axe konnte in den verticalen Rinnen beliebig festgestellt oder freigelassen werden. Im ersten Falle entstand bei Drehung des Glascylinders de (bisher angewandte) Reibung mit gleitender, im zweiten die Reibung mit rollender Bewegung. Der Kupfercylinder wurde mit der Hand an den Glascylinder angedrückt; mit Papier, Metallpapier, Schaffell bekleidet, zeigte sich seine elektrisirende Wirkung auf das Glas durchaus gleich, seine Axe mochte fest oder beweglich sein. Mit Anwendung von Atlas und Molleton als reibende Substanz gab der letztere Fall die stärkere Elektrisirung. Mit altem trockenen Wachstaft gaben beide Arten des Reibens dieselbe Stärke der (positiven) Elektrisirung des Glases, als aber neuer klebender Wachstaft gebraucht wurde, so war die erregte Elektricitätsart nach der Art des Reibens verschieden. Es wurden folgende Divergenzen am Elektrometer erhalten:

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