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Die erste Art der Reibung bedingt nämlich ein fortwährendes Zusammendrücken des Wachstafts, das ihn nach Libes bekannten Versuchen positiv elektrisch macht, indess die gleitende Reibung denselben selbst gegen Metall negativ elektrisirt. Was den Einfluss der Wärme und der Rauhheit der Oberfläche betrifft, so bestätigte der Verfasser die bekannte Erfahrung, dass durch beide ein geriebener Körper die Tendenz erhält, negativ elektrisch zu werden.

Reibung der Luft gegen Glas. Marx') hat die häufig gemachte Bemerkung, dass ein starker Luftstrom, der gegen eine Glasplatte getrieben wird, dieselbe elektrisch mache, ungegründet gefunden. Auch eine schnell rotirende Metallmasse zeigt nach ihm keine Elektricität, die der Reibung der Luft gegen dieselbe zugeschrieben werden kann.

b) Elektricitätserregung durch Reibung der Metalle.

Elektricitätserregung durch Reibung der Metalle mit Metallfeilicht. Becquerel 2) schraubte eine Metallschale auf den Deckel eines Bohnenbergerschen Elektroskops, und hielt eine Metallplatte schräg über dieselbe. Als er nun Metallfeilicht auf die Platte und von derselben in die Schale fallen liess, konnte er die Elektricität prüfen, die dasselbe durch Reibung mit der Platte angenommen hatte. Es fand sich ganz allgemein, dass Metallfeilicht, Metalloxyd, gepülvertes Schwefelmetall, auf eine Platte des zugehörigen Metalls geworfen, negativ elektrisch wurde. Nur das Antimon machte hiervon eine Ausnahme, indem das Feilicht gen eine Antimonplatte positiv wurde. obachtung gemacht, dass Kupferfeilicht, telt, negativ wird; Becquerel fand dasselbe negativ durch Reibung gegen Platten von Zink, Blei, Zinn, Eisen, Wismuth und Antimon; gegen Platten von Platin, Gold, Silber gerieben, zeigte es keine Elektricität. Zinkfeilicht wurde durch Reibung mit einigen Metallen positiv, mit andern negativ, Braunstein mit allen Metallen negativ. Die Wärme hatte auf die Elektricitätserregung durch Reibung grossen Einfluss, wie aus folgender Tabelle ersichtlich ist...

desselben durch Reibung geSinger hat bereits die Bedurch ein Zinksieb geschüt

1) Erdmann u. Schweigg. Journ. f. prakt. Chem. III. 239.

2) Mém. de l'Acad. XII. p. 341. Ann. de Chim. 47. p. 116.

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Die Wärme giebt hiernach den Mineralien, wie allen Substanzen, die Tendenz, bei der Reibung negativ elektrisch zu werden, aber dem Feilicht eine grössere als dem festen Metall, da sonst der Effect in der letzten Columne nicht hätte gesteigert werden können. Becquerel versuchte noch auf eine andere Weise, die Reibung des Feilichts mit einer Platte zu bewirken. Er stellte auf das Bohnenbergersche Elektroskop ein kleines Uhrwerk, welches eine darauf befestigte Platte in schnelle Rotation versetzte. Braunstein, Schwefeleisen, Silber in Pulverform, auf rotirende Platten von Zink, Zinn, Gold gestreut, wurden negativ elektrisch, Zinkfeilicht auf Zink geworfen, gab keine Spur von Elektricität.

Halbleitern.

Elektricitätserregung durch Reibung der Metalle mit Wenn Metallplatten mit einander gerieben werden, so ist nach de la Rive die erregte Elektricität nicht nachweisbar, weil die Platten an der Trennungsfläche zu gut leitend sind. Durch Reibung mit Halbleitern aber kann in Metallen so viel Elektricität erregt werden, dass sie das Elektrometer bedeutend afficiren. Schon Hauy fand Metalle und Erze durch Reibung auf Tuch stark elektrisch, die meisten aber negativ; nur Zink, Silber, Wismuth, Kupfer, Blei, Eisenglanz gaben positive Elektricität. De la Rive hat die Elektricitätserregung untersucht, die durch Reibung von Metallen mit der Hand, mit Elfenbein, Horn,. Kork, Kautschuck und verschiedenen Holzarten stattfindet. 1) Er fand, dass alle Metalle durch die Reibung mit den genannten Stoffen negativ el. werden. Scheinbare Ausnahmen von dieser Regel werden dadurch erklärt, dass der Reiber eine auf dem Metalle gebildete Oxydschicht abgezogen habe, so dass nun das Metall, mit seinem Oxyde gerieben, positiv elektrisch werde. Ist keine Oxydschicht da, oder ist sie so fest, dass sie nicht

') Biblioth. univ. tome 59. p. 13. Pogg. Ann. Bd. 37. p.

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abgerissen wird, so zeigt das Metall seine normale negative Elektricität. Stets negativ wurden: Rhodium, Platin, Palladium, Gold, Tellur, Kobalt, Nickel; meistentheils negativ: Silber, Kupfer, Messing; negativ und positiv: Antimon, Wismuth, Blei, Zink, Zinn, Eisen. Die letztgenannten, ungewiss elektrischen Metalle wurden in Form von Würfeln von 1 Zoll Seite, zum besondern Gegenstande der Untersuchung gemacht. Nach eben gereinigter Oberfläche, in trockener Luft gerieben, zeigten sie sich negativ, in feuchter Luft, bei Erwärmung auf ihrer ganzen Fläche gerieben, positiv elektrisch. Die anomale Elektricität tritt desto leichter ein, je mehr Gelegenheit zur Bildung einer leichten Oxydschicht und zum Uebergehen derselben auf den Reiber gegeben ist. So wurden die heissen Zink-, Zinn-, EisenWürfel, auf den Flächen gerieben, positiv, auf den Kanten gerieben, negativ. Antimon und Silber, sonst sehr constant negativ, können, durch anhaltendes Reiben mit Kork und Kautschuck auf ihren Flächen, positiv werden. Mit Ebenholz bringt man die negative Elektricität der Metalle leicht zu Wege; nur Blei und Wismuth werden sehr selten negativ. Der Verfasser schreibt dies der Leichtigkeit zu, mit der diese beiden Metalle eine Oxydschicht erhalten, welche durch die matte Farbe des Bleies und die irisirende des Wismuths angedeutet werde. Geschwindigkeit und Druck beim Reiben haben keinen Einfluss auf Intensität und Art der erzeugten Elektricität.

II. Elektricitätserregung durch merkliche chemische Einwirkung.

Es ist hier zuvörderst an einige frühere Versuche Becquerels') zu erinnern, in welchen die Elektricitätserregung durch chemische Einwirkung von Flüssigkeiten auf Metalle auf einfache Weise dargethan wurde. Ein kleiner Tiegel aus Platin oder Kupfer, mit einer stark reagirenden Flüssigkeit gefüllt, war auf den Deckel eines Bohnenbergerschen Elektroskops gestellt worden, eine Metallplatte wurde mit der Hand in die Flüssigkeit getaucht, und die Elektricität, welche das Metall angenommen hatte, aus den Anzeigen des Instruments geschlossen. Die nachfolgende Tabelle giebt die Art der Elektricität des eingetauchten Metalles an.

1) Ann. de Chim. XXVII. p. 5. Traité de l'él. II. p. 245.

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eingetauchtes Metall.

Platin. Gold. Silber. Kupfer. Eisen. Blei. Zink.

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Becquerel schliesst hieraus, dass, wenn nur ein Metall von einer Flüssigkeit angegriffen wird, das Metall stets negativ, die Flüssigkeit positiv elektrisch ist; werden beide Metalle, die mit einer Flüssigkeit in Berührung stehn, angegriffen, so herrscht die Elektricität des am stärksten angegriffenen Metalles vor.

De la Rive hat diese Versuche neuerdings wiederholt1) und bestätigt; er bemerkt rücksichtlich der Stärke der erregten Elektricität, dass sie nicht immer mit der chemischen Einwirkung im Verhältnisse stehe. So gibt, wenn der Platintiegel auf dem Elektroskope mit concentrirter Schwefelsäure gefüllt ist, eine eingetauchte Zinklamelle stärkere Elektricität, als wenn die Säure sehr verdünnt ist, obgleich im letztern Falle die chemische Einwirkung auf das Zink viel kräftiger ist, als im erstern. Es rührt dies daher, dass die verdünnte Säure, als besserer Leiter, die Wiedervereinigung der beiden erregten Elektricitätsarten mehr begünstigt, als die concentrirte. Die chemische Einwirkung erregt auch in nicht metallischen Körpern Elektricität. Als de la Rive in den mit concentrirter Schwefelsäure gefüllten Platintiegel Holz, Kork, Wachs, Leim (colle forte), Zucker eintauchte, zeigte das Elektroskop positive Elektricität, wie bei einem eingetauchten angreifbaren Metalle, an. In allen diesen Versuchen ist die Elektricität aber sehr schwach, weil die Vereinigung der beiden Elektricitäten in der Flüssigkeit selbst so leicht ist. Lässt man hingegen die Flüssigkeit gleich nach der Einwirkung auf das Metall in Dampfform entweichen, indem man dieselbe auf erhitzte Metallplatten tropft, so kann die negative Elektricität des angegriffenen Metalls bis zum Funkengeben angesammelt werden. Aus demselben Grunde erhält man starke Elektricität durch chemische Einwirkung, wenn der angreifende Körper von Natur gasförmig ist. Chlor und Luft durch

') Recherches sur etc. p. 96. Bibl. univ. de Genève. III. p. 375.

eine isolirte dünne Kupferröhre getrieben, machen dieselbe stark elektrisch, nur muss man die Vorsicht gebrauchen, dem Chlor die positive Elektricität, die ihm durch seine Entwickelung gegeben ist, dadurch zu entziehen, dass man es durch eine nicht isolirte Platinröhre * streichen lässt. Dass die Elektricität des Kupfers nicht durch Reibung der Gasart gegen die Wände der Röhre entstanden war, bewies der ausbleibende Erfolg, als Wasserstoffgas oder Kohlensäure durch die Röhre getrieben wurden.

Alle diese Erfahrungen lassen sich in dem sehr einfachen Ausdrucke zusammenfassen, dass jedes Metall, welches von einer Flüssigkeit angegriffen wird (dies Angreifen freilich im weitesten Sinne genommen), negativ, die angreifende Flüssigkeit positiv elektrisch wird. Stehen zwei Metalle in derselben Flüssigkeit, so wird jedes von ihnen negativ, die Flüssigkeit um so stärker positiv sein; erhält aber eins der Metalle oder jedes eine Ableitung, so wird die Elektricität der Flüssigkeit an das weniger angegriffene Metall übergehn und es positiv erscheinen lassen. Einige organische Substanzen verhalten sich wie die Metalle.

Der Satz, dass alle Metalle, mit einer beliebigen Flüssigkeit in Berührung, negatiy elektrisch werden, ist bekanntlich schon von Volta aufgestellt, seltsamer Weise aber gerade von denen am spätesten eingeräumt worden, die seine Ansicht über die Elektricitätserregung durch Contact theilen. Pohl glaubte, das Zerfallen der Metalle in zwei Klassen bewiesen zu haben, von welchen die eine mit allen Flüssigkeiten positiv, die andere negativ elektrisch werde; Pfaff beschränkte diese Annahme, indem er die Art der Elektrisirung der Metalle zugleich von der Natur der erregenden Flüssigkeit abhängig darstellte. 1) Dass die Elektricität eines Metalles durch ein ihm in derselben Flüssigkeit gegenüberstehendes Metall modificirt werde, war beiden Physikern nicht unbekannt; aber diese Thatsache wurde nur als Verstärkung oder Schwächung der jedem Metalle eigenthümlichen Elektricität gefasst. Pohl z. B. bemerkte die positive Elektricität einer Kupferplatte, die durch eine befeuchtete Pappscheibe von einer Zinkplatte getrennt wird, aber er wich darin von den jetzt constatirten Angaben ab, dass er nach Fortnahme der Zinkscheibe das Kupfer ebenfalls positiv, nur schwächer elektrisch gefunden haben wollte. 2)

1) Gehl. N. phys. Wörterb. IV. S. 639.

2) Process d. galv. Kette. Leipz. 1826. S. 15.

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