Page images
PDF
EPUB

LITERATUR-ZEITUNG

VOM M JAHRE

I 8 I 7.

DRITTER BAN D.

SEPTEMBER bis DECEMBER.

ODENSE

KATHEDR. SKOLES
BIBLIOTHEK

HALLE,

in der Expedition diefer Zeitung,

und LEIPZIG,

in der König Sächf. privil. Zeitungs-Expedition.

18 17.

[ocr errors]

I

ALLGEMEINE

200

LITERATUR

September 1817.

PREDIGER WISSENSCHAFTEN.

MAGDEBURG, b. Heinrichshofen: Handbuch der practifchen Glaubenslehre der Chriften zur Förde rung einer zweckmässigen und fruchtbaren Be handlung derfelben, befonders im populären Religionsunterricht, von Joh. Heinr. Fritsch, Oberprediger zu St. Benedict zu Quedlinburg. Erfter Theil. 1816. XVI u. 584 S. gr. 8. (2 Rthlr.)

Der

er unvermuthet frühe in das Predigtamt gekommene Vf. machte aus eigener Erfahrung die Bemerkung, dafs in den akademifchen Vorlefungen über die chriftliche Glaubenslehre gerade diejenigen Theile derfelben, von denen der Prediger am meilten Gebrauch zu machen hat, am kürzesten behandelt wurden, und er fah fich genöthigt, erft in dem Amte sich dieser Lehren in ihrem ganzen Umfange und von der Seite, von welcher fie für den Prediger am wichtigften find, durch Nachdenken und Lecture zu bemächtigen, Umsonst sah er fich aber dabey nach einem Werke um, welches ihn näher zum Zwecke führen könnte, und die Bedürfniffe eines Predigers ganz nach feinen Wünschen ergriffe. In der Folge erfchien zwar das Niemeyer'fche Handbuch der practifchen Theologie; allein auch durch diefes fchätzbare Werk fchien ihm doch für das Material des Predigers noch nicht hinlänglich geforgt zu feyn, und ei ne Schrift, die ausführlich genug wäre, um den Mann im Amte, wie in einzelnen Fällen, fo beym Fortsetzen feiner Studien, zunächst für die Bedürfniffe feines Amts in Beziehung auf die chriftliche Glau benslehre hinreichend zu unterstützen, war, wie er glaubte, immer noch wünschenswerth. Diefs bewog ihn, felbft Hand an ein folches Werk zu legen, in welchem nicht nur, was unmittelbar zum Glauben der Christen gehört, mithin zunächst in dem Lehramte vorgetragen werden mufs, fondern auch, was damit in einer folchen nähern oder entferntern Ver bindung steht, dafs es diefen Glauben befestigt und belebt, erörtert würde. Das freylich etwas weitläuftig angelegte Ganze foll aus drey Bänden bestehen. Der erfte, bis dahin allein erschienene, handelt von der Religion und dem Chriftenthum überhaupt, und fpricht davon, was der Prediger, theils als Katechet, theils in Vorträgen an das Volk, über den Begriff Religion, über Vernunft und Offenbarung, über Hei denthum, Judenthum, Chriftenthum, Muhamedanis mus, über den l'orzug der chriftlichen Lehre, über die chriftlichen Religionsurkunden, über die Gefchichte des Christenthums und der chriftlichen Kirche beyzubringen A. L. Z. 1817. Dritter Band."

[ocr errors]

A

[ocr errors][merged small]

habe. Der zweyte foll fich dann mit den allgemeinen befondern oder dem Chriftenthum, eigenthümlichen be chriftlichen Religionslehren, und der dritte mit den fchäftigen und fie von ihrer practischen Seite darstellen. Rec. hat diefs Werk, fo weit es bis dahin bearbeitet ilt, zu dem angegebenen Zwecke brauchbar dafs er in Allem mit dem Vf. einverftanden fey, gefunden, womit inzwilchen nicht gefagt feyn kann, oder dafs er nicht noch manches Einzelne mehr von Grund aus gebaut, oder anders behandelt, oder mehr mit Rücklicht auf gerade jetzt bey vielen geltende und häufig gehörte Behauptungen vorgeftellt, auch an den Stil mehr Fleifs gewandt wünschen möch te. Schon in der Einleitung würde z. B. Rec. nicht gefagt haben: » Wenn kein zukünftiges Leben ift, wozu brauchen wir ein Gewiffen?" Denn wenn man auch wiffen könnte, dafs an keine Fortdauer der Perfönlichkeit nach dem Tode zu denken fey, fo würde er darum doch feine fittlichen Begriffe nicht aufgeben. Gern hätte er auch da, wo der Vf. in der Einleitung fagt:,,Jefus predigte faft überall Moral, und der bey weitem gröfste Theil feiner Lehren gehört der Moral an," die Denkart derjenigen berückfichtigt gefehen, die heut zu Tage bey dem Religionsunterrichte von Moral gar nichts mehr willen wol, len, und fich ein Verdienft daraus machen, dafs man, wie fie rühmen, in ihren Vorträgen, nichts von Tu gend höre, ja, die ganz laut erklären, dafs die Tugendprediger Irrlehrer feyen, welche die Christen von dem Glauben an Chriftum abzögen. Die Unterfcheidung zwifchen natürlicher und geoffenbarter Religion liebt Rec. nicht, weil diele Begriffe zu fchwankend find; auch kann man fich über diefen Gegenftand verständlich ausfprechen, ohne dafs man nöthig hat, unbestimmte Ausdrücke diefer Art zu Hülfe zu nehmen. Dafs die natürliche Religion die erfte und ältefte fey, hätte, um der vielen Prediger willen, die dagegen standhaft behaupten, die natürliche Religion fey nie vorhanden gewefen, und die Bibel fange fchon bey Adam mit einer Offenbarung an, gründlich dargethan werden follen, Diefelben Prediger nehmen auch eigentliche Theophanien an, die den Patriarchen zu Theil geworden feyen, und bleiben überhaupt bey dem Buchstaben der biblifchen Erzählungen des A. T., was vielleicht bey dem Vf. nicht ganz unbedingt der Fall feyn wird. Was S. 149 aus einer Predigt von Löffler angeführt wird, wo es heifst: es heifst:,, Gefetzt dafs von einer Religion erwiefen ift, dafs fie wahr fey: ift dann nicht auch zugleich erwiefen, dafs fie göttlichen Ursprungs fey?" wird nicht jeder als einen bündigen Schlufs anerkennen;

A

da

[graphic]
[ocr errors]

am Schluffe diefer Anzeige noch bemerklich zu machen. S. 454 heifst es:,, , Das Einzige was Luthern bey diefer Beharrlichkeit zur Laft gelegt werden kann, ift das, dafs fie fich auch auf Handlungen und Aeufserungen erftreckte, wozu ihn feine Heftigkeit hingeriffen hatte." 'Hier follte ftatt wozu vielmehr gefetzt werden: zu welchen v. f. f. S. 464,, Die reformirte Kirche unterfchied fich früherhin hauptfäch lich in der Lehre u. f. f. und in einigen äussern Gebräuchen, worin jetzt überall faft nur die alleinige Ver fchiedenheit befieht." Deutlicher hiefse es hier: in welchen allein jetzt beynahe überall die Verschiedenheit besteht. S. 465: In der heil. Schrift erkennt der Proteftant nur die Stimme Gottes." Der Vf. wollte fagen: Nur in der heil. Schrift erkennt der Proteftant die Stimme Gottes. Solche Aunrichtige Stellungen der Wörter kommen nicht ganz felten vor. Verschiedene finnstörende Druckfehler find nicht bemerkt; S. 94 Zeile 11 von unt, wird z. B. das Wort nicht zu ftreichen feyn.

[ocr errors]
[ocr errors]

HEILBRONN, b. Clafs; Homiletifches Handbuch oder Materialien für alle Theile der Amtsführung eines Predigers, von Karl Friedr. Dietzfch, Stadtpfar rer in Oehringen. Erften Bandes erfle Hälfte. 1816. X u. 164 S. Zweyte Hälfte. 1816. VIII und von S. 165 bis S. 340. gr. 8. (1 Rthlr.)

[ocr errors]

diefer übernatürlich oder natürlich bewirkt wurde, darnach ward eben nicht gefragt; eben darum brauchten auch nicht immer die Mittelurfachen angegeben zu werden, die bey dem Erfolge mitwirkten; die Refe rehten konnten fie übergehien, ohne dafs aus der Kürze ihrer Erzählungen folgt, es habe deren keine mitgewirkt, und der Erfolg fey an fich fo durchaus unbegreiflich und unerklärlich gewefen, als er es in der Erzählung zu feyn fcheint. Genug dafs wir wegen mehrerer gefchichtlichen Umstände, welche die Referenten angeben, Gründe genug zu haben glauben dürfen, dafs bey verfchiedenen unerwarteten Erfolgen die man Wunder zu nennen pflegt, natürlichs Urfachen mitwirkten, und dafs wir daraus als Vermathung zu lchliefsen berechtigt find, es werde fich auch da, wo wir dergleichen Angaben nicht nachweifen können, eben fo verhalten haben. Als Prophet erweckte z. B. einft Elifa den Sohn der Sunamitin, ob es gleich aus der Erzählung unverkennbar ift, dafs Elifa dabey phyfikalifche Verfuche machte, die anfangs ohne Wirkung zu bleiben schienen, und dafs nur die Beharrlichkeit des Mannes Gottes zum Zwecke führte. Eben fo offenbarte Jefus zu Kana feine Herrlichkeit, wenn auch bey der Erfreuung des jungen Hochzeit paars mit Wein alles ganz natürlich zufammenhing und als Beglaubigung Jefu von oben durfte lein Hervorrufen Lazari aus dem Grahe vorgestellt werden, wenn auch der vollkommene Tod bey Lazarus noch nicht eingetreten war, als die Gruft, Der Vf. nimmt das Wort Prediger in dem engern in welcher er war, geöffnet wurde. Solite endlich Sinne des Worts, inwiefern es denjenigen bezeich nicht Matth. 13, 5 anzeigen, dafs aus dem Worte net, der Predigten (Sonntags-, Feft, HochzeitsEUSEw, nicht folge, die Wirkungen quaeft. feyen im Leichen Predigten u. f. w.) zu halten hat; er will mer urplötzlich auf ein einziges Wort erfolgt, und nur demjenigen, der in der Lutherifchen Verfassung follte nicht auch Marc. 9, 25. 26. 27 auf andre Vor- über die evangelifchen und apoftolifchen Perikopen, stellungen führen? Darin ftimmt übrigens Rec. mit oder, wie bey Trauungen und Sterbefällen, über dem Vf. überein, dafs es unweife wäre, von der freye Texte zu predigen hat, an die Hand gehen, Kanzel die Möglichkeit oder Wirklichkeit der foge- theils mit blofsen Ideen, theils mit Entwürfen, theils, nannten Wunder aus philofophifchen Gründen zu doch fparfam, mit völlig ausgearbeiteten Vorträgen; vertheidigen, oder fich ein angelegentliches Gefchäft und des Vfs. Beftreben geht dahin, Themata, die daraus zu machen, diefelben gegen alles Wideritre- nicht ganz gewöhnlich, aber practifch find, aufzu ben des Textes aus fpätern Begriffen natürlich zu er ftellen, die Difpofitionen logifch zu ordnen, die Texklären. Eben fo wenig dürfte es aber rathfam feyn, te, wo es nur irgend möglich ist, unter Einen Gedie fogenannten Wunder als Beweife der höhern Sen- fichtspunkt zu bringen und fie als analytisch - fynthedung Jefu vorzustellen, da nach Matth. 9, 22. 24 24. tifche Homilien zu behandeln. Auch diefs Handbuch 2. Theff. 2, 9. Apokal. 13, 13. 14. 15 auch falfche hat Rec., fo weit es bis dahin erschienen ist, sowie Propheten Wunderthaten verrichten können. Auf des Vfs. homiletische Beyträge, die mit dem ersten das Bestimmte der Vorausfagung der Auferstehung Je- Bande fchon gefchloffen wurden, brav gearbeitet gefu am dritten Tage möchten wir fo ftark eben nicht funden. Nur follte nichts allzu Specielles, wie Bodrücken, da, aller Wahrscheinlichkeit nach, die napartes Rückkehr in Frankreich u. dgh. m., darin vorhierauf fich beziehenden Aus prüche Jefu bintennach kominen; denn davon kann ein Prediger, der als ein dem Erfolge angepasst und fpecieller gefafst worden junger Anfänger oder als ein Mühfeliger und Belader find, auch die Abfchiedsreden Jesu bey Johannes mit ner eines folchen Handbuchs bedürftig ift, keinen der Annahme einer fo beftimmten Vorheriagung fich Gebrauch machen, da hoffentlich diefes nicht zum kaum vereinigen laffen, um nichts davon zu lagen, zweyten Male begegnen wird, und wenn es fich auch dafs die Worte Jefu, welche man diefsfalls anzufüh ereignete, unter andern Umständen fich zutragen ren pflegt, ohne allen Vergleich geistreicher find, würde. Befonders verdient eine Rede, die der Vf. wenn man fie allgemeiner nimmt, und das beftimmte bey der Confirmation zweyer Prinzen von Hohenlohe Vorausfehen einer körperlichen Rückkehr Jefu inshielt, gelobt zu werden; S. 125 geht jedoch der Vf. Leben am dritten Tage nach feinem Tode fallen lässt. Einiges Fehlerhafte in Anfehung des Stils hat Rec.

[ocr errors]

1

16, 26 aus, um den Prinzen eine gute Lehre zu gevon einer unrichtigen Erklärung des Spruchs Matth.

ben.

« PreviousContinue »