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älteren Deutschen Aufsätzen, besonders aber an seinen Uebersetzungen, wofür ein Blick in seinen Nachlass auf der K. Bibliothek in Berlin empfohlen werden darf. Diese so charakteristische varietas scripturae verdiente daher mit aller Aufmerksamkeit, unerhebliches abgerechnet, angemerkt zu werden, und wer auf die feinen Schattirungen des Stils achtet, stellt hier lehrreiche Beobachtungen an. Doch war es nicht immer möglich auf den ersten Druck zurückzugehen : z. B. vom 7. Deutschen Aufsatz über Semlers letzte Lebenstage liess sich ebenso wenig ein Exemplar (man berichtige p. 710. 23 S.) auftreiben als von der längst verschollenen Zeitschrift, in der Aufs. 6. stand. In Betreff der Abhandlung 3. Ueber den Ursprung der Opfer, die lediglich aus den Miscellanea wiederholt wurde, fehlt jede Notiz. Lange nach dem Abdruck der Praefatio (12.) ad Ciceronis Tusc. Disputt. fand ich ein Exemplar der ersten Ausgabe 1792. und trage wenigstens an diesem Platz die Varianten der dortigen Vorrede nach.*

Zuletzt eine Bemerkung über die veränderte Form mehrerer Prooemien, welche Körte im Anhang der Consilia Scholastica stillschweigend, als ob sie neu wären, wiederholt. Vermuthlich waren es Stücke von erster Hand. Nemlich N. 84. p. 257. zu vergleichen mit Pro. I. 85. p. 259. ist Bruchstück von Pro. XII. p. 47. 86. p. 260. Stück von Pro. XXX. p. 97. 87. p. 261. sq. enthält den grösseren Theil von Pro.

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351, 18. studui] volui 28. argumenta] indicia

sunt 34. aliquando] mox prelum subitura

352, 2. mutavi] peccavi

29. sed

11-18. Iam et quae sequuntur

usque ad contigit apparet in altera editione accessisse.

19. iucundam] periucundam

Subscriptio: Scrib. Halis, extremo Martio 1792.

90. ist

XIII. 88. p. 263 - 265. Bruchstück von Pro. XL. ein etwas abgeändertes Stück aus Pro. XL. p. 127. 98. p. 279-282. wiederholt Pro. X. bis perdidisse videantur. 99. p. 282–284. stimmt mit Pro. XXI. von den Worten p. 73. Illud gravius est an. 100. ist gleich dem Pro. XXXIV. von den Worten p. 109. Non enim qui vires bis zu p. 110. explosi essent. 101. p. 286-289. nach der Stelle des Seneca mit den Worten At inest anhebend und mit dem Ausgang des Citats necessitudines diligo schliessend gibt den grösseren Theil des Pro. XXXVIII. bis p. 121. Endlich entspricht N. 104. p. 299-302. mit einigen Kürzungen dem Pro. XXXIX. vom Satz p. 123. Querebantur dudum homines an. Als Besitzer des Wolfischen Nachlasses hat nun jener über die genannten didaktischen Partien verfügt, und ohne nachzufragen ob sie schon gedruckt existirten, in bunter Folge sie mit Deutschen Blättern und Aufsätzen aus verschiedenen Jahrgängen vermischt, sogar (nach seiner naiven Aeusserung) ,, beziffert, um sich ihre Bezüge auf einander leichter bemerklich machen zu können." Nur zwei kleine Lateinische Bruchstücke, die noch ungedruckt waren, finden sich im Körteschen Sammelwerk: das eine Nr. 91. wie der Stil zeigt, ein unfertiger Versuch, das andere Nr. 94. mit dem Vermerk 1810. wird in der Nachschrift als ein Anfang von UebersetzerLuxus bezeichnet. Beide Fragmente haben im Vermischten unter 3. 4. einen Platz erhalten.

Zur letzten der Praefationes, die einen gemeinschaftlich mit Bekker herauszugebenden Delectus Platonis in Aussicht stellt, ist die von diesem in einem Brief an Schütz I. p. 11. 1816. geäusserte Ablehnung zu bemerken: „,- wenig bekümmert um die, während ich in Paris war, ohne mein Vorwissen erlassene und freilich überprächtige Ankündigung." Man erstaunt hiernach weniger über Wolfs Verstimmung, welche sich in herben Worten Anal. I. p. IX. Luft gemacht hat, als er seine Platonischen Entwürfe vereitelt sah.

Weiter von dem schönen Ueberrest seiner paedagogischen Lehren, den Consilia scholastica p. 454-464. Diese Paragraphen sind fast durchgängig nach der Fassung

bei Körte gegeben; nur ist der Schluss von §. 4. der dort p. 16. steht, aber bei Föhlisch fehlt, als entbehrlicher Nachtrag fortgelassen. Wolf hatte hier wie noch in anderen handschriftlichen Aufzeichnungen (z. B. über das Scutum p. 480.) oder in unfertigen Arbeiten bisweilen einen zweiten Ausdruck in Parenthese beigefügt, wo die Auswahl des rechten. Wortes für die Revision vorbehalten war. Manchmal liess sich in solchen Fällen, wo der akademische Vortrag alle Freiheit gestattet, das bessere Wort ohne weiteres aufnehmen. Schade nur dass ein anerkannter Druck der zu jenen Consilia gegebenen Erläuterungen fehlt; Föhlisch hat ohne Zweifel sie möglichst wortgetreu niedergeschrieben. Minder gut steht es um das Prooemium (p. 461-471.) welches Wolf als Einleitung zur Geschichte der Griechischen Litteratur diktirte. Hier waren mancherlei Schreib- und Hörfehler zu bessern; vielleicht sind aber noch einige Versehen sitzen geblieben. Bei solchen dictata die dem Ohr, nicht der Lesung bestimmt waren, kam es nicht sowohl auf Feinheiten des Ausdrucks als auf eine fassliche korrekte Form an.

Unter den Deutschen Aufsätzen fordert zunächst 7. Ueber Herrn D. Semlers letzte Lebenstage mehrere Bemerkungen historischer Art. Dass ihm Wolf einen Werth beilegte zeigt sein Platz, denn er steht gegen die Zeitfolge vorn in der Deutschen Abtheilung der Miscellanea. Semler war vermuthlich der einzige Hallische Theolog, mit dem Wolf vertraulich umging, und abgesehen von gewissen Sympathien, namentlich den Interessen der Aufklärung, fand er bei jenem nicht nur eine reiche, selbst philologische Gelehrsamkeit, sondern auch ein Verständniss seiner kritischen Studien. Wir begnügen uns dafür mit dem Urtheil, welches ein Nachbar aus Semlers Munde glaubhaft entnommen hat.* Der

*) C. F. Lauckhard in einem jetzt verschwundenen und zu Makulatur gemachten Archiv der Abenteuerei, das aber die Kehrseite des damaligen akademischen Lebens nur zu gründlich vor Augen stellt, Leben und Schicksale Th. 2. Halle 1792. p. 130.,,Semler ehrte und liebte Wolfen sehr: est (sagte er einst zu mir) ó távv in Graecis et Latinis atque adeo in omni antiquitate φιλοσοφεῖ ἐν φιλολογία." Dort

Bericht über die letzten Tage desselben, dessen warmer Ton allein von den herzlichsten Beziehungen zur ganzen Semlerschen Familie zeugen würde, war an C. G. Schütz, vielleicht den ältesten Freund eben derselben gerichtet. Im Briefwechsel des letzteren (Th. I. 453. 455. 456.) lesen wir einige Nachrichten, die Wolf ihm gleichzeitig erstattet hatte; da sie zur Ergänzung dienen, so schien es nicht überflüssig diesen ungezwungenen Erguss des aufrichtigen Gefühls hier zu vergleichen.

15 März 1791. Von unseres lieben Semlers Umständen und vermeinter Genesung haben Sie ohne Zweifel von Zeit zu Zeit Nachricht erhalten. Ich würde Ihnen schon selbst darüber geschrieben haben, wenn mir nicht eben durch seine Krankheit die Zeit sehr beengt worden wäre. Ich sprach ihn täglich wenigstens zwei bis drei mal. Jetzt theuerster Freund kann ich das leider nicht mehr. Er war!

Gestern früh nach 6 Uhr verlosch die kleine Lebenskraft, mit der er sich acht sogenannte Genesungstage hinschleppte verlosch aber so ruhig und unbemerkt und ohne die geringsten Schmerzen, dass da ich seinen letzten Athemzug nun nahe glaubte, er schon geschehen war. Nie hat mich ein Fall dieser Art so sehr angegriffen; die Gegenwart und der Anblick der Familie erhöhten den Schmerz, und noch spiele ich als Tröster eine sehr gezwungene Rolle. Was Ihnen in Vergleichung mit mir die Entfernung an Erleichterung schafft, wird Ihnen freilich wol wieder durch andere Betrachtungen entrissen; doch, denke ich, müssen Sie durch die zeitherigen Nachrichten wenigstens vorbereitet sein. Ich war es die ganzen 3 Wochen seiner Krankheit durch, und habe ihn keine Stunde auf der Besserung gesehen, so sehr auch ein Arzt .. es meinte. Durchaus nicht den geringsten Appetit, auch nicht zu den leckersten und liebsten Sachen, und durchaus keine Neigung zu körperlicher Thätigkeit. Zuletzt kam ein Schlagfluss dazu, der den linken Arm traf; dies am Sonntag früh; nachmals wurde ihm der Arm zwar wieder etwas freier, die allgemeinen Kräfte des Körpers aber entschwanden immer schneller, und er starb eigentlich von Sonntag Abend an, mit einer Ruhe, Freund, als ich sie noch nie gesehen habe, aber wie sie sich von seinem Charakter erwarten liess. Die letzten etwas zusammenhängenden Worte sprach er Sonntag Nachmittag, als ich ihn fragte, wie ihm die jetzigen Empfindungen gegen jene an dem schlimmen Donnerstage (vor 13 Tagen) vorkämen, ob sie unangenehkann man auch hören wie schnell durch Wolf die philologischen Studien in Halle gehoben wurden, besonders mittelst des Seminars, und Lauckhard bemerkt:,, selbst Herrn Heynes Seminarium ist mit dem Hallischen in Rücksicht des wirklich gestifteten Nutzens kaum zu vergleichen.“

mer wären.

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,Bei weitem" sagte er und von ganz anderer Art." An dem Donnerstage nämlich, wo auch das Testament gemacht wurde und wo man ihn schon verloren hielt, sagte er mir Lateinisch (wie er denn oft halbe Stunden Lateinisch sprach), er hielte den Tod noch weit. Doch nichts mehr. Sonst hätte ich Ihnen viel zu erzählen. Das einzige aber muss ich Ihnen doch sagen: er hat ein,, Glaubensbekenntniss" zurückgelassen u. s. w.

18 März. Gestern haben wir unserm Semler das Have, have gerufen. Der Antheil der Universität war ausserordentlich. Durch einen Anschlag von mir am schwarzen Bret wurde ziemlich die halbe Universität (sofern sie aus Studenten besteht) in Bewegung gesetzt. Ich brachte es dahin dass der Zug einen Umweg nahm, weil sonst von Studenten wenige hätten sagen können, dass sie zur Leiche gegangen wären. Die letzten wären noch vor der Waage, wo sie sich versammelten, gewesen, wenn die vordern schon den Kirchhof erreicht gehabt hätten. So ist alles aufs feierlichste gegangen.

25 März. Vilis iam est annona litterarum mearum, mein theuerster Freund. Daran ist unser lieber Semler schuld. Die zwei ersten Tage dieser Woche habe ich die drei Wochen seiner Krankheit auf Bitte von ein paar hiesigen Freunden recapituliren müssen. Man wollte von mir etwas Ausführliches über seine letzten Tage, da niemand so oft als ich bei ihm gewesen. Ich fasste daher den Aufsatz so, dass ich Sie in Gedanken als meinen Leser dachte und etwa Herrn Dr. Griesbach.

Jener Anschlag wodurch Wolf im Namen der Universität zu Semlers Leichenbegängniss einlud, ist von Körte W. Leben II. 213. vollständig wiederholt. Wolf hat wol besseres geschrieben.

Der anonyme Beitrag zum Goetheschen Winckelmann und sein Jahrhundert, hier (10.) Winckelmanns Studienzeit überschrieben, hat zwar seinen Verfasser nicht befriedigt. Goethe sagt davon in seinen Tag- und Jahresheften 1805. Werke Bd. 31. p. 196. „, Professor Wolf aus Halle bewährte seine Theilnahme an Winckelmann und dem was ich für sein Andenken zu thun gedachte, durch Uebersendung eines Aufsatzes, der mir höchlich willkommen war, ob er ihn gleich für unbefriedigend erklärte." Vermuthlich missfiel ihm die Beschaffenheit des zu Gebote stehenden Materials, welches dürftig und zugleich sehr zersplittert ist. Aus dem breit nach Art eines Archivs angelegten Buch von Justi wird man eine grössere Fülle von Einzelheiten und Notizen über Winckelmanns Umgebungen erfahren; aber Wolf hat es ver

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