Page images
PDF
EPUB

einen Kreuzzug gegen die Heiden in Liefland unternom= men hätten: so kann dies von Bodo von Homburg bei folgender Gelegenheit zum zweiten Male geschehen sein.

Als nämlich im gedachten Jahre der Heermeister Vinno (Winand) von Rohrbach auf dem Schloffe Wenden von Wigbert von Susat meuchelmörderischer Weise erstochen und Volquin Schenk von Winterstedt án dessen Stelle wiederum zum Heermeister erwählt war, erbauete Lesterer eine Burg zu Vellin. Diese neue Feste wurde jedoch von den heidnischen Ehstländern überrumpelt und die dahin zur Besagung bestimmte Mannschaft auf dem Hinzuge erschlagen. Dieser Handstreich ermuthigte die Ehstländer, welche ohnehin sich guter Unterstüßung von dem russischen Fürsten Visica zu Juriowgrod (nachher »Dorpat« genannt) zu erfreuen hatten, zu dem Versuche, die Christen ganz aus Ehstland zu vertreiben. In die fer Bedrängniß hat der Bischoff Albrecht von Riga 26) eine Reise nach Sachsen unternommen und um Hülfe gebeten, welche ihm denn auch durch den Herzog Albrecht von Sachsen zugesagt und zugeführt ist. Bodo von Homburg wird sich diesem Kreuzzuge angeschlossen und somit zum zweiten Male nach Liefland gezogen sein.

Erst im Jahre 1226, als die Ehstländer durch eine Schlacht, welche nach Kelch 27) bei Velin, nach Rüssouw bei Kendel 28) vorgefallen sein soll, gänzlich zur Ruhe gebracht waren, ist Herzog Albrecht von Sachsen nebst 26) Rüssouw, Chronik der Provinz Liefland. Fol. 10b 27) Kelch 1. cit. S. 70.

28) Rüssouw 1. c. Fol. 11a

einem großen Theile der Kreuzfahrer zur Heimath zurückgekehrt, unter welchen auch Bodo von Homburg gewesen sein wird.

Wenn man nun der Sage in soweit Glauben beimessen will, daß der in Rede Stehende nach seiner Rückkehr von einem Kreuzzuge ermordet sei und junge Söhne hinterlassen habe; Bodo der Jüngere aber derjenige ur kundenmäßig ist, welcher in jener Zeit ermordet wurde, auch zwei Söhne, Berthold und Heinrich, hinterlassen hat 29): so kann kein Anderer den Kreuzzug nach Lief land damals unternommen haben, als Bodo von Homburg junior. Da er aber im Jahre 1226 eine Ur kunde 3) in seiner Heimath ausgestellt hat: so muß er auch wenigstens schon in diesem Jahre zurückgekehrt sein.

Das Todesjahr desselben wurde bisher in soweit als feststehend angenommen, daß solches entweder 1226 oder 1227 gewesen sein müßte. Durch die Bemerkung des Geheimenraths von Spilcker 31), daß beide Brüder Bodo von Homburg annoch in einer Urkunde vom Jahre 1228 als Zeugen aufgeführt würden, wird jedoch die bisherige Angabe sehr wankend und hinfällig. Verbindet man hiermit den Umstand, daß Bischoff Konrad von Hildesheim am Schluffe des Sühnbriefes 32), welcher das Jahr 1227 im Abdrucke führt, hinzugefügt hat: sim 7. Jahre des Bischoffthums«: so läßt dieser Beifah allerdings die Vermuthung zu, daß die Urkunde

29) Origg. Guelf. T. 4. p. 487. Urkunde de 1229. 30) Ebendaselbst, S. 485.

31) Geschichte der Grafen von Everstein. S. 201. 32) Origg. Guelf. T. 3. p. 689.

vom Jahre 1228 sein müsse. Denn des Pabsts Honorius III. Bestätigung des Konrads zum Bischoffe von Hildesheim, ist vom 3. September 1221 datirt 33). Der Sühnebrief führt hingegen das Datum des 5. Juli, Feria 7. post festum Petri Pauli. Erwägt man nun, daß nach damaliger Sitte der Bischoff wohl nur erst von Zeit seiner Bestätigung an rechnen konnte: so ergibt sich, daß er am 5. Juli 1227 sich noch nicht im 7. Jahre seines Bischoffthums befand und deshalb die Jahrszahl wohl 1228 würde heißen müssen. Der Geheimerath v. Spilcker hat das Datum der von ihm angezogenen Utkunde nicht weiter als der Jahrszahl nach angegeben, sonst würde man hiernach die Zeit des Todes noch näher bezeichnen können, indem sie zwischen den Tag der amelungsbornschen Urkunde und den des Sühnebriefes fallen muß.

Auf das von Leyser 34) angeführte Todesjahr 1213, haben wir keine weitere Rücksicht zu nehmen, weil Dies aus Kotzebue hist. fam. variar. genommen ist, und Kozebue bekanntlich in seinen Angaben nicht sehr · genau und zuverlässig ist.

Eben daher stammt denn auch die Angabe, daß Graf Konrad von Everstein der Todschläger gewesen sein soll. Der Sühnebrief des Bischoffs Konrad von Hils desheim legt die That nicht einem einzigen Manne allein, sondern mehren Theilnehmern zur Last; und eine `gleichzeitige Urkunde darüber, daß die That nur von einem Einzigen vollführt sei, ist bis jest nicht zum 33) Origg. Guelf. T. 3. p. 679.

34) Hist. Comit. Everstein. p. 52.

Vorscheine gekommen, weshalb die Ausmittelung des Namens eines Einzelnen nicht weiter zur Sache gehören kann.

Gleichermaßen wird sich schwerlich mit Gewißheit ermitteln lassen, worin der Grund der Uneinigkeit zwiz schen Bodo von Homburg jun. und denen Grafen von Everstein bestanden habe, welche diese blutige That zur Folge hatte.

Folgen wir der von Lehner erzählten Sage und machen davon hier, soviel möglich, Anwendung, so foll die Ursache darin bestanden haben, daß der von Homburg statt eines ihm vergönnten Jagdhauses eine feste Burg zu Lauenstein erbauet habe, und der Graf von Spiegelberg darüber unzufrieden gewesen wäre. Dieser Unzu friedenheit halber soll, wie oben schon gedacht ist, ein Graf von Spiegelberg von einem Herrn von Homburg, nach einer gemeinschaftlich vollbrachten Jagdpartie, er mordet, und die Burg Spiegelberg durch Brand "ver: wüstet sein.

Ursache und Folge scheinen hier nicht in einem glaublichen Zusammenhange zu stehen. Denn es ist nicht wohl abzusehen, warum wegen einer blos geäußer ten unzufriedenheit nach vollendetem Baue der Burg Lauenstein so heimtückisch während einer freundschaftlichen Zusammenkunft zu Mord und Brand zu schreiten ge: wesen wäre.

Der Auszug aus einem Mandate des Kaisers Friedrich II. vom Jahre 1226 35) ergibt zwar, daß da= mals eine schwere Fehde zwischen einem Bodo von 35) Origg. Guelf. T. 3. p. 687.

Homburg und dem Grafen Bernhard von Spiegelberg obgewaltet habe. Es ist möglich, daß in solcher Fehde die Burg Spiegelberg verwüstet sei, wenigstens ist mir noch keine Urkunde zu Gesicht gekommen, welche seit folcher Zeit von gedachter Burg aus datirt wäre, oder ihre fernere Existenz erwähnt hätte. Allein Graf Bernhard so wenig, als Morig I. find des oftgedachten Sühnebriefes ums Leben gekommen. Graf Bernhard findet sich in der von Leyser 36) ange=· führten Urkunde des Grafen Konrad von Lauenrode über eine Schenkung an das Kloster Marienwerder vom Jahre 1229 annoch als Zeuge aufgeführt.

vor dem Abschlusse

Sein Sohn, Graf Moris I., lebte noch im Jahre 1281, wie oben nachgewiesen ist. Außer diesen Beiden lebte, soviel sich hat auffinden lassen, in jenem Zeitraume der ersten 30 Jahre des 13. Jahrhunderts kein männliches Glied der Grafen von Spiegelberg. Von der Ermordung eines Grafen von Spiegelberg kann auch hier keine Rede sein.

Wohl ist es aber möglich, daß der Bau einer hom: burgschen Burg zu Lauenstein in jenen Jahren seinen Anfang genommen; daß die Grafen von Everstein darüber unzufrieden gewesen sein mögten und Dieses Anlaß zur Ermordung des Bodo von Homburg gegeben habe.

Denn aus der Urkunde des Grafen Hermann von Woldenberg vom Jahre 122737) erhellt, daß damals

36) Historia Comit. Wunstorp. p. 18.

37) Origg. Guelf. T. 3. p. 688, wo übrigens der locus corruptus mit den Worten: "non ex debito, sed auszufüllen sein dürfte.

-ll

« PreviousContinue »