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überall ist hierdurch mehr im Verborgenen gewirkt und vorbereitet, als ein nur auf das Aeuffere ge= richteter Sinn wahrzunehmen vermag, — und wenn nur erst der wahre verheißene Tröster sein allversöh= nendes Wort wird ausgesprochen haben, dann wird man mit Erstaunen sehen, welche schöne Welt unter den harten Saamenkapseln verborgen lag, und wie nahe der Frühling war, als noch so viele über den allzulangen Winter klagten.

Eine neue Aussöhnung ist aber so lange immer nothwendig, als noch Etwas ausgeschlossen ist; denn wie Alles von Einem kömmt, so ist auch alles zur Einigkeit mit dem Einen bestimmt, Dem da Preis und Ehre sey in alle Ewigkeit!

Frankfurt am Main,

am Pfingstfonntage 1827.

F. W. C.

Erster Abschnitt.

Die römisch-katholische, sogenannte allein selig machen de, Kirche im Verhältniß zu

Recht, Wissenschaft, Kunst und Wohlthätigkeit.

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

Also ein guter Baum

bringet gute Früchte, und · kann nicht arge Früchte bringen."

Jesus Christus. (Matth. VII. 16~18.)

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„aus Gott, so könnet ihr es nicht dämpfen, — auf daß ihr nicht „erfunden werdet, als die wider Gott streiten.“

Gamaliel. (Apostelg. C. s. v. 38. 39.)

Durch die Untersuchungen, welchen wir in der ersten Abtheilung dieses Werkes uns überlassen haben, find wir zu Ergebnissen hingeführt worden, deren Wesentlichstes wir in der Kürze hier zusammenstellen müssen, um uns als Ausgangs- und Anhalts - Punkt bei den Erörterungen zu dienen, zu welchen wir dems nächst übergehen werden. Erwiesen hat sich uns im ersten Abschnitte:

1) Daß die, von der röm. kath. Kirche verheißene, Seligkeit eine, soweit der Mensch sich eine Vorstels lung von ihr machen kann ), in jeder wesente lichen Beziehung unendlich beschränkte ist.

1) Der h. Augustin und andere Kirchenlehrer, deren abstrakte Orthodoxie jedoch weder die Ansprüche der, Einheit und Algemeinheit fordernden, Vernunft, noch das Begehren des, Einigkeit und Gemeinsamkeit erstrebenden, Herzens unterdrücken mochten, noch konnten, suchten sie hinsichtlich der dogmatischen Seligkeit dadurch zu beschwichtigen, oder vielmehr zu beseitigen, daß sie zur Verheißung aller positiven Genüsse auch noch die Versicherung hinzufügten, der hier schlechthin unverdauliche, harte und herbe Widerspruch zwischen Himmel und ewiger Hölle werde uns jen=

Einverleibtheit in die sichtbare alleinseligmachende Kirche, und die Theilnahme an ihren alleinerlösenden Heilmitteln.

3) Daß diese kirchliche Theilnahme bedingt ist: dusserlich durch die zeitliche Gegenwart eines, wirks lich von Jesus der Weihe nach abstammenden, Priesters und durch dessen vorschriftsmäßige Intention; innerlich durch unbedingtes Glauben, Bekennen und Thun alles dessen, was das priesterliche Lehr- und Hirten - Amt zu glauben und zu thun lehrt, durch Entfernung oder Unterdrückung aller Widersprüche, Wider schriften und Widersprecher gegen die schlechthin unverbesserliche und unverbrüchliche Ueberlieferung und Sagung der Hierarchie.

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und

4) Daß alles dieses angenommen werden muß, und zwar,,blos um des Charakters der göttlichen Sendung willen, mit welchem diese Gewalt (die Hies rarchie) bekleidet ist," oder, mit anderen Worten, blos,,um der Autorität der Kirche willen;" - so daß, wer sich dieser Annahme verweigert, theils seines eigenen Heiles 1), theils der übrigen Rechtgläubigen

2) Daß der Erwerb einer Hoffnung auf einstige Theilnahme an dieser beschränkten Seligkeit gebunden ist an die, bis zum zeitlichen Tod fortgesezte, wirkliche

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seits auf eine durchaus befriedigende Weise gelöst werden. Soll man aber auch noch dieses glauben, wie etwa, daß 2+3 jenseits zu 4 sich ausgleichen werden; - dann ist aller dogmatische Widersinn in allen religiösen Traditionen auf Erden zulässig; denn jeder Einwurf wird durch das Codizill siegreich niedergeschlagen werden, daß: „was hier als ein absoluter Widerspruch erscheint, dort, aber freilich erst dort, — auf das befriedigendste werde gelöst werden.

1) Wir erinnern noch an Bossuet's Conférence avec

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