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Beilage IX.

A. Auszug aus dem Protokoll des bischöflichen Generalvila riats zu Bruchsal, vom 16. April 1823, in der theolog. Quartalschrift herausg. von Drey, Herbst, Hirscher und Feilmoser, Prof. der Theol. kathol. Facultät zu Tübingen, 1823. 48 Heft S. 750 bis 761.

,,Das Ordinariat kann sich nur auf die Angabe einiger allgemeinen Pastoral-Marimen bes schränken, und muß es der Pastoralklugheit, Erfah rung und dem seelsorgeramtlichen Eifer eines jeden einzelnen Geistlichen überlassen, die Anwendung das von nach den Local- und Personalverhältnissen zu machen."

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1) hat jeder Curatgeistliche in seinem Bezirke darauf zu wachen, daß den - religiöswidrigen, in der Religion der Båter leicht irre machenden oder sonst die Gemüther beunruhigenden Büchern, fo viel möglich der Eingang verwehrt werde, und wo sie schon Eingang gefunden haben, auf eine schickliche und kluge Art sie sich einhändigen zu lassen.“

2),,Da, wo diese Schriften und die darin ents haltenen Behauptungen bekannt sind, oder leicht bes kannt werden können, ist Alles aufzubieten, darüber den Parochianen gründliche, umfassende und deutliche Belehrungen zu ertheilen.“

3),,Es ist durchaus nothwendig, daß der Unterricht in Predigten, Christenlehren und bei Ertheilung des Religions-Unterrichtes in den Schulen nach den evangelischen Pericopen und dem Diocesan - Katechismus erschöpfend ertheilt werde."

4),, Insbesondere muß das, was den Ritus und die verschiedenen Gebräuche und Ceres monien unserer Kirche betrifft, nach dem Sinne

derselben gründlich und deutlich erklärt, ber unter der Schale liegende Kern und Geist her. vorgehoben, anschaulich dargestellt und gezeigt werden, daß die verschiedenen kirchlichen Ge remonien weder wesentlich sind ), noch an sich einen anderen Werth haben, als jenen eines Hilfsmittels für den sinnlichen Mens schen, um entweder religiöse, sittliche und rechtliche Gefühle in sich zu wecken und diese zu stärken, oder die im Gemüthe rege gewordenen und gestärks ten Gefühle seinen übrigen Mitchristen anschaulich darzustellen, damit diese die Ueberzeugung gewin nen, daß ein frommer Sinn in uns herrschend sey, und daß auf solche Art sie veranlaßt werden, gleiche Gesinnungen in sich zu wecken und zu beleben.“

5),,Beförderlich für diesen Zweck würde es ohne Zweifel seyn, bei den verschiedenen von unserer Kirche vorgeschriebenen oder doch gutgeheißes nen kirchlichen Gebräuchen und Ceremonien die Anwendung derselben einestheils mit geeigneter Belehrung über das Sinnbildliche, so wie über den Zweck dieser Gebräuche, ihre Eins wirkung auf den Christen und über die Weise, wie sie ihres Orts mitzuwirken haben, zu bes gleiten; anderntheils bei diesen Gebrauchen die deutsche jedem verständliche Sprache zu gebrauchen 2), wofür bereits mehrere von Ordinariaten gutgeheißene Ritualien vorhanden sind.“

1) Man könnte fragen, ob dies dem 13ten Canon des Decr. de sacr, in gen, des Tridentinischen Conciliums entspreche? (Anm. des Herausgebers).

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2) Si quis dixerit, lingua tantum vulgari missam celebrari debere anathema sit. (Concil. Trid. sess. 22, de sacr. cap. 9.) (Anm. des Herausgebers).

6) Wird gründliches Bibelstudium dem Curalklerus recht angelegentlich empfohlen, und der selbe, da einmal der Gebrauch des Neuen Tes staments in den Schulen des diesseitigen Sprengels empfohlen ist, und die Verbreitung der Bi bel durch die ungemeine Geschäftigkeit der so sehr verbreiteten Bibelgesellschaften ohnehin nicht ganz verhindert werden könnte, aufgefordert, das Volk durch Abhaltung geeigneter Homilien oder Ers klärung der evangelischen Pericopen und Episteln der heil. Apostel zu belehren, wie es sich das N. Testas ment zu erklären habe. Das Volk soll mit dem ganzen Inhalte dieser heiligen Urkunde bekannt und vertraut gemacht werden.

Mit dem Lesen ist ihm nicht geholfen; am allers wenigsten mit dem Grübeln und Deuten; es muß angeleitet werden, dieselbe erbaulich zu lesen und sie zu seiner Belehrung gehörig zu verstehen. Diese Anleitung ist Angelegenheit des Seels forgeramtes und eine seiner heiligsten Pflichten."

7),,Der Seelsorger muß vor Allem der Quelle nachspüren, aus welcher die Neigung zu (pietis stischen u. a.) Zusammenkünften entsproß. Die Pas rochianen müssen durch vernünftige und zweckmåßige Mittel von fremder Weide abgehalten wers den. Ohne Bereitung der wahen seelsorger amtlichen Weide durch Wort und That, durch Lehre, Leben und Wandel wird das Abhaltenwollen fruchtlos seyn und bleis

ben."

8) (Wenn Protestanten oder Andere wegen. Hens höfers u. s. w. Abfall von der cathol. Kirche frohlo cken, dann seyen Worte des Trostes im Neuen Testas

ment und der Kirchengeschichte zu schöpfen;),,im ers steren, daß unser Heiland selbst der Bewaffnete und Starke ist, der seine Kirche bis ans Ende der Welt bewahren wird, wenn nur die Mitglieder der von ihm gestifteten Kirche nach seiner Lehre und seinem Beispiele gesinnt sind und leben.“

9) Wird dem Euralklerus in Städten und Dör fern auf das dringendste empfohlen, eifriger in Abhaltung der Predigten, Homilien und Christens lehren und in Ertheilung des Religions. unterrichtes in Lyceen, Gymnasien und Elementars schulen zu seyn. (Aus der Nachlässigkeit der Geistlichkeit überhaupt in diesem Punkte sey allein zu begreifen),,der Unglaube und die Gleichgültigkeit sogar Gebildeter unserer Kirche ges gen alles Religiöse und insbesondere gegen alles Kirchliche" (freilich sey zum Theil auch) ,,der große Priestermangel (daran Schuld,) daß das Wort Gottes nicht so oft verkündigt werden kann, als es verkündigt werden sollte."

(Schluß) „Die Vorschrift des Kirchenraths von Trient schwebe (dem Seelsorger) stets vor Augen; das Lesen, das Ermahnen und Lehren sey sein tägliches Geschäft. Wer stets für Gott und mit Gott arbeitet, kann Alles in dem, der ihn stårket; der Spender des Friedens, der. Einigkeit und der Liebe, der Geist der Wahrheit der Weisheit und der bes harrlichen Stärke sey mit Ihnen Allen."

B.) Auszug aus dem Hirtenbrief des Hrn. Joseph von Sommer, Bischofs zu Trier, an seine Geistlichkeit, vom 4. Januar 1827.

Primum igitur, quod vos admonemus, est illud S. Pauli: estote fortes in fide. Licet

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autem de firma hao in vobis fide et nos persuasi simus, et ipsi testimoninm vobis praebere possitis, vestrum tamen est, spiritus sancti gratiam continuis expostulare precibus, ut et ipsi constantes in illa permaneatis, et fideliter eam ac cum fructu aliis praedicatis. Ad id nostro aevo non sufficit, generalibus theologiae notionibus vos esse imbutos. Ecclesia enim nunc acrius quam unquam ad dimicandum provocatur. Plurimis vero principiis hodiernis genio malignanti, non veritatis spiritui faventibus, causa ecclesiae malè agetur, nisi singularis curą adhibeatur, ut religioni scientiae jungantur. Nihil, quod ad scientiarum culturam pertineat, defensoribus ecclesiae imposterum incognitum sit. Fidei simplicitas barbaros et rudes populos convertere poterat, sed homines per sophis mata varia à longo tempore in errorem inductos reconciliare et in rectum tramitem reducere nonnisi scientiae valent cum divina illa simplicitate conjunctae. Non est, cur doctrinam veram timeamus, nec de illius usu in refutandis falsis dubitemus. Sana praeprimis philosophia, scientiarum omnium basi opus est, dum exigente id ecclesiae salute cum adversariis in arenam est procedendum. Sana philosophia et scientia profundiore opus est, si solidis religionis catholicae principiis imbuere velimus juvenes, qui aliquando muneribus publicis vestiendi, vel cum hominibus, quibus nihil sanctum est, conversaturi praevidentur, ne in tenera aetate neglecti et tenuibus tantum argumentis instructi, ideoque de veritate religionis suae non penitus

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