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oft auf Jesum Christum, als auf das ewige, göttliche Vorbild aller Menschen hingewiesen, und der mehrfach den Wunsch ausgesprochen hat, seinen Mits menschen durch Erinnerung an das wahrhaft Christliche einen Stab in die Hand zu geben, oder in ihr zu befestigen, den kein kirchlicher Glaubenszwang und kein dogmatisch imponirter Widersinn ihnen, wie bisher so oft geschehen ist, — entreißen möge!A Wie gerne würde übrigens der Verfasser Alles, was er über, und größtentheils gegen die römischkatholische Kirche geschrieben hat, mit eigenen Hånden dem Feuer übergeben, wenn er überzeugt wer den könnte, daß diese und ähnliche Schriften schädlich, oder auch nur überflüssig seyen! Indeffen hat alles, was seit der Erscheinung der ersten Abtheilung, in Beziehung auf diesen Gegenstand, zu seis ner Kenntniß gekommen ist, ihn mehr und mehr überzeugt, daß er durch die hierüber abgefaßten Schriften nur seine Pflicht gegen diejenigen zum Theil erfüllt hat, welche, der römisch-katholischen Kirche geboren, noch von dem Wahne, als sey diese Kirche die alleinseligmachende, befangen seyn mögen, und durch diesen Wahn zu Aeußerungen, oder selbst zu Handlungen, fortgerissen werden, welchen ihre bessere Natur im Stillen widersprechen muß; *) und nicht nur

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wie er,

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*) So gewiß Hr. Ernst, Dr. der Rechte, der, als Katholik, drei Sendschreiben 2. Würzb. 1827′′) seinen

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seine Pflicht gegen diese; sondern auch gegen alle diejenigen, - und ihre Anzahl wächst von Tag zu Tag in mehr als geometrischer Progression, welche in jener Kirche nur erst bis zur halben Freiheit fortgeschritten sind, indem sie den früheren Wahn, als sey die römisch-katholische Kirche schlechts hin die alleinseligmachende, nur erst mit dem Irr thume vertauscht haben, als sey dieses Dogma von der alleinseligmachenden Eigenschaft der römisch-katholischen Kirche nicht wirklich Glaubenslehre der= selben, und als sey diese Kirche nicht nothwendig eine Zwangsanstalt, was sie doch in Folge jenes Dogmas geworden ist, und bleiben muß, wenn sie nicht nach und nach alle ihre Schaafe verlieren und ihre Hirten entfliehen oder aussterben lassen, und aufhören will, als römisch-katholische Kirche

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protestantischen Freund, den er als streng rechtlichen Mann, als aufrichtigen, wahren Freund kennt,“ wegen seinem religiösen Irrthum“ beklagt, und ihm (S.8) schreibt:,,In dieser Religion (der protestantischen ) kannst du nicht selig werden; die katholische ist die alleinseligmachende." Daß sie dies aber sey, dafür fordert er nicht inspirirten Glauben, sondern bemüht sich recht redlich, die Nothwendigkeit zu demonstriren, daß die römisch-katholische Kirche unfehlbar sey, , woraus er dann auf die Fehlbarkeit aller andern Kirchen, ja fogar darauf schließt, daß, wer die Unfehlbarkeit läugne, Gott lästere, der der Stifter der Kirche sey. Warum bedachte der wohlwollende Mann nicht, daß Gott nicht blos Stifter der christlichen Kirche, sondern auch Vater aller Menschen ist?

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in ihrer spezifischen Eigenthümlichkeit fort zu eristiVon diesem Irrthume sind jetzt sehr viele, übrigens sehr achtbare, Männer befangen, und er ist um so nachtheiliger, je edler das Bestreben der meisten derselben ist, der Religion die Reinheit und Salbung wiederzugeben, die ihr in den ersten Jahrhunderten des Christenthums so zahlreiche Jünger unter den Ungläubigen erworben hat. Denn hierdurch wird die Aufmerksamkeit von der wirklichen Beschaffenheit der römisch-katholischen Kirche abges zogen, die volle Ausgeburt der Wahrheit und der unverbrüchlichen Eintracht, die nur Frucht der Wahrheit ist, zurückgehalten, und der Schein erhalten, als sey die entschiedene Absonderung von der römischkatholischen Kirche, `wenn auch nicht eine lieblose, oder hochmüthige, so doch eine unnöthige That. Es geht diese Selbsttäuschung so weit, daß sogar Laien ihrem Hirten, Kleriker ihrem Bischof, Bischöfe ihrem Oberhaupte, dem sie Gehorsam zugeschworen haben, die canonisch schuldige Unterwürfigkeit versagen, und deffenungeachtet noch Katholiken zu seyn wåh-. nen, da sie doch vor allem wissen sollten, daß diese sich von allen anderen Christgläubigen nicht sowohl durch das unterscheiden, was sie glauben, als vielmehr durch das, warum sie glauben. Es kann deshalb nie oft genug wiederholt und von zu vielen Seiten erwiesen werden, daß, wie seit Augustin alle römisch-katholischen rechtgläubigen Lehrer, ein

heil. Thomas von Aquin, ein Canisius, ein Bossuet, ja selbst noch ein Bischof Ziegler, Darup, Kastner und viele andere neueste Kirchenlehrer anerkannt haben, daß nur derjenige wirk lich zur römisch-katholischen Kirche gehört, welcher alles glaubt, was diese lehrt, weil sie, die unfehl= bare, es lehrt. Wer dagegen alles dieses glaubte, weil ihm solches aus anderen Gründen annehmlich dünkte, übrigens aber jenes Lehr- Ansehen der Kirche nicht unbedingt anerkennte, der wåre, wie dies schon der berühmte Alphons de Castro *) im 16ten Jahrhundert behauptet und darge= than hat, wirklich ein Håretiker. Dies ist aber wieder ein den Menschen ungebührlich aufgela= denes Joch, und eine noch hårtere und schåd lichere Gesetzestyranney, als jene, von welcher Christus sein Volk befreien wollte, weil der römischkatholische Despotismus nicht blos viele &usserliche Werke gebietet, welche zu verrichten wenigstens in unserer Macht stehen, sondern auch eine blinde Unterwerfung der Intelligenz unter die Auto= ritåt der Kirche fordert, da wir doch unsere Vernunft dem Unglaublichen zu widersprechen und das Zweckwidrige zu verwerfen nicht verhindern können, ebensowenig als wir demselben Gewissen in der moralischen Sphäre Schweigen gebieten kön

*) Adv. haeres. L. VII. fol. 134. F. ed. Colon. 1543.

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Deshalb glaubten wir auch die Frage: ,,was heißt römisch-katholische Kirche?" in einer eigenen Abhandlung ausführlich erörtern zu müssen, aus welcher wir indessen die wichtigsten Resultate hier vorläufig im 4ten Capitel des ersten Abschnittes, (von S. 34-52) mitgetheilt haben. *)

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Diese und die vorliegende Schrift ist endlich auch an diejenigen gerichtet, - und wir glauben, ihre Zahl ist auch nicht geringe, — welche, der römisch-katholischen Kirche nicht angehörig, sich durch Manches zu ihr hingezogen fühlen mögen, was ihr eigenthümlich zu seyn scheint, oder auch ist, und die eben um dessentwillen leichtfertig dasjenige übersehen, was doch wesentliche Bedingung der Eristenz dieser Kirche ist, und, wenn sie es unbefangen und aufmerksam bedåchten, Eintritt in dieselbe abhalten würde. dings der vielhundertjährige Bestand dieser Kirche, ihre imposante duffere Gestaltung, die große und wahrhaft christliche Idee, welche bei ihrem, die ganze Menschheit umfassenden, Aufbau mitgewirkt hat, das Beispiel so mancher Heiligen, das. Beziehungreiche ihres Gottesdienstes, das Gefühlansprechende und Bedeutungsvolle mehrerer sakramentalischen Handlungen, alles dieses muß allerdings um so mehr

sie gewiß vom So muß aller

*) Die Ubhandlung selbst wird im Laufe des nächsten Monates, im Verlage des Literatur-Comptoir's zu Altenburg im Druck erscheinen.

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