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über Edom.

17-21 der gerettete Rest des Hauses Jakob (Gesamt-Isra'els) wird alles ihm anfangs bestimmte Land als Besitz gewinnen, wobei speziell Edom ganz vernichtet werden wird.

2. Das Büchlein ist nicht eine litterarische Einheit, sondern zusammengesetzt das annähernd mit den jetzigen Versen 1-10 sich deckende Wort eines,,Ur-Obadja" ist in erheblich späterer Zeit zu dem jetzigen Bestande erweitert worden. Beweise: a. Die Weissagung wider Edom bei Jer 49,7-22 steht in einem unmöglich zufälligen Verwandtschaftsverhältnisse zu Ob, und zwar nur zu dessen erstem Teile u. so, daß die Abhängigkeit auf seiten Jer.s ist.* Hätte Jer das ganze Ob-Buch vor sich gehabt, so würden Beziehungen auf dessen zweite Hälfte nicht fehlen. | b. In 1 sind ,,die Völker" Werkzeug des Gottesgerichts an Edom, in 15 sind sie Objekt des Gerichts Gottes. | c. In der zweiten Hälfte ist die Zerstörung des Staates Juda vorausgesetzt 11. 12. 14, vgl. auch 20,,die Weggeführten

.“Jerusalems גָּלֶת

Nach den meisten hat Ur-Obadja nur 1-9 umfaßt; aber eine, wenn auch kurze Angabe des Grundes, also etwa 10, ist der Drohung wohl von vornherein beigefügt gewesen. Kö. rechnet zu der alten Schrift auch 16. 18. 19 (bis „Esau“). 20.

Die Worte des Ur-Obadja können durch die Ereignisse in der Zeit Jehorams veranlaßt sein. Damals waren die Edomiter von Juda abgefallen 88,20-22; 21,8-10, und sie haben schwerlich die Eroberung Jerusalems durch Philister u. Araber 21,15 f in der Zeit desselben Königs vorübergehn lassen, ohne auch ihrerseits dem judäischen Gegner Schaden zuzufügen. Ob, bezw. wie weit bei den nächsten Abstrafungen der Edomiter durch Amazja u. Usia $14,7. 22 andre Völker (Ob v. 1) beteiligt waren und wie überhaupt über die Erfüllung dieses Prophetenwortes zu urteilen ist, wissen wir nicht. Die Ergänzung ist jedenfalls später als die Zerstörung Jerusalems im J. 587 (Deutung des Namens Sepharad 20 ungewiß).

3. Caspari, v. Hofmann, Del., Näg., Keil, Or. halten das kanonische Obadjabuch für einheitlich und lassen demgemäß auch 11 ff auf die 21,16 berichtete Eroberung Jerusalems sich beziehen.

* Die Abhängigkeit Jer.s erhellt schon aus folgenden sprachlichen Merkmalen : Ob 1, Bote, bei Jer nur v. 4 (im A T noch Jes 18. 57, Spr 13. 25): Ob 5 mibby, Nachlese, bei Jer nur v. 9 (noch 78, Jes 17. 24, Mi 7); Ob 6 suchen (noch

22 mal, nie Jer), dafür Jer v. 10 (vgl. Jer 13,26). Vgl. weiter Caspari S. 7—13. Nur an sehr wenigen Stellen ist in Jer eine ältere Textform erhalten als in Ob, vgl. besonders Jer v. 16, nicht bei Ob 3.

$ 38. Jona.

1. Jona, Iovas, Jonas. Inhalt. 1 Jona erhält den Auftrag, der Weltstadt Ninive ob ihrer Bosheit ein strafendes Gotteswort zu verkünden, sucht dem aber durch die Flucht sich zu entziehen. 2 Jona im Bauche des Fisches. 3 Jona in Ninive; die Einwohner thun infolge seiner Predigt Buße. 4 Jona ist unwillig über die Verschonung der Stadt, wird aber von Gott eines Besseren belehrt (die Ricinuspflanze i'?'?, Luther: Kürbis).

2. Mit dem 1,1 genannten Jona, Sohn des Amitthai ist der $14,25 als Zeitgenosse Jerobeams II. erwähnte gleichnamige Prophet aus Gath-Hepher (jetzt el-Meschhed, eine Stunde nördl. von Nazareth) gemeint. Daß aber dieser alte Prophet das in diesem Buche über ihn Berichtete (denn nicht prophetische Rede, sondern Erzählung des dem Jona Widerfahrenen bildet den Inhalt) selbst aufgezeichnet habe, ist nirgends gesagt. Vielmehr weisen Inhalt u. Sprache in viel spätere Zeit. a. 3,3,,Ninive aber war eine große Stadt" kann erst nach der Zerstörung N.s, also nach 606 geschrieben sein. 3,6 die Bezeichnung „König von Ninive" ist während der langen Zeit des Bestehens des assyrischen Reiches nirgends nachweisbar. || b. 1,9 „der Gott des Himmels" oft bei Esr, Neh, Dn, nirgends in einer vorexil. Schrift (124,7 J ist wohl und der Gott der Erde" ausgefallen, vgl. v. 3 u. LXX). 1,7. 12 die Zusammensetzungen mit . 2,1 anordnen, bestimmen. 3,7 y in der Bedeutung decretum. || c. das Lied Jonas 2,3-10 ist hauptsächlich aus Psalmenstellen zusammengesetzt. An spätere Zeit als das Ende des 6. oder das 5. Jahrh. zu denken liegt kein Anlaß vor.

v.

3. Das Buch hat nicht den Zweck, wirkliche Geschichte mitzuteilen, sondern es verfolgt eine didaktische Tendenz: es predigt den Universalismus der auch die Heiden umfassenden barmherzigen Fürsorge Gottes (s. 4,2). Wahrscheinlich hat der Verfasser eine in der Volksüberlieferung erhaltene alte Jona-Geschichte benutzt, gerade wie der Autor des Buches Hiob den historischen Rahmen nicht frei erfunden hat. Die Notwendigkeit, den Inhalt für buchstäblich wahre Geschichte zu halten, kann auch durch Lk 11,29 ff; Mt 12,39 ff nicht begründet werden. Ganz verkehrt ist die von Ferd. Chr. Baur vorgetragene mythologische Deutung.

$39. Micha.

1. Micha (Jer 26,18 Kthib ), Miyaias, Michaeas, aus dem Städtchen Moreseth Gath na nie, nicht weit von Bêt Dschibrîn (Eleutheropolis) in Judäa, wirkte nach der Überschrift unter Jotham, Ahas u.

Hiskia. Der Schluß dieser Angabe erhält Bestätigung durch Jer 26,18, wo Mi 3,12 mit Nennung des Mi. als in den Tagen des Hiskia gesprochen angeführt ist. Dazu stimmt auch Mi 1,6, welche Stelle den Untergang des samarischen Reiches weissagt, also älter sein muß als das J. 722 v. Chr. Mi. war also Zeitgenosse des Jesaja. Wenn 6f aus der Zeit Manasses stammt u. wirklich Michas Worte bietet, würde zu schließen sein, daß Mi. noch einen Teil der Regierung dieses Königs erlebt hat. Ein äußeres Zeugnis für so lange Dauer seines Lebens u. Wirkens giebt es nicht.

=

2. Inhalt. a. 1-3 Rügereden. 1 Das bevorstehende Erscheinen. Jahves zum Gericht, zuerst Zerstörung Samariens, dann Verheerung Judas (10-15 Lautspiele mit den Namen von zehn Ortschaften). 2. 3 Wehe über die gewaltthätigen Großen, welche das Volk ausrauben, und gegen die falschen Propheten.* Am Schluß 12 wird Zerstörung Jerusalems u. des Tempels angekündigt. || b. 4. 5 Zu Befreiung und Heil aus tiefer Not. 4 Zu dem erhöhten Tempelberge werden die Heiden zusammenströmen, um das Gesetz Jahves zu vernehmen (1–3 Jes 4, -4). Vorher wird in der Zeit größter Bedrängnis ** Gott Zion erlösen, so daß es seine Feinde zerdreschen kann. 5 In dieser Zeit der Bedrängnis wird in BethLechem der Herrscher und Hirt (Ez 34,23; 37,24) geboren werden, dessen Macht bis an die Enden der Erde sich erstrecken wird. In seiner Zeit wird Gott alle falschen Stützen, nämlich Kriegsmittel u. Götzenwesen, vernichten. || c. 6-7 Des Volkes Verderbtheit und Gottes Forderung. 6,3-5 Jahve hält dem Volke vor, daß es undankbar sei u. ihn vernachlässige. 6-8 der Prophet antwortet, zuerst 6. 7 gemäß den verkehrten Gedanken, welche in dem durch Gottes Rüge erschreckten Volke entstanden sein konnten; dann 8 gemäß dem, was Gott wirklich forderte. 9-16 Klage Gottes über Ungerechtigkeit u. Gewaltthat. 7,1-6 entsprechende Schilderung der traurigen Zustände der Gegenwart seitens des Propheten. || d. 7,7-20 Hoffnung heilvoller Zukunft für die reuige Gemeinde.

3. Die kritischen Fragen. a. 6. 7. Die beiden Schlußkapitel machen den Eindruck, in erheblich späterer Zeit als 1-5, nämlich in der Zeit

* 2,12. 13 (daß Gott sein Volk wieder sammeln u. sehr vermehren werde) erklärt man wohl am einfachsten mit Abr. ibn ‘Esra, Ew., Kleinert, Or. als Rede der optimistischen Lügenpropheten, welchen 3,5 ff das Urteil gesprochen wird. Andre meinen, die Worte könnten ursprünglich hinter 4,8 gestanden haben u. von einem Redaktor zur Herstellung eines verheißenden Abschlusses hierher gestellt sein.

** Die Worte 4,10,,und du wirst nach Babel kommen" scheinen den Zusammenhang zu unterbrechen u. werden deshalb auch von Dri. u. Kö. als Zusatz eines Späteren angesehn. An sich ist die Nennung Babels als eines Deportierungsortes bei Mi. ebenso gut möglich wie bei Jes 39,6.

des Manasse (vgl. bes. 6,16), entstanden zu sein. Daß Micha diese Zeit erlebt u. in ihr noch gewirkt hat, ist möglich, freilich nicht bezeugt (in der Überschrift ist Manasse nicht genannt); doch ist die Darstellungsweise erheblich verschieden. Daher hat Ew.s Behauptung, daß Mi. 6. 7 von einem andren Propheten herrührt, viel Anklang gefunden. Or. hält daran fest, Micha als Verf. anzusehn; für Kleinert ist dies wenigstens wahrscheinlich, und auch Reuss ist bis an sein Ende „einstweilen bei der herkömmlichen Ansicht" gebliehen (AT, II 201). We., Kue. § 74,14 u. Kö. erklären 7,7 (Kö. 7,8) -20 für exilisch; Co. hört hier eine Stimme aus der kümmerlichen Zeit des zweiten Tempels.

b. 4. 5 u. 2,12f sind von Stade (ZatW 1881, 161-172; 1883, 1-16) u. Co. dem Mi. abgesprochen worden; 4,5-10 u. 5,4f seien in dies die Anschauungsweise Deuterojesajas zeigende Stück von derselben Hand eingeschoben worden, welche 2,12 f hinzugefügt habe. We. meint, daß 4,14; 5,9-13 u. 6,1-8 von Mi. wenigstens sein können. Kue.: 2,12f sei unächt oder verstellt; 4,6-8. 11-13 unächt; 5,9-14 überarbeitet. Für all dies u. auch für die späte Abfassung von 7,7-20 scheinen mir zwingende Gründe nicht vorhanden zu sein.

c. Mi 4,1-4 u. Jes 2,2-4 haben unabhängig voneinander dasselbe Wort eines älteren Propheten angeführt (Hitzig, Ew.). Der Wortlaut bei Mi steht dem Original näher, doch ist Jes 2 früher gesprochen u. geschrieben.

d. V. Ryssel ist in seinen sehr sorgfältigen Untersuchungen (L. 1887) zu dem Ergebnis gelangt: der Inhalt des Buches sei zwar, namentlich in 1-5, eine erst in späterer Zeit gemachte mehr oder weniger lose Zusammenstellung einzelner Weissagungen; jedoch läge keine Notwendigkeit vor, irgend etwas (außer dem Datum in der Überschrift) entgegen der Ansicht der Sammler Mi. abzusprechen. Ähnlich ist Dri. wegen 2,12 f der Annahme geneigt, daß das kanonische Buch nur eine Sammlung teilweise bruchstückartiger Excerpte" sei.

$ 40. Nahum.

1. Nahum D, Naovu, führt in der Überschrift den Beinamen , mit welchem Worte wohl sein Heimatsort bezeichnet wird. Nach Hieronymus ist das Dörfchen Helcesei in Galiläa gemeint (vielleicht das heutige El-Kauze bei Rama in Naphthali); nach Epiphanius ein Ort in der Nähe von Bet-Dschibrin, d. i. Eleutheropolis (s. Eb. Nestle ZdPV 1878, 222-225). Für letzteres spricht, daß Nahum nach 1,9. 12. 13; 2,1 in Juda geschrieben hat; und zwar schrieb er mehr als 60 Jahre nach der Zerstörung des samarischen Reiches. Ew. dachte auf Grund einer erst

im 16. Jahrh. nachweisbaren Überlieferung an das 2 Tagereisen nördlich von Mosul gelegene Dorf Alqusch*, sehr unwahrscheinlich. Er schrieb gegen Ninive, die Blutstadt (3,1), in einer Zeit, da das Joch Assurs noch auf Juda lastete; also sicher vor 620, denn um diese Zeit rottete Josia den Höhendienst auch im Gebiete des früheren samarischen Reiches aus $23,15. 19. Ein terminus post quem ist gegeben durch 3,8 ff, laut welcher Stelle N. schon von der Plünderung des ägyptischen Theben (No-Ammon) weiß, welche 664 oder 663 durch die Assyrer vollzogen worden ist KAT? 450. 452, Duncker, Gesch. des Altertums 5 II, 382f; E. Meyer, Gesch. des Altertums I, §392; Tiele, Babyl.-assyr. Geschichte 358. Nach der Art, wie N. dieses Ereignisses gedenkt, kann es nicht vor sehr langer Zeit stattgefunden haben. Welches besondere Geschehnis den äußeren Anlaß zu N.s Drohworten wider Ninive geboten hat, wissen wir nicht. Möglich, daß das assyrische Heer auf dem Zuge nach oder von Ägypten in Judäa übel gehaust hat. Doch erinnert man vielleicht besser daran, daß die Könige des „,Westlandes", der Araberfürst Uaite usw in den Aufstand des Schamasch-schum-ukin (Sammuges) 652-648 verwickelt waren u. dafür schwer gezüchtigt worden sind (Tiele 376-385; KB, II 183 ff, bes. 185. 229). Vgl. auch 33,11.

2. Inhalt. 1 Jahve, der eifrige Gott, wird den Drängern der Seinen den Garaus machen. | 2 Durch ein von Jahve entbotenes Heer soll Ninive erobert, geplündert u. zerstört werden. | 3 Die Schuld, bes. die Blutschuld Ninives, und die daraus sich ergebende Notwendigkeit des Unterganges.

3. Die Ächtheit der beiden Anfangsworte der Überschrift D wird durch 1,8, wo das Suffix in ip sonst beziehungslos wäre, geschützt. Ohne diese zwei Worte wäre die erste Hälfte der Schrift (erst 2,9 wird Ninive im Text genannt) den Lesern leicht unverständlich geblieben.

We. bezeichnet 1,13; 2,1. 3 als eingeschoben. | HGunkel (ZatW 1893) u. GBickell (Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissensch., Bd. 131), denen Co. zustimmt, meinen in 1. 2,1. 3 „einen allerdings vielfach bis zur Unkenntlichkeit entstellten Psalm, der dem Buche N. später vorgesetzt wurde" finden zu können.

§ 41. Habakuk.

1. Habakuk pipan, Außazovu (vgl. den babylonischen Pflanzennamen. Chambaqûqu), Vulg. Habacuc, war ein Judäer. Aus der Unterschrift des Hymnus 3,19 schließen Del., Keil u. a., daß H. bei der Aufführung gottesdienstlicher Gesangsstücke mitzuwirken befugt war, also zu den hiermit

* Der Name A. findet sich schon in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. bei dem Bischof von Baçra Jesusdenah (Le livre de la chasteté . . par JBChabot, Rom 1896).

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