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betrauten Leviten gehörte. Als Levit wird H. auch in der Überschrift des LXX-Apokryphon ,,Bel und der Drache" im Codex Chisianus bezeichnet. Als Zeit der Abfassung wird jetzt fast allgemein die des Jojakim (609-598) angesehen, da 1 mit gewaltthätiger Überhebung verbundenes, stürmisch siegreiches Vordringen der Chaldäer nicht sowohl geweissagt, als vielmehr vorausgesetzt ist. Die Worte 1,5 „,,Ein Werk wirkt in euren Tagen nicht werdet ihr's glauben, wenn es erzählt wird" beschränken nicht auf die Zeit vor der Schlacht bei Karkhemisch 605 (4. Jahr Jojakims). Allerdings stand unmittelbar nach dem dort erfochtenen glänzenden Siege das Weiterrücken der Chaldäer in Palästina sehr zu befürchten. Aber Nebukadnezar erhielt gerade damals die Nachricht vom Tode seines Vaters u. eilte ohne Aufenthalt auf dem kürzesten Wege nach Babel, um die Herrschaft zu ergreifen (Josephus, Altertümer X 11,1; Tiele, Babyl.assyr. Gesch. 426). Und so konnte Jojakim noch im folgenden, seinem 5. Jahre es wagen, dem Jer aus seiner Drohweissagung vom Kommen des Königs von Babel (Jer 25,9-11) einen Vorwurf zu machen Jer 36,29. Erst im 8. Jahre Jojakims kam Neb. wirklich nach Judäa oder begann das wirkliche Unterthansein Joj.s unter Neb., s. 824,1. So ergiebt sich als wahrscheinlichste Abfassungszeit der Zeitraum zwischen 605 u. 601.

2. Hab ist ein Zeitgenosse Jer.s. Der Unterschied zwischen ihnen besteht, wie Kue. § 77,8 treffend formuliert, „darin, daß bei Jer aller Nachdruck auf die Volkssünden [bezw. die Sünden des Königs u. seiner Vornehmen] fällt u. demgemäß die Chaldäer fast ausschließlich als die Vollstrecker der Strafgerichte Jahves betrachtet werden, während Hab zwar nicht blind ist für Judas Verirrungen, aber doch einen viel tieferen Eindruck von den Gewaltthaten der Chaldäer empfangen hat u. darum ihre Züchtigung für die erste Forderung der Gerechtigkeit Jahves hält".

3. Inhalt. 1,1-11 Der Prophet klagt, daß er im Geiste Gewaltthat und Verheerung schaue. Diese werden nach Gottes Fügung (6) verübt durch das furchtbare Volk der Chaldäer, welches sich freilich dadurch verschuldet, daß es seine Kraft als seinen Gott betrachtet. 12-17 Der Thatsache, daß Jahve von alters her sein Gott, sein Heiliger ist, entnimmt der Prophet die Gewißheit, daß dies Gericht nur züchtigen, nicht vernichten solle. 2 So tritt er getrost auf die prophetische Warte und vernimmt dort Gottes Antwort (4): Wer gerecht sei, werde in seiner Glaubensbeständigkeit das Leben haben. Fünffaches Wehe über den, der sich durch Blutschuld, Raub, Götzendienst versündigt hat (d. i. über den Chaldäer). 3 Hymnus, schildernd, wie der Herr vom Sinai her sich aufmacht, um zu richten und zum Heil seines Volkes.

Die Meisten sagen, daß 1,2—4 der Prophet über Gewaltthat u. Rechtlosigkeit innerhalb Judas klage, 5-11 Gott das Kommen der Chaldäer als seiner Gerichtswerkzeuge ankündige. Dagegen spricht, daß und 1,18 nicht wohl in andrem Sinne stehn können als 1,4, ebenso u. 1,9. 13 nicht wohl anders als 1,2. 3. Ich halte daher u. aus andren Gründen mit Kö. §67,1 obige Deutung für erforderlich. 4. Die kritischen Fragen. a. 1,5-11 nach Giesebrecht (Beiträge zur Jesajakritik 1890, 197 ff) u. We. „ein eingesprengtes Stück"; nach Dri. ist das,,nicht unwahrscheinlich". Vgl. aber die Inhaltsübersicht. | b. 2,9-20 nach Stade (ZatW 1884, 154-159), Kue. § 76,7, Co. von späterer Hand; nach We. 12-17. 20. || c. JWRothstein meint, ein ursprünglich gegen den König Judas gerichtetes Orakel (1,2—4. 12. 13; 2,1-5; 1,6-10. 14 [V2]. 15) sei in der späteren Zeit des Exils in eine Drohung gegen die Chaldäer umgearbeitet worden. Unwahrscheinlich! || d. Auch gegen die Ächtheit von Kap. 3 haben Stade, Kue., We., Co. entscheidende Gründe nicht vorgebracht. Reuss hält die Autorschaft Hab.s für das ganze Büchlein fest; nur sei Kap. 3 durch die besondre Überschrift ungehörig von 1. 2 getrennt.

§ 42. Zephanja.

1. Zephanja Zopovías, Sophonias. Man hat vermutet, daß sein Urgroßvater Hiskia 1,1 der gleichnamige König gewesen sei. Er wirkte, gleichfalls nach der Überschrift, in der Zeit Josias. Durch die Rügen gegen den Götzendienst 1,4-6, wie gegen das Treiben der Vornehmen, der Propheten u. der Priester 3,1-4, auch der Glieder der Königsfamilie 1,8 werden wir auf das erste Jahrzehnt des Josia beschränkt. Wahrscheinlich hat Z. durch sein Auftreten das Beginnen der Reformationsbestrebungen Josias gefördert.

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2. Die Meisten (Ew., Gesch. III, 747; Duncker, Gesch. II, 464 f u. a.) beziehen Z.s Schilderungen u. Jer 1-6 auf einen Einfall der Skythen in Judäa. Um 630 v. Ch. hat allerdings eine gewaltige Skythenhorde Vorderasien verheerend durchzogen, sie ist auch nach Palästina (Herodot I, 105; Beth-Sche'an daher lange Zeit Skythopolis genannt), bis an die Grenze Ägyptens gedrungen u. wurde von noch weiterem Vorrücken nur durch Geschenke u. Bitten Psammetichs abgehalten; doch ist Jerusalem u. wahrscheinlich auch das Reich Juda, das damals nicht bis zum Meere reichte, gar nicht von ihnen berührt worden, u. jedenfalls wird dieses Volk in Z.s allgemein gehaltenen Worten weder genannt noch in unzweideutiger Weise geschildert. - Kö. §68,1 verwirft ohne zwingenden Grund das Datum der Überschrift u. sucht als Geschichtshintergrund das auf Josias Tod folgende Jahrzehnt nachzuweisen.

2. Inhalt. a. 1. Ankündigung eines Gerichts über die ganze Erde. Dies Gericht wird vornehmlich Juda u. Jerusalem treffen, dort den Götzendienst u. alles Gottlose (Ausländerei am Hofe, Kaufleute) vernichten. | b. 2-3,8. Aufforderung an das Volk, sich zu Gotte zu wenden (2,1–3), begründet durch Darlegung der Beschaffenheit des Gerichts: Philister, Moabiter u. Ammoniter sollen ausgerottet werden u. der Rest Isra'els soll ihr Land als Besitz erhalten, damit alle auf der ganzen Erde Jahve anbeten lernen. Auch Äthiopien u. Assur sollen von diesem Gericht getroffen werden. Wehe aber auch dem widerspenstigen, sündenbefleckten Jerusalem. c. 3,9-20. Verheißung. Dann (nach dem Gericht) wird man unter den Völkern Gott mit reiner Lippe anbeten und ihm sein zerstreutes Volk als Speisopfer darbringen. Isra'els Glück im Schutze seines Königs Jahve.

3. Die Abfassung der ganzen kleinen Schrift durch Z. selbst ist in neuester Zeit mehrfach, doch nicht mit durchschlagenden Gründen, bestritten worden. || a. Kue. § 78,8 hält 3,14-20 für nachexilisch. || b. We. tilgt 2,3. 8-11 u. sieht in Kap. 3 zwei Anhänge, deren zweiter 8-20 nachexilisch sei. c. Schwally (ZatW 1890, 165-240, vgl. jedoch sein Zugeständnis 1891, 262) erkennt nur 1 u. 2,13-15 als echt an. || d. KBudde, dem Co. folgt, streicht (außer 3,9 f. 14-20) auch 2,4-15 wegen der prinzipiell andren Stellung zu Isra'el u. den Völkern u. findet in 3,1-5. 7 f. 6. 11–13 eine in sich zusammenhangende Parallelrede zu 1—2,3.

§ 43. Haggai.

1. Haggaian 'Ayyaños, Aggaeus, war einer der mit Serubbabel und Josua aus dem babylon. Exil Zurückgekehrten. Sein Büchlein berichtet über die prophetische Thätigkeit, welche er im 2. Jahre des Darius Hystaspis, 520 v. Ch., zur Förderung des Tempelbaues entfaltet hat, vgl. 5,1; 6,14. Für die Vermutung Ew.s, daß H. zu denen gehört habe, welche den ersten Tempel noch gesehen, ist 2,3 kein Beweis.

2. Inhalt. 1 Ermahnung, den Tempel zu bauen. | 2,1-9 Des neuen Tempels Herrlichkeit. | 2,10-19 Die Wiederkehr des Natursegens (11ff Fragen an die Priester). | 2,20-23 An Serubbabel gerichtete Verheißung.

§ 44. Sacharja (Kapp. 1-8).

1. Sacharja Zayaoías, Zacharias, Sohn Berechjas 27, Enkel des Iddo . Dieser sein Großvater war Vorsteher eines der mit Serubbabel u. Josua zurückgekehrten Priestergeschlechter. In dieser Stellung

finden wir den S. zur Zeit des Hohenpriesters Jojakim. S. bemühte sich gleichzeitig mit Haggai um die Förderung des Tempelbaues, vgl. 1,1; 5,1; 6,14; 12,4. 16. Wenn, wie es scheint, sein Großvater damals noch lebte, muß er seine prophetische Wirksamkeit ziemlich früh begonnen haben. Wie lange sie dauerte, wissen wir nicht; laut 1,1. 7; 7,1 wurde er im 2. u. im 4. Jahre des Darius göttlicher Offenbarung gewürdigt.

2. Inhalt. a. 1,1–6 Bußruf (8. Monat des 2. Jahres): Wendet euch zu Gott u. nehmt ein Beispiel am Ergehn eurer Väter, welche auf die Propheten nicht gehört haben. || b. 1,7—6 Acht Nachtgesichte, die sich alle auf die Vollendung des Gottesreiches beziehen (11. Monat des 2. Jahres). Ihr Gesamtzweck ist die Juden zu ermutigen, insonderheit ihr bürgerliches Oberhaupt Serubbabel u. ihr kultisches Oberhaupt Josua. (Ein deutender Engel wie Dn 7,16; 8,16). 11,8 ff. Die Reiter zwischen den Myrten im Thalgrunde. | 22,1-4 Die vier Hörner u. die vier Schmiede. 32,5 ff. Der Jüngling mit der Meßschnur. | #3 Der Hohepriester Josua vor dem Engel Jahves wird mit reinen Feierkleidern angethan, ein Vorzeichen für das Kommen des Gottesknechts Zemach (vgl. 6,11; Jer 23,5; 33,15; Jes 11,1 u. Ez 17,22 ff). | 54 Der goldene Leuchter u. die beiden Ölsöhne. 65,1-4 Die fliegende Buchrolle. 75,5 ff. Das Weib im Epha. 86,1-8 Die vier Wagen zwischen den Bergen. | 96,9 ff. Als Anhang eine symbolische Handlung: Krönung des Hohenpriesters Josua.* || c. 7. 8 Rede über das Fasten (9. Monat des 4. Jahres). 7 Gottes Forderung: Ob das Volk faste, sei Gotte gleichgültig; aber Gottes schon den Vätern verkündetes Wort (9f „Richtet recht" usw) solle es beachten. | 8 Verheißung für den Fall, daß diese Bedingung erfüllt werde. Dann werden die Fasttage in Festtage verwandelt werden u. die Heiden in Fülle nach Jerusalem kommen, um Jahve zu suchen (Jes 2,2).

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* 6,13,,zwischen ihnen beiden". Del. (Messian. Weissag. 148 f), Or., LGautier (Ezéchiel, Lausanne 1891, 362) u. a. erklären: „zwischen dem König und dem Priester, deren Würden u. Ämter der Zemach in seiner Person vereinigt". Unleugbar wäre für diesen Gedanken der Ausdruck befremdend. Ew., dem Hitzig, We., Co. u. a. folgen, will v. 11 nach (mache Kronen u. setze sie auf das Haupt Serubbabels und auf das H. Josuas) und v. 12 statt 13 lesen (und sage zu ihnen), so daß von einer Doppelkrönung (Serubbabels u. Josuas) die Rede wäre. Vgl. Kap. 4, wo mit den beiden Ölsöhnen Serubbabel u. Josua gemeint sind. Doch sind diese Änderungen nicht notwendig, vgl. das Hervortreten Josuas 3,8. In Betreff Ser.s vgl. noch Hag 2,23.

3. Die kritischen Fragen. a. Auf dies anerkanntermaßen ächte Sach.buch folgen, jetzt als Kapp. 9-11 u. 12-14 gezählt, zwei selbständige Weissagungen, welche von demselben Sach herrühren weder wollen. noch können. Sie sind, weil anonym (doch s. § 45,3) an den Schluß der

von Hos bis Sach reichenden Sammlung kleiner prophetischer Schriften gestellt worden, u. so entstand später der Schein, als seien sie geistiges Eigentum des letzten vorher genannten Propheten, also eben des Sach. Aber (u. das ist für sich allein schon entscheidend) in 9-11 und in 12-14 sind völlig andere politische Verhältnisse als in 1-8 vorausgesetzt. Dazu kommt Folgendes: Die Darstellungsweise in 1-8 ist ganz verschieden; Sach hat seine Reden u. Gesichte datiert (1,1. 7; 7,1), die beiden Anhänge ermangeln einer Zeitangabe.

b. Den ersten Anlaß zu Zweifeln an der Abfassung von 9-14 durch Sach gab im 17. Jahrh. englischen Theologen das dià Teqɛuíov Mt 27,9. Entschieden gegen die Autorschaft des Sach sprach sich aus der Hamburger Pastor BGFlügge in der anonym erschienenen Schrift „Die Weissagungen, welche den Schriften des Propheten Zacharias beygebogen sind, übersetzt u. kritisch erläutert" 1784. Er behauptete Zusammengesetztsein aus 9 Stücken vorexilischen Ursprungs. Erzbischof WNewcome, An attempt towards an improved version .. and an explanation of the twelve minor prophets, 1785 hat zuerst die Ansicht aufgestellt, daß zwei vorexilische Schriften, Kapp. 9-11 (vor 722) u. 12-14 (nach Josias Tode, vor 587), zu unterscheiden seien. Dem haben viele Neuere zugestimmt, zB Kahnis (Luther. Dogmatik Bd. 1), LDiestel (in Schenkels Bibel-Lexikon Bd. V), Steiner (in Hitzigs Kommentar1), Or., Reuss, Kö.; ferner so, daß zu der älteren dieser beiden Schriften auch 13,7-9 gezogen wurde: Ew., v. Ortenberg, HSchultz Alttest. Theol.5 S. 49.

c. Kue. §81 hält 9-11 mit 13,7-9 für ein altprophet. Stück des 8. Jahrh., welches am Anfang des 3. Jahrh. umgearbeitet worden sei. 12-14 gehört nach § 82 der persischen Periode an, um 400 v. Chr. Ebenso Dri., mit dem Unterschiede, daß in 9 ff nur Einzelheiten geändert worden seien.

d. Einheit des Verfassers von Kapp. 9-14, aber spätnachsacharjanischen Ursprung haben behauptet: CPWGramberg, Kritische Geschichte der Religionsideen II, 520 ff; Vatke, Bibl. Theol. I, 553; Abr. Geiger, Urschrift u. Übersetzungen der Bibel, Breslau 1857, 55. 57-59, und Nachgelassene Schriften IV, 178 f; BStade, Programm zum Ludwigstage, Gießen 1880, 19 [,,Sach 9-14 ist ein nachexil. Schriftstück, welches sich seinen Ideen wie seinen histor. Voraussetzungen nach am besten als im Anfange des 3. Jahrh. v. Chr. entstanden begreift"], u. ZatW 1881. 1882 [dagegen s. Grätz, MGWJ 1881], Co., We., WStaerck, Wildeboer. Ähnlich Cheyne, nach dem der Verf. in 9-11 vorexilische Weissagung(en) benutzt hat.

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