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Nach ε22,14 zB hätte David für den Tempelbau 100 000 Talente Goldes u. 1 000 000 Talente Silbers aufgehäuft, während nach 10,14 Salomo an Gold jährlich 666 Talente einnahm. Vielleicht ist Manches, was uns Anstoß erregt, erst durch Abschreiber in den ersichtlich während geraumer Zeit nicht sorgfältig behandelten Text eingedrungen. Das Wesentliche von dem, was der Chroniker mehr oder anders giebt als Sm-Kg, stand wahrscheinlich schon in seiner Nr. 2d erwähnten andren Hauptquelle. Ungerecht ist jedenfalls der Vorwurf der mala fides, der direkten Fälschung, welchen namentlich We. dem Chroniker gemacht hat (Proleg. Kap. 6. Schon vorher ähnlich: de Wette, Beiträge I; CPWGramberg, Die Ch nach ihrem geschichtlichen Charakter u. ihrer Glaubwürdigkeit, Halle 1823; KHGraf, Die geschichtl. Bücher des AT, L. 1866, 114—247). Daß der Verf. nicht frei erfunden hat, ergiebt sich, von Andrem abgesehen, auch aus erstens seinem Schweigen über die Richterzeit, zweitens dem Fehlen von Wundererzählungen. Unbefangne Prüfung zeigt, daß die Ch nicht wenige wertvolle Ergänzungen zu Sm u. Kg enthält (vgl. bes. den Kommentar von Öttli).

4. Als Abfassungszeit ist wohl der Anfang der griechischen Zeit anzunehmen. Die Genealogie ε3,19-24 führt von Serubabel um zu viele Glieder (6; nach LXX, Pesch., Vulg. 11) abwärts, als daß man an die Zeit Esras u. Neh.s denken dürfte. Für so späte Zeit zeugt auch die Sprache (s. Dri.). Vom Chroniker rühren, wie schon die Übereinstimmung in dem ganz charakteristischen Sprachgebrauch beweist, auch die Bücher Esr u. Neh her. Daß diese ursprünglich den Schluß der Ch bildeten (vgl. 36,22 f mit 1,1-4) hat zuerst LZunz erkannt (Gottesdienstliche Vorträge der Juden, Be. 1832, 21), dem Ew., Di., Reuss, Riehm, Kue. u. a. beistimmen. Die Trennung u. Umstellung (Esr-Neh vor Ch) erklärt sich daraus, daß man nach Abschluß der Sammlung prophetisch-geschichtlicher Schriften über die vorexilische Zeit das Bedürfnis empfand in der Zahl der heilig gehaltenen Bücher auch eine Darstellung der Geschichte des zweiten Tempelbaues, sowie der Wirksamkeit Esras u. Nehemias zu besitzen u. daß daher der zweite Teil des ganzen Werkes früher kanonische Geltung erlangte als der erste.

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Das Buch Esra "Eodoas devτεQov, Liber primus Esdrae, und das Buch Nehemia Nɛɛuías, Liber secundus Esdrae (auch Liber Nehemiae genannt) bildeten bei den Juden Ein Buch ; in den neueren Bibelausgaben ist (wie bei Sm, Kg, Ch) die Zweiteilung angenommen.

1. Inhalt. a. Esr 1-6. Von der ersten Rückwanderung der Juden (Sesbazar ) im 1. Jahre des Cyrus (538; an ihrer Spitze Serubabel u. der Hohepriester Jesua, bei Hag u. Sach die ältere Form Josua ) bis zur vorläufigen Vollendung des Tempelbaues im 6. Jahre des Darius (516). 2 Verzeichnis der Heimgekehrten. 3 Erste Einrichtung des Kultus. 4 Die halbheidnische Landesbevölkerung verhindert während der Regierung des Cyrus energisches Inangriffnehmen des Tempelbaues. Bei dieser Gelegenheit werden 4,6-23 andre Hemmnisse erzählt, welche die Widersacher der Juden zur Zeit des Xerxes u. des Artaxerxes insonderheit dem Mauerbau entgegengetürmt haben. 5. 6 Der Bau des Tempels zur Zeit des Darius. b. Esr 7—10. Rückwanderung der Juden unter Esra im 7. Jahre des Artaxerxes Langhand (458). u. Entfernung der fremden Weiber. 7,6 wird E. bezeichnet als mingi. 7,16-26 Edikt des Königs. 9 E.s Gebet. c. Neh 1--7. Nehemia Sohn des Hachalja, ein Mundschenk des Königs Artaxerxes, kommt in dessen 20. Jahre (445) nach Jerusalem u. stellt die Mauern der Stadt in 52 Tagen wieder her trotz den Anfeindungen des Horoniters (wohl aus Beth-Horon) Saneballat u. des Ammoniters Tobia i. 3 Der Bau der Mauer. 5 N. bekämpft die durch hartherzige Gläubiger entstandene Not. 7 (=72) Verzeichnis der mit Serubabel Zurückgekehrten. || d. Neh 8-13,3 Weiteres Wirken Neh.s während seiner 12jährigen Statthalterschaft. 8-10 feierliche Vorlesung des Gesetzes durch Esra vor dem u. am Laubhüttenfeste; Sündenbekenntnis der Gemeinde; Bundeserneuerung. 11. 12 Statistisches, Einweihung der Mauern. 13,1-3 Entfernung ammonitischen u. moabitischen Mischvolkes. || e. Neh. 13,4 ff. Neh rottet die bei seiner zweiten Anwesenheit in Jerusalem vorgefundenen Mißbräuche aus.

2. Abfassungszeit.

Das Buch Esr-Neh ist nicht von 'Esra u. Neh., auch nicht in deren Zeit, sondern vom Chroniker verfaßt. Beweise: a. die Identität des Sprachgebrauchs; b. die Liste der Hohenpriester reicht bis auf Jaddua y, der ein volles Jahrhundert später amtierte 12,11. 22: c. die Zeit Neh.s u. Esras erscheint als der Vergangenheit angehörig 12,26. 47; d. die Bezeichnung ,,König von Persien" 1,1 usw, während in Schriftstücken aus sicher persischer Zeit einfach „der König“ steht η4,8. 11. 17 ; 7,27 f; Hag 1,1. 15 usw; e. die Ungleichmäßigkeit der Behandlung (zwischen 76 u. 7 eine Lücke von fast 6 Jahrzehnten).

3. Quellen. Lange Abschnitte hat der Verf. unverändert seinen Quellen entnommen: a. für die Zeit vor Esra: die Liste ŋ2 u. den aramäisch geschriebenen Abschnitt 74,8-6,18, welcher einige in derselben Sprache abgefaßte Urkunden enthält. | b. für die Wirksamkeit Esras aus

dessen eigenhändigen Aufzeichnungen ŋ7,27—9,15. In diesen Aufzeichnungen hat schon das 7,12-7,26 aramäisch mitgeteilte Edikt des Artaxerxes gestanden. || c. für die Wirksamkeit Neh.s aus dessen eigenhändigen Aufzeichnungen: 1,1-7,73a (7,6 ist eine von Neh. gefundene Liste; dieselbe, welche auch ŋ2 mitgeteilt ist). 13. || Noch in andren Abschnitten sind die Memoiren 'Esras u. Neh.s benutzt, jedoch nicht unverändert.

4. Die Glaubwürdigkeit der aram. Schriftstücke im Buche 'Esra. a. Der Ferman des Artaxerxes 7,12-26 ist von ThNöldeke (Götting. Gelehrte Anzeigen 1884, S. 1014), We. u. bes. WHKosters (Het herstel van Israël in het Perzische tijdvaak, Leiden 1893) für gefälscht erklärt worden. Dagegen besonders Ed. Meyer, Die Entstehung des Judenthums, Halle 1896, 60–70: Die äußere Beglaubigung der Urkunde sei so gut wie möglich; den aus tiefstem Herzen kommenden Dankesausruf in den Memoiren 77,27 unmittelbar hinter dem Texte des Erlasses könne niemand für eine Fälschung halten. In Bezug auf die spezifisch jüdischen Wendungen u. die sich kund gebende genaue Kenntnis innerjüdischer Verhältnisse bemerkt M. mit Recht: Es liege doch auf der Hand, daß das Reskript,,nichts anderes ist als die Redaktion einer Vorlage, die Esra u. seine jüdischen Genossen, welche am Hofe Einfluß hatten, den Ministern vorgelegt haben“. || b. Von den in 74-6 enthaltenen Urkunden gehören zeitlich an die erste Stelle der Bericht des Satrapen Sisinnes an Darius u. die Antwort des Königs, aus dem zweiten Jahre des Darius oder bald danach. Auch diesen Briefwechsel hat We. (Gött. Gelehrte Nachrichten 1896, S. 176) für gefälscht u. wertlos erklärt, aber ohne ins Gewicht fallende Gründe. Die Ächtheit der Antwort folgt u. a. zwingend aus der Angabe 76,2, daß der Erlaß des Kyros in der Burg von Ekbatana gefunden worden sei. „Jeder Fälscher hätte Kyros' Erlaß in Babylon suchen u. finden lassen" (Meyer 47). || c. Einer gegen die Juden im Anfange der Regierung des Xerxes gerichteten Anfeindung geschieht 74,6 Erwähnung, doch ohne Angabe des Klagepunktes. Genaueres wird 4,7 ff aus der Zeit des Artaxerxes Langhand mitgeteilt (leider ist der Text mehrfach beschädigt). ,,Der Inhalt dieser Urkunden giebt uns die Möglichkeit die Lücke auszufüllen, welche zwischen 710 u. 91 klafft" (Meyer 56). Ein Versuch die Mauern aufzubauen muß schon vor Neh. gemacht worden sein.

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Kapitel V. Die Apokryphen.

§ 66. Vorbemerkungen.

Unter Apokryphen versteht die protestantische Kirche nach Hieronymus (Prologus galeatus: ut sciamus quidquid extra hos est inter apocrypha esse ponendum) und Karlstadt (De canonicis scripturis libellus 1520) mehrere in Handschriften u. Ausgaben der LXX erhaltene, nicht aber zum hebräischen Kanon gehörige Litteraturerzeugnisse, welche teils selbständige Schriften, teils Zusätze zu kanonischen Büchern bilden. Mit Ausnahme von Sirach, 1 Makk, Judith u., wenigstens teilweise, Baruch

(nach Reuss auch Tobias) sind sie von vornherein in griechischer Sprache geschrieben. Von den 14 im Folgenden verzeichneten fehlen in den offiziellen Drucken der Vulgata ganz nur 3. 4 Makk; Luther hat auch 3 Esr weggelassen (§ 78,4. 5). || In den meisten Ausgaben der LXX fehlt das auch in Handschriften seltene Gebet Manasses.

$ 67. Geschichtsbücher.

1. Das erste Buch der Makkabäer erzählt die Geschichte der palästinischen Juden vom Regierungsanfange des Antiochus Epiphanes (175) bis zum Tode des Hohenpriesters Simon (135): 3-9,22 Judas Makkabäus *; 9,23-13,24 Jonathan; 13,25-16 Simon. || Der Autor weiß zwar über auswärtige Dinge nur schlecht Bescheid; im übrigen aber ist sein Bericht fast durchweg glaubwürdig u. eine höchst wichtige Quelle geschichtlicher Kenntnis. Es ist nach dem Tode des Johannes Hyrkan verfaßt, 16,24, aber noch vor Beginn der Zerwürfnisse zwischen Rom und den Juden, also im ersten Drittel des letzten vorchristl. Jahrhunderts, u. zwar in hebräischer Sprache. Hieron. (Prol. gal.): Machabaeorum primum librum hebraicum reperi. Der von Origenes (bei Eusebius, Kirchengesch. VI 25) angegebene Titel Σαρβηθ Σαρβανεελ (Σαβαναιελ?) harrt noch befriedigender Deutung (Schü.2 II 581; DHoffmann, MgWJ 1888, 178-180; Dalman, Aram. Grammatik 6). || Dem Verfasser hat höchst wahrscheinlich schriftliches Material vorgelegen; denn er geht, obwohl von den erzählten Ereignissen durch einige Generationen getrennt, genau auf viele Einzelheiten ein. Daß zu diesem Material das Buch Jasons von Kyrene (s. Nr. 2). gehört habe (ASchlatter), läßt sich nicht beweisen. Schon Josephus hat die griechische Übersetzung benutzt, merkwürdigerweise nur von 1-13. | J. von Destinon (Die Quellen des Josephus. I, Kiel 1882) u. HWillrich (Juden und Griechen vor der makkabäischen Erhebung, Gött. 1895) haben an 1 Makk weitgehende Kritik geübt, doch ohne genügende Begründung. 2. Aus späterer Zeit stammt das zweite Makkabäerbuch. a. Zwei nicht zu dem Folgenden gehörige fingierte Schreiben, 1,1-10 u. 1,10b-2,18, in welchen die palästinischen Juden die ägyptischen zur Mitfeier des Tempelweihfestes ermuntern. b. Das eigentliche Buch, 2,19-15, welches sich als Auszug aus dem Geschichtswerke eines (sonst unbekannten) Jason von Kyrene giebt u. gleichfalls noch vor der Zerstörung des Tempels

*Der Name hängt vielleicht mit der Kopfform des Judas zusammen; im paläst. Talmud ist 2,,hammerförmig", d. h. einer dessen Kopf dem Spitzhammer RD gleicht, s. GDalman, Grammatik des jüd.-paläst. Aramäisch S. 142.

verfaßt ist, beginnt mit der Geschichte der letzten Zeit des Seleukus IV. Philopator (175) u. reicht bis zu dem von Judas Makkabäus über Nikanor erfochtenen Siege (160). Glaubwürdigkeit gering, doch läßt sich dem Buche manches für die Anfänge der makkabäischen Erhebung entnehmen. Der Verf. will nicht sowohl geschichtliche Belehrung, als religiös Förderndes darbieten (vgl. 6 Eleasar, 7 die Mutter mit den sieben Söhnen); insonderheit beabsichtigt er, seinen Lesern ,,die gebührende Ehrfurcht vor dem Tempel zu Jerusalem einzuflößen, als der gesetzlich allein berechtigten theokratischen Kultusstätte" (WGrimm). || Von Josephus noch nicht benutzt; vgl. aber Hebr 11,35 mit 2 Makk 6,19. 28.

3. Das dritte Makkabäerbuch, am Anfange defekt, führt seinen Namen nicht mit Grund; denn es erzählt, wie der ägyptische König Ptolemäus IV. Philopator (221-205) in das Allerheiligste des Tempels zu Jerusalem eindringen will, dann seinen Zorn ob der Vereitelung seines Vorhabens an den alexandrinischen Juden auszulassen versucht, schließlich aber deren Freund u. Wohlthäter wird. Vielleicht liegt der Erzählung als historischer Kern das zu Grunde, was Josephus, Gegen Apion II 5, über Ptolemäus VII. Physkon (170-117) berichtet. Ew., Hausrath, Reuss suchen die Veranlassung des Buches in der Lage der Juden zur Zeit des Kaisers Caligula. || Der Verf. kennt schon die griechischen Zusätze zu Dn (6,6). Erwähnt wird das Büchlein im Chronicon des Eusebius (Ausgabe von Schöne II, 122 f, Berlin 1866) u. im 76. (85) der apostolischen Canones.

4. Das dritte Buch Esra (LXX: Eodoas a), auch das griechische Buch Esra genannt, ist zum größten Teile aus Ch, Esr, Neh* zusammengestellt, u. zwar nach dem Grundtext, nicht nach der alexandrinischen Version. Aus unbekannten Quellen entnommen sind die für unsre Erkenntnis der Geschichte wertlosen Abschnitte 3. 4 (in einem Redewettstreit dreier Pagen des Darius siegt Serubabel u. erhält zum Lohn die Erlaubnis Exulanten nach Jerusalem zurückzuführen) u. 5,1-6 (über den Zug eines Sohnes des Serubabel nach Palästina). || Das Buch, welches von seinem Kompilator nicht vollendet worden zu sein scheint (9,55 ist kein Schluß), wird schon von Josephus (Altertümer XI 1—5) benutzt.

§ 68. Paränetische Erzählungen.

1. Das Buch Judith. Holofernes, oberster Feldherr Nebukadnezars, Königs von Assyrien, habe die westlichen Völker, welche bei dem Zuge gegen den Mederkönig Arphaxad nicht Heerfolge geleistet hätten, be

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