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The superlinear punctuation, in: Proceedings of the Society for Biblical Archaeology XV, 4 (1893), 164-205.

Der im 16. u. 17. Jahrh. geführte Streit über das Alter der hebr. Punktation ist geschildert von BPick, The vowel-points controversy in the XVI. and XVII centuries, in: Hebraica VIII (Chicago 1891/92) 150-173. Die Hauptschriften (LCappellus, Arcanum punctationis revelatum, u. JBuxtorf (Sohn), Tractatus de punctorum vocalium. . origine) sind oben S. 8 genannt.

3. Die Arbeiten der Massoreten. Massora n

(gebildet wie

ba, na), später auch, bedeutet zunächst allgemein: Überlieferung, traditio, dann speziell auf den Bibeltext bezügliche Überlieferung. Man zählte, wie oft ein Wort (Wortform, Verbindung mehrerer Worte) in der Bibel oder einzelnen Teilen der Bibel vorkomme; man stellte Einmal oder doch nur selten vorkommende Wörter, denen irgend eine Eigenschaft gemeinsam, in (oft alphabetisch geordneten) Listen zusammen; man notierte, wie ähnlich lautende Stellen sich voneinander unterschieden usw. Diese Verzeichnisse u. Bemerkungen, deren Zahl nach Einführung der Punktation sich natürlich sehr vermehrte, wurden gewöhnlich an die Ränder oder an den Schluß von Bibelmanuskripten geschrieben (Massora marginalis u. finalis), selten in besondere Bücher. Die Zahl der aufgenommenen Bemerkungen war je nach Kenntnissen, Fleiß u. Zeit der Schreiber, sowie nach dem diesen zu Gebote stehenden Raume sehr verschieden; man wird kaum zwei Manuskripte finden, welche genau dieselben Angaben enthalten. || Die Hauptstätte des massoretischen Studiums war Tiberias, u. in dieser Stadt that sich besonders hervor die bis in die zweite Hälfte des 8. Jahrh. zurück zu verfolgende Familie des in der ersten Hälfte des 10. Jahrh. lebenden Ahron ben Moscheh ben Ascher. Dieser wird schon seit dem Beginn unsres Jahrtausends als normative Autorität für die Herstellung eines richtigen massoretischen Bibeltextes genannt; seine Leistungen sind aber weit mehr gelobt als gelesen u. beachtet worden, so daß wir den von ihm für korrekt gehaltenen Bibeltext auch jetzt noch nicht genau kennen. (Ob in Aleppo sich wirklich eine von ihm selbst mit Massora u. Punktation versehene Bibelhandschrift befindet, ist noch zweifelhaft.) Seinen Zeitgenossen Moscheh ben David ben Naphthali kennen wir fast nur aus Verzeichnissen solcher Stellen, an welchen er von Ben Ascher abwich. Jakob ben Chajjim sammelte zuerst aus mehreren Codices reiches massoretisches Material u. ordnete es in der von ihm besorgten Rabbinischen Bibel (§83,5b). Weit mehr hat Christ. D. Ginsburg in vieljähriger Arbeit zusammengebracht.

Da die von den Massoreten verschiedener Zeiten u. Länder benutzten Bibelhandschriften einander nicht vollständig glichen, können natürlich

auch nicht alle massoretischen Angaben miteinander übereinstimmen. Man darf daher nicht ohne weiteres von mehreren miteinander nicht in Einklang stehenden Angaben die eine für richtig, alle andren für verderbt erklären (gegen SBär), sondern hat anzuerkennen, daß verschiedene Überlieferungen vorliegen, über deren Wert, wenn überhaupt, erst nach geschehener Klassifizierung der Angaben (morgenländische, abendländische; palästinische, ägyptische; spanische, italienische, deutsche; älteste, alte, neue usw) geurteilt werden kann.

Beispiel einer Aussage der Massora magna, mit Erklärung: 78,35 steht

ישובון חַד מִן י וְסִימָנֵיהון בהעצר :mit der vollen Endung un), dazu als Anmerkung) j'schiabin eins von,, בהעצר ופדויי ופדויי ופליטי יולדה גבול הסתיר ויגל באיה

;5111 ופדויי ;35,10 Jes ופדויי ;36,26 בהעצר ;35, 8, בהעצר : Versen] sind

zehn [kommt 10 mal vor], u. ihre Merkwörter [charakteristische Wörter in denselben

Jer 44, 28;

Spr 2, 19."

Mi 5, 2;

104, 9; non 104, 29; 7 Hi 36, 10;

Elias Levita, 02 10 50, Vened. 1536, 4o; deutsch unter Aufsicht u. mit Anmerkungen JSSemlers, Halle 1772; Text mit engl. Übersetzung u. mit Anmerkk. v. ChDGinsburg, Lo. 1867. || JBuxtorf, Tiberias sive Commentarius masorethicus triplex, Basel 1665 (430) 4° (zuerst 1620). || SFrensdorff, Massoretisches Wörterbuch, Hannover 1876 (20 u. 387) 4o [vgl. meine Anzeige in ThStK 1878, 354 bis 370]. || SBär u. HStrack, Die Dikduke ha-teamim des Ahron ben Moscheh ben Ascher u. andere alte grammatisch-massorethische Lehrstücke, L. 1879 (XLII, 95). || ChDG insburg, The Massorah compiled from manuscripts, alphabetically and lexically arranged, 3 Bände groß Folio, Lo. 1880-85 (758, 830 und 383). (Inhaltsreiche, aber nicht ganz gerechte Anzeige von SBär in: ZdmG 1886, 743-758.) || HStrack, Massora, in PRE 2 IX388—394; daselbst auch ausführliche Litteraturangaben. || E. le Savoureux Études historiques et exégétiques sur l'Ancien Testament, Paris 1887, 191–224. || Is. Harris, The rise and development of the Massorah, in: JQR 1889 (I) 128–142; 223-257. || W Bacher, A contribution to the history of the term Massorah, JQR 1891 (III), 785—790; Die Massora, in: Winter und Wünsche, Die jüd. Litteratur seit Abschluß des Kanons II (Trier 1894), 121–132. || LBlau, Massoretische Untersuchungen. Straßburg 1891 (61).

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in:

1. Die uns erhaltenen hebräischen Bibelhandschriften lassen sich in mannigfacher Weise klassifizieren. Äußerlich sind folgende Einteilungsgründe: a. Form und Zweck. , Unpunktierte Rollen von Pergament oder auch, besonders im Orient, von Leder, enthalten den Pt oder die Megilloth (HL, Ruth, Klagl, Prd, Est) u. werden in der Synagoge gebraucht;, Handschriften in Buchform, fast stets punktiert, zum Privatgebrauch, von Pergament, später auch von Papier. || b. Vorhandensein, bezw. Fehlen massoretischer Angaben. || c. Vorhandensein, bezw. Fehlen des Targums. Der Targum folgt gewöhnlich unmittelbar auf jeden ein

zelnen Textvers. || d. Wichtiger ist die teils nach ausdrücklichen Angaben der Schreiber, teils auf grund des Schriftcharakters vollziehbare Einteilung nach der Herkunft: spanische, italienische, französische, deutsche, ägyptische, palästinische, arabische Codices usw. || Von größter Bedeutung wäre e. die Einteilung nach der Textbeschaffenheit. Für solche Einteilung sind aber bis jetzt kaum die ersten Anfänge gemacht. Während man bei der Untersuchung des Textes jedes griechischen oder lateinischen Autors nach den zwischen den einzelnen Manuskripten etwa bestehenden Verwandtschaftsverhältnissen forscht u. die Autorität derjenigen Handschriften, welche durch weniger Mittelglieder von dem Original getrennt sind, höher schätzt, zählt man beim AT statt zu wägen oder hält die Handschriften, welche man gerade kennt, für die besten; im günstigsten Falle nimmt man Rücksicht auf das Alter des Codex u. die Sorgfalt des Schreibers. *

2. Da die Zahl der vorhandenen Bibelmanuskripte sehr groß ist, müßte man zunächst diejenigen wegen ihres Alters u. der auf sie verwendeten Sorgfalt beachtenswerten Handschriften, welche die ganze Bibel oder doch einen großen Teil enthalten, nach ihrer Herkunft ordnen u. dann untersuchen (Merkmale: charakteristische Lesarten; Verhältnis zu Ben Ascher u. Ben Naphthali). Dann wären die an den Rändern von Bibelhandschriften u. in gelegentlichen Citaten uns erhaltenen Lesarten verloren gegangener Mustercodices (Codex des Hillel, Cod. Sanbuki, Cod. Jericho usw) zu berücksichtigen. In zum teil noch frühere Zeiten werden wir auf folgende Weise geführt. Die Juden Palästinas u. Babylons hatten verschiedene Traditionen nicht nur über Halachisches (paläst. u. babylon. Talmud), sondern auch über den Bibeltext. Durch ein handschriftlich erhaltenes Verzeichnis u. durch einzelne Notizen an den Rändern von Bibelcodices lernen wir Stellen kennen, an welchen die 7, Abendländer, u. 7, Morgenländer, von einander abwichen. Weiter wissen wir, daß im Osten die Gelehrten von Sura mehrfach andre Lesarten u. auch andre massoretische Sätze hatten als die von Nehardea. Alles auf diese Differenzen bezügliche Material ist sorgfältig zu sammeln.

* Die von JGSommer (Bibl. Abhandlungen, Bonn 1846, 49), JOlshausen (Lehrbuch der hebr. Sprache 1861, §31a), P. de Lagarde (Anmerkk. zur griech. Übersetzung der Provv. 1863, 2; Symmikta 150; II120), CHCornill, (Ezechiel 1886, 6), VRyssel (Untersuchungen über Micha 1887, 195) u. a. vorgetragene Ansicht, daß alle hebr. Handschriften des AT auf einen einzigen Mustercodex zurückgehen, vermag ich nicht zu teilen. Die auffällige Übereinstimmung der Handschriften ist vielmehr Wirkung der Arbeiten der Massoreten (vgl. meine Darlegungen in GAKohut, Semitic Studies, Be. 1897, 563-571).

Über den Bibeltext in der talmudischen Zeit, aus welcher wir keine Bibelhandschriften mehr haben, werden neue Untersuchungen sich mit Nutzen kaum eher anstellen lassen, als bis wir eine kritische Talmudausgabe besitzen.

3. Viele erhaltene Bibelcodices sind verzeichnet u. beschrieben von Benjamin Kennicott in der Dissertatio generalis in Vetus Testamentum Hebraicum (Bibelausgabe, Bd. 2), von welcher PJBruns, Braunschweig 1783 (594) einen mit wertvollen Zusätzen bereicherten Abdruck veranstaltet hat, sowie in zahlreichen Katalogen u. Monographieen. Wichtige Sammlungen sind namentlich in Oxford, Paris, Parma, Petersburg. Um die Sammlung kritischen Apparates haben sich verdient gemacht Menachem ben Jehuda di Lonsano, Jedidja Salomo Minnorzi (d. i. aus Nursia) oder Norzi, Joh. Heinr. Michaelis, BKennicott, Joh. Bern. de Rossi. 4. Lonsano, 18, zuerst als erster Teil des Sammelwerkes

[,,zwei Hände“ wegen der 10 Teile, aus welchen es bestehn sollte], Vened. 1618, 4o; dann allein, Amsterdam 1659, 4° u. sonst. Kritischer Komm. zum Pt, mit Benutzung 10 alter Bibelmss., sowie mehrerer massoretischer u. grammatischer Werke.

Norzi. Den im J. 1626 vollendeten, nach Jes 58, 12 Goder Pèreç genannten Kommentar zum Bibeltext (gute Kenntnis der Massora, Benutzung alter Drucke u. mehrerer Handschriften) hat erst Raphael Chajjim Basila in seiner Bibelausgabe 01231 738, Mantua 1742-44, 4 Teile 4o, unter dem Titel Minchath Schaj veröffentlicht. Separatausgabe von Wien 1813, 4o; auch ist Norzis Werk in ,,Jedidjah Salomo Norzi's Einleitung, Titel

der Warschauer Rabb. Bibel abgedruckt. blatt und Schlusswort zu seinem masoretischen Bibelcommentar" [alles dies fehlt in der Mantuaner Bibel] hat Ad. Jellinek, Wien 1876 (X, 22) ediert; zuerst sind diese Stücke

.4 .1819 Pisa מקדש יה gedruckt in

JHMichaelis (Prof. in Halle † 1738), Biblia Hebraica, ex aliquot manuscriptis et compluribus impressis codicibus, item masora tam edita quam manuscripta aliisque Hebraeorum criticis diligenter recensita ... Accedunt loca scripturae parallela, verbalia et realia, brevesque adnotationes. Halle 1720, in drei Formaten (1700 S. ohne die Vorreden). [Das Variantenverzeichnis ist noch nicht durch Neukollationierung der benutzten, damals in Erfurt, jetzt in Berlin befindlichen Handschriften entbehrlich gemacht. Auch durch die fleißige Sammlung von Parallelstellen hat diese Ausgabe noch Wert.]

BKennicott, Vetus Testamentum Hebraicum cum variis lectionibus, Oxf. 1776. 1780, 2 Bde. fol. [Die Bedeutung vieler Codices ist gar nicht oder falsch beurteilt; auch wertlose Handschriften u. Ausgaben sind kollationiert; ein Teil der Mitarbeiter ermangelte der nötigen Vorkenntnisse. Daher entspricht der Inhalt des lange mit großer Spannung erwarteten Werkes nicht der angewendeten Mühe u. den gemachten Ausgaben. Nur für den Konsonantentext sind Varianten gesammelt.]

J. B. de Rossi, Variae lectiones Veteris Testamenti ex immensa manu scriptorum editorumque codicum congerie haustae, Parma 1784-88, 4 Bde., 4°; dazu: Scholia critica in V. T. libros seu supplementa ad varias sacri textus lectiones 1798 [erheblich besser als K.s Leistung, schon weil von Einem u. zwar kundigen Verfasser, ferner weil auch wichtige Varianten in der Punktation berücksichtigt sind.]

5. HStrack, Die biblischen u. die massoretischen Handschriften zu Tschufut-Kale in der Krim, in: ZlThK 1875, 587-624. || Über verloren gegangene Handschriften des A. T.s, in: GAKohut, Semitic Studies, Be. 1897, 560–572.

Zahlreiche Handschriften-Kataloge sind verzeichnet in: HStrack, Prolegomena in Vetus Test. Hebraicum, S. 29–33. 119–121. || Füge hinzu: MSteinschneider, Die hebr. Handschriften der K. Hof- u. Staatsbibliothek in München. 2. Aufl. 1895 (277). | Verzeichniss der hebr. Handschriften [der Kgl. Bibliothek zu Berlin] Be. 1878 (149). Zweite Abteilung 1897 (172). 4°. | Catalog der hebr. Handschriften in der Stadtbibliothek zu Hamburg. 1878 (220). || AHarkavy u. HLStrack, Catalog der hebr. Bibelhandschriften der Kais. Öffentl. Bibliothek zu St. Petersburg. 1875 (XXXIII, 296). || SMSchiller-Szinessy, Catalogue of the Hebrew manuscripts preserved in the University Library, Cambridge. I. 1876 (248). || BPeyron, Codices Hebraici.. in Taurinensi Athenaeo, Turin 1880 (XLIX, 326). || Ad. Neubauer, Catalogue of the Hebrew manuscripts in the Bodleian Library. Oxf. 1886 (XXXII S. u. 1168 Spalten; 40 Tafeln). 4o. || RHoerning, British Museum. Karaite Manuscripts. Description and collation of six Karaite ms. of portions of the Hebrew Bible in Arabic characters. Lo. 1889 (68 S.; 42 Tafeln) 4°. || HDerenbourg, Catalogue des manuscripts judaïques entrés au British Museum de 1867-1890, in: RÉj 1891 (XXIII)

99-116. 279-301.

ChD Ginsburg, Introduction to the massoretico-critical edition of the Hebrew Bible ($83,9) Lo. 1897, 469-778 [Beschreibung von 60 Handschriften]. | A series of fifteen facsimiles from manuscript pages of the Hebrew Bible with a letterpress description by ChDG., Lo. 1897. Doppel-Folio.

Älteste veröffentlichte Handschrift (v. J. 916): Prophetarum posteriorum codex Babylonicus Petropolitanus. Edidit HStrack. Petersburg u. L. 1876 (449 u. 37 S.) Groß-Folio.

§ 83. Ausgaben.

1. Auf die Zweiteilung der Bücher Sm, Kg, Esra-Neh, Ch bei den Christen machte Felix Pratensis in Randbemerkungen zur ersten Rabbinischen Bibel ($83,5) aufmerksam. Ihm folgten die Textausgaben DBomberg's, die zweite Rabb. Bibel usw. In denselben Drucken stehen die bei den Christen durch Stephan Langthon von Canterbury um 1205 in die Vulgata eingeführten Kapitelzahlen mit hebräischen Buchstaben. Durch Absätze im Text hat die Kapitelanfänge zuerst Arias Montanus in der Antwerpener Polyglotte bezeichnet. Hier zuerst auch die Numerierung der Verse durch das ganze AT; diese vorher schon in der Ptausgabe Sabbioneta 1557.

2. JCh Wolf, Bibliotheca Hebraea [oben S. 9] II, 364-413 u. IV, 108-154. Jac. Le Long, Bibliotheca sacra, Paris 1723 fol. [I, 1-587: Bibelmanuskripte, Ausgaben der Bibel u. ihrer Teile; II, 588-1222: Kommentare (Anhangsweise S. 1162 bis 1206 Grammatiken u. Lexika)]. Wesentlich vermehrt u. verbessert, leider nicht vollendet ist: Bibliotheca sacra post . . J. Le Long et CFFoerneri iteratas curas ordine disposita, emendata, suppleta, continuata ab AG Masch, Halle 1778-90, 4o. Pars I. De editionibus textus originalis (CXXXII u. 466) [Kap. I: Hebr. AT, S. 1-186;* III: Polyglotten, 331-408; IV: Apokryphen, 427-465]. Pars II, De versionibus librorum

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