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kündigung des folgenden Liedes. | 32 Lied Moses; Ankündigung seines Todes. 33 Segen Moses. | 34 Tod u. Begräbnis Moses.

§ 6. Gründe für die Autorschaft Moses.

1. Das Zeugnis des NT ist angeführt worden noch von Häv. I, §144; Keil §39 Anm. 2; Rob. Kübel (Beweis des Glaubens 1887 Jan., Febr.), ERupprecht (Des Rätsels Lösung I, Gütersloh 1895), ferner von englischen und amerikanischen Theologen, wie CJEllicott (Christus.comprobator, Lo. 1892), WCaven, Presbyt. and Reformed Review, Juli1892, 401-420. || Jesus sagt Joh 5,46 f:,,Wenn ihr Mose glaubtet, würdet ihr mir glauben; denn er hat über mich geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben ?" Vgl. Mt 19,8, wo 524,1 als ein Wort Moses angeführt wird; ferner Mk 12,26; Lk 24,27. 44. Die Autorität des Herrn und in gewisser Weise auch seiner Apostel hat für alle die Fragen, in Bezug auf welche man sie anführt, als schlechthin ausreichend und entscheidend zu gelten. Jedes Hinzufügen weiterer Gründe wäre eine Herabsetzung dieser unvergleichlichen Autorität. Wer aber, der von der Schwierigkeit und Verwickeltheit der durch die Kritik vorhandenen Probleme eine auch nur einigermaßen klare Vorstellung besitzt, kann im Ernst glauben, daß diese Probleme durch die Art, wie das NT den Pt citiert, wirklich und endgültig erledigt seien? Daraus folgt, daß wir uns für Fragen der litterarischen Kritik überhaupt nicht auf die Anführungen im NT berufen dürfen. Angenommen auch, der Heiland, dessen Wissen während seines Erdenwallens kein absolutes war, Mk 13,32, habe genau gewußt, wie jedes einzelne Buch des AT entstanden ist, so hätte er, ohne die Aufmerksamkeit von der Hauptsache abzulenken und so den hochwichtigen Zweck seines Lehrens schwer zu gefährden, gar nicht sagen können etwa: ,,In dem Gesetze, das ihr zwar mit Recht als ein von Gott gewolltes, aber mit Unrecht als ein in seinem gegenwärtigen Wortlaute von Mose selbst geschriebenes betrachtet, steht geschrieben. ." (Gleiches gilt für Dn s. Mt 24,15; Mk 13,14).

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2. Das Selbstzeugnis des Pt ist mit Unrecht angerufen worden zB von Keil §23. Der Pt erhebt nirgends den Anspruch von Mose selbst verfaßt zu sein: denn 217,14; 24,4. 7; 34,27; 433,2 beziehen sich nur auf, allerdings wichtige Einzelheiten u. das Bundesbuch, und 531,9-11. 22. 24-26 bezieht sich nur auf die im Dt enthaltene Thora.

217,14 E befiehlt Gott, daß Mose den Sieg über Amaleq zum Andenken in ein Buch schreibe. Keil übersetzt,,in das für die Aufzeichnung der herrlichen Gottesthaten bestimmte Buch", vgl. aber 45,23,,und der Priester schreibe diese Flüche in ein

Buch und meinen Exkurs zu 128,11. Selbstverständlich hat Mose den Befehl ausgeführt; daß aber gerade 217,8-13 die Ausführung biete, ist nicht gesagt. || 433, das Stationenverzeichnis, hat laut v. 2 allerdings ein von Mose selbst herrührendes Schriftstück zur Grundlage, kann aber nicht dieses selbst sein; denn es ist in befremdlicher Weise unvollständig, und wir sind außer stande aus ihm eine klare Vorstellung von den wirklichen Zügen der Israeliten zu gewinnen (s. Komm.).

3. Das Zeugnis der geschichtlichen Bücher des AT. Vgl. Häv. I, §§136-140; Keil §37. Die Stellen in Jos, in welchen das Gesetzbuch Moses erwähnt ist (1,7. 8; 8,30-35; 23,6) gehören zur deuteronomistischen Bearbeitung des Jos u. beziehen sich nur auf das in Dt enthaltene Gesetz. Weder in Ri noch in Sm ist von einem durch Mose verfaßten Buche die Rede (der Name Mose nur a12,6. 8). 72,2-4, wo von dem „Gesetz Moses" die Rede ist, stammt sicher von dem exilischen Bearbeiter des Königsbuches und braucht gleichfalls nur auf das Gesetz im Dt bezogen zu werden. $14,6 sagt derselbe, Amazja habe gehandelt,,wie geschrieben in dem Gesetzbuche Moses", also doch wohl auch veranlaßt durch dies Gesetzbuch; die citierte Stelle steht aber 524,16. Hiskia hat nach $18,6. 12 die durch Mose vermittelten Gebote Gottes gehalten, hat sie also in schriftlicher Form besessen; doch führt keine sichere Spur darauf, daß das Gesetz außerhalb des Dt gemeint sei; vgl. auch 821,8 (Manasse) und 23,25 (Josia). Das Tempelweihgebet Salomos 78,22 ff, welches hier wegen V. 53. 56 zu erwähnen, ist voll von Berührungen mit dem Dt und den verwandten Stücken des Jos. Die Bücher Esr, Neh, Chr, Dn sind, weil nachexilisch, nicht ohne weiteres als äußere Zeugnisse zu verwenden.

IV. Das Zeugnis der prophetischen und der lyrischen Bücher. Vgl. Keil $38. Von allen Propheten nennt nur Mal 3,22,,das Gesetz Moses". Mi 6,4, Jer 15,1, Jes 63,11. 12, vgl. auch Hos 12,14 u. Jer 7,25 kommen zwar für die Geschichtlichkeit Moses (seiner Person u. seines Wirkens) in Betracht, nicht aber für die Autorschaft des Pt. Sonst wird Mose in den Büchern prophetischer Rede nicht genannt. In den vier py, in denen der Name Mose vorkommt (77. 99. 105. 106), geschieht einer schriftstellerischen Thätigkeit Moses nicht Erwähnung.

§ 7. Gründe gegen die Autorschaft Moses.

-jenseit des Jor, בְּעֵבֶר הַיַּרְדֵּן .1

Geographische Bezeichnungen. dans" vom Ostjordanlande. Der Standpunkt ist demnach westlich vom Jordan, in Palästina, also nicht der Standpunkt Moses. So in den historischen Bemerkungen, welche die Reden im Dt umgeben (1,1. 5; 4,41—49), ja Einmal sogar in diesen Reden (3,8. Dagegen vom Westlande 3,20. 25; 11,30). Vgl. auch 422,1.

2. gleich,,Westen" für die Zeit des Aufenthalts am Sinai, obwohl das Meer den Israeliten damals im Süden lag: 227,12; 42,18; 3,23.

3. Dan 114,14 und 534,1. Diesen Namen erhielt die Stadt Lájisch oder Léschem erst nach ihrer Eroberung durch die Daniten.

4. Horma 414,15 und 51,44 steht dieser Name, dessen Entstehung in spätere Zeit fällt (71,17), proleptisch für Zephath . Über 421,3 s. Komm.

5. „Die Ja'irsdörfer" in sei „bis auf den heutigen Tag“ der Name der von dem Manassiten Ja'ir eingenommenen Gegend im Ostjordanlande, 53,14. Vgl. 432,41; 613,30; 710,4.

6. Aus dem „Lande der Hebräer" bin ich gestohlen 140,15.

Archäologisches. 7. ,,Das 'Omer y aber ist der zehnte Teil eines Epha" 216,36.

8. Sekel des Heiligtums" 230,13. 24; 38,24-26; 35,17. 19. Diese Bezeichnung setzt voraus, daß das Heiligtum mit seinem Kultus schon längere Zeit bestand.

9. Von Og, dem Könige Basans, und seinem eisernen Bette hat Mose im 40. Jahre des Auszuges schwerlich so wie 53,11 gesprochen, da seine Hörer diesen König in demselben Jahre besiegt und getötet hatten (3,1-3; 421,33).

Historisches. 10. Das 421,14. 15 aus,,dem Buche der Kriege Jahves" angeführte Gedichtfragment stammt sicher aus sehr alter Zeit; aber der Abschnitt des Pt, in dem es vorkommt, kann weder von Mose noch aus der Zeit Moses sein. Denn die Worte werden zum Belege dafür angeführt, daß der Arnon in jener Zeit die Grenze Mo'abs bildete; ein solcher Beleg aber war für die Zeitgenossen Moses, die ja selbst den Arnon überschritten hatten, überflüssig.

11. 112,6 u. 13,6: „Die Kanaaniter (u. die Pherizziter) waren damals, 1, im Lande". Dies damals" führt mit Sicherheit in die Zeit nach der Eroberung des Landes.

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12. 136,31:,,Und dies sind die Könige, welche in Edom herrschten, ehe ein König über die Kinder Isra'el herrschte." Hier ist Königsherrschaft in Isra'el vorausgesetzt.

13. 122,14: „Und Abraham nannte den Namen dieses Ortes >>Jahve erscheint«<, so daß heutzutage gesagt wird »auf dem Berge, wo Jahve erscheint.<<" In der Zeit Moses war der Sinai der Berg der Gotteserscheinung (533,2; 75,5), oder Gott erschien beim Offenbarungszelte. In der Richterzeit gehörte Jerusalem mit dem Berge (Moria) den Jebusitern, spielte also keine Rolle im religiösen Leben des Volkes. So muß man daran denken, daß dieser Berg in der Zeit und seit der Zeit Davids

neue Bedeutung gewann: David erobert die Jebusiterburg 65, bringt die Bundeslade nach Jerusalem, der Engel des Herrn erscheint ihm bei der Tenne Aravnas ẞ24,16.

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14. Wenn man zusammenstellt, was im Pt über Mose und seine Familie gesagt ist, so vermißt man manches, was man erwarten müßte, wenn Mose der Verfasser wäre, und findet anderes nicht so beschaffen, wie es in dem eben erwähnten Falle sein müßte. Die Form des Namens Mose ist nicht rein ägyptisch, sondern hebraisiert 22,10. Wir erfahren weder den Namen der Prinzessin, welche Mose gerettet u. erzogen hat, noch wie der Pharao der Bedrückung oder der des Auszuges hieß; aber der Schwiegervater Moses wird zweimal Regu'el (410,29; 22,18), viermal Jethro in (23,1; 18,1) oder Jether (4,18) genannt. Es ist nicht wahrscheinlich, daß Mose seine u. seines Bruders Genealogie mit den jetzt 26,26. 27 stehenden Worten geschlossen habe. Ganz befremdlich ist die, nur 412,1 stattfindende Erwähnung eines kuschitischen Weibes Moses und, daß des Todes der Zippora mit keinem Worte gedacht wird. Die Mitteilungen über Zippora und ihre Söhne 22,21. 22; 4,20. 24-26 und 18,1 ff machen entschieden den Eindruck, daß sie in der vorliegenden Form nicht von dem Gatten und Vater herrühren. Das Lob 412,3: „Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle anderen Menschen auf der Erde" kann schlechterdings nicht von Mose selbst geschrieben worden sein. Diejenigen, welche daran erinnern, daß der Heiland von sich selbst gesagt hat: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ Mt11,29, möchte ich fragen, ob wohl Mose von sich sagen konnte auch: ,,Wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen ?"

15. Die Beschaffenheit des Stationenverzeichnisses 433, s. §6,2.

16. In dem Berichte 26,2-7,7 über die zweite, wohl in Ägypten geschehene Berufung Moses wird mit keinem Worte Bezug genommen auf die erste, dem Mose am Choreb gewordene Berufung und Gottesoffenbarung 23-6,1. Dieses vollständige Fehlen irgend einer Zurückweisung läßt sich nur durch die Annahme erklären, daß die Berichte zweier Erzähler durch einen Späteren aneinander gefügt worden sind.

17. Die litterarische Analyse hat das Zusammengesetztsein nicht nur der Gn, sondern auch der andren Bücher des Pt (u. des Jos) mit solcher Sicherheit ergeben, daß es in gar manchen Abschnitten bei achtsamem Lesen sogar einer modernen Übersetzung erkannt werden kann. Wenn man zB 416 oberflächlich liest, meint man, es sei von einem Aufstande die Rede, den Qorach u. seine Rotte gegen Mose u. Aaron gerichtet haben und bei dem auch die Rubeniten Dathan u. Abiram beteiligt gewesen seien. Bei genauerer Prüfung erkennt man aber, daß Dathan u.

Abiram sich zunächst u. zumeist gegen Mose gewendet haben (16,1b. 2a. 12—15. 25—34), während Qorach u. seine 250 Anhänger gleiches Priesterrecht für alle Israeliten gefordert haben (16,1a. 2—11. 16—24. 35). Der Verf. von 511,6 hat ersichtlich einen Bericht benutzt, in dem der Aufstand des Dathan u. Abiram selbständig erzählt war, nicht nur einen Teil des Aufstandes Qorachs u. seiner Rotte bildete. || Andre Beispiele: 16,9-9 die Geschichte der Flut u. Noahs; 134 Sikhem u. Dina; 413. 14 Auskundschaftung Kana ans; 422 Berufung Bil'ams durch Balaq; 425 Isra'els Sünden im Moabiterlande.

§ 8. Geschichte der Kritik.

AThHartmann, Historisch - kritische Forschungen über die Bildung, das Zeitalter und den Plan der fünf Bücher Moses nebst einer beurtheilenden Einleitung und einer genauen Charakteristik der hebräischen Sagen und Mythen. Rostock u. Güstrow 1831, 1—67. || LDiestel, Geschichte des A. T.s in der christl. Kirche. Jena 1869. || Ad. Merx im Nachwort zur 2. Auflage von Friedr. Tuch's Commentar über die Gn, Halle 1871, LXXIX-CXXII. || SICurtiss, Sketches of Pentateuch Criticism (in: Bibliotheca Sacra 1884, 1-23. 660-697; 1885, 291–326). || HVuilleumier, La critique du Pentateuque dans sa phase actuelle, in: Revue de théologie et de philosophie (Lausanne), Jan. 1882-März 1883. || FBleek, Einl.5, §§13-17 und (Kuenen's Darstellung) §§ 281-285. || Alex. Westphal, Les sources du Pentateuque. Étude de critique et d'histoire. I. Paris 1888 (XXX, 320). || HHolzinger, Einl. in den Hx §§6-10.

1. Die alte Synagoge läßt den Pt von Mose verfaßt sein.* Nach alttalmudischer Ansicht (Baba Bathra 14b) sind die letzten acht Verse, welche Moses Tod u. Begräbnis erzählen, von Josua hinzugefügt. Nach Philo (Leben Moses), Josephus (Altertümer IV8,48) u. jüngeren Talmudisten rühren auch diese Verse von Mose selbst her. Auch die Kirchenväter haben nicht daran gezweifelt, daß Mose der Verf. sei. ** Die Bestreitung *** der mosaischen Autorschaft durch Celsus (s. Origenes, Gegen Celsus IV42), den Gnostiker Ptolemäus (Epiphanius, Gegen die Häresieen XXXIII3), die pseudoklementinischen Homilien (II,40—52; III,43. 47) hatte ihren Anlaß lediglich in dem Anstoß, welchen man aus dogmatischen Gründen am Inhalte nahm; denn die Bemerkung Homil. III,47, daß Mose nicht habe seinen eignen Tod berichten können, trifft nur die letzten

* Doch vgl. MEisenstadt, Über Bibelkritik in der talmudischen Literatur, Frankf. a. M. 1895 (55).

** Vgl. NM Wels, The ante-nicene Fathers and the mosaic origin of the Pentateuch (in: The Old Testament Student 1884, 186—191).

*** Vgl. JOrr, The Old Test. question in the early Church, Expositor 1895, Nr. 5, S. 346-361.

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