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betrachtet (JDMichaelis; zweifelnd Or.). Jetzt gilt der Abschnitt fast allen Forschern als nichtjeremianisch (auch Nägelsbach; Reuss AT, II 273 nennt die Gründe ,,sehr beachtenswert").

5. Kö. hält noch folgendes für nichtjeremianisch: 16,14 f (als Einschaltung aus 23,7 f); 17,26; 25,13b (auch Or.); 27,1 (auch Or. nimmt Verwechslung mit dem gleichartigen Anfang 26,1 an); 30,23 f (Zusatz eines Lesers aus 23,19 f); 32,17-23 (weil dem v. 27 vorgreifend); (40,1—6?).

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6. Co. schreibt die erzählenden Stücke einem etwas später lebenden Manne von prophetischem Interesse zu, der auf Grund von im allgemeinen guter Information schrieb. Die Verse 39,1. 2. 4-13; 40,1-5 seien ein in 39,3. 14; 40,6 eingearbeiteter jüngerer, mehr legendarischer Parallelbericht. || Von längeren anderen Stücken sei außer 10,1-16 sicher unächt 17,19–27; diese Predigt über die Sabbathheiligung habe etwa ein Gesinnungsgenosse Nehemias dem Jer. in den Mund gelegt (auch Kue., Stade, Giesebrecht sprechen dies Stück Jer. ab). Im Buche der Heilsverkündigung seien sicher sekundär nicht nur die in LXX fehlenden Stücke 30,10-12. 22; 33,14-26, sondern auch 30,28 f; 31,10-14. 35-37; 33,2 f. 11 7 bp bis ; Kap. 30 biete manches Auffallende. Einer Überarbeitung seien mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit zuzuweisen: 1,3; 3,17f; 4,1f. 10. 27; 5,10. 18. 20-22; 8,10-12; 10,25; 15,11-14; 17,12; 20,13; 21,11f; 22,8 f; 23,19 f; 32,1b. 2b-5. 17-23; 35,15 f, von welchen Stücken einzelne in LXX fehlen. Die große Gerichtsverkündung 25 sei,,bis zur völligen Unkenntlichkeit des ursprüngl. Sinnes überarbeitet"; Grundstock 1—3. 8. gau.b. 10. 11. 13a. 15—29, u. zwar 9. 11. 15 ff nach der reineren Gestalt in LXX. Die zumeist mit 25 zusammenhangenden Weissagungen wider acht auswärtige Völker 46-49 seien ächt; nur 46,27 f (vgl. 30,10 f) sei zu streichen u. 48 (Moab) von „,unleugbaren Wucherungen“ zu befreien.

7. Im 4. Jahre Jojakims ließ Jer. alle Worte, die Gott ,,über Isra'el u. über Juda u. über alle Völker" zu ihm geredet hatte, durch Baruch aufschreiben. Als der König im folgenden Jahre diese von Jer. dem Volke vorgelesene Rolle vernichtet hatte, ließ der Prophet, vermutlich sehr bald, eine neue, mehr enthaltende Sammlung herstellen. Diese bildete den Grundstock des jetzigen Jer-buches. Sie kann enthalten haben: 1-20 (ohne die Überschrift, sowie ohne: 3,6-18 [wahrscheinlich]; 10,1-16; 12,7 ff [wahrscheinlich Jojakims spätere Zeit]; 13 [wahrscheinlich Jojachin]), ferner die große Gerichtsrede 25 und einen Teil der Reden wider auswärtige Völker (etwa 46-49,33) u. vom Erzählenden die Kapp. 26. 35. 36. 45. Auf das einstige Vorhandensein einer (mindestens) dritten Sammlung, welche bis zur Zerstörung Jerusalems führte, weist die Überschrift 1,3, welche auf das kanonische Jer-buch nicht paßt. Dieses ist aus den

zu des Propheten Lebzeiten schon vorhandenen Sammlungen wahrscheinlich bald nach dem Tode des Propheten zusammengestellt worden. Aus dem frühen Vorhandensein einer Mehrzahl von Sammlungen erklärt sich leicht der mehrfach auffällige Mangel an Ordnung. || Wie es scheint, hat Baruch, der treue Sekretär Jer.s, die Reden genau nach dem Diktat aufgezeichnet, ist aber in den Stücken erzählenden Inhalts freier verfahren.

8. MT u. LXX. Die alexandrinische Übersetzung des Buches ist etwa um ein Achtel (2700 Worte) kürzer als MT. Je länger desto mehr kommt man nach früherer Überschätzung der LXX zu der Erkenntnis, daß MT in allen Hauptpunkten den Vorzug verdiene, vgl. bes. Graf, Or., Kö. §65,1. EKühl (Das Verhältnis der Massora zur Sept. im Jer., 64f) sagt: „Die Haupt abweichungen der LXX vom MT hat der Übersetzer verschuldet. Das zeigt das Planmäßige der Abweichungen, die wir nicht Abschreibern ... sondern nur einer Übersetzung zuschreiben können, die... mundrecht machen wollte." Auch Reuss, AT, II 272 nennt diese Ansicht „die einfachere und natürlichere", während Co. die Textgestalt der LXX als die im allgemeinen reinere und ursprünglichere bezeichnet. Die wichtigste Differenz ist, daß in LXX die Reden über auswärtige Völker nicht am Ende, sondern 25,13 stehen u. dann mit 25,15 (— LXX 32,1) fortgefahren wird. Darüber herrscht nun gegenwärtig allgemeines Einverständnis, daß erstens durch diese Anordnung die in sich zusammenhangende Rede 25 zerrissen wird u. zweitens die Reihenfolge in LXX (Elam, 1Ägypten, "Babel, Philistäa, Edom, Ammon, "Qedar-Chaçor, 'Damaskus, Mo'ab) nicht die ursprüngliche sein kann. Das nur ist als nicht unwahrscheinlich anzuerkennen, daß die Reden 46-49,33 in einer der früheren Sammlungen gleich hinter Kap. 25 gestanden haben.

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§ 32. Ezechiel: Person und Zeit des Ezechiel.

1. Ezechiel pin, 'Tɛɛxıńλ (danach Luther: Hesekiel), Vulg. Ezechiel ; Sohn des Priesters Busi gehörte zu den angesehenen Judäern, welche im Anfange des Jahres 597 mit Jojachin nach Babylonien deportiert wurden (,,unser Gefängnis" 33,21; 40,1, vgl. 1,2). Dort wohnte er, verheiratet u. in eignem Hause (24,18; 8,1), in Thel-Abib am 722-772 (3,15; Fluß oder Kanal in der Landschaft Babylonien, jedenfalls verschieden Im 5. Jahre der Wegführung von

:(חבור von dem bekannten Chaboras

Gott berufen 1,2, wirkte er wenigstens 22 Jahre (die letzte datierte Weissagung ist vom 27. Jahre der Wegf., 29,17) unter seinen Mitgefangenen als Prophet u. Volksbelehrer, bei dem die Ältesten sich oft Rats erholten (8,1; 14,1; 20,1, vgl. 33,30 ff). Besonders in den ersten Jahren seines

Wirkens hat er mit der Widerspenstigkeit seines Volkes schwere Kämpfe zu bestehn gehabt 2,3-7; 3,7-9. 25. Doch hat er, da Gott selbst ihm unerschütterliche Festigkeit u. unbeugsamen Mut verliehen hatte, nicht vergeblich gearbeitet. Das zeigt schon der verheißende Charakter des 3. u. des 4. Hauptteils seiner Schrift; das zeigen auch die Heilsverheißungen der andren exilischen Propheten, bes. Jes 40 ff.

2. Für die Darstellung Ez.s ist charakteristisch die Fülle der zum Teil ins Detail ausgemalten Visionen, symbolischen Handlungen u. Bilder. Das 1. Kap., die 7, galt den alten Juden als Inbegriff der theosophischen Weisheit, wie das 1. Kap. der Gn, лs, als Summe der kosmogonischen; daher war das Studium beider nicht ohne weiteres gestattet. Vgl. Hieronymus an Paulinus: principia et finem [Ez.] tantis habet obscuritatibus involuta, ut apud Hebraeos istae partes cum exordio Geneseos ante annos triginta non legantur; vgl. auch Mischna Chagiga 2,1. || Manches Auffällige in den symbol. Handlungen Ez.s wird leichter vorstellbar, wenn man (mit Klostermann, Or.) annimmt, daß der Prophet zeitweilig schwer leiblich leidend war. Dann ist die Krankheit als ein gottgeordnetes Mittel zum Zweck der Weissagung anzusehn. Gerade so lang mußte die Lähmung dauern, als der prophetische Termin es verlangte, und die Sprachlosigkeit wich, so oft Gott durch seinen Propheten zu den Ältesten oder zum Volke sprechen wollte" (Or.).

3. Gegen die Ächtheit hat sich in neuerer Zeit außer Zunz nur LSeinecke (Geschichte des Volkes Israel II [1884]) erklärt: nach LZunz ist das ganze Buch eine Erfindung aus persischer Zeit und zwar wahrscheinlich noch später als 'Esra, s. Gottesdienstl. Vorträge der Juden (Be. 1832), 157-162 u. Gesammelte Schriften I (Be. 1875), 226-233.

4. Die äußere Lage der Exulanten war sehr verschieden. Während manche Stellen in Dt-Jes auf Mißhandlungen und Not schließen lassen, beweist schon der verhältnismäßig spärliche Gebrauch, der von der Erlaubnis nach Palästina zurückzukehren gemacht wurde, daß es vielen recht gut erging. Acker- u. Garten-bau wird von Jer 29,5 nicht nur als möglich vorausgesetzt, sondern dringend empfohlen; Ez besaß ein eignes Haus; das Fortbestehn, ja Neuaufblühen der Ältestenwürde (8. 14. 20; Jer 29,1). Höchst verderblichen Einfluß übten falsche Propheten u. Prophetinnen (13; Jer 29). Der große Haufe war gottlos, teilweise religiös gleichgültig u. nur auf materiell erträgliches Leben bedacht, teilweise direkt götzendienerisch (14,3 ff; 20,30 ff). Aber es gab auch ernste Gemüter, welche den Verlust des Tempels u. des gesamten legitimen Kultus im eignen Lande schmerzlich empfanden u. sehnsüchtig an Jeru

salem mit dem Zion dachten. Ein wichtiges Einigungsmittel für die Frommen war die Heilighaltung des Sabbaths: 20,12-24; 22,8. 26; 23,88; 44,24; 45,17; 46,3. 12; Jes 56,2. 4; 58,13; vgl. auch Jer 17,19-27.

§ 33. Ezechiel: Inhalt.

I. Kapp. 1-24. Gerichtsverkündigung: der bevorstehende Fall Jerusalems. a. 1-3,21 Die Berufung Ez.s. 1 Die Herrlichkeit Jahves über den in (Luther: Tiere; mit je vier Gesichtern: Mensch, Löwe, Stier, Adler). 3,1-3 das Verschlingen des Buches (vgl. Offb 10,10), V. 16-21 die Verantwortlichkeit seines Berufs. || b. 3,22-12,20 Der bevorstehende Untergang Judas u. Jerusalems. 3,25-27 Allgemeine Weisung: er solle nur dann reden, wann Gott es ihn heiße. 4. 5 Die Belagerung Jerusalems u. das Schicksal seiner Einwohner werden bildlich dargestellt. | 6. 7 Begründende u. bestätigende Reden. | 8-11 Das Gesicht von der Zerstörung Jerusalems. 8 der Götzendienst (Tiere, Thammus, Sonne). 9 Sieben Engel schlagen die gottlosen Bewohner nieder (Kreuz als Zeichen, Offb 7,3). 10 Jerusalem wird von Feuer verzehrt, die Herrlichkeit Jahves verläßt den Tempel. 11 Gericht über die Rädelsführer (Pelatja Sohn des Benaja); den jetzt schon Deportierten will Gott einen neuen Geist u. ein fleischern Herz geben; die Herrlichkeit Jahves zieht auf den Ölberg. | 12,1-20 Zwei bestätigende symbolische Handlungen: das Loch in der Umfassungsmauer, Essen u. Trinken mit Zittern u. Zagen. || c. 12,21-14,11 Über wahre u. (13) falsche Prophetie. || d. 14,12-23 Wozu etliche aus dem ganz verderbten Jerusalem entrinnen sollen (Noah, Daniel, Hiob). || e. 15-17 Gleichnisse, welche die Reife Jerusalems für das Gericht darlegen. 15 J. das unbrauchbare Holz eines wilden Weinstocks. 16 J. die Ehebrecherin. 17 der Treubruch Zedekias (Adler u. Reis der Ceder); das von Gott gepflanzte zarte Reis. f. 18 Die vergeltende Gerechtigkeit Gottes; die Gerichte sind durch des jetzt lebenden Volkes eigne Sünden hervorgerufen. g. 19 Klaglied auf die Fürsten Isra'els (2-9 die Löwin Isra'el, 10-14 das Elend des beschädigten Weinstockes Isra'el. || h. 20 Isra'el soll durch schwere Gerichte in der Zerstreuung geläutert werden; dann wird ein Gotte wohlgefälliges Volk ihm auf seinem heil. Berge dienen. i. 21 Waldbrand im Negeb, oder: Schwert Jahves gegen Jerusalem. Gänzlicher Untergang der 'Ammoniter (25,1-7) durch den König von Babel. k. 22 Die Sünden Jerusalems, insonderheit der Stadt, aber auch des Landes. || 7. 23 Ohola 2 und Oholiba 2, d. i. Samarien u. Jerusalem, ihre Buhlerei und Bestrafung. m. 24 Ez. am 10. des 10. Monats im 9. Jahre, also an demselben Tage, an welchem die Belagerung Jeru

salems begann; 1-14 Jerus. ein rostiger Kessel; 15-24 Ez. unterläßt auf Gottes Geheiß äußere Trauer bei seines Weibes Tod; 25-27 welche Folge die Kunde von der Zerstörung Jer.s für den Propheten haben werde (freies Reden).

II. Kapp. 25-32. Verkündigungen des Gerichts über die Heidenvölker. a. 25 Ammon (21,28–32); Mo'ab; Edom; Philister. || b. 26—28 Tyrus u. Sidon. || c. 29-32 Ägypten. Sieben Reden: 29,1. 17; 30,1. 20; 31 (die stolze u. doch gefallene Ceder; v. 3 ist als Glosse zu tilgen oder in zu verbessern); 32,1. 17 (Klaglieder, erst über Untergang Pharaos, dann über den der Macht Ägyptens).

III. Kapp. 33-39. Die Herstellung des Heils. a. 33 (Am Abend, ehe die erste Kunde von der Eroberung Jer.s eintraf), des Propheten Aufgabe in der Folgezeit: 1-9 der Ernst seines Berufes (vgl. 3,16–21); 10-20 Gottes vergeltende Gerechtigkeit (vgl. 18); 21-30 Spruch gegen die in Kana an Zurückgebliebenen u. über die noch nicht genügend ernsten Hörer des Propheten. || b. 34 Die schlechten Hirten u. der gute Hirt, Gottes Knecht David. || c. 35. 36 Edom (25,11-14) soll verwüstet werden, weil es stets Feindschaft gegen Isra'el bekundet hat; das Bergland Isra'el dagegen soll künftig von Isr. bewohnt u. bebaut werden. Und zwar will Gott das um Seines Namens willen thun (36,20), zugleich dem Volk einen neuen Geist u. ein fleischern Herz geben (11,19). || d. 37 Die Auferweckung des ganzen Isra'el zu neuem Leben u. seine Wiedervereinigung zu Einem Volke unter Gottes Knechte David. (Symbol. Handlung: zwei Holzstücke). || e. 38. 39 Der endliche Triumph Jahves über die Welt: Gog von Magog (Geistesspendung auch 36,27).

IV. Kapp. 40-48. Das neue Gottesreich, oder: die Ordnung des Heils. (Geschaut am 1. des 10. Monats des 25. Jahres.) a. 40-43 Der Tempel u. seine Einweihung. 40-42 der Tempel mit seinen Vorhöfen u. Nebengebäuden u. seiner Ausstattung. 43 die Herrlichkeit Jahves zieht von Osten her (10,19; 11,28) in den Tempel ein; der Brandopferaltar u. Vorschriften über seine (damit auch des Tempels) Einweihung. || b. 44—46 Die neue Ordnung des Gottesdienstes. 44 die Diener des Heiligtums. (Leviten u. Priester). 45,18--46,15 die Opfer. || c. 47. 48 Das heilige Land 47,1-12 der vom Tempel ausgehende Strom lebendigen Wassers (vgl. Joel 4,18). 47,13-48 Grenzen u. Verteilung des Landes, die heil. Stadt.

§ 34. Hosea.

1. Hosea, win, Qoné, Osee, Sohn des Beeri 2, war ein Angehöriger des Nordreiches (1,2,,das Land"; 7,5 „unser König“); hier war auch die Stätte seines Wirkens. Nach dem zweiten Datum der Überschrift begann

Strack, Einl. in das A. Test. 5. Aufl.

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