daß es alle Kraft und Macht der Natur übertrifft. Denn die Natur kann keinen Leib ohne Speis erhalten, folches aber hat das Gebet vierzig Tag und Nacht gethan. Die Engel bewegen den Himmel, aber das Gebet beweget den Erschaffer der Himmel selbsten, nicht zwar vermittelst einer leiblichen Bewegung, sondern vermittelst seiner Tugend und Kraft, weilen es ihn treibet und beweget, daß er uns in unsern Ndthen helfe, und sich gnådig und gütig erzeigen wolle. Die Kraft des Gebets hat sogar die Stårk der Engel übertroffen, die Himmel unbewegt gehalten, und die stets laufenden Pferde des Fürsten der Planeten in die Ruhe. geleget. Das Gebet übertrifft das Vermögen aller Kreaturen. Denn was für eine Kreatur hat jemals aus selbst eigener Kraft einen Todten in das Leben erwecket? Aber das Gebet kann solches thun, wie bezeuget Elisaus, welcher durch sein Gebet einem in den Lod verblichenen Sohn einer Wittwe wieder das Leben erlangt, dem viel unzählbare Heilige in Auferweckung der Todten nachgefolget. Keine einige Kreatur ist zu erdenken, welche in dem Erschaffer verändert werden. könne, aber durch das Gebet geschieht solches täglich, wenn in dem Amt der heil. Meß die Substanz des Brods und Weins durch das Gebet des Priesters und durch die Wort der heiligen Consecration wunderbar= licher Weis in die Substanz des allerkostbarlichsten Leibs und Bluts Christi Jesu verwandelt wird. Denn obschon Christus, in so viel er ein Mensch, eine Kreas tur ist, ist er dennoch, in so viel er Gott ist, ein Erschaffer. Das Gebet dessen, der sich demüthiget, dringet durch die Wolken. Die Vögel erschwingen sich zwar durch die Flügel in die Höhe, aber mit dem Schweif richten sie ihren Flug; wenn auch sie von dem Schwin. gen ihrer Flügel würden ablassen, würden sie den vors genommenen Ort nicht erreichen. Also auch das Ges bet, obwohlen es sich durch Fasten und Almosen gegen den Himmel erhebt, wenn es aber nicht von einer des müthigen Beständigkeit wird begleitet, erlanger es wes nig von Gott. Esther hatte zwei Jungfrauen, als wie jehiger Zeit das hochadeliche Frauenzimmer einen Aufwärter und Pagen, bei sich, da sie zu dem König in das Zimmer hinein ging, und ihn um etwas erbitten wollte; auf die eine lehnte sie sich, und die andere trug ihr den Schweif am Rock nach. Assumsit duas famulas, et super,unam quidem innitebatur, altera autem famularum sequebatur Dominam, defluentia in humum indumenta sustentans. Das Gebet ist die Esther, durch welches wir einen Zutritt erlangen mit Gott, dem König Himmels und Erden, zu reden; auf daß es aber angenehm empfangen werde, muß es zwei Kammerjungfrauen bei sich haben, damit es sich auf eine lehne, die andere aber muß ihr die Kleider nachtragen, als eine auf den Fuß folgende Dienerin, und diese seynd die Demuth und Beständigkeit. Als Xenophon einsmals seinen Göttern opferte, und ihm unverhofft die Zeitung einlief, daß sein Sohn in einer Schlacht das Leben verloren, unterließ er darum nicht zu opfern, sondern verblieb standhaftig, und vollendete das Opfer. Aber leider wir Christen lassen uns durch eine einige Schnacke, durch einen einigen Flobe biß, Reuschpel und Geräusch in unserer Andacht und Gebet verhindern. Aber nicht also, durch das Blut Jesu Christi erkaufte Christen, nicht also, sondern gleichs wie Abraham aus göttlichem Befehl etwelche Thiere, opfernd, die Vögel, so von der Luft herab geflogen, und das Opfer auffressen wollten, jederzeit und so lang davon abtrieb, bis es Abend wurde, und er darüber einschlief. Also auch wir sollen in dem Gebet verhars ren, bis wir bei erwünschter Abendroth und Untergang aller Widerwärtigkeiten in dem Schlaf der göttlichen Tröstungen und Gnaden einschlafen, auch in fölchen süßiglich ruhen. Indem sich aber dessen ein Jeder bes fleißet, will ich den holdseligsten und liebbarsten unter den Menschenkindern einladen in den Garten meines Herzens, fich allda nach Genügen zu erlustigen, und mit seinen Gnadenstrahlen zu bescheinen. I. Wer wird mir geben Dich, o mein Trost, zu sehen an, Dich zu empfangen, Ich trag Verlangen. Auf rein verliebten Herzensplan. Mein Herz sich neiget, Und sich erzeiget Ganz offen dir, zu kehren ein. Es tragt Verlangen, Dich zu empfangen, Und dich in sich zu schließen ́ein, II. Nicht zwar ob solltest, Abschießen ein'n verliebten Pfeil. Und Fark zerschrundet, Schon oft von dir ist, o mein Heil! Ja ganze Haufen Von ihm herlaufen Des sehr erhisten Liebes schweiß. Die Liebesflammen Echmelzen zusammen Auf eine ganz verborg'ne Weis. IIL. Ein End der Schmerzen Du meines Herzen, Komm Jesu, allerliebster mein. Es dir steht offen, Du nach Verhoffen In solchem thu nur kehren ein. Ich auch vor Allen, Dir zu gefallen, Es hab bereit zu einem Haus. Drum komm gegangen, Du mein Verlangen, Und bleibe, ach, nicht länger aus. IV. In meinem Garten Ich werd' erwarten Dich, Jesu, allerschönster mein. Laß dir belieben Nicht aufzuschieben, Su sehen, was dir dienlich seyn. Es wird gefallen Dir der Corallen Röthlichte schöne Aepfelbaum, |