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COMMENTARII

DE

BELLO GALLICO.
BELLO

MIT ANMERKUNGEN

VON

DR. J. C. HELD,

Rector und Professor am K. B. Gymnasium zu Bayreuth.

VIERTE VERMEHRTE UND VERBESSERTE AUFLAGE.

SULZBACH,

Druck und Verlag der J. E. v. SEIDE Lschen Buchhandlung.
1 8 5 1.

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Vorrede zur ersten Auflage.

Es war ursprünglich nicht meine Absicht, den Büchern Cäsars

vom bürgerlichen Kriege auch die vom Gallischen in ähnlicher Bearbeitung folgen zu lassen. Da ich indessen bald nach dem Erschei nen meiner Ausgabe des Bell. Civ. von mehreren Seiten hiezu aufgefordert wurde, und da es in mehrfacher Hinsicht zweckmässig schien, dafs die in andern Ausgaben nicht von einander getrennten, echten Werke Cäsars, auch von mir auf zusammenstimmende Weise behandelt, dargeboten würden, so glaubte ich jenen Aufforderungen mich nicht entziehen zu dürfen, und unternahm die Arbeit, welche ich nun, nach vielen Störungen und Unterbrechungen beendigt, dem Publikum übergebe. Die Grundsätze, welche ich bei Ausarbeitung der Anmerkungen befolgte, sind die nemlichen, welche mich bei den Büchern vom Bürgerkriege leiteten, und ich berufe mich auf die kurze Darlegung derselben in der Vorrede des B. Civ. um so zuversichtlicher, je mehr sowohl sie selbst, als auch die Art ihrer Anwendung in den mir bekannt gewordenen Beurtheilungen der erwähnten Ausgabe einen Beifall gefunden haben, den ich nie zu hoffen gewagt hätte. — Aus diesen Grundsätzen folgt aber natürlich, dass, um dem eigenen Fleifse junger Leser nicht vorzugreifen, die Anmerkungen über Sprachgegenstände hier weniger häufig und ausführlich werden mussten, als zum bürgerl. Kriege. Auch über sogenannte Realien habe ich so wenig als möglich gegeben, und diefs so kurz als möglich, jedoch mich bemüht, nichts unerklärt zu lassen, was, um richtigen Verständnisses willen, der Er. klärung wirklich bedürftig schien. Ich folgte auch hiebei der Ansicht, dafs für Lernende nichts nachtheiliger werden könne, als Zerstreuung des Blicks und der Aufmerksamkeit nach vielerlei Seiten hin, und so wie ich in den Anmerkungen über Sprachgegenstände, in so weit diefs möglich war, mich nicht sowohl über das gesammte Gebiet der Römischen Sprache überhaupt verbreitete,

sondern zur genauen Kenntnifs der Art, wie Cäsar die Sprache seines Volkes gebrauchte, anleiten wollte, eben so halte ich es für den jungen Leser für höchst erspriefslich, wenn er in den Sachgegenständen (da, wo nicht etwa offenbare Irrthümer zu berichtigen sind), zunächst nur das erfährt, was eben der vorliegende Schriftsteller über dieselben spricht. Seiner eigenen, verständig geleiteten Thätigkeit bleibe es dann überlassen, auch in diesen Dingen durch fortgesetztes Studium seinen Gesichtskreis zu erweitern, und seinem Wissen den grofsen Werth zu geben, welchen jedes durch eigene Kraft und Mühe erworbene Gut vor dem dargeliehenen oder geschenkten voraus hat. Welch ein reicher Stoff wäre vorhanden gewesen, wenn ich z. B. zu den Nachrichten, welche Cäsar über Sitten und Charakter der alten Deutschen gibt, Alles hätte in Noten aufhäufen wollen, was theils in andern alten Schriftstellern hierüber enthalten, theils durch die Bemühungen und Zusammenstellungen Neuerer erforscht und aufgeklärt worden ist. Mir schien es für meinen Zweck passender, und den Lesern, welche ich vor Augen hatte, vortheilhafter, wenn dieselben, zunächst sich mit Cäsars Werke beschäftigend, auch in diesen Dingen für jetzt nur Căsars Bericht erführen, und die Erweiterung ihrer Kenntnisse sich später aus Tacitus etc. selbst holten. Nicht nur für den Lernenden scheint solches Lernen bildender und belohnender, sondern auch für den Lehrer muss es erwünscht seyn, die Gelegenheit und Veranlassung zur Belebung und Beschäftigung der Forschbegierde in seinen Schülern nicht durch weitläufige Noten in den Schulausgaben fast gänzlich hinweggenommen zu sehen. Man hat es oft als eine herabwürdigende und kleinliche Behandlungsweise der klassischen Werke des Alterthums getadelt, wenn dieselben nur wie Beispielsammlungen für die Regeln der Grammatik gebraucht werden; es ist aber gewifs nicht minder unrecht, sie wie trockne und dürftige Compendien der Realdisciplinen erscheinen zu lassen, über welche Alles, was in Bezug auf die vorkommenden Gegenstände noch weiter aufgetrieben werden kann, in einer fast gänzlich überschwemmenden Fluth ausgegossen wird. Uebrigens sind allerdings die Zwecke, um deren willen die Werke der Alten gelesen und herausgegeben, die Gesichtspunkte, aus welchen sie betrachtet werden, so vielfach und verschieden, dafs einer jeden besondern Behandlungsart derselben ein ihr eigenthümliches grofses Verdienst zuerkannt werden kann. Nur für die Jugend wird gewifs nicht gut durch Ausgaben gesorgt, in welchen mit mühseligem Fleifse Alles, wozu das Wort des Schriftstellers, oder die von ihm erwähnte

Sache oft nur entfernte Veranlassung gibt, zusammengetragen, und so vielerlei gelehrt wird, dafs der Schüler den Schriftsteller selbst darüber ganz und gar aus den Augen verliert. Ueberdiefs lehrt die Erfahrung, dafs auch die weitläufigsten und zahlreichsten Anmerkungen die mündliche Hülfe eines Lehrers nicht ersetzen, oder entbehrlich machen können, und je öfter besonders der öffentliche Unterricht die Gelegenheit herbeiführt, zu bemerken, dass der Schüler bald eine Schwierigkeit findet, wo der Lehrer es am wenigsten erwartete, bald mit Leichtigkeit den rechten Weg trifft, wo der Lehrer darauf gefafst war, erst leiten und helfen zu müssen, desto mehr scheinen diejenigen in einer Selbsttäuschung befangen zu seyn, welche glauben, durch reichliche Ausstattung irgend eines Autors mit Anmerkungen und Erläuterungen so viel gethan zu haben, dass für den Schüler das Bedürfnifs mündlicher, sich nach jedem einzel-, nen vorkommenden Falle besonders richtender, Belehrung hinwegfalle. Unter solchen Umständen ist, wie mich dünkt, viel geringere Gefahr dabei, wenn in den Anmerkungen der für die Jugend bestimmten Ausgaben zu wenig, als wenn zu viel dargeboten wird; denn im ersten Falle besteht der Nachtheil blofs darin, dass der Schüler vielleicht Manches nicht sogleich fafst und versteht; dieser Nachtheil hebt sich aber für ihn auf, sobald er die Unterstützung seines Lehrers sucht, und er verwandelt sich sogar in Vortheil, wenn der Schüler sich dadurch veranlasst sieht, durch angestrengteres Nachdenken und öftere Rückkehr zu demselben Gegenstande sich selbst zu dem gewünschten Aufschlusse zu verhelfen. Im zweiten Falle aber ist, aufser der oben schon erwähnten höchst verderblichen Zerstreuung des jugendlichen Geistes, auch das zu fürchten, dafs die allzureichliche Hülfe, statt die Thätigkeit des Schülers zu üben und zu fördern, vielmehr Trägheit erzeuge und pflege, statt das geistige Vermögen zu wecken und zu stärken, alle Kraft einschläfere und schwäche, statt durch den Lohn selbst gesammelter Frucht zu weitern Bestrebungen zu reizen, vielmehr den Verdrufs erzeuge, sich Alles schon vorgearbeitet, und der eigenen Bemühung wenig oder nichts überlassen zu sehen. Wie viel Gutes übrigens durch zweckmässig eingerichtete Anmerkungen für das Privatstudium sowohl, als für den Gebrauch in Schulen geleistet werden könne, ist zu allgemein anerkannt, als dass es nöthig seyn sollte, auch nur Ein Wort darüber zu verlieren. Mir kann nichts wünschenswerther seyn, als dafs einsichtsvolle Beurtheiler dieser Bearbeitung der Bücher vom Gall, Kriege das nemliche Zeugnifs der Zweckmässigkeit möchten geben können, welches meiner

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