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F. L. Graf zu Stolberg.

Der Mangel des Raums schränkt mich auf die kürzeste seiner Romanzen ein, die zwar nicht ohne Schönheiten, aber im Ganzen doch durch die übrigen långern Balladen dieses Dichters übertroffen ift.

Romanze.

In der Våter Hallen ruhte

Ritter Rudolfs Heldenarm,
Rudolfs, den die Schlacht erfreute,
Rudolfs, welchen Frankreich scheute
Und der Sarazenen Schwarm.

Er, der letzte seines Stammes,
Weinte seiner Söhne Fall;
Zwischen moosbewachs'nen Mauern
Tonte seiner Klage Trauern

In der Zellen Wiederhall.

Agnes mit den goldnen Locken

War des Greises Trost und Stab;

Sanft wie Tauben, weiß wie Schwäne,

Küsste sie des Vaters Thräne

Von den grauen Wimpern ab.

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F. L. Graf zu Uch! sie weinte selbst im Stillen,

Stolberg.

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Wenn der Mond ins Fenster schien.
Albrecht mit der offnen Stirne
Brannte für die edle Dirne;
Und die Dirne liebte ihn!

Aber Horst, der hundert Krieger
Unterhielt in eignem Sold,

Rühmte seines Stammes Ahnen,
Prangte mit erfochtnen Fahnen,
Und der Vater war ihm hold.

Einst beim freien Mahle küsste
Albrecht ihre weiche Hand;
Ihre sanften Augen strebten
Ihn zu strafen; ach! da bebten
Thränen auf das Busenband.

Horst entbrannte, blickte seitwårts
Auf sein schweres Mordgewehr:
Auf des Ritters Wange glühte
Zorn und Liebe; Feuer sprühte
Aus den Augen wild umher.

Drohend warf er seinen Handschuh
In der Agnes keuschen Schooß;
Albrecht, nimm! Zu dieser Stunde
Harr' ich dein im Mühlengrunde!"
Kaum gesagt, schon flog sein Roße

Albrecht nahm das Fehdezeichen
Ruhig, und bestieg sein Noß;
Freute sich des Mädchens Zähre,
Die, der Lieb' und ihm zur Ehre,
Aus dem blauen Auge floß.

Röthlich schimmerte die Rüstung
In der Abendsonne Strahl;
Von den Hufen ihrer Pferde
Tonte weit umher die Erde,
Und die Hirsche flohn ins Thak.

Auf

Auf des Sollers Gitter lehnte
Die beraubte Agnes Aich,
Sah die blanken Speere blinken,
Sah dèn edeln Albrecht sinken,
Sant, wie Albrecht, und erblich.

Bang' von leiser Ahndung spornet
Horst sein schaumbedecktes Pferd;
Höret nun des Hauses Jammer,
Eilet in der Fräulein Kammer,

Starrt, und stürzt sich in sein Schwert,'

Rudolf nahm die kalte Tochter
In den våterlichen Arm,
Hielt sie so zwei lange Tage
Thränenlos und ohne Klage,
Und verschied im stammen Harm

N 4

F. L. Graf zu
Stolberg.

Bürz

Bürger.

Bürger.

Ohne Zweifel gebührt ihm unter allen deutschen Balladendichtern der vorzüglichste Rang; denn keiner übertrifft ihn an lebendiger Darstellungsgabe, an Wahrheit und Na tur der Gemåhlde, an Stärke und Eindringlichkeit aller, auch noch so kleinen Züge, und an Schicklichkeit und Po pularität des Vortrages. Seine Lenore ist in aller Munde und Gedächtniß; jedermann kennt und liebt seinen Raubgrafen, die Weiber von Weinsberg, Lenardo und Blandine, das Lied vom braven Nianne und die Ent führung, welche lettere Hr. Engel in feinen Anfangsgrün, den so schön und lehrreich kommentirt hat. Hier gebe ich nur sein neuestes Stück dieser Art, das Lied von Treue, aus dem diesjährigen Göttingischen Musenalmanach.

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Und Hof mit gar mancherley Sorgen.

Der Marschall von Holm, den das Necken verdroß,
Hielt klüglich deswegen auf ländlichem Schloß

Seitweges sein Liebchen verborgen.

Der Marschall achtet es nicht Beschwer,

Oft hin und her

Bei Nacht und bei Mebel zu jagen.

Er ritt, wann die Hähne das Morgenlied krähn,

Um wieder am Dienste des Hofes zu stehn,

Zur Stunde des lungernden Magen.

Der Marschall jagte voll Liebesdrang

Das Feld entlang,

Bom Hauche der Schatten befeuchtet.

„Huy, tummle dich, Senner! Versåume kein Nu!

Und

Und bring mich zum Neftchen der Wollust und Ruh,
Eh heller der Morgen uns leuchter!“

Er sah sein Schlößchen bald nicht mehr fern
Und wie den Stern

Des Morgens das Fensterglas flimmern.
Gedult noch, o Sonne, du weckendes Licht,
Erwecke mein schlummerndes Liebchen noch nicht!
Hdr' auf, ihr ins Fenster zu schimmern!

Er kam zum schattenden Park am Schloß
und band sein Roß

An eine der duftenden Linden.

Er schlich zu dem heimlichen Pförtchen hinein,
Und wähnt im 'dåmmernden Kåmmerlein
Süßträumend sein Liebchen zu finden.

Doch als er leise vors Bettchen kam,
O weh! da nahm

Das Schrecken ihm ́alle fünf Sinnen.
Die Kammer war dde, das Bette war kalt.
„O wehe! Wer stahl mir mit Räuber: Gewalt
So schändlich mein Kleinod von hinnen?“

Der Marschall stürmte mit raschem Lauf
Treppab, Treppauf,

Und stürmte von Zimmer zu Zimmer.
Er rufte; tein Seelchen erwiederte darauf
Doch endlich ertönte tief unten herauf
Bom Kellergewölb ein Gewimmer.

Das war des ehrlichen Schloßvogts Ton.
Aus Schuld entflohn

War alle sein falsches Gesinde.

Henne, wer hat dich herunter gezerrt? Wer hat so vermessen hierein dich gesperrt? Wer? sag mir geschwinde, geschwinde!"

„O Herr die schändlichste Frevelthat
Ist durch Verrath

Bürger.

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