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Durch ihn erhielt unsre lyrische Sprache auch in dies ser Gattung noch mehr Ausbildung, Reichthum und Feinheit; sie ist in seinen Liedern überaus leicht, wohlklingend und korrekt. Die erste Sammlung derselben erschien schon. im J. 1749.

An Chloe n.

Chloe, hdre du

Der neuen Laute zu,
Die jüngst, bei stiller Nacht,
Mir Cypripor gebracht,
Nimm diese, war sein Wort,
Statt jener stolzen dori!

uz.

Die buhlt so lange schon
Um Pindar's hohen Ton;
Doch, da sie Siegern fröhnt,
Wird sie und du verhöhnt.

Thu wie der Tejer Greis,
Der keines Helden Preis
In seine Leier sang,
Die nur von Liebe klang.
Er sang voll Weins und Luft,
Und an der Mädchen Brust;
Da fann er auf ein Lied,
Das noch die Herzen zieht,
Das machten ihm alsdenn
Ich und die Grazien.

Verfolge seine Spur;

Er folgte der Natur.

Du sollst bei Lieb' und Wein,
Wie er, mein Dichter seyn.
Lyden kennst du schen;
Doch nicht Cytherens Sohn.
Dir mache, wer ich bin,
Die schöne Nachbarin,
Und meine schnelle Hand
Durch diesen Pfeil bekannt!

Kaum sprach der Bube so,
So schoß er, und entfloh;
So fühlte schon mein Herz
Noch ungefühlten Schmerz;
So sah ich voll Begier,
O Chloe, nur nach dir.
Nun siege wer da will!
Mein neues Saitenspiel
Soll nur dem frohen Wein
Und Chloen heilig seyn.

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Beisp. Samml. 5. B.

$

2.

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*) Hier ist das, freilich noch naifere, aber auch minder
feine, Original: (S. Oeuv. de Clement Marot, T. II.
P. ́ 346.

Quand vous voudrez faire une amie,
Prenez-la de belle grandeur;

Eu fon efprit non endormie,
En fon tetin bonne rondeur:

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Seht noch unter diese Dinge, Daß fie artig tanz' und singe; Welches Mädchen ist ihr gleich? Sagt, ihr Mädchenkenner, saget, Wer's erjaget,

Hat der nicht ein Königreich?

3.

Die Nacht.

Du verstörst uns nicht, o Nacht,
Sieh! wir trinken im Gebüsche;
Und ein kühler Wind erwacht,
Daß er unsern Wein erfrische.

Mutter holder Dunkelheit,
Nacht! Vertraute süßer Sorgen,
Die betrogner Wachsamkeit
Viele Küsse schon verborgen.

Dir allein sey mitbewusst,
Welch Vergnügen mich berausche,
Wenn ich an geliebter Brust
Unter Thau und Blumen lausche.

Murmelt ihr, wenn alles ruht, Murmelt, sanftbewegte Bäume, Bei dem Sprudeln heischrer Fluth, Mich in wollustvolle Träume!

uz.

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Gleim.

J

Gleim.

Auch er war einer der ersten, der die deutsche Leier zu den heitern, anmuthvollen Tönen Anakreon's und der Grazien stimmte; denn, noch früher, als Uz, schon im Jahr 1744, gab er seine ersten Versuche in scherzhaften Liedern heraus; und man weiß, wie fruchtbar, wie mannichfaltig und beifallswürdig seitdem seine glückliche Muse war, und noch ist. Eben so schägbar, als seine Originals lieder, find die, welche er dem Horaz, dem Anakreon und den Minnesingern nachahmte. Des großen Verdiens ftes feiner Kriegslieder ist schon oben gedacht. Folgende drei Proben sind für diese Beispielsammlung von dem Dichs ter selbst gewählt worden.

I.

Liebes Hüttchen, das bewohnet
Mein geliebter Vater hat,

Welchen nun der Vater lohnet
In der großen Gottes: Stadt.

Endlich doch seh ich dich wieder!
Und, nicht mehr am Wanderstab,
Sing' ich Dank und Freudenlieder,
Dem, der dich mir wiedergab.

Saßest hier auf diesem Brettchen!
Guter Vater! hier siß' ich!
Schliefest hier in diesem Bettchen,
Euter Vater hier schlaf ich!

Hier gedruckt, von manchem Leide,
Konntest du so leicht dich freun!
Dieser Baum war deine Freude,
Soll auch meine Freude seyn.

Unter

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