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nicht blos das Spazieren des Aristoteles bei seinen Vorträgen, von welchem man früher irrthümlich den Namen der Peripatetiker ableitete, sondern auch des Platon war nach Athenäos (8, c. 50, Meineke) sprichwörtlich. Die angebliche Resultatlosigkeit der Philosophie be spöttelt er auch im Ankylion:

,,Du sprichst, wovon du nichts verstehst, läufft gleichen Lauf
Mit Platon, findest Zwiebeln dann und Laugensalz";

etwa wie bei unserm Dichter oft Regenwürmer findet, wer nach den grabt. Σας συγγενῶς τρέχων Πλάτωνι, δας Dreinete ridtig auf die Aehnlichkeit des Thuns bezieht, mag zugleich eine Anspielung auf jenes heftige Auf- und Abgehen enthalten. Im Olympiodoros:

A. Der sterbliche Leib zwar ist mir gänzlich ausgedörrt,
Doch mein unsterblich Theil erhob zum Aether sich.

B. Ist das nicht Platon's Schule?“

Offenbar eine Anspielung auf Platon's so oft misverstandenes Wort, daß der nach Weisheit strebende Mensch schon hier dem Vergänglichen absterben und zu unsterblichem Leben sich erheben müsse; Phädon, S. 64. Dabei, meinte man, werde der Leib durch ascetische Strenge ganz ausgedörrt und die Seele fliege schon jetzt ihn verlassend zum Aether auf. Im Parasiten (die Rolle des Parafiten soll Alexis zuerst auf die Bühne gebracht haben, Athen. 6, c. 28) heißt es:

„wol schwagen mag ich auch mit Platon ganz allein“;

man übertrug das άdoλeoxeev, das unpraktische Geschwät über Unerkennbares und Himmlisches, das man gern dem uɛtewpoλoyełv zugesellte (Staatsmann, S. 299, 1; Republ. 6, 488, e; Crat. 401,*b; Phaedr. 269, e) sogar auf den solchen Dingen ganz abholden Sokrates (Phädon, S. 70, c) und auf Platon. Zu diesen vier von Diogenes (3, 22) mitgetheilten Stellen kommt noch eine fünfte bei Athenäos (8, c. 50) aus dem Milkon:

„auch wenn sie's (die Köche, von deren Bemühen, die Speisen warm zu erhalten, die Rede war) nicht warm bringen, sagt doch Platon uns,

Gut sei das Gute überall; verstehst du mich?

So ist das Reizende immer reizend, hier und dort“.

Der Spott geht auf den scheinbar unbestimmten Begriff des Guten bei Platon, an welchem auch Aristoteles die Sonderung nach den verschiedenen Gebieten des Wissens vermißt (nikom. Ethik 1, 4); auch der Gegensatz des Hier und Dort, das doch in der Idee eins ist oder werden soll, ist platonisch.

An jenen in idealer Allgemeinheit gehaltenen Begriff des Guten denkt auch Amphis bei Diogenes im Amphikrates:

Diener. ,,Doch was es sei, das Gute, das durch dieses Weib
Du willst gewinnen, weiß ich weniger, o Herr,

Als jenes Gute Platon's.

Herr. Nun, so höre denn."

Derselbe Dichter entwirft von dem geselligen, nichts weniger als ascetisch finstern Philosophen im Deridemides ein gewiß nicht auf eigener Anschauung beruhendes Bild:

"

o Platon, weißt Du weiter nichts denn, als den sauern, finstern Blick, Die Brauen streng erhoben, wie der Schnecke Haus?"

Mit dem altum supercilium, das man dem aristokratisch feinen und wol nicht jedermann leicht zugänglichen Manne vorwarf, ist hier zugleich die krause Windung der in die Höhe gezogenen Brauen verbunden; das oxoSрwnálev geht vielleicht mit auf die vielen, manchem hypochondrisch erscheinenden harten Urtheile Platon's über seine Zeit und sein Volk und auf die Verachtung aller nicht rein idealen Bestrebungen. Der berühmte Rhodier Anarandrides, der nach Suidas zehnmal im Wettkampfe der Komödie gesiegt und zuerst Liebeshändel in dieselbe eingeführt hat, also gewissermaßen einen Uebergang zur neuern Komödie bildet, hat in seinem Theseus (wofür Hemsterhuys ohne Noth Snoaupós vorschlug, vgl. Meineke hist. crit. com. p. 367) vom Platon nichts Schlimmeres ausgesagt, als daß er gern Oliven aß:

als er Oliven nagte, wie es Platon that";

eine Kleinigkeit, die aber doch mit der gewiß begründeten Ansicht von dem frugalen Leben des Philosophen zusammenhing, der nach Athen. 7, 4 auch ein Liebhaber von Feigen war. Treffend erinnert Meineke an ein angebliches Gespräch des Diogenes mit Platon, in welchem Steinhart, Platon's Leben.

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derselben Lieblingskost gedacht wird; D. L. 6, 25. — Auffallend ist es, wenn der jüngere Kratinos im Pseudhypolimaios sagt:

„A. Bist du ein Mensch? B. Ja freilich. A. Hast du Seele auch? B. Nach Platon weiß ich's nicht gewiß, vermuth' es nur“; (nach Meineke's Abtheilung der Personen)

denn wenn irgendetwas dem Platon Gegenstand des Wissens, nicht der Vermuthung war, so war es diese Ueberzeugung, daß die Seele das eigentliche Wesen des Menschen sei; entweder schob der Dichter, der bis in die Zeit des Ptolemäos Philadelphos lebte, die Skepsis des Arkesilaos dem Platon unter, oder er gedachte der Stelle im Timäos p. 29, d, wo von der auch die Psychogenie einschließenden Kosmogonie die Rede ist. — Aristophon, der in seinem Pythagoristes auch die Pythagoreer der Lachlust des Volkes preisgab, verfaßte sogar eine Komödie Namens Márwv, in welcher unser Philosoph die Hauptrolle spielte. Leider theilt Athenäos (12, c. 77) aus derselben nur ein paar (vom Eustathios zur Ilias p. 1646 in Prosa aufgelöste Verse mit:

Platon:

„in drei Tagen nur

Will ich ihn magrer machen als Philippides; (ein wegen seiner Mager-keit von den Komikern viel verspotteter Staatsmann, ein Zeitgenosse und Bekannter des Hypereides)

B. So machst du sie in wenig Tagen alle todt?“

Recht

Offenbar redet der Dichter hier von einem Schüler Platon's und verhöhnt die den Leib, wie er meint, abmagernde und fast abtödtende Macht der Schulphilosophie, am meisten der platonischen. im Gegensatze zu jenen, welche sich über die vermeintliche ascetische Strenge und Frugalität des Philosophen lustig machten, bespöttelt Ephippos im Nauagos in einer Reihe von Versen das üppige Leben, besonders den Kleiderluxus und, was schlimmer und absolut unwahr ist, die Geldgier Platon's und seiner Schüler; Athen. 11, 120. Möglich, daß dem Dichter dabei der nicht gerade sehr sittenstrenge Lebemann Speusippos vorschwebte. Auch Anaxilas hat in drei Komödien, im Botrylion, der Kirke und den nàoúolol, (wie Meineke, statt hovora: bei Diogenes, nach Athenäos, 10, c. 11 herstellt) den Platon verhöhnt; leider beläßt es Diogenes (3, 22) bei dieser kurzen Notiz, ohne uns auch nur ein Wort aus jenen Dramen mitzutheilen. Man sieht, daß aus allen diesen kümmerlichen

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Bruchstücken für die Kenntniß des Lebens Platon's nichts gewonnen wird.

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13) Der skeptische Sillograph, der manche andere Philosophen mit einer in den Kern ihrer Lehre eindringenden, wirklich aristophanischen Kunst verspottet, ergeht sich über Platoy in schalen Wortwizen, zu denen er bald (Diog. 3, 9) das vielbesprochene naάtos seiner Nede er nennt ihn πλατύστατος bald (Diog. 3, 22. Athen. 11, c. 113) das tλáttev verwendet, womit er wol weniger die Mythendichtung, die mehr unter den Begriff der nolŋois fallen würde, als, wie auch Athenäos annimmt, die dem Platon so oft zum Vorwurf gemachte freie Umdichtung geschichtlicher Verhältnisse und Charaktere begeidment wollte; δίε πεπλασμένα θαύματα mögent freilid auch auf die wunderbaren Phantasien über das Leben der Seelen vor der Geburt und nach dem Tode gehen. Doch vergleicht er ihn auch an der erstern Stelle wegen der Süßigkeit seiner Rede, ohne Zweifel sich der lieblichen Dichtung im Phädros (p. 259) erinnernd, mit den Cicaden, die hellstimmig ihr Lied von den Bäumen der Akademie erschallen Yaffent. Sb aud δεν πλατυσμός πολυμάθημοσύνης (Athen. 13, c. 91) auf Platon ziele, mag dahingestellt bleiben.

14) Gehr wahr deiulid ift Sucian's ἐγκώμιον Δημοσθένους friiberent ähnlichen Schriften auch in der dialogischen Form nachgebildet.

15) Wie die lucianische Lobrede aus dem überreichen Stoff nur den heroischen Tod des Demosthenes ausführlich schildernd hervorhebt, dabei aber einleitend auch seiner übrigen Thaten und Tugenden kurz gedenkt, so lag es dem Speusippos gewiß am nächsten, in den Mittelpunkt seiner Darstellung das Eingreifen Platon's in die syrakusischen Verhältnisse zu stellen und von dort Rück- und Vorblicke auf des Philosophen früheres und späteres Leben zu thun. Hier wird er denn auch, domesticis instructus documentis, wie Apulejus (de habitudine doctrinarum et nativitate Platonis philosophi, I, 1) sagt, des Knaben acre in percipiendo ingenium et admirandae verecundiae indolem, des Jünglings primitias labore atque amore studendi imbutas, des Mannes reife Entwickelung aller jener herrlichen Anlagen rühmend berührt haben.

16) Schon der Titel des Werkes, ¿yxómov, nicht raivos, weist, nach der Analogie der Enkomien der großen Lyriker, auf einen an Poesie grenzenden Schwung der Rede hin, den auch Lucian in seiner Schrift mehr affectirt, als sich wirklich aneignet. Ueber den Unterschied zwischen лatvos und éyxautov bemerkt Aristoteles (eth. Nicom. I, 12) treffend:

ὁ μὲν ἔπαινος τῆς ἀρετῆς, τὰ δ ̓ ἐγκώμια τῶν ἔργων.

17) D. L. 3, 1. Der dort erwähnten, besonders in der nachchristlichen Zeit begierig von den Platonikern ergriffenen Legende wird weiter unten gedacht werden. Hat Speusippos wirklich etwas der Art in seiner Schrift gesagt, so hat er es natürlich nur als eine in ́der Stadt umlaufende Sage (ws ASýývnocv ýv λóyos) berichten wollen; aber schwerlich ist eine solche Sage schon in Platon's Zeit entstanden und dem Enkel der Periktione wäre es auch wenig ziemlich gewesen, fie zu verbreiten.

18) Φ. 2. 3, 1. Σπεύσιππος ἐν τῷ ἐπιγραφομένῳ Πλάτωνος Teрidεlлv. Dagegen erscheint in dem Verzeichniß seiner Schriften (4, 1, 11) kein яɛpidɛnvov, sondern nur das Enkomion.

19) Diogenes, der, wie gesagt, unter den Schriften des Speusippos fein περίδειπνον anführt, fcrieb ohne 3weifel: Σπεύσιππος ἐν τῷ Πλάτωνος ἐγκωμίῳ καὶ Κλέαρχος ἐν τῷ ἐπιγραφομένῳ περιδείπνῳ, wo dann die Nachläffigkeit eines Abschreibers beide Titel umseßte, wie schon K. F. Hermann (Gesch. der pl. Phil. S. 97) vermuthete. An sich wäre es ja denkbar, daß jenes ¿yxwóμɩov, wenn es in der Form einer Grabrede verfaßt war, auch unter dem Titel лɛpiðεɩπvov angeführt wurde, wie Jonsius (de script. hist. phil., p. 56), Fischer (Speusippi vita, p. 38) und Grote (Plato p. 113) annahmen; dies scheint auch die Meinung von Brandis (Gesch. der gr. röm. Phil. 2, 1, S. 147) zu sein, der den zweiten Titel auf das freilich sehr fagenhafte Hochzeitsmahl bezieht, auf welchem Platon gestorben sein soll. Da aber doch kaum anzunehmen ist, daß auch Klearchos eine `Schrift mit demselben Doppeltitel als eine bloße Variation der speusippischen verfaßt habe, so darf man jene Emendation als vollkommen gesichert ansehen.

20) Simplicius führt zweimal (zu яɛрt оúρavou ά, Brandis, p. 470, a, 27. 474, a, 12) dieselbe, übrigens nur von einer angeblich platonischen Lehre handelnde Stelle aus einer Schrift des Xenokrates απ, δte er einmal ἐν τῷ περὶ Πλάτωνος βίου, δας andere mal ἐν τοῖς περὶ τοῦ Πλάτωνος βίου γεγραμμένοις citirt. Dennod möchten wir nicht mit Grote (Plato p. 113) als zweifellos annehmen, daß Xenokrates wirklich eine Biographie seines großen Lehrers verfaßt habe. Diogenes wenigstens nennt unter den zahlreichen Werken desfelben (4, 2, 9-10) keine Schrift der Art, die man wol nicht unter dem Titel des Buches neρt ßíov, wo doch immer Пlátovos ausgefallen sein müßte, wird suchen wollen; denn Biographien werden schlechthin ßlot, nicht repì ẞlov genannt. Jene Schrift war wahrscheinlich ethischen Inhalts und handelte von dem richtigen Leben des Philosophen, wenn nicht etwa nepl Blwv zu lesen ist, wo sie dann ein

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