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záλvis in dem anonymen Verzeichnisse) und bei Hieronymus (s. unten) war es eine Apokalypse, nach der Stichenangabe bei Nicephorus von geringem Umfange (316 Stichen). Von Origenes und späteren Kirchenschriftstellern wird sie öfters erwähnt als Quelle eines im Alten Testamente nicht nachweisbaren Schriftcitates bei Paulus (I. Cor. 2, 9: καθώς γέγραπται ἃ ὀφθαλμὸς οὐκ εἶδεν καὶ οὖς οὐκ ἤκουσεν καὶ ἐπὶ καρδίαν ἀνθρώπου οὐκ ἀνέβη κ. τ. λ.). Gegen diese Meinung, dass Paulus hier ein Apokryphum citirt habe, ereifert sich zwar Hieronymus. Die Sache ist aber durchaus glaubhaft, da doch z. B. auch der Verfasser des Judasbriefes sicher das Buch Henoch citirt hat. Ist dem so, dann ist damit auch zugleich das hohe Alter und der jüdische Ursprung der Apokalypse des Elias erwiesen. Dieselbe Stelle wie im ersten Korintherbriefe wird auch von Clemens Romanus c. 34 fin. citirt. Da Clemens auch sonst nicht-kanonische Citate hat, so wäre es möglich, dass er ebenfalls die Apokalypse des Elias benützt hat. Wahrscheinlicher ist freilich, dass er das Citat aus dem ersten Korintherbriefe entnommen hat. Nach Epiphanius soll auch die Stelle Eph. 5, 14 (“yɛɩọɛ ó zadevδων καὶ ἀνάστα ἐκ τῶν νεκρῶν καὶ ἐπιφαύσει σοι ὁ Χριστός) in unserem Apokryphum gestanden haben. Da Origenes in seinen Zusammenstellungen derartiger Citate nichts davon erwähnt, ist die Angabe sehr verdächtig und beruht wohl auf einer Verwechselung. Nach Euthalius hat Eph. 5, 14 in einem Apokryphum Jeremiä gestanden.

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Origenes, Comment, ad Matth. 27, 9 (de la Rue III, 916, Lommatzsch V, 29): et apostolus scripturas quasdam secretorum profert, sicut dicit alicubi: „quod oculus non vidit, nec auris audivit“ (I Cor. 2, 9); in nullo enim regulari libro hoc positum invenitur, nisi in secretis Eliae prophetae. Vgl. auch Comment, ad Matth. 23, 37 (de la Rue III, 848, Lommatzsch IV, 237 sqq.), wo Origenes zu dem Worte Christi, dass Jerusalem die Propheten tödte, bemerkt, dass im Alten Testamente nur ein einziger Prophetenmord in Jerusalem erzählt werde, worauf er fortfährt: Propterea videndum, ne forte oporteat ex libris secretioribus, qui apud Judaeos feruntur, ostendere verbum Christi, et non solum Christi, sed etiam discipulorum ejus (z. B. auch solche Angaben wie Hebr. 11, 37) Fertur ergo in scripturis non manifestis serratum esse Jesaiam, et Zachariam occisum, et Ezechielem. Arbitror autem circuisse in melotis [ev unλwtzig Hebr. 11, 37], in pellibus caprinis Eliam, qui in solitudine et in montibus vagabatur. Unter den weiteren Belegen dafür, dass im Neuen Testamente zuweilen auf apokryphische Schriften Bezug genommen werde, figurirt dann auch I Cor. 2, 9. Endlich bemerkt Origenes noch: Oportet ergo caute considerare, ut nec omnia secreta, quae feruntur in nomine sanctorum, suscipiamus propter Judaeos, qui forte ad destructionem veritatis scripturarum nostrarum quaedam finxerunt, confirmantes dogmata falsa, nec omnia abjiciamus, quae pertinent ad demonstrationem scripturarum nostrarum. Dieser ganze Zusammenhang zeigt deutlich, dass Origenes nur jüdische Apokryphen im Auge hat.

Euthalius führt in seiner gelehrten statistischen Arbeit über die paulinischen Briefe (458 n. Chr.) die Stelle I Cor. 2, 9 ebenfalls auf den apokryphischen Elias zurück (Zaccagni, Collectanea monumentorum veterum, Romae 1698, p. 556 Gallandi, Biblioth. patrum X, 258). Ihm folgen Syncellus ed. Dindorf I, 48, und ein anonymes Verzeichniss der Citate in den paulinischen Briefen, welches mitgetheilt ist: a) nach einem cod. Basilianus von Montfaucon (Diarium Italicum p. 212 sq., und: Bibliotheca Bibliothecarum I, 195), und b) nach zwei Pariser Handschriften von Cotelier (in seiner Ausgabe der apostolischen Väter, Anm. zu Const. apost. VI, 16).

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Hieronymus, epist. 57 ad Pammachium c. 9 (opp. ed. Vallarsi I, 314): Pergamus ad apostolum Paulum. Scribit ad Corinthios: Si enim cognovissent Dominum gloriae etc. (I Cor. 2, 8-9) . . . . Solent in hoc loco apocryphorum quidam deliramenta sectari et dicere, quod de apocalypsi Eliae testimonium sumtum sit etc. (Hieronymus führt dann das Citat auf Jes. 64, 3 zurück). Idem, comm. in Jesajam 64, 3 [al. 64, 4] (Vallarsi IV, 761): paraphrasim hujus testimonii quasi Hebraeus ex Hebraeis assumit apostolus Paulus de authenticis libris in epistola quam scribit ad Corinthios (I Cor. 2, 9), non verbum ex verbo reddens, quod facere omnino contemnit, sed sensuum exprimens veritatem, quibus utitur ad id quod voluerit roborandum. Unde apocryphorum deliramenta conticeant, quae ex occasione hujus testimonii ingeruntur ecclesiis Christi. Ascensio enim Isaiae et apocalypsis Eliae hoc habent testimonium.

Clemens Rom. c. 34 fin.: λέγει γάρ· Οφθαλμὸς οὐκ εἶδεν καὶ οὖς οὐκ ἤκουσεν καὶ ἐπὶ καρδίαν ἀνθρώπου οὐκ ἀνέβη ὅσα ἡτοίμασεν τοῖς ὑπομένου σιν αὐτόν (bei Paulus: τοῖς ἀγαπῶσιν αὐτόν). Vgl. dazu die Anmerkung in Gebhardt und Harnack's Ausgabe. Die Stelle wird auch sonst in der patristischen Literatur oft citirt, und war namentlich auch bei den Gnostikern beliebt; s. Hilgenfeld, Die apostol. Väter S. 102; Ritschl, Die Entstehung der altkathol. Kirche S. 267 f.

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Epiphanius haer. 42 p. 372 ed. Petav. (Dindorf II, 388): „,4ò héyei, ἔγειρε ὁ καθεύδων καὶ ἀνάστα ἐκ τῶν νεκρῶν, καὶ ἐπιφαύσει σοι ὁ Χριστός" (Eph. 5, 14). Πόθεν τῷ ἀποστόλῳ τὸ διὸ καὶ λέγει, ἀλλὰ ἀπὸ τῆς παλαιᾶς δῆλον διαθήκης; τοῦτο δὲ ἐμφέρεται παρὰ τῷ Ἠλία. Hippolytus, de Christo et Antichr. c. 65 citirt dieselbe Stelle (Eph. 5, 14) mit der Formel o προφήτης λέγει, und in etwas abweichender Form (ἐξεγέρθητι statt ἀνάστα). Mit derselben Abweichung und der Einführungsformel yeaǹ déyɛɛ auch in einem von Hippolytus angeführten Ausspruch der Naassener (Philosophum. V, 7 p. 146 ed. Duncker). Beide Citate gehen aber wohl nur auf den Epheserbrief zurück (Hilgenfeld, Nov. Test. extra canonem receptum ed. 2. IV, 74 denkt an die Apokalypse Petri, ohne bestimmte Anhaltspunkte). Nach Euthalius hat Eph. 5, 14 in einem Apokryphum Jeremiä gestanden (Zaccagni, Collectanea monumentorum veterum p. 561 Gallandi, Biblioth. patr. X, 260). Ebenso Syncell. ed. Dindorf I, 48 und das obengenannte anonyme Verzeichniss der paulinischen Schriftcitate, welches nur den Euthalius wiedergiebt. Man wird wohl annehmen dürfen, dass dieses Apokryphum Jeremiä selbst erst christlichen Ursprungs ist.

Die Schrift des Hellenisten Eupolemus περὶ τῆς Ἠλίου προφητείας (Euseb. Praep. evang. IX, 30) hat mit unserem Apokryphum nichts zu thun. S. darüber §. 33. Die Existenz einer hebräischen Apokalypse des Elias sucht Isr. Levi aus zwei talmudischen Stellen, wo Aussprüche des Elias über Fragen der messianischen Dogmatik angeführt werden (Sanhedrin

97b, Joma 19b), wahrscheinlich zu machen (Revue des études juives t. I, 1880, p. 108 sqq.). Ueber eine solche aus nachtalmudischer Zeit s. Jellinek, Betha-Midrasch Bd. III.

Fabricius, Cod. pseudepigr. Vet. Test. I, 1070-1086. Lücke, Einleitung in die Offenbarung des Johannes 2. Aufl. S. 235 f. Bleek, Stud. und Krit. 1853, S. 330 f. Dillmann in Herzog's Real-Enc. 2. Aufl. XII, 359. Die Commentare zu I Cor. 2, 9 und Eph. 5, 14.

4. Die Apokalypse des Zephania. Sie ist, abgesehen von der Stichometrie des Nicephorus und dem anonymen ApokryphenVerzeichnisse (oben S. 670 f.), nur noch durch ein Citat bei Clemens Alexandrinus bekannt.

Clemens Alex. Strom. V, 11, 77: Ἆρ' οὐχ ὅμοια ταῦτα τοῖς ὑπὸ Σοφονία λεχθεῖσι τοῦ προφήτου; καὶ ἀνέλαβέν με πνεῦμα καὶ ἀνήνεγκέν με εἰς οὐρανὸν πέμπτον καὶ ἐθεώρουν ἀγγέλους καλουμένους κυρίους, καὶ τὸ διάδημα αὐτῶν ἐπικείμενον ἐν πνεύματι ἁγίῳ καὶ ἦν ἑκάστου αὐτῶν ὁ θρόνος ἑπταπλασίων φωτὸς ἡλίου ἀνατέλλοντος, οἰκοῦντας ἐν ναοῖς σωτηρίας καὶ ὑμνοῦντας θεὸν ἄρρητον ὕψιστον.

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Fabricius, Cod. pseudepigr. Vet. Test. I, 1140 sq. Dillmann in Herzog's Real-Enc. XII, 360.

Mit den hier besprochenen Apokalypsen ist die Zahl der in der alten Kirche in Umlauf gewesenen noch lange nicht erschöpft. Am Schlusse der Stichometrie des Nicephorus werden yevdeлiɣqaça des Baruch, Habakuk, Ezechiel und Daniel erwähnt. Euthalius kannte, wie oben bemerkt, ein Apokryphum Jeremiä. Hieronymus erwähnt ein hebräisches Apokryphum Jeremiä, in welchem die Stelle Matth. 27, 9 stand 39). Bei allen diesen und noch manchen anderen ist es aber aus verschiedenen Gründen, hauptsächlich wegen ihres späten Auftauchens in der christlichen Kirche, höchst zweifelhaft, ob sie jüdischen Ursprungs sind. Bei Nicephorus bilden die genannten vier Pseudepigraphen offenbar erst einen späteren Anhang zu der ursprünglichen Stichometrie.

VI. Die heilige Legende.

Die prophetischen Pseudepigraphen verfolgen vorwiegend den praktischen Zweck, dem Worte der Lehre und Mahnung, welches man an die Zeitgenossen richten will, durch Vorschieben jener heiligen Autoritäten grösseres Gewicht zu verleihen. Man liess aber nicht nur die heiligen Gottesmänner selbst zu der Nachwelt sprechen,

39) Hieron. ad Matth. 27, 9 (Vallarsi VII, 1, 228): Legi nuper in quodam Hebraico volumine, quod Nazaraenae sectae mihi Hebraeus obtulit, Jeremiae apocryphum, in quo haec ad verbum scripta reperi.

sondern man bereicherte auch die Nachrichten über sie durch neuen Stoff, theils um überhaupt die heilige Geschichte durch Ausstattung mit reicherem Detail dem Geschlecht der Gegenwart zur deutlicheren Anschauung zu bringen, theils auch, um die Gottesmänner der Vorzeit durch den Glorienschein, mit welchem man sie umgab, immer unbedingter als leuchtende Vorbilder Israels hinzustellen (vgl. im Allgemeinen oben S. 278 ff.). Beides, die erweiternde Ausschmückung und die erbauliche Umbildung der heiligen Geschichte, konnte nun entweder in der Weise geschehen, dass der Text der biblischen Erzählung fortlaufend bearbeitet wurde, oder in der Weise, dass einzelne Personen herausgegriffen und sie zum Gegenstand der frei dichtenden Legende gemacht wurden. Ursprünglich ist vorwiegend das erstere geschehen, später mehr und mehr auch das letztere. Von beiden Arten der Bereicherung der heiligen Geschichte ist uns aus verhältnissmässig alter Zeit, d. h. etwa aus dem Zeitalter Christi, je ein classisches Beispiel erhalten. Das sogenannte Buch der Jubiläen zeigt uns, wie man den Text bearbeitete, das Martyrium Jesa jä bietet ein Beispiel der frei dichtenden Legende. Andere hieher gehörige Schriftstücke sind uns entweder nur aus Citaten bekannt, oder nur in christlicher Bearbeitung erhalten. Viel Material dieser Art ist aber auch in Schriften, die vorwiegend anderen Zwecken dienen, enthalten. Namentlich die prophetischen Pseudepigraphen enthalten fast alle auch legendarische Erweiterungen der Geschichte. Am meisten gilt dies, wie unsere Besprechung gezeigt hat, von den Testamenten der zwölf Patriarchen, in welchen das biographische Element einen sehr breiten Raum einnimmt. Hier finden sich daher auch sehr zahlreiche Berührungen mit der ersten hier zu besprechenden Hauptschrift.

1. Das Buch der Jubiläen.

Von Didymus Alexandrinus, Epiphanius und Hieronymus wird unter dem Titel τὰ Ἰωβηλαῖα oder ἡ λεπτὴ Γένεσις ein apokryphisches Buch citirt, welchem sie verschiedene Details über die Geschichte der Erzväter entnehmen. Umfangreiche Mittheilungen aus demselben Buche machen dann die byzantinischen Chronisten vom Anfang des neunten bis zum zwölften Jahrhundert: Syncellus, Cedrenus, Zonaras, Glycas. Von da an verschwindet aber das Buch, und es galt lange Zeit für verloren, bis es in unserem Jahrhundert in der abyssinischen Kirche in äthiopischer Uebersetzung wieder aufgefunden wurde. Veröffentlicht wurde es von Dillmann zuerst in deutscher Uebersetzung (Ewald's Jahrbücher II-III, 1850-1851), dann im äthiopischen Texte (1859). Ausser der äthiopischen Ueber

setzung hat sich ein grosses Stück auch in einer alten lateinischen Uebersetzung erhalten, welches ebenfalls erst in neuerer Zeit von Ceriani in einer Handschrift der Ambrosiana zu Mailand entdeckt und in den Monumenta sacra et profana (t. I, fasc. 1, 1861) herausgegeben wurde. Nach Ceriani ist dieses lateinische Fragment auch von Rönsch unter Beigabe einer von Dillmann angefertigten lateinischen Uebersetzung des parallelen Stückes der äthiopischen Version nebst Commentar und reichhaltigen Excursen herausgegeben worden (1874).

Der Inhalt des Buches ist im Wesentlichen kein anderer als der unserer kanonischen Genesis, weshalb es auch in der Regel „die kleine Genesis" genannt wird, nicht als ob sein Umfang geringer wäre (dieser ist vielmehr grösser), sondern weil seine Autorität eine geringere ist als die des kanonischen Buches. Es verhält sich zu diesem wie ein haggadischer Commentar zum biblischen Texte. Freilich ist es nichts weniger als eine wirkliche Auslegung des Textes, was ja überhaupt der haggadische Midrasch nicht ist, sondern eine freie Reproduction der biblischen Urgeschichte von Erschaffung der Welt bis zur Einsetzung des Passa (Exod. 12) nach der Auffassung und im Geiste des späteren Judenthums. Eingekleidet ist das Ganze in die Form einer dem Mose am Sinai durch einen „Engel des Angesichts" zu Theil gewordenen Offenbarung. Der Verfasser will durch die Wahl dieser Form dem Neuen, was er bringt, von vornherein dieselbe Autorität sichern, welche der biblische Text bereits genoss. Ein Hauptaugenmerk hat er bei seiner Reproduction auf die Chronologie gerichtet; und die Feststellung dieser ist ohne Zweifel mit ein Hauptzweck seiner Arbeit. Als Rechnungseinheit legt er dabei die Jobelperiode von 49 Jahren zu Grunde, die hinwiederum in 7 Jahrwochen zu 7 Jahren zerfällt; und er bestimmt nun von jedem Ereigniss genau, in den wievielten Monat des wievielten Jahres der wievielten Jahrwoche der wievielten Jobelperiode es fällt. Hieraus wird es deutlich, weshalb das ganze Buch tà Ioßniała „die Jubiläen" genannt wurde. Wie dem Verfasser überhaupt die Chronologie am Herzen liegt, so legt er auch ein besonderes Gewicht auf die Beobachtung der Jahresfeste, und sucht von jedem der Hauptfeste nachzuweisen, dass es schon in der ältesten Zeit eingesetzt worden sei, so vom Pfingst- oder Wochenfest (Ewald's Jahrbb. II, 245. III, 8), vom Laubhüttenfest (Ebendas. III, 11), vom Versöhnungstage (HI, 46), vom Passa (III, 68 f.). Daraus erklärt sich auch, weshalb er gerade mit Einsetzung des Passa (Exod. 12) abschliesst.

Da der Verfasser die Urgeschichte im Geiste seiner Zeit reproduciren will, so schaltet er mit dem biblischen Texte in sehr freier

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