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Lagides (Turin 1870) p. 351 sqq. Letzterer verzeichnet ausser den zwei von Moriz Schmidt verglichenen Pariser Handschriften noch sieben andere.

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Ueber die Ausgaben (und Uebersetzungen) s. Fabricius, Biblioth. graec. ed. Harles III, 660 sqq. Rosenmüller, Handbuch für die Literatur der bibl. Kritik und Exegese Bd. II (1798) S. 344 ff. Moriz Schmidt a. a. O. S. 241 ff. Lumbroso a. a. O. S. 359 ff. Die editio princeps des griechischen Textes erschien bei Oporinus in Basel 1561. Seitdem ist das Buch öfters gedruckt worden, unter anderem auch in Havercamp's Ausgabe des Josephus (II, 2, S. 103-132) und in Gallandi's Bibliotheca patrum (II, 773—804). Für Herstellung eines kritischen Textes ist aber noch viel zu thun. Den Anfang dazu hat Moriz Schmidt gemacht durch seine Ausgabe in Merx' Archiv für wissenschaftl. Erforschung des alten Testamentes Bd. I (1869) S. 241-312, für welche zwei Pariser Handschriften verglichen sind.

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Die ältere Literatur über Aristeas verzeichnet Rosenmüller a. a. O. II, 387-411; auch Fürst, Biblioth. Jud. I, 51–53. Vgl. bes. Hody, Contra historiam Aristeae de LXX interpretibus dissertatio, Oxon. 1685. Ders., De bibliorum textibus originalibus, versionibus Graecis et Latina vulgata, Oxon. 1705 (in diesem grösseren Werke ist die frühere Dissertation wieder abgedruckt und mit Anmerkungen bereichert). Van Dale, Dissertatio super Aristea de LXX interpretibus, Amstelaed. 1705. Rosenmüller, Handbuch für die Literatur der bibl. Kritik und Exegese Bd. II (1798), S. 358-386. Gfrörer, Philo II, 61-71. Dähne, Geschichtliche Darstellung der jüdisch-alexandr. Rel.-Philosophie II, 205-215. Zunz, Die gottesdienstl. Vorträge der Juden S. 125. Herzfeld, Gesch. des Volkes Jisrael I, 263 f. III, 545–547. Frankel, Monatsschr. für Gesch. und Wissensch. des Judenth. 1858, S. 237—250, 281–298. Ewald, Gesch. des Volkes Israel IV, 322 ff. Hitzig, Gesch. des Volkes Israel S. 338 ff. — Nöldeke, Die alttestamentliche Literatur (1868) S. 109-116. Cobet in: Λόγιος Ἑρμῆς ἐκδ. ὑπὸ Κόντου Bd. I (Leyden 1866), S. 171 f. 177-181. Kurz, Aristeae epistula ad Philocratem, Bern 1872 (vgl. Literar. Centralbl. 1873, Nr. 4). — Freudenthal, Alexander Polyhistor S. 110-112, 124f., 141-143, 149 f., 162-165, 203 f. Grätz, Die Abfassungszeit des PseudoAristeas (Monatsschr. für Gesch. und Wissensch. des Judenth. 1876, S. 289 ff. 337 ff.). Papageorgios, Ueber den Aristeasbrief, München 1880 (vgl. Hil

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Reuss, Gesch. der Die Einleitungen in's Alte

genfeld's Zeitschr. für wissensch. Theol. 1881, S. 380 f.). heil. Schriften Alten Testaments (1881) §. 515. Testament von Jahn, Eichhorn, Bertholdt, Herbst, Scholz, Hävernick, De Wette-Schrader, Bleek, Keil, Reusch, Kaulen.

6. Phokylides.

Der alte Spruchdichter Phokylides aus Milet lebte im sechsten Jahrhundert vor Chr. (nach den Angaben bei Suidas Lex. s. v. Pooxvlidne, und Euseb. Chron. ad Olymp. 60, ed. Schoene II, 98). Von seinen echten Sprüchen ist uns nur weniges erhalten. Er muss aber als eine Autorität auf dem Gebiete der moralischen Dichtung gegolten haben. Denn in der hellenistischen Zeit wurde ihm von einem Juden (oder Christen?) ein „Mahngedicht“ (roinua vovdɛtixÓV) untergeschoben, welches in 230 Hexametern moralische Lehren der

mannigfaltigsten Art giebt. Da dasselbe in der byzantinischen Zeit vielfach als Schulbuch benützt wurde, ist es in zahlreichen Handschriften erhalten, und seit dem 16. Jahrhundert oft gedruckt worden. Der Inhalt dieser Verse ist fast ausschliesslich moralistisch. Nur gelegentlich wird auch auf den einen wahren Gott und auf die künftige Vergeltung hingewiesen. Die moralischen Lehren, welche der Verfasser einschärft, erstrecken sich auf die verschiedensten Gebiete des praktischen Lebens, etwa in der Weise des Jesus Sirach. Sie schliessen sich aber in ihrem Detail auf's engste an das Alte Testament an, namentlich an den Pentateuch, dessen Vorschriften über die bürgerlichen Lebensverhältnisse (Eigenthum, Ehe, Armenwesen u. dgl.) überall hindurch klingen. Selbst so specielle Vorschriften, wie die, dass man beim Ausnehmen eines Vogelnestes nur die Jungen nehmen, die Mutter aber fliegen lassen solle (Deut. 22, 6-7 = Phokylides vers. 84-85), oder dass man nicht das Fleisch gefallener oder von Raubthieren getödteter Thiere essen solle (Deut. 14, 21; Exod. 22, 30 Phokylides vers. 139, 147-148), finden wir hier wieder. Es kann also kein Zweifel sein, dass das Gedicht entweder von einem Juden oder von einem Christen verfasst ist. Ersteres ist seit der grundlegenden Untersuchung von Bernays die herrschende Ansicht; für letzteres ist neuerdings Harnack eingetreten 86). Beide Annahmen haben ihre Schwierigkeiten. Denn es fehlt ebenso alles specifisch jüdische wie alles specifisch christliche. Der Verfasser ignorirt mit einer gewissen Absichtlichkeit die jüdischen Ritualgesetze, selbst das Sabbathgebot, was hier doch auffallender ist als in den Sibyllinen, da der Verfasser sonst sehr in das Detail des mosaischen Gesetzes eingeht. Andererseits fehlt auch jede Hinweisung auf Christum, überhaupt auf eine religiöse Vermittelung des Heils. Es ist eben die nackte Moral, die hier gepredigt wird Eine sichere Entscheidung über den jüdischen oder christlichen Ursprung des Gedichtes wird daher kaum möglich sein. Gegen den christlichen Ursprung scheint mir aber namentlich dies in's Gewicht zu fallen, dass die moralischen Lehren des Verfassers sich eben nur an das Alte Testament, nicht an die sittliche Gesetzgebung Jesu Christi, wie sie in den Synoptikern vorliegt, anschliessen. Von letzterer zeigen sich, so viel ich sehe, in unserem Gedichte

86) In der Anzeige der Gesammelten Abhandlungen" von Bernays in der Theolog. Literaturzeitung 1885, 160. Harnack stützt sich hauptsächlich auf Vers 104, wo von den Auferstandenen gesagt wird, dass sie „nachmals Götter werden" (ὀπίσω δὲ θεοὶ τελέθονται). Dies ist allerdings eine specifisch christliche Anschauung, welche Bernays beseitigt durch Aenderung von 9ɛol in νέοι.

keine irgendwie deutlichen Spuren. Dies ist doch bei einem christlichen Verfasser, der gerade Moral predigen will, kaum denkbar. Wenn daneben doch einzelne Ausdrücke oder Sätze in unserem Gedichte (wie das coi Vers 104) die christliche Hand verrathen, so werden sie eben auf Rechnung der christlichen Ueberlieferung zu setzen sein. Wie frei dieselbe mit dem Text des Gedichtes geschaltet hat, zeigt uns dasjenige Stück, welches durch irgend einen Zufall in die Sammlung der Sibyllinen gerathen ist (Sibyll. II, 56–148 Phokylides 5—79). Der dort vorliegende Text weicht ziemlich stark von dem sonst überlieferten ab und zeigt deutlich die Hand des christlichen Bearbeiters.

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Wenn also unser Gedicht jüdischen Ursprungs ist, so ist es allerdings gerade durch den Mangel alles specifisch jüdischen von besonderem Interesse. Der Verfasser will zunächst nur für die jüdische Moral wirken. Er hat nicht einmal den Muth, ein kräftiges Wort gegen den Götzendienst zu sagen. Die beiden religiösen Grundideen des Judenthum's, die der Einheit Gottes und der künftigen Vergeltung, sind zwar auch bei ihm vorhanden und er tritt auch indirect für dieselben ein. Aber er thut es in so zurückhaltender Weise, dass man sieht, es ist ihm in erster Linie doch nur um die Moral zu thun. Sein Judenthum ist noch abgeblasster als dasjenige Philo's.

Für die Abfassungszeit lassen sich keine anderen Grenzen angeben, als die, welche für die jüdisch-hellenistische Literatur überhaupt gegeben sind. Es wird also nicht später als im ersten Jahrhundert nach Chr. entstanden sein, möglicherweise aber erheblich früher. Auffallend könnte scheinen, dass es von den christlichen Apologeten, einem Clemens und Eusebius, die doch sonst vieles dieser Art benützen, nicht citirt wird 87). Aber das Auffällige

schwindet, sobald man bedenkt, zu welchem Zweck jene citiren: sie suchen in erster Linie heidnische Zeugnisse für die religiösen Ideen des Christenthums: für den Gedanken der Einheit Gottes und der künftigen Vergeltung. Solche waren aber bei unserem Phokylides nicht in wünschenswerther Kräftigkeit zu finden.

Die sorgfältigste Monographie über unser Gedicht ist: Bernays, Ueber das Phokylideische Gedicht, ein Beitrag zur hellenistischen Litteratur, Breslau 1856 (wieder abgedruckt in: Bernays, Gesammelte Abhandlungen, herausgeg. von Usener 1885, Bd. I S. 192-261). Der Text des Gedichtes mit kritischem Apparat am besten bei Bergk, Poetae lyrici Graeci Bd. II (ed. 3, 1866) p.

87) Die ersten Spuren der Benützung finden sich bei Stobäus und in einigen Classiker-Scholien. S. Bernhardy, Grundriss der griechischen Litteratur II, 1 (dritte Bearbeitung 1867) S. 520.

450-475 (ebendas. p. 445-449 auch die Fragmente des echten Phokylides). Einen Abdruck des Textes nach eigener Recension giebt Bernays a. a. O. Ueber die älteren Ausgaben, namentlich in den Sammlungen der Gnomiker, 8. Schier in seiner Separatausgabe, Lips. 1751. Fabricius-Harles, Biblioth. Graec. I, 704-749. Eckermann, Art. „Phokylides" in Ersch und Gruber's Allgem. Encyklopädie Section III Bd. 24 (1848) S. 485. Fürst, Biblioth. Judaica III, 96 sqq. Hervorzuheben ist die Separat-Ausgabe: Phocylidis etc. Eine carmina cum selectis adnotationibus aliquot doct. virorum Graece et Latine, nunc denuo ad editiones praestantissimas rec. Schier, Lips. 1751. deutsche Uebersetzung lieferte: Nickel, Phokylides Mahngedicht in metrischer Uebersetzung, Mainz 1833.

Rohde, Vgl. überhaupt: Wachler, De Pseudo-Phocylide, Rinteln 1788. De veterum poetarum sapientia gnomica, Hebraeorum imprimis et Graecorum, Havn. 1800. Bleek, Theol. Zeitschr. herausgeg. von Schleiermacher, de Wette und Lücke, Hft. I, 1819, S. 185 (in der Abhandlung über die Sibyllinen). -Dähne, Geschichtl. Darstellung der jüd.-alex. Religionsphilosophie II, 222 f. Eckermann, Art. „Phokylides" in Ersch und Gruber's Allg. Encyklop. Teuffel in Pauly's Real-Enc. V, Section III, Bd. 24 (1848) S. 482-485. 1551. Alexandre's erste Ausg. der Oracula Sibyllina II, 401-409. FreuBernhardy, Grundriss der griechischen Litteratur II, 1 (dritte Bearbeitung Ewald, Gesch. des Volkes Israel VI, 405; 412. 1867) S. 517-523. denthal, Die Flavius Josephus beigelegte Schrift über die Herrschaft der Leop. Schmidt, Anzeige der Schrift von BerVernunft (1869) S. 161 ff. nays in den Jahrbb. für class. Philol. Bd. 75 (1857) S. 510-519. De Pseudo-Phocylide (Philologus Bd. XIV, 1859, S. 91-112). Pseudophokylideia und Theognis im codex Venetus Marcianus 522 (Jahrbb. Bergk, Kritische Beiträge zu Sitzler, Zu

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Goram, Hart, Die

für class. Philol. Bd. 97, 1868, S. 331-336). dem sog. Phokylides (Philologus Bd. XLI, 1882, S. 577-601). den griechischen Elegikern (Jahrbb. für class. Philol. Bd. 129, 1884, S. 48 ff.). Phocylides, poem of admonition, with introd, and commentaries by Feuling, tr. Noch mehr Literatur bei Fürst, Biby Goodwin, Andover Mass., 1879. blioth. Judaica III, 96 ff. und in Engelmann's Bibliotheca scriptorum classiccrum ed. Preuss.

7. Kleinere Stücke, vielleicht jüdischen Ursprungs, unter heidnischen Namen.

Eine beliebte Literaturgattung 1. Heraklitische Briefe? im späteren Alterthum war u. A. auch die Epistolographie. Man sammelte die Briefe hervorragender Rhetoren und Philosophen als Mittel der allgemeinen Bildung. Man verfasste aber auch fingirte Briefe unter dem Namen berühmter Männer, im wesentlichen zu demselben Zweck, um unterhaltende und belehrende Lectüre zu schaffen. Zu der zahlreichen Gattung der letzteren Art gehören auch neun angebliche Briefe des Heraklit, welchen Bernays eine eingehendere Untersuchung gewidmet hat. In zweien derselben, dem vierten und siebenten, glaubt Bernays die Hand eines bibelgläubi

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gen" Verfassers erkennen zu können; und zwar in der Art, dass der vierte von ihm nur interpolirt, der siebente aber ganz von ihm verfasst wäre. In der That klingt die herbe Polemik gegen die Verehrung der Götterbilder im vierten Briefe ganz jüdisch oder christlich, und ebenso die strenge Moralpredigt im siebenten Briefe, in welchem namentlich auch der Genuss lebenden d. h. blutigen Fleisches gerügt wird (tà Corta zateodiete, vgl. über das betreffende jüdische und christliche Verbot Apostelgesch. 15, 29 und oben S. 568). Es muss jedoch, wie Bernays selbst anerkennt, dahingestellt bleiben, ob dieser bibelgläubige" Verfasser ein Jude oder Christ war.

Die

Bernays, Die heraklitischen Briefe, ein Beitrag zur philosophischen und religionsgeschichtlichen Litteratur (Berlin 1869), S. 26 ff. 72 ff. 110 f. Bernays giebt auch den Text der Briefe mit deutscher Uebersetzung. neueste Ausgabe der epistolographi überhaupt ist: Hercher, Epistolographi Graeci recensuit etc., Paris, Didot 1873. Separatausgabe der heraklitischen Briefe: Westermann, Heracliti epist. quae feruntur, Lips. 1857 (Universitätsprogr.). Vgl. über die gesammte epistolographische Literatur: Fabricius Harles, Biblioth. graec. I, 662–703. Nicolai, Griechische Literaturgeschichte 2. Aufl. II, 2 (1877), S. 302 ff.

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2. Ein Diogenesbrief? - Unter den einundfünfzig angeblichen Briefen des Diogenes glaubt Bernays einen, den achtundzwanzigsten, auf denselben Ursprung zurückführen zu können, wie den siebenten heraklitischen. Er enthält in der That eine ähnliche Moralpredigt wie dieser.

Bernays, Lucian und die Kyniker (Berlin 1879) S. 96-98. Den Text s. in sämmtlichen Ausgaben der epistolographi, z. B. bei Hercher, Epistolographi Graeci p. 241–243.

3. Hermippus?

Hermippus Callimachius, der unter Ptolemäus III und IV, also in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts vor Chr. lebte, hat eine grosse Zahl von Lebensbeschreibungen berühmter Männer verfasst. Unter den daraus erhaltenen Notizen er

regen zwei unsere Aufmerksamkeit. Nach Origenes contra Cels. I, 15 war in dem ersten Buch über die Gesetzgeber" gesagt, dass Pythagoras seine Philosophie von den Juden genommen habe (Aέyɛται δὲ καὶ Ερμιππον ἐν τῷ πρώτῳ περὶ νομοθετῶν ἱστορηκέναι, Πυθαγόραν τὴν ἑαυτοῦ φιλοσοφίαν ἀπὸ Ἰουδαίων εἰς Ἕλληνας ayayɛiv). Nach Josephus contra Apion. I, 22 war eine ähnliche Beἀγαγεῖν). hauptung in dem ersten Buch über Pythagoras“ enthalten. Doch ist die Notiz des Josephus viel specieller und genauer als die des Origenes. Nach Josephus hat nämlich Hermippus berichtet, dass Pythagoras gelehrt habe, nicht über eine Stelle zu gehen, wo ein

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