Page images
PDF
EPUB

"

Esel in die Kniee gesunken, und sich trüben Wassers zu enthalten und jede Lästerung zu meiden"; und hierzu hat dann Hermippus bemerkt: dieses that und lehrte Pythagoras, indem er die Meinungen der Juden und Thraker nachahmte und sich aneignete" (Tauta ď ἔπραττε καὶ ἔλεγε τὰς Ἰουδαίων καὶ Θρᾳκῶν δόξας μιμούμενος καὶ μεταφέρων εἰς ἑαυτόν). Hermippus hat also nicht die Philosophie des Pythagoras überhaupt, sondern nur jene speciellen Lehren als von den Juden entlehnt bezeichnet. Denn die bei Josephus folgenden Worte λέγεται γὰρ ὡς ἀληθῶς ὁ ανὴρ ἐκεῖνος πολλὰ τῶν παρὰ Ἰουδαίοις νομίμων εἰς τὴν αὑτοῦ μετενεγκεῖν φιλοσοφίαν sind nicht mehr Worte des Hermippus, sondern des Josephus. - In der von Josephus referirten Fassung enthalten die Worte des Hermippus nichts, was dieser nicht wirklich geschrieben haben könnte. Anders steht es mit dem Referat des Origenes. Wenn dieses genau wäre, müsste man annehmen, dass ein Jude die Schrift des Hermippus interpolirt hätte. Aber Origenes selbst deutet ja an, dass er die Schrift des Hermippus gar nicht angesehen hat; er sagt nur: „Hermippus soll berichtet haben". Höchst wahrscheinlich fusst er dabei lediglich auf der uns bekannten Josephusstelle, die er nur ungenau wiedergiebt. Wir haben also hier nicht eine jüdische Fälschung, sondern nur ein ungenaues Referat des Origenes zu constatiren.

C. Müller, Fragm. hist. graec. III, 35-54 hat beide Stellen unter die echten Fragmente des Hermippus aufgenommen (fr. 2 und 21). Vgl. sonst für und gegen die Echtheit: Dähne, Geschichtl. Darstellung der jüd.-alex. Religionsphilosophie II, 219 f. Kellner, De fragmentis Manethonianis (1859) p. 42. Hilgenfeld, Einl. in das N. T. S. 168 Anm. Freudenthal, Alex. Polyh. S. 178, 192. J. G. Müller, Des Flavius Josephus Schrift gegen den Apion (1877) S. 161 ff.

4. Numenius? - Der Pythagoreer und Platoniker Numenius (gegen Ende des zweiten Jahrh. nach Chr.) hat als echter Vorläufer des Neuplatonismus auch die heiligen Schriften der Juden, ja die jüdische Tradition (z. B. über Jannes und Jambres, s. oben S. 689) gekannt und in seiner Art benützt. Am bestimmtesten bezeugt dies Origenes, welcher contra Cels. IV, 51 sagt, er wisse, dass Numenius,an vielen Stellen seiner Schriften Aussprüche des Moses und der Propheten anführe und sie auf überzeugende Weise allegorisch erkläre, wie z. B. in dem sogenannten Epops und in den Büchern über die Zahlen und in denen über den Raum" (ἐγὼ δ ̓ οἶδα καὶ Νουμήνιον . . . . πολλαχοῦ τῶν συγγραμμάτων αὑτοῦ ἐκτιθέμενον τὰ Μωϋσέως καὶ τῶν προφητῶν καὶ οὐκ ἀπιθάνως αὐτὰ τροπολογοῦντα, ὥσπερ ἐν τῷ καλουμένῳ Ἔποπι καὶ ἐν τοῖς περὶ ἀριθμῶν xaì ¿v toïs „ñɛgì tónov“). Vgl. auch Orig. c. Cels. I, 15; Zeller,

[ocr errors]

Philos. d. Griechen III, 2, 217 f. Wir haben keinen Grund, diesem Zeugnisse zu misstrauen. Trotzdem ist es nicht glaublich, dass Numenius geradezu den Ausspruch gethan haben sollte: ti ráp loti Πλάτων ἢ Μωυσῆς ἀττικίζων, welchen Clemens Alexandrinus und Andere ihm zuschreiben 8). Wenn derselbe wirklich in einer Schrift des Numenius gestanden hätte, würde er wohl auf Rechnung eines jüdischen Bearbeiters zu setzen sein. Den wirklichen Sachverhalt ersehen wir aber aus Eusebius, welcher nur sagt, dass jener Ausspruch dem Numenius zugeschrieben werde, nämlich durch die mündliche Tradition 8). Der Ausspruch ist also nicht eine jüdische Fälschung, sondern nur eine der mündlichen Ueberlieferung angehörige Zuspitzung der wirklichen Anschauung des Numenius.

Vgl. über unsere Frage: Freudenthal, Alex. Polyhistor S. 173 Anm. Ueber Numenius überhaupt: Zeller, Die Philosophie der Griechen III, 2 (3. Aufl. 1881) S. 216-223.

Der Gott Hermes und zwar

5. Hermes Trismegistus? als Trismegistus ist zuerst von den Aegyptern zu einem Schriftsteller gemacht worden. Nach Clemens Alex. Strom. VI, 4, 37 gab es 42 Bücher des Hermes, von welchen 36 die gesammte Philosophie der Aegypter enthielten, die übrigen 6 der Heilkunde gewidmet waren. Tertullian. de anima c. 2 u. 33 kennt bereits Bücher des Mercurius Aegyptius, welche eine platonisirende Psychologie lehrten. Schon aus letzterem Umstande sieht man, dass namentlich die späteren Platoniker sich dieses Pseudonym's bemächtigt haben. Und so sind denn auch die uns erhaltenen Hermes-Schriften neuplatonischen Ursprungs. Sie werden zuerst von Lactantius citirt und stammen wahrscheinlich aus dem dritten Jahrhundert nach Chr. Ihre Stellung zu den heidnischen Volksreligionen ist eine durchaus positive. Gerade die Vertheidigung der nationalen, und insbesondere der ägyptischen Religion ist einer ihrer wesentlichsten Zwecke (Zeller III, 2, 234 f.). Doch sind nicht alle Stücke von demselben Verfasser, und auch nicht alle heidnischen Ursprungs. Es ist aber nicht nachweisbar, dass jüdische Hände bei Erzeugung dieser Literatur mit gewirkt haben. Vielmehr scheint das, was nicht heidnischen Ursprungs ist (c. 1 und 13 des sog. Poemander), christlich zu sein.

[ocr errors]

Vgl. über diese ganze Literatur: Fabricius-Harles, Biblioth. graec. I, 46-94. Bähr in Pauly's Real-Enc. III, 1209-1214. Ueberweg, Grundriss

88) Clem. Alex. Strom. I, 22, 150. Hesychius Miles. bei Müller, Fragm. hist. graec. IV, 171. Suidas, Lex. s. v. Novuvios.

89) Euseb. Praep. ev. XI, 10, 14 ed. Gaisford: Eizótos dīta els airòv ἐκεῖνο τὸ λόγιον περιφέρεται, δι' οὗ φάναι μνημονεύεται, τί γάρ ἐστι Πλάτων ἢ Μωσῆς ἀττικίζων;

der Gesch. der Philosophie I (4. Aufl. 1871) S. 256. Erdmann, Grundriss der Gesch. der Philos. 3. Aufl. 1878, Bd. I, S. 179-182. Zeller, Die Philosophie der Griechen III, 2 (3. Aufl. 1881) S. 224-235. (Erdmann und Zeller haben erst in den angeführten neueren Auflagen ihrer Werke den Hermes - Schriften eine eingehendere Darstellung gewidmet).

§. 34. Philo der jüdische Philosoph.

I. Philo's Leben und Schriften.

Literatur').

Mangey's Ausgabe der Werke Philo's, die Prolegomena und besonders die den einzelnen Schriften vorangeschickten Anmerkungen.

Fabricius, Bibliotheca graeca ed. Harles t. IV (1795) p. 721–750.

Scheffer, Quaestionum Philonianarum part. I sive de ingenio moribusque JuDers., De usu daeorum per Ptolomaeorum saecula. Marburgi 1829. Philonis in interpretatione Novi Testamenti. Marburgi 1831. Gfrörer, Philo und die alexandrinische Theosophie Bd. I (1831) S. 1—113. Creuzer, Zur Kritik der Schriften des Juden Philo (Theol. Stud. und Krit. 1832, S. 3-43).

Dähne, Einige Bemerkungen über die Schriften des Juden Philo (Theol. Stud. Ders., Art, Philon" in Ersch und Gruund Krit. 1833, S. 984-1040).

ber's Allg. Encyklopädie, Section III Bd. 23 (1847), S. 435–454. Grossmann, De Philonis Judaei operum continua serie et ordine chronologico Comment. Part. I. II. Lips. 1841-1842.

Steinhart, Art. „Philo“ in Pauly's Real-Enc. der class. Alterthumswissensch. Bd. V (1848) S. 1499 ff.

J. G. Müller, Art. „Philo“ in Herzog's Real-Enc. 1. Aufl. XI (1859) S. 578-603. Ders., Ueber die Texteskritik der Schriften des Juden Philo, Basel 1839 (abgedr. in: J. G. Müller, Des Juden Philo Buch von der Weltschöpfung, 1841, S. 17-45).

Ewald, Gesch. des Volkes Israel, 3. Aufl. Bd. VI (1868) S. 257-312.
Ueberweg, Grundriss der Gesch. der Philosophie 4. Aufl. I (1871) S. 240-249.
Hausrath, Neutestamentliche Zeitgesch. 2. Aufl. Bd. II (1875) S. 131-182.
Delaunay, Philon d' Alexandrie, écrits historiques, influence luttes et persé-
cutions des juifs dans le monde romain. 2. ed. Paris 1870.
Treitel, De Philonis Judari sermone. Bresl. 1872 (30 S.).
Siegfried, Die hebräischen Worterklärungen des Philo und die Spuren ihrer
Ders., Philonische
Einwirkung auf die Kirchenväter (37 S. gr. 4.) 1863.
Studien (Merx' Archiv für Erforschung des A. T. II, 2, 1872, S. 143—163).

1) Die hier genannte Literatur bezieht sich nur auf Philo als Schrift-steller im Allgemeinen; die Literatur über Philo's Lehre s. unten Nr. II; die Literatur über die einzelnen Schriften s. an den betreffenden Orten. Noch mehr Literatur geben: Fabricius, Biblioth. graeca ed. Harles IV, 721 sqq. Fürst, Bibliotheca Judaica III, 87-94. Engelmann, Bibliotheca scriptorum classicorum (8. Aufl. bearb. von Preuss) Bd. I, 1880, S. 546-548.

Ders., Philo und der überlieferte Text der LXX (Zeitschr. für wissenschaftl. Theol. 1873, S. 217 ff. 411 ff. 522 ff.). Ders., Zur Kritik der Schriften Philo's (Ebendas. 1874, S. 562 ff.). Siegfried, Philo von Alexandria als Ausleger des Alten Testaments an sich selbst und nach seinem geschichtlichen Einfluss betrachtet. Nebst Untersuchungen über die Gräcität Philo's. Jena 1875.

Nicolai, Griechische Literaturgeschichte 2. Aufl. II, 2 (1877) S. 653–659. Grätz, Gesch. der Juden Bd. III (3. Aufl. 1878) S. 678–683.

Bernh. Ritter, Philo und die Halacha, eine vergleichende Studie. Leipzig 1879.

Reuss, Geschichte der heil. Schriften Alten Testaments (1881) §. 566–568. Hamburger, Real-Enc. für Bibel und Talmud, Abth. II (1883) Art. Philo und Religionsphilosophie".

Zöckler, Art. „Philo“ in Herzog's Real-Enc. 2. Aufl. XI (1883) S. 636–649.

Unter den jüdischen Hellenisten nimmt neben Josephus kein Anderer eine gleich hervorragende Stellung ein wie der Alexandriner Philo. Schon wegen des Umfangs der von ihm erhaltenen Schriften ist er für uns der bedeutendste: von keinem Anderen können wir uns auch nur ein annähernd ebenso deutliches Bild seines Denkens, seiner literarischen und philosophischen Bestrebungen machen wie von ihm. Aber auch an sich ist er offenbar der hervorragendste unter all' den Männern, welche jüdischen Glauben mit hellenischer Bildung zu vermählen, den Juden die Bildung der Griechen und den Griechen die religiöse Erkenntniss der Juden zu vermitteln sich bestrebten. Kein anderer jüdischer Hellenist hat sich so tief mit der Weisheit der Griechen gesättigt; kein anderer ein gleiches Ansehen in der Geschichte genossen. Zeugniss dafür ist der ungeheure Einfluss, welchen er auf die spätere Zeit, vor allem auf die christliche Theologie, die Erbin der jüdisch-hellenistischen, ausgeübt hat2).

Ueber Philo's Leben haben wir nur ein paar spärliche Notizen. Die Behauptung des Hieronymus, er sei aus priesterlichem Geschlechte gewesen 3), hat in den älteren Quellen keinen Anhaltspunkt: noch Eusebius weiss nichts davon. Nach Josephus 4) war er ein Bruder des Alabarchen Alexander und gehörte demnach zu einer der vornehmsten Familien der alexandrinischen Judenschaft 5). Das

2) Ueber das Ansehen, welches Philo im Alterthum genoss, vgl. bes. Euseb. Hist. eccl. II, 4, 3: πλείστοις ἀνὴρ οὐ μόνον τῶν ἡμετέρων ἀλλὰ καὶ τῶν ἀπὸ τῆς ἔξωθεν ὁρμωμένων παιδείας ἐπισημότατος.

3) De viris illustribus c. 11 (Opp. ed. Vallarsi II, 847): Philo Judaeus, natione Alexandrinus, de genere sacerdotum.

4) Antt. XVIII, 8, 1.

5) Mit Unrecht haben neuerdings Ewald (Gesch. VI, 259) und Zeller (Philos. der Griechen 3. Aufl. III, 2, 339) die Angabe des Josephus verworfen und den Philo für den Oheim Alexanders erklärt, weil in der von Aucher

einzige chronologisch zu fixirende Datum aus seinem Leben ist seine Betheiligung an der Gesandtschaft an Caligula im J. 40 nach Chr., über welche er selbst in der Schrift De Legatione ad Cajum Bericht erstattet hat. Da er damals schon in vorgerücktem Alter stand 6), so mag er etwa um d. J. 20-10 vor Chr. geboren sein. Historisch werthlos ist die christliche Legende, dass er zur Zeit des Claudius mit Petrus in Rom zusammengetroffen sei7).

Von den zahlreichen Werken Philo's ist manches verloren. Doch scheint sich, dank der Beliebtheit Philo's bei den Kirchenvätern und christlichen Theologen, wenigstens die Hauptmasse erhalten zu haben. Von den Gesammt-Ausgaben ist diejenige von Mangey trotz ihrer Mängel doch die werthvollste 8). Unter dem später Hinzugekommenen sind die von Aucher herausgegebenen nur armenisch erhaltenen Werke Philo's bei weitem

herausgegebenen Schrift De ratione animalium S. 123 f. 161 (im 8. Bdchen der Richter'schen Ausgabe) ein Neffe Philo's Namens Alexander erwähnt wird. Es ist dort nirgends gesagt, dass dieser Alexander der Alabarch gewesen sei.

6) Er bezeichnet sich (Legat. ad Cajum §. 28, Mang. II, 572) als poovεīv τι δοκῶν περιττότερον καὶ δι' ἡλικίαν καὶ τὴν ἄλλην παιδείαν. In dem Eingang seiner wohl bald darnach verfassten Schrift (§. 1, Mang. II, 545) nennt er sich γέρων.

7) Euseb. Hist. eccl. II, 17, 1. Hieronymus, De viris illustr. c. 11 (opp. ed. Vallarsi II, 847). Photius, Bibliotheca cod. 105. Suidas, Lex. 8. v. Þikwv (wörtlich nach der griech. Uebersetzung des Hieronymus).

[ocr errors]

8) Ueber die Ausgaben der Werke Philo's (oder einzelner Theile) und der Uebersetzungen vgl. Fabricius-Harles Biblioth. gr. IV, 746—750. S. F. W. Hoffmann, Lexicon bibliogr. t. III p. 231 sqq. Fürst, Biblioth. Judaica III, 87-92. Graesse, Trésor de livres rares et précieux t. V (1864) p. 269–271. Die editio princeps ist: Φιλωνος Ιουδαίου εις τα του Μωσεως κοσμοποιητικά, ιστορικα, νομοθετικα. Του αυτου μονοβιβλα. Philonis Judaei in libros Mosis de mundi opificio, historicos, de legibus. Ejusdem libri singulares. Ex bibliotheca regia. Parisiis, ex officina Adriani Turnebi. 1552. fol. Zur Ergänzung dieser noch sehr unvollständigen Ausgabe dienten zunächst mehrere Publicationen von Höschel (Francof. 1587. Augustae Vindel. 1614). Gesammt-Ausgaben erschienen ferner zu Genf 1613 fol., Paris 1640 fol., Frankfurt 1691 fol. (die Frankfurter ist nur ein Nachdruck der Pariser mit genauer Uebereinstimmung der Seitenzahlen). Einen bedeutenden Fortschritt bezeichnet die Ausgabe von Mangey, 2 Bde. London 1742 fol. Sie ist die erste, die auf umfassenderer Vergleichung der Handschriften beruht, auch vollständiger als die früheren. Unvollendet blieb die Ausg. von Pfeiffer, Bd. 1—5, Erlangen 1785-1792, 2. Ausg. 1820 (sie enthält nur, was bei Mangey Bd. I und II, 1-40 steht). Ueber die Mängel der Ausgaben von Mangey und Pfeiffer s. Creuzer, Stud. und Krit. 1832, S. 5-17. J. G. Müller, Ueber die Texteskritik der Schriften des Juden Philo, Basel 1839, S. 5 ff. (abgedr. in: J. G. Müller, Des Juden Philo Buch von der Weltschöpfung, 1841, S. 18 ff.).

Schürer, Zeitgeschichte II.

53

« PreviousContinue »