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Der Besik der wahrhaftigen Güter wird ohne Schweiß des Angesichts nicht erworben.

Das halte sonderlich für ein wahres Gut, das, wenn du es Andern mittheilest, für dich nicht ab-, sondern zunimmt.

Sen gewiß, daß nichts dein Eigenthum sey, was du nicht inwendig in dir hast.

Niemand ist frey, der nicht über sich selbst Herr ist.

Da wir aus Gott entsprungen sind und abstam= men, so lasset uns fest an unsre Wurzel kleben und halten; denn des Wassers Bäche und die Gewächse der Erde vertrocknen und verderben, wenn sie von ihrer Wurzel getrennt werden.

Es ist unmöglich, daß einer und derselbe Mensch dieser Welt und zugleich Gott diene.

Osterlied.

Melodie: Lobt Gott ihr Christen allzugleich 2c.

Das Grab ist leer, das Grab ist leer!

Erstanden ist der Held!

Das Leben ist des Todes Herr,

Gerettet ist die Welt!

Gerettet ist die Welt!

Die Schriftgelehrten hatten's Müh’,
Und wollten Weise seyn;

Sie hüteten das Grab, und sie
Versiegelten den Stein,
Versiegelten den Stein.

Doch ihre Weisheit, ihre List

3u Spott und Schande ward; Denn Gottes Weisheit höher ist, Und einer andern Art,

Und einer andern Art.

Sie kannten nicht den Weg, den Gott

In seinen Werken geht;

Und daß nach Marter und nach Zod

Das Leben aufersteht,

Das Leben aufersteht.

Gott gab der Welt, wie Moses lehrt,

Im Paradies sein Wort;

Und seitdem gieng es ungestört

Im Stillen heimlich fort,
Im Stillen heimlich fort.

Bis daß die Zeit erfüllet war
Die Himmel fey'rten schon

Da kam's zu Tage, da gebahr
Die Jungfrau ihren Sohn,
Die Jungfrau ihren Sohn,

Den Seeligmacher. Hoch und hehr, .
Und Gottes Wesens voll
Gieng er in Knechtsgestalt einher,

That Wunder und that wohl,

That Wunder und that wohl;

Und ward verachtet und verkannt,
Gemartert und verklagt,

Und starb am Kreuz durch Menschenhand;

Wie er vorher gesagt,

Wie er vorher gesagt;

Und ward begraben, und beweint,

Als sey er todt, allein

Er lebt, nun Gott und Mensch vereint, Und alle Macht ist sein,

Und alle Macht ist sein.

Hallelujah! das Grab ist leer!
Gerettet ist die Welt,

Das Leben ist des Todes Herr!

Erstanden ist der Held!

Erstanden ist der Held.

Vom Gewissen.

In Briefen an Andres.

Erster Brief.

Ja wohl, lieber Andres, ist mir Deine Correspon

denz über das Gewissen willkommen. Ich wechsle gern Wort mit Dir, und am liebsten über Dinge, die Freund und Feind angehen.

Schreibe nur oft und viel, und ich will Dir antworten so gut ich kann.

Wenn wir auch über diese Materie nicht viel Neues schreiben und antworten können; so kommt doch das Alte, was wir und alle Menschen davon wissen, bey der Gelegenheit in Umlauf und Bewegung. Und das kann für uns nicht ohne Nußen abgehen.

Natürlich werden bey dieser Correspondenz Fålle vorkommen, wo nicht gehehlt werden kann, und des Herzens Grund an Tag muß. Doch Du kennst bey mir schon Hausgelegenheit, und ich will mich nicht schẳmen, Dich die zerbrochenen Töpfe wieder sehen zu lassen.

Ich erwarte denn Deine Briefe.

Zweyter Brief.

Freylich gehört wohl das Wort Gewissen in die

Classe der Worte, von denen unser Freund »Pascalα sagt, daß ein Jeder ihre Bedeutung von Natur wisse, und durch Erklärung auch nicht mehr davon erfahren könne. Indeß kann doch eins und anders zur Erklårung versucht werden.

Alles Gewissen ist Bewußtseyn; aber alles Bewußtseyn ist noch nicht Gewissen. Es gibt kein Gewissen ohne den Baum des Erkenntniß Gutes und Böses. So kann man von einem Engel des Himmels nicht sagen, daß er Gewissen habe; denn er kennt nur Ein Geseß, das Gesetz des Guten. Selbst von Gott kann man es nicht sagen. Gott kennt zwar das Böse; aber es besteht nicht vor ihm, und er hat eine Wagenburg um sich her, dadurch es in Schranken gehalten, und alle Gemeinschaft mit ihm abgeschnitten wird.

Nur der Mensch hat zwey Geseße in sich, eins, wie Paulus sagt, »im Gemüth,« und eins »in den Gliedern; « das eine: der Inwendige Mensch, oder das verständige Gesek, das in sich unbeweglich ist, und » Lust hat an dem Unbeweglichen, dem Unsichtbaren, dem Unvergånglichen; « und das andre: das Sinnliche Gesek, das in sich beweglich ist, und dem Beweglichen, dem Sichtbaren, dem Vergånglichen anhangt, und nichts vernimmt vom Geiste Gottes. «

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