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Das

heilige Abendmahl.

Daben wird Jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seyd, so ihr Liebe unter einander habet.

De negotio coena non aliud adhuc susceptum video,

nisi vt hac occasione in intricatas obscuras et profanas quaestiones ac rixas conjecti animi a conspectu doctrinae necessariae tamquam turbine quodam auferantur.

Ego mihi ita conscius sum non aliam ob causam vn

quam theologica tractasse, nisi vt vitam emen

darem,

Melanchthon.

Wie eine neuere Theologie lehret, ist das heilige Abendmahl ein Mahl zum Gedächtniß des Mannes, der die wohlthätigste Lehre in der Welt gelehrt und mit seinem Tod versiegelt hat.

Und, auch so angesehen, ist das heilige Abendmahl sehr ehrwürdig, und kann allerdings für die Gäste nüßlich und heilsam seyn.

Die Betrachtung der Geschichte Christi, wie er sich in seinem Leben und bey seinem Sterben betragen hat, kann ohne Eegen nicht abgehen. Es kann kein Mensch bedenken das Werk, das Christus auf Erden vollenden wollte, die Knechtsgestalt in der er einhergieng, die Gnade und Wahrheit in seinem Seyn und Thun, und seine Kraft und Huld und Milde im Leiden und bey dem Undank der Menschen, ohne fich in den Staub zu beugen, und sich von Seinem Geist zu wünschen. Und das ist der Anfang zu vie= lem Guten.

Uuch bedarf der Mensch, der gewöhnlich sein Leben in Zerstreuung und Leichtsinn vor sich hin lebt und immer voran eilt, ohne zu wissen was ihn eigentlich treibt und was er eigentlich will, in seinem Laufe von Zeit zu Zeit angehalten und zu sich selbst zurückgeführt zu werden; er bedarf eines Steins am Wege, auf den er sich hinseße und in sein vergangenes Leben zurücksehe, u. s. w. Und dazu kann ihm

das heilige Abendmahl dienen, wenn es auch nicht mehr als ein bloßes Gedächtniß-Mahl wäre.

Aber, wie könnte es das, und nicht mehr seyn?

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Christus stellte bey aller Gelegenheit, wo er feine Herrlichkeit sehen ließ, sich selbst immer in Schatten : »Das Mägdlein ist nicht todt, sondern es schläft a)«; — »Dein Glaube hat Dir geholfen b); »Siehe, sage es Niemand c)« 2c. Er hatte an ihm selber nicht Gefallen d), und zog sich immer zurück in seinem Leben; und er sollte, in der Nacht da er verrathen ward, auf sich selbst be= dacht gewesen seyn, und ein Mahl und Fest zu seinem Gedächtniß gestiftet haben?

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Und wenn es bloß ein Mahl zu seinem Gedächtniß håtte seyn und darin das Wesentliche dieses Mahls bestehen sollen; so hätte doch das, als das Wesentliche, bey der Einsehung angeführt werden, und von Gedächtniß, als von der Hauptsache, Erwähnung geschehen müssen.

Nun geschieht dies zwar beym Apostel e); aber von den drey Evangelisten, die uns von der Einsehung Nachricht geben, spricht nur Einer, und der, wie er selbst sagt, seine Nachrichten von Chri

a) Matth. 9, 24.

b) Marc. 10, 52. Luc. 8. 50.

c) Matth. 8, 4. C. 9. 30. Mera 7, 36.

d) Rom. 15, 3.

e) 1. Corinth. 11, 24.

stus nur durch Erkundigung eingezogen hatte, von Gedächtniß, und das nur beym Brodt, und nicht einmahl beym Kelch; und die beyden Andern, davon der Eine bey der Einsehung gegenwärtig gewesen war, haben kein Wort von Gedächtniß.

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Aber Alle haben: »für euch gegeben, für euch vergossen a)"; »für euch gebrochen b)«; »für Viele vergossen c); vergossen für Viele zur Vergebung der Sünden d) «; d); - darinn muß denn wohl das Wesen dieses Mahls bestehen; und unser Herr Christus, der überhaupt nicht gekommen war, daß er ihm dienen lasse, sondern daß er diene e), hat wahrlich auch bey dieser Anstalt nicht gedient seyn, sondern dienen wollen.

Wohl wird, wie gesagt, auch durch ein Gedächtniß-Mahl den Menschen gedient, aber nur kümmerlich, und nicht wie Christus dient. Der Mensch bleibt hier selbst sein Arzt. Er kann aber einmahl durch sich und feine Kräfte nicht gene= sen, sintemahl alles Gesetz durch das Fleisch ge= schwächt wird. »Das Gesetz kann nichts thun, we= der anzeigen was man thun und lassen soll; aber die Kraft und das Vermögen solches zu thun und zu

a) Luc. 22, 19. 20.
b) 1. Corinth. 11. 24.
c) Marc. 14, 24.
d) Matth. 26, 28.
e) Matth. 20. 28.

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