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lassen, gibt es nicht, und läßt den Menschen also in Sünden stecken.« Er bedarf denn anderer Hülfe, eines andern Mittels. Und das ist grade die Hülfe, die ihm zugedacht ist und die er haben könnte; denn dazu ist Christus in die Welt kommen, daß er dieß andre Mittel zu Wege bringe, und thåte was dem Gesetz unmöglich war a).

Für euch gegeben und vergossen, zur Vergebung der Sünden das ist, nach der Schrift, die große heilige Sache des Abendmahls. Es ist eingesetzt: von dem Leibe der Sünde b) und des Todes c) zu erlösen, die Erde mit dem Himmel wieder zu vereinigen und den Menschen in sein ursprüngliches Verhältniß mit Gott herzustellen.

Adam, vor dem Fall, war mit Gott und Gott mit ihm in dem Garten Eden, den den er bauen und bewahren sollte d); er war frey und herrschte, mit und durch Gott, über die sinnliche Natur, über Fische im Meer und über Vdgel unter dem Himmel e).

Sein unsterblicher Geist war I e bendig.

Als er aber von Gott abfiel und sich zu dem, was nicht Gott war, wandte; ward ihm sein Wenicht vernichtet: denn das kann nicht vernich

sen

a) Rom. 8, 3.
b) Rim. 6, 6.
c) Róm. 7, 24.
d) 1. Mos. 2, 15.
e) 1. Mof. 1, 28.

tet werden; aber ihm ward, weil er seine Freyheit mißbrauchte, eine Hemmkette angethan und er der sinnlichen Natur unterworfen.

Sein unsterblicher Geist verlohr sein Leben a).

Er ward, sagt die heilige Schrift, aus dem Garten Eden, wo er die Stimme Gottes gehört hatte b), und er mit Gott und Gott mit ihm ge= wesen war, ausgetrieben und die Thür hinter ihm zugeschlossen c).

Wir können an der Wahrheit dieser Geschichte nicht zweyfeln, da wir sie in uns selbst erfahren, und ein Zeuge in der Tiefe unsers Herzens so laut und unwidersprechlich davon zeuget.

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Denn wir finden uns, die wir wollen das Gute thun, ein Geseß, daß uns das Böse anhanget « der Inwendige Mensch ist noch da, und, »wir haben Lust an Gottes Gesetz nach diesem Inwendigen Menschen; wir sehen aber ein ander Geset in unsern Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in unserm Gemüthe und nimmt uns gefangen in der Sünde Geset, welches ist in unsern Gliedern d).

Und diese Knechtschaft und ihr Rath ist ein Wurm im Menschen, der nicht stirbt; ist die gewaltige Angelegenheit, die je und je und so lange Menschen auf Erden sind, die Welt beschäftiget und die

a) 1. Mos. 2. 27.
b) 1. Mos. 3, 8.
c) 1. Mos. 3, 24.
d) Röm. 7.

VIII.

2

Erde mit Altåren und Einsiedler-Hütten und GötterHainen, mit Pagoden und Tempeln und Moscheen und Kirchen und Klöstern bedeckt hat; ist das Ge heimniß, das Confucius und Zeno und die Weifen aller Zeiten und Völker im Sinne gehabt und gesucht haben.

Alle Religionen und Philosophien sind im Grunde nichts anders, als Projecte, als Vorschläge und Weg dazu. Die bessern Menschen waren sich ihres unsterblichen Geistes bewußt, schämten sich seiner Ketten, verschmåhten die Welt und was in der Welt ist, und rangen und kämpften nach Freyheit.

Sollte aber der Mensch recht frey a) werden: so mußte das Verlohrne wieder gefunden, sein Geist mußte wieder zum Leben gebracht, wie der belebt werden.

und

Von dieser Wiederbelebung der Art und Weise sprach Christus in der Schule zu Capernaum: »Moses hat euch nicht Brodt vom »Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch » das rechte Brodt vom Himmel. Dieß ist das Brodt »Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der » Welt das Leben. - Und das Brodt, das ich » geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt. Werdet ihr

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» nicht essen das Fleisch des Menschen Sohnes und trin»ken sein Blut; so habt ihr kein Leben in euch « b).

a) Joh. 8, 36.

b) Joh. 6.

Viele von denen, die diese Rede höreten, giengen hinter sich und murreten: wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? Die Frage war ihnen zu vergeben; sie kannten Christum nicht und sahen an ihm nur einen Menschen wie ein anderer Mensch gestaltet a), nur des Menschen Sohn. Aber des Menschen Sohn sollte verklåret b) werden, bey dem Vater selbst, mit der Klarheit, die er bey ihm hatte, ehe die Welt war c).

Diese Verklärung geschahe durch den Tod, wie er selbst, Joh. 12, 23. 24., bey seinem Heimgang sagte: »Die Zeit ist kommen, daß des Menschen Sohn verkläret werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es sey denn daß das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibet es alleine; wo es aber erstirbet, so bringet es viele Früchte.« Und Joh. 16, 7: »So ich nicht hingehe, so kommt der Erdster nicht zu euch, so ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden.« Und Johannes sagt: Der heilige Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verflåret« d).

a) Philipp. 2, 7.

b) Verklären, Klarheit, besser: Herrlich machen, Herr: lichkeit, wie auch Luther an andern Orten Sokaler und doka überseht; auch darum besser, daß die Verklärung, davon hier die Rede ist, von der Geschichte auf dem Berge Tabor unterschieden werde.

c) Joh. 17, 5.
d) Joh. 7, 39.

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Paulus rechnet diese Verklärung oder Aufnahme in Herrlichkeit mit zu dem »kündlich großen Geheimniß« a). Aber nach den Aeußerungen der heiligen Schrift: daß Christus, vom Tode er= » weckt, hinfort nicht sterbe und der Tod hinfort »keine Gewalt über ihn habe« b), — daß » das »Gesetz des lebendigen Geistes in Christo frey mache von dem Gesetz der Sünde und des To» des « c); daß ihm, »nachdem er auferstanden »war, gegeben war alle Gewalt im Himmel »und auf Erden« d); daß Christus, »vom Tode »erweckt, Alles in Allem erfülle 2c.« e) und aus der Geschichte Christi nach seiner Auferstehung, wo er bey verschlossenen Thüren mitten unter die Jünger trat f), und da und dort, in Galilåa und bey und in Jerusalem, plöhlich und auf einmahl erschien und wieder verschwand 2., versteht man doch so viel: daß seine menschliche Natur, in Vereinigung mit der göttlichen, unsichtbarer, lebendiger und geistiger Art geworden und in dieser Verbindung allenthalben gegenwärtig sey, und daß solchergestalt mancher Zweyfel gelöset, und so der Genuß seines Fleisches und Blutes keine so unmögliche und un

a) 1. Timoth. 3, 16.
b) Rim. 6, 9.

c) Rom. 8, 2.
d) Matth. 28, 18.
e) Ephef. 1, 23.
f) Joh. 20, 19.

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