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nachgewiesen werden. Das von ihm zum Zwecke einer bestimmten Messung des Betrages der elektrolytischen Wirkung erfundene Instrument nannte er Volta elektrometer.

Es handelte sich um die Beantwortung der zwei Fragen: 1. Wie verhalten sich die Mengen der zersetzten Substanzen zu der Stärke des Stromes? 2. Wie verhalten sich diese Mengen zu einander, wenn man einen und denselben Strom nach einander durch verschiedene Elektrolyte führt?

Diese zwei Fragen beantwortete Faraday 1833 durch die Aufstellung seines Gesetzes der festen elektrolytischen Action, welches das Grundgesetz der ganzen Elektrochemie bildet: „Die Elektrolyse eines und desselben Stoffes ist der Stromstärke proportional; die Elektrolyse verschiedener Stoffe durch denselben Strom geschieht im Verhältnisse der Atomgewichte.“

Dieses elektrolytische Gesetz wurde von Faraday aufgefunden, indem er in einen und denselben Stromkreis ein Voltameter und eine Zersetzungszelle einschaltete und dann die Menge der entstandenen Jonen mit der des entstandenen Knallgases verglich. Bei gleichen Knallgasmengen waren immer Mengen der Jonen entstanden, die im Verhältnisse der Atomgewichte zu einander und zu dem Knallgase standen. Faraday glaubte ursprünglich sein Gesetz auf binäre Verbindungen d. h. solche, welche aus einem Atom eines Elementes und einem Atom eines zweiten zusammengesetzt sind, beschränken zu müssen, doch zeigte es sich bald, dass eine solche Beschränkung nicht nöthig sei.

Für gelöste Salze wurde das Gesetz seitdem von Daniell, Buff u. a. nachgewiesen.

Die Auffindung des elektrolytischen Gesetzes war ein großer Schritt in der Entwicklung der Chemie.

Streit der chemischen Theorie und der Contacttheorie.

§. 34. Die Arbeiten Davy's und Faraday's hatten merkwürdige Beziehungen zwischen den elektrischen und chemischen Kräften aufgefunden und zur Aufstellung der chemischen Theorie geführt, welche den elektrischen Strom als das Product chemi

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scher Processe ansieht. Bei Berührung von Metallen mit Flüssigkeiten seien dieselben leicht wahrnehmbar, bei Berührung von Metallen unter sich entständen die chemischen Processe, wie de la Rive behauptete, durch Wasser- und Lufthäute, mit welchen alle metallischen Flächen stets umhüllt sind. So entspann sich ein Streit der chemischen Theorie und der Contacttheorie, welcher zu Ende der Dreißiger und zu Anfang der Vierziger Jahre besonders heftig geführt wurde. Die chemische Theorie wurde von de la Rive, Becquerel, Faraday und den meisten französischen und englischen Physikern vertreten. Zur Volta'schen Contacttheorie bekannte sich eine große Zahl von Physikern, insbesonders die deutschen Physiker Fechner, Poggendorff, Pfaff, Ohm, Kohlrausch, Helmholtz. Letzterer, gestützt auf die Symmer'sche Hypothese, dass jeder unelektrische Körper gleiche Mengen positiver und negativer Elektricität enthalte, nahm um die Mitte unseres Jahrhundertes auch an, dass den verschiedenen Metallen verschiedene Anziehungskräfte für die Elektricitäten innewohnen.

Nach der ältesten, von Volta aufgestellten Contacttheorie war die Berührung verschiedenartiger Metalle die einzige Quelle der Elektricität der Volta'schen Säule. Er sagt, dass die Berührung zweier Metalle genüge, die entgegengesetzten Elektricitäten in den Körpern zu trennen, gerade so wie das Reiben gewisser Körper. Volta übersah ganz den Einfluss der Flüssigkeiten in der Kette, welche diese auf Erzeugung des Stromes ausüben, er übersah ganz die chemischen Erscheinungen und betrachtete die Flüssigkeiten einfach nur als Leiter.

Nach dieser Ansicht könnte also ein Stück Zink und ein Stück Kupfer allein durch Berührung auf beliebig lange Zeit zu einer Elektricitätsquelle werden, so oft man auch die freie Elektricität des Zinks und Kupfers ableiten würde, immer müsste sich dieselbe ersetzen, ohne dass dazu etwas verbraucht würde. Diese Ansicht ist nun im unlösbaren Widerspruche mit dem Gesetze der Erhaltung der Kraft, nach welchem eine Kraft unmöglich aus nichts erzeugt werden kann, und eine solche Erzeugung aus nichts wäre die Ableitung der starken Kraft des elektrischen Stromes aus der Berührung, bei welcher

die Arbeit Null beträgt. Diese ursprünglich von Volta behauptete Contacttheorie konnte nicht mehr genügen, sobald man, vorzüglich durch Wollaston 172) erfuhr, dass die Wirkung der Säule stets mit Oxydation oder anderen chemischen Veränderungen unzertrennlich verbunden sei.

Diese Theorie musste demnach also entweder berichtigt und erweitert werden, um auch die neu entdeckten Thatsachen zu umfassen, oder man musste sie ganz verlassen, um eine neue Hypothese aufstellen. Beide Wege sind von hervorragenden Physikern eingeschlagen worden.

Becquerel (1824), Pfaff (1840), Buff (1842) und andere Forscher fanden, dass Metalle in Berührung mit Flüssigkeiten meistens negativ, diese aber positiv elektrisch werden; doch ist auch die entgegengesetzte Ladung nicht selten. Man hatte demnach eine zweite Quelle der Berührungselektricität aufgefunden. Da die Ströme der zwei Quellen dieselben Richtungen haben, so verstärken sie sich. Doch auch hier steht man vor dem Widerspruche mit dem Gesetze der Erhaltung der Kraft, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass keine Flüssigkeit den Strom leitet, ohne dabei eine chemische Wirkung zu üben oder zu erleiden. Mit dem Streite zwischen beiden Theorien hängt demnach eine andere Streitfrage zusammen, nämlich, ob es möglich ist, dass eine Flüssigkeit ohne chemische Wirkung den Strom leite.

Während die Contacttheorie den Strom als die Ursache der chemischen Vorgänge betrachtet, sind nach der chemischen Theorie umgekehrt die chemischen Vorgänge Ursache des Stromes. Diese Meinung, dass die Elektricitätsentwicklung nur die Folge vorhergegangener chemischer Wirkung sei, ist es vorzüglich, gegen welche die Angriffe der Contactisten gerichtet waren. Sie machten geltend, dass man eine große Anzahl galvanischer Ketten construieren könne, bei denen vor der Schließung auch nicht eine Spur chemischer Zersetzung stattfindet und die dennoch einen Strom liefern, wenn sie geschlossen werden. Schönbein hat mehrere solche Ketten angeführt. 173) Ferner machten sie den Einwurf gegen die chemische Theorie, dass die elektromotorische Kraft einer Kette durchaus nicht der Stärke des chemischen Angriffes proportional sei. 174)

Endlich machten sie geltend, dass die chemische Theorie den Volta'schen Fundamentalversuch ganz ingnoriere, de la Rive's Erklärung sei nicht stichhältig, denn dann dürften heterogene Metalle im Vacuo bei der Berührung keine Elektricität entwickeln. Übrigens wurden gegen de la Rive's Erklärungsweise noch manche andere Schwierigkeiten erhoben.

Da trat Schönbein 1844 mit einer Vermittlungstheorie auf, welche bis in die neueste Zeit die meisten Anhänger in Deutschland gezählt hat. Er suchte nämlich in dem Streite der Contactisten und Chemisten eine Verständigung zwischen beiden Parteien anzubahnen. Schönbein verlegt den Ort der Elektricitätserregung von der Berührungsstelle der Metalle an

die Berührungsstelle zwischen Metall und Flüssigkeit. Die Ursache der elektromotorischen Kraft ist nach ihm die ungleiche chemische Affinität der Elemente der Flüssigkeit zu den beiden Metallen. Schönbeins Theorie ist aber nicht imstande, den Volta'schen Fundamentalversuch zu erklären. 175) Endlich haben wir hier noch die neuere chemische Theorie von Fr. Exner in Wien anzuführen. Dieser erklärt 176) den Volta'schen Fundamental versuch ohne Annahme einer Contactwirkung, indem er denselben auf einfache Influenzwirkung zurückzuführen sucht, hervorgerufen durch die festanhaftende positive Elektricität der Oxydschichte, welche alle oxydierbaren Metalle an der Luft in kürzester Zeit überzieht, 177) wodurch der Versuch gerade so verläuft, als hätten wir bei zwei Messingplatten, die gefirnißt sind, einer derselben früher aus einer Quelle Elektricität mitgetheilt.

Der Ursprung der elektromotorischen Kraft ist sowohl beim Volta'schen Fundamentalversuch, als auch in den nassen Ketten in einem gleichzeitigen oder vorausgegangenen Aufwande von chemischer Energie zu suchen, und der Sitz dieser Kraft ist an jener Stelle, wo sich die chemischen Vorgänge abspielen. 178)

Anwendungen der Elektrolyse.

§. 35. Nachdem de la Rive in Genf bereits im September 1836 die Wahrnehmung gemacht hatte, 179) dass der metallische Niederschlag auf der Kupferplatte eines Daniell'schen Elementes

Netoliczka, Geschichte der Elektricität

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eine dichte zusammenhängende Masse bilde, welche sich von der Kupferplatte ablösen lasse und dann einen mikroskopisch genauen Abdruck dieser Platte darstelle, doch so, dass alle Vertiefungen derselben auf dem Abdrucke als Erhöhungen und alle Erhöhungen als Vertiefungen erscheinen, so kamen Jacobi, ein deutscher Professor in Petersburg, und Spencer in England im Jahre 1838, wie es scheint, fast gleichzeitig auf den Gedanken, dies praktisch nutzbar zu machen, was denn auch den entschiedensten Erfolg hatte. Jacobi zeigte nämlich im October dieses Jahres der Petersburger Akademie an, dass es ihm gelungen sei, Kupferplatten herzustellen, welche einen genauen Abdruck einer vertieft in eine andere Platte gravierten Zeichnung bildeten. Er nannte diese Methode, mittels elektrolytisch niedergeschlagenen Kupfers den Abdruck einer beliebigen leitenden Form darzustellen „Galvanoplastik," ein Name, welcher allgemein angenommen wurde.

Jacobi suchte gravierte Kupferplatten, Münzen, Medaillen, Basreliefs u. s. w. dadurch zu copieren, dass er dieselben als negativen Pol in die Daniell'sche Kette einsetzte. Bereits im Jahre 1840 erschien von Jacobi in Petersburg eine eigene Schrift unter dem Titel: „Die Galvanoplastik", nachdem er schon früher in einem Briefe an Faraday, datiert vom 12. October 1839, der im Athenäum veröffentlicht wurde, die galvanoplastische Verfahrungsweise beschrieben und zugleich auf die industrielle Verwertung derselben hingewiesen hatte.

Aber auch Spencer hatte die Sache sogleich nach allen Richtungen verfolgt. So formte er gestochene Kupferplatten galvanisch ab, oder presste sie in Blei ab, um sie als Modell für weitere galvanoplastische Abzüge zu gebrauchen. Auch benutzte er Formen aus Gips oder Thon, die er mit einem Metallpulver leitend machte.

Beide Erfinder machten auch sehr bald die Erfahrung, dass sich das Kupfer pulverig ausscheide, wenn der Strom zu stark wird, daher Jacobi zur Beurtheilung der Stromstärke eine Boussole einschaltete.

Die Galvanoplastik wurde verbessert von Becquerel, Elsner, Smee, Ruolz, Elkington, Braun u. v. A. Den

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