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hernach weiter mit keinen weltlichen Dingen sich befaßt haben. So zärtlich liebte er dies theuere Kleinod.

die

46) Dies Geschäft hatte Margarethe Gyge sehr häufig, More mit und gleich seinen Töchtern erziehen ließ, und welche den Joann Clemens heirathete. Ueber diese Nächstenliebe und den Wohlthätigkeitssinn gegen Arme siehe Staplet. c. VI. p. 27. col. 1 et 2. Hoddesd. p. 84. 85. More, p. 166.

47) Dieser Brief bei Stuplet. c. VIII. p. 32-34. col. 1. und nach ihm More, p. 203. 204.

48) Giles Heron hatte Cecilien, More's dritte Tochter, zum Weite.

49) Staplet. c. XII. p. 42—45. "Apophthegmata sapienter et piè dicta Th. Mori.» Hoddesd. p. 189. seqq.; wo übrigens eine seltsame Verwirrung in den Seitenzahlen herrscht. More, p. 112 bis 124. Siehe auch Sailer, p. 13-15. Staplet. 1. cit. gesteht, diese Apophthegmata aus More's englischen Werken beim flüchtigen Durchlesen gesammelt zu haben. Hoddesd. hält dieselbe Ordnung, wie Staplet. ein.

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50) Capiat omnia daemon.

192. The Devil take all.

Staplet. p. 43.

Hoddesd. p.

51) Roper, p. 45. More, p. 105. 106.

52) Cap. VI. p. 25.

53) Und zwar: singulis feriis sextis, praeter sanctorum vigilias et quatuor temporum. Staplet. c. VI. p. 27. col. 2.

54) Roper, p. 62. Nach ihm Hoddesd. p. 84. Margaretha allein wußte darum, sie wusch immer das Gewand. Seine Schwiegertochter, Anna Cresssacre, Johns Frau, erblickte an einem Sommertag von ungefähr an seinem. Leibe das Cilicium, und lachte darüber. Margarethe, die dies bemerkte, sagte es ihm heimlich, worauf er seinen Anzug sogleich verbesserte, daß man es nicht mehr wahrnehmen konnte. Auch seine Geißelungen waren bloß Ropers Weib bekannt.

55) Roper, p. 62.

4. More, der Vertheidiger des alten Kirchenglaubens.

So hoch gestellt in der allgemeinen Achtung, konnten in wichtigen Angelegenheiten More's Ansichten und Urtheile nicht anders, als von Nachdruck und Gewicht seyn. Die Vornehmen und Gebildeten geistlichen und weltlichen Standes, so gut wie die Masse des Volkes sah hauptsächlich auf ihn, hörte und verehrte seine Stimme als die eines tugendhaften, wahrheitsliebenden und wohlunterrichteten Mannes 1).

Die Grundsäge der neuen Lehre in Sachsen aus einem Schulstreite zwischen Dominicaner- und Augustiner - Mönchen entstanden und durch Luthers Kühnheit fortgebildet waren bereits binnen wenig Jahren von den Niederlanden aus bis nach England hinüber gedrungen 2) und hatten auf jener Insel Eingang gefunden.

In einem solchen Lande, unter einem solchen Fürsten mußte sich die Reformation auf eine so eigenthümliche Weise gestalten, wie nirgend anderswo. Hier, wie überall, entbrannte der Streit um den alten Kirchenglauben und die neuen Dogmen. Wir werden es daher natürlich finden, daß in demselben Sir Thomas eine bedeutende Rolle spielte, und seiner Lage, seinen Kenntnissen nach spielen mußte.

Der König, in den Formen des alten theologischen Wissens, so wie in der Anhänglichkeit an den päpstlichen Stuhl aufgewachsen, war anfänglich der entschiedene

Gegner 3) der Religions - Neuerungen, doch sonderz bar genug und bezeichnend für seinen Charakter! ge= rade seine Leidenschaften trieben ihn nachmals zum Abfall von Rom. Die Aufgeklärten seines Reiches lasen mit Begierde die Schriften Luthers 4); das Volk, meist in den Händen des Clerus, ward allmählich durch populäre Schriften in englischer Sprache, deren Verfasser sich vor den Verfolgungen nach den Niederlanden geflüchtet hatten, mit den neuen Grundsäßen bekannt 5).

Des Sir Thomas Neigung zu theologischen Studien, welche durch alle Verhältnisse seines Lebens sich forterhalten hatte, mußte ihn zeitig antreiben, das Aufglänzen dieses Phänomenes am kirchlichen und bald auch am politischen Horizont mit ange= die Reformation strengter Aufmerksamkeit zu beobachten. Die Ansichten, die er sich von der nun ausbrechenden religiösen Umwälzung gebildet hatte, sind für den Biographen des Sir Thomas von hoher Wichtigkeit, einmal an und für sich in Bezug auf den Charakter des zu schildernden Helden, dessen Eigenthümlichkeit hier eine neue Seite entwickelt; sodann wegen der Folgen, die dieselben für ihn herbeigeführt: denn der Widerstreit der alten und neuen Lehre diente nur dazu, den seelenstarken More im Ausharren bei dem Glauben seiner Väter ohne Rücksicht auf seine Verhältnisse selbst mit Darstreckung Leibes und Gutes, zu bestärken. Was waren aber jene Eide 6), deren Weigerung ihn in den Lower und auf das Blutgerüst brachten, anders, als Versuchungen, seine durch die fleissigste Untersuchung und innigste Ueberzeugung festgestellten Grundsäße zu erschüttern ?

Sehen wir zuvörderst, welche Meinungen Sir Thomas vor jener Zeit des Reformationssturmes über kirch

liche Dinge gehegt, ehe wir darstellen, wie sich dieselben während des Fortganges der neuen Lehre gestaltet hatten.

Eine fromme Hauserziehung hatte in ihm von früher Jugend auf Achtung für die Ceremonien der katholi schen Kirche erzeugt, die auf Bedeutung und Sinn, welchen er mit ihnen zu verbinden gewohnt war, beruhte. Daher die Hausandacht, die Anrufung der Mutter Gottes und anderer Heiligen, die scharfen ascetischen Uebungen, das genaue Beobachten kirchlicher Gebote; Alles aus reiner Ueberzeugung, hierdurch werde moralische Besserung, größere Vollkommenheit in der Lugend erzielt.

Durch eine Reihe von Jahrhunderten von Petrus bis auf das XVIte Seculum herab hatte sich die gesammte abendländische Christenheit als Eine Kirche erwiesen, mit einem Oberhaupte, ihm zur Seite die Concilien, allgemein gültige, unfehlbare Beschlüsse zu fassen. Was die heilige Schrift, die Kirchenväter und die Beschlüsse der Päpste und der Concilien festgeseßt, ist Norm für die ganze christliche Gemeine.

In dem Maße, als seine theologischen Kenntnisse zunahmen, wuchs auch die Ueberzeugung von der Richtigkeit dieser Säße. Die Mißbräuche, welche in der katholischen Kirche eingerissen waren, erkannte Sir Thomas, gleich allen Aufgeklärten seiner Zeit; aber das Heiligste selbst ist solcher Unbill ausgeseßt. Die grasse Unwissenheit des niederen Clerus, die Hindernisse, welche dieser dem Fortschreiten der Wissenschaften entgegenstellte, bekämpfte er mit den Waffen des Spottes, vorzüglich jenes grobe, ignorante Volk der Bettelmönche, jene allzeit fertigen Keßermacher 7); und mit Bedauern sah er das Heer unwürdiger Priester, welche zum Skandal des

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Volkes ihr hehres Amt durch schmähliche Aufführung entweihten. Das wahre Wirken der Priester müsse sich auf Handhabung und Verbreitung der Tugend erstrecken, und sie selbst mit gutem Beispiele vorleuchten: daher bei der Seltenheit ausgezeichnet tugendhafter Menschen nur die Würdigsten diesen Stand erwählen sollten 8). Frühzeitig wies er darauf hin, die theologischen Wissenschaften durch die weltlichen zu unterstüßen 9), und erblickte, gleich seinem Freunde Erasmus, nur in Verbreitung wahrer Gelehrsamkeit das kräftigste Mittel, den Mißbräuchen hauptsächlich der verderblichen Ignoranz zu steuern. Von solcher Beschaffenheit waren im Allgemeinen seine Grundsäße in Bezug auf Kirche und Priesterthum kurz vor der Reformation.

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Diese mußte zeitig bei der innigen Verzweigung von Staat und Kirche neben der religiösen Tendenz auch einen politischen Charakter annehmen. Vorzüglich war es die vielseitig mißverstandene Lehre von evangelischer Freiheit, welche gleich einem stark berauschenden Getränke auf die unmenschlich niedergedrückte Menge der armen Leute und so vieler Mißvergnügten in den zahlreichen Städten Leutschlands wirkte.

Sir Thomas war sehr wohl unterrichtet über den Gang, welchen die neue Lehre Luthers beim teutschen Volke nahm. Heinrichs VIII. Agenten in diesem Lande benachrichtigten ihren Herrn von allen Vorfällen auf das Pünktlichste 10). Durch ihn ward seine Umgebung, zu welcher damals More gehörte, hierüber aufgeklärt, eine andere Quelle waren Erasmus 11) und dessen zahlrei che Verehrer in Leutschland.

More, in seiner Stellung als Staatsmann, faßte gleich anfangs die politische Wendung der Reforma

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