alle Freunde, auf daß wir einander fröhlich im Himmel wiedersehen. Ich sende nun meiner Tochter Sles mens 9) ihren arithmetischen Stein zurück, und ihr und meinen Laufpathen, so wie den ihrigen Gottes und meis nen Segen. Ich bitte dich, grüße mir meinen guten Sohn, John More, mir gefiel sein findliches Betragen recht wohl. Unser Herr segne ihn und sein gutes Weib, meine geliebte Tochter, und ich ersuche ihn, ihr recht gut zu seyn, wie er denn hiezu große Ursache hat, so wie, daß, wenn meine Güter ihm zukommen, er meinen Willen in Ansehung seiner Schwester Daunce nicht übertreten soll. Unser Herr segne Thomas und Augustin 10), und alle, die sie noch bekommen werden. » Während Sir Thomas die kurze Zeit feines Lebens dazu anwandte, rich immer würdiger auf die Stunde seis nes Austrittes aus dieser Welt vorzubereiten, fehlte es nicht an Bersuchen, aud jeßt noch ihn für des Königs Wünsche zu stimmen. Ermüdet von den Zudringlichkeiten einer der Creaturen Heinrichs, äußerte er, um ihn los zu werden, « er habe seine Meinung geändert. » der Höfling, im frohen Wahne, seine Ueberredungsgabe habe bewirkt, was dem Könige und seinen Räthen so oft mißs lungen, eilte mit der Nachricht von More's Sinnesäns derung an den Hof; erhielt aber sogleich den Befehl, wies der nach dem Tower zu gehn, um zu erfahren, worin Sir Thomas eigentlich seine Gesinnung geändert. «Anfänglidy, sagte dieser, wwollte ich mir den Bart abnehmen lass sen, bevor es zur Hinrichtung geht, allein nun bin ich völlig entschlossen, daß mein Bart gleiches loos mit meis nem Kopfe haben soll. » Als er die Nachricht erhielt, der König habe aus besonderer Gnade die furchtbare Strafe des Hodiverrathes in Enthauptung uingewandelt, rief er : «Gott behüte alle die Meinigen vor solcher Gnade ! Am Morgen des sechsten Julius 1535 fam Sir Thomas Pope, More's vertrauter Freund, sehr früh zu ihm mit dem Befehl des Königs, daß er an diesem Lage hingerichtet werden sollte und sich deshalb auf sein Ende vorbereiten möchte. Wenn der König beabsichtigte, durch diese Ankündigung so kurz vor seinem Tode, ihn zu erschüttern, oder zu erschrecken, so verfehlte er seinen Zweck gänzlich. «Ich danke Euch recht herzlich,» antwors tete More, « für Eure gute Botschaft. Immer war ich Seiner Majestät sehr verbunden für die Gnaden und Ehrenstellen, die sie mir verliehen. Jeßt bin ich dem König dies versichere ich Euch - noch mehr verpflichtet, daß er mich hieler geseßt, wo ich alle nur mögliche Zeit und Gelegenheit gehabt habe, auf mein leßtes Ende zu denken, und bei Gott! am meisten bin ich ihm hiefür Dank schuldig, daß er geruht, mich sobald von den Kümmerniss sen dieser schlechten Welt zu befreien. » Sein Freund sagte ihm ferner, des Königs Wille sey, kurz vor seiner Hinrichtung möge er sich aller Anreden an das Volt ents halten. «Es ist gut,» sagte More, « daß Ihr mich in diesem Stücke von des Königs Willen unterrichtet; denn ich hatte mir vorgenommen, bei dieser Gelegenheit Etwas zu sprechen, aber nicht von Dingen, wodurch Seine Mas jestät oder sonst Jemand beleidigt worden seyn sollte. Willig werde ich dem Befehle meines Herrn Folge leisten, und ich ersuche Euch nur, guter Mr. Pope, bei Seiner Majestät zu erwirken, daß meine Tochter Margaretha bei meinem Begräbnisse seyn dürfe. » « Der König ist bereits zufrieden, » sagte jener, « daß Eure Frau, Kinder und andere Eurer Freunde die Freiheit haben sollen, das bei gegenwärtig zu seyn. » u O wie sehr verpflichtet bin ich Seiner Majestät, daß sie so gnädige Rüdsicht auf mein armes Begräbniß nehmen!» Sodann nahm Sir Thomas Pope unter vielen Thränen Abschied. Auch hier wieder verrichtete More das Trösteramt: Seyd nicht betrübt,« sprach er, adenn ich vertraue zu Gott, daß wir uns dereinst freudvoll wieder sehen, und in ewiger Seligkeit uns lieben werden. Und durch seine Gemüths. ruhe den Freund einigermaßen aufzurichten, nahm er das Uringlas, und sagte, das Wasser beschauend, heiter wie sonst: «Ich sehe keine Gefalir für den Patienten. Er könnte wohl noch länger leben, wenn es dem Könige ro gefallen hätte. » More wollte in anständiger Kleidung bei seiner Hinrichtung erscheinen und einen Rock von Kamelot anlegen – ein Geschenk seines Freundes Bonvisius. Dies widerrieth ihm der Lieutenant vom Lower, indem er sagte, es würde das gute Kleidungsstück doch nur ein schlechter Kerl erhalten. «Was, Mr. Lieutenant,» sagte More,» soll ich denjenigen für einen schlechten Kerl hals ten, der mir einen so ausgezeichneten Dienst erweisen wird? Nein! Ich versichere Euch, wären die Kleider von Goldstoff, ich würde sie bei ihm gut angewendet glauben. » Um neun Uhr Morgens ward er aus dem Tower gebracht. Sein Bart war lang, sein Antlitz bleich und mager, in den Händen ein rothes Crucifir, die Augen öfters gegen den Himmel gerichtet. Statt des guten Rockes hatte er auf des lieutenants Zureden seines Dies ners Gewand von schlechtem Frieß angezogen. Als er >> am Hause eines frommen Weibes vorbeikam, trat diese mit einem Becher Weines heraus, welchen er mit den Worten ausschlug: «Christus tranf nicht Wein, sondern Essig und Galle. » Ein anderes Weib fchrie ihn an, und begehrte Papiere zurück, die sie in seinen Händen, als er noch Lord-Stanzler war, gelassen: «Gute Frau, beschied sie More, « nur noch eine Stunde Geduld, und der König wird mich von der Sorge für jene Papiere sowie für alle andern Dinge befreien.» Wieder ein an: deres Weib folgte ihm scheltend nach, über großes Unrecht klagend, welches er ihr während seines Kanzleramtes ge: than. «Ich erinnere mich recht wohl Eurer Sache,» sagte er ihr; « hätte ich indessen ießt noch zu entscheiden, so würde ich denselben Spruch thun.” Am Fuße des Blutgerüstes angelangt, und im Begriffe hinauf zu steigen, sagte er zu einem der Sheriff8Diener: «Bitte, helft mir hinauf, fürs Herunterfommen laßt mich selbst sorgen.» Da ihm verboten war, das zahlreich versammelte Volt anzureden, bat er dasselbe für ihn zu beten, und erklärte, er sterbe als ein getreuer Unterthan des Rönigs im ächten fatholischen Glauben. Hierauf fniete er, und betete mit großer . Andacht den Psalm «Erbarme did meiner. » dich » Nach dessen Beendigung erhob er sich fröhlich und sagte dem ihn um Vergebung bittenden Scharfrichter, indem er ihn küßte : « Du wirst mir heute den größten Dienst erzeigen, der in eines Menschen Macht steht. Nur Muth, und zage nicht dein Amt zu verrichten. Mein Hals ist sehr kurz, daher nimm dich in Acht, damit du nicht schief hauest, sondern Ehre davon hast. » Als ihn der Henker das Haupt verhüllen wollte, sagte er: u das will ich selbst thun, » und band sich sein Tuch um die Augen. Seinen Kopf auf den Block legend, hieß er den Scharfrichter so lange einzuhalten, bis er seinen Bart bei Seite geschoben: «denn der hat fei: nen Berrath begangen. » Ein Streich der Art trennte den Kopf vom Rumpfe. Wie viele edle Herzen verwundete dies Mordbeil! So endete Sir Thomas, an christlicher Lugend, an ächter Geistesgröße nicht leicht von irgend einem Helden übertroffen, die Zierde feines landes und Jahrhunderts, jedem Zeitalter aber ein er habenes Muster. |