Page images
PDF
EPUB

Er

dass sich keine tiefer gehenden Spuren ihrer Wirksamkeit ausprägen konnten. Zur Litteratur hatte Pertinax ausgesprochene Neigungen; gern zog er zu seinen gewöhnlichen Mahlen einen Valerianus bei, um mit ihm gelehrte Gespräche zu führen. Und selbst in den Stürmen seiner kurzen Regierung konnte der Vortrag eines Dichters sein Interesse erregen. hatte ja unter Sulpicius Apollinaris die Grammatik studiert und eine Zeit lang selbst diese Kunst ausgeübt; allein da es hier nicht recht vorwärts gehen wollte, wandte er sich der militärischen Laufbahn zu, welche ihn auf den Thron brachte. Auf Didius Julianus folgte der tüchtige Kaiser L. Septimius Severus. Derselbe war in Leptis in Afrika geboren und Zeitlebens merkte man ihm, wenn er sprach, den Afrikaner an. Seine Muttersprache war ohne Zweifel die punische; als seine Schwester nach Rom kam, konnte sie nur mit Mühe sich in lateinischer Sprache unterhalten. Aber Septimius Severus wurde schon in der Heimat in der lateinischen und griechischen Litteratur unterrichtet, mit achtzehn Jahren deklamierte er öffentlich. Später ging er zum Zweck seiner Ausbildung nach Rom, alsdann suchte er Athen auf, wahrscheinlich um seine Kenntnisse in der Philosophie zu vertiefen. Auch mit der Astrologie beschäftigte er sich aufs eifrigste. Von den ihm gegenüberstehenden Kronprätendenten zeigte Clodius Albinus, ein Afrikaner wie Septimius Severus, starke litterarische Neigungen, als eifriger Landwirt schrieb er Georgica, allem Anschein nach ein Gedicht. Die Metamorphosen des Apuleius, seines Landsmannes, las er mit besonderer Freude, und es liefen unter seinem Namen auch Erzählungen in der Art und Weise des Apuleius um, die jedoch nur mittelmässig genannt werden konnten. Freilich war seine Autorschaft nicht zweifellos. Auch Septimius Severus trat als Schriftsteller auf, er schrieb seine Autobiographie. Wenn es auch zweifellos ist, dass dieses Werk nicht völlig objektiv war, so bedauern wir doch mit Niebuhr 1) ausserordentlich dessen Verlust; denn er war ein grosser Mann, scharfen Blickes, unbeugsamen Willens, als Feldherr wie als Herrscher ausgezeichnet.

Helvius Pertinax. Capitol. Pert. 1, 3 datus etiam Graeco grammatico atque inde Sulpicio Apollinari, post quem idem Pertinax grammaticen professus est. sed cum in ea minus quaestus proficeret, per Lollianum Avitum, consularem virum, patris patronum, ducendi ordinis dignitatem petit; 11,3 Pertinax eo die processionem, quam ad Athenaeum paraverat, ut audiret poetam, ob sacrificii praesagium distulit; 12,7 cum sine amicis cenaret, adhibebat uxorem suam et Valerianum, qui cum eodem docuerat, ut fabulas litteratas haberet.

Septimius Severus. Spart. Sev. 1,4 priusquam Latinis Graecisque litteris imbueretur (5) octavo decimo anno publice declamavit. postea studiorum causa Romam venit, latum clavum a divo Marco petit et accepit; 3,7 post hoc Athenas petit studiorum sacrorumque causa et operum ac vetustatum. ·(9) ipse quoque matheseos (d. h. der Astrologie) peritissimus; 18, 5 philosophiae ac dicendi studiis satis deditus, doctrinae quoque nimis cupidus; 19, 9 canorus voce, sed Afrum quiddam usque ad senectutem sonans; 15, 7 cum soror sua Leptitana ad eum venisset vix Latine loquens. Aur. Vict. epit. 20, 8 Latinis litteris sufficienter instructus, Graecis sermonibus eruditus, Punica eloquentia promtior, quippe genitus apud Leptim provinciae Africae.

Seine Autobiographie. Spart. 18, 6 vitam suam privatam publicamque ipse conposuit ad fidem, solum tamen vitium crudelitatis excusans; 3, 2 uxorem tunc (unter Marcus Aurelius) Marciam duxit, de qua tacuit in historia vitae privatae. Spart. Pescenn. 4, 7 in vita sua

1) Vorles. über röm. Gesch. hgg. von Isler 3, 250.

Severus dicit; Capitol. Clod. Alb. 7, 1 ut Severus ipse in vita sua loquitur; Dio 75, 7 λéyw γὰρ οὐχ ὅσα ὁ Σενῆρος ἔγραψεν, ἀλλ' ὅσα ἀληθῶς ἐγένετο.

Das Schreiben des Severus an den Senat. Capitol. Clod. Alb. 12, 5 extat epistula Severi, quae ostendit_animum suum, missa ad senatum, cuius hoc exemplum est. NIEBUHR (Vorles. über röm. Gesch. hgg. von Isler 3, 250) sagt: wir haben nur einen einzigen sicheren, sehr leidenschaftlich geschriebenen Brief von ihm, der sehr gut geschrieben ist". Allein das Schriftstück ist nicht echt vgl. PETER, die script. hist. aug. p. 206.

Clodius Albinus. Capitol. Clod. Alb. 11, 7 agri colendi peritissimus, ita ut etiam Georgica scripserit. In dem fingierten Schreiben an den Senat sagt Septimius Severus (12, 12): maior fuit dolor, quod illum pro litterato laudandum plerique duxistis, cum ille neniis quibusdam anilibus occupatus inter Milesias Apulei sui et ludicra litteraria con

senesceret.

509. Alexander Severus (222-235). Von den Kaisern, welche nach Septimius Severus das römische Reich beherrschten, hatten wenige ernstliche Berührungspunkte mit der Litteratur. M. Aurelius Antoninus, Caracalla (211-217) genannt, stand derselben ganz ferne, ja er verachtete die Gelehrten.1) Etwas besser stand es in dieser Beziehung mit seinem Bruder Antoninus Geta; der war bewandert in den alten Autoren, von den modernen bevorzugte er den gelehrten Sammonicus Serenus, doch trieb er auch seinen Spass mit den Männern der Wissenschaft, so examinierte er die Grammatiker über die Worte, welche die Tierstimmen bezeichnen.") Dieses Dilettieren finden wir auch bei Macrinus (217); er zahlte seinen Gegnern, die Spottverse gegen ihn schleuderten, mit gleicher Münze heim.3) Dagegen scheint ihn ein ernstes Interesse an die Jurisprudenz gefesselt zu haben, er trug sich sogar hier mit Reformideen, allein er nahm dieselben mit ins Grab. Von dem Wüstling Elagabal (217-222) kann die Litteraturgeschichte nur berichten, dass er Schriftsteller zwang, in ihren Biographien über Diadumenus Antoninus zu schmähen, 4) dass er Spöttereien bei der Weinlese, meistens in griechischer Sprache, verfasste, 5) und dass er den Rechtsgelehrten Ulpian und den Rhetor Silvinus verfolgte.") Erst bei Alexander Severus kann wieder von einem Verhältnis zur Litteratur gesprochen werden. Eine ganze Reihe hervorragender Lehrer, sowohl Griechen wie Römer, führte ihn in die verschiedenen Disziplinen, besonders Grammatik, Rhetorik, Philosophie, ein. Auch die Astrologie hatte er sich angeeignet, Haruspizin und Vogelschau kennen gelernt, endlich auch die Künste der Musik und Malerei betrieben. Seine Fortschritte waren im Griechischen grösser als im Lateinischen; noch später wollte man aus seinen Reden, deren er als Kaiser sehr viele hielt, 7) den ungeübten Latinisten erkennen. Seine Vorliebe für die griechische Litteratur bethätigte er, wenn dem Berichterstatter Glauben beizumessen ist, durch griechische Gelegenheitsverse.8) Ob seine metrischen Elogien auf die guten Regenten lateinisch oder griechisch geschrieben waren, wird nicht berichtet. Die Litteratur war ihm Herzenssache. Gern erholte er sich von den Arbeiten des Berufs durch Lektüre lateinischer und griechischer Autoren. Von den griechischen Schriftwerken zog ihn am meisten die Platonische Republik an.") Seine Lieblingsschriften in der lateinischen

1) Dio 77, 11, 2 p. 409 BEKKER.

2) Spart. Anton. Geta 5.

3) Capitol. Macr. 11, 5; 14, 3.

4) Lamprid. Heliog. 8, 5.

5) Ebenda 11, 6.

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII. 3. Teil,

6) Lamprid. Heliog. 16, 4.

7) Lamprid. Alex. 25, 11.
8) 18, 5; 38, 6.

9) 30, 1.

2

Litteratur waren Ciceros Republik und die Bücher über die Pflichten; doch auch die lateinischen Redner und Dichter las er; von den älteren Dichtern bevorzugte er Vergil und Horaz, den Vergil nannte er den Plato der Dichter; in seiner Kapelle stand sein Bildnis wie das Ciceros; 1) von den zeitgenössischen Poeten las er am liebsten die Gedichte des ihm befreundeten Sammonicus Serenus. In der historischen Litteratur erregten die Werke sein Interesse, welche das Leben seines Helden, des grossen macedonischen Alexander erzählten. Seine Freude an der Lektüre war so gross, dass er selbst bei Tisch, wenn er ohne Gäste speiste, in einem Buch, meistens in einem griechischen, las.2) Auch den Recitationen der Redner und Dichter wohnte er fleissig bei; 3) sprach ein Redner über seinen Alexander den Grossen oder über die grossen Römer der alten Zeiten, so war ihm das ein Fest; Schmeichlern ging er aus dem Weg. Selbst die Gerichtsreden verfolgte er mit Aufmerksamkeit. Mit den Gelehrten verkehrte er sehr gern. Er zog sie oft zu seiner Tafel, um mit ihnen gelehrte Gespräche zu führen; 4) das war für ihn die grösste Erholung. Er schätzte auch sehr ihren Rat, den er sich nicht selten in Staats- und Privatangelegenheiten erbat, und fürchtete ihre Feindschaft. 5) Seinen Sinn für das geistige Leben bethätigte er durch seine Fürsorge für die äusseren Verhältnisse der Gelehrten und Künstler. Diese Fürsorge erstreckte sich nicht bloss auf Rom, sondern auch auf die Provinzen. So wurde der Kaiser der belebende Mittelpunkt der Litteratur. Zu seinem Kreise gehörte unter anderen der angesehene Redner Claudius Venacus, der gelehrte Catilius Severus, der Jurist Aelius Gordianus, der Historiker Encolpius, 6) der grosse Rechtsgelehrte Julius Paulus. Doch am nächsten stand ihm die Leuchte der Rechtsgelehrsamkeit Domitius Ulpianus, der das wichtige Amt eines praefectus praetorio bekleidete und den grössten Einfluss auf den Kaiser ausübte, bis er im Jahre 228 von den Prätorianern getötet wurde. Auch der Kaiser wurde von den Soldaten ermordet. Sein Tod wurde verhängnisvoll für das römische Reich; obwohl ein Orientale, weckte er doch im Gegensatz zu den orientalisierenden Bestrebungen Elagabals den alten römischen Geist zu neuem Leben.

Macrinus. Capitol. Macr. 13, 1 fuit in iure non incallidus, adeo ut statuisset omnia rescripta veterum principum tollere, ut iure, non rescriptis ageretur, nefas esse dicens, leges videri Commodi et Caracalli et hominum inperitorum voluntates, cum Traianus nunquam libellis responderit, ne ad alias causas facta praeferrentur, quae ad gratiam conposita viderentur; Herod. 4, 12, 1 τῶν δὲ ἐν ἀγορᾷ οὐκ απείρως εἶχε καὶ μάλιστα νόμων ἐπιστήμης. Dagegen Dio 78, 11, 2 p. 424 BEKKER τά τε νόμιμα οὐχ οὕτως ἀκριβῶς ἠπίστατο WS THOTOS μETEXEQiZETO; Capitol. 13, 5 adhibuit convivio litteratos, ut loquens de studiis liberalibus necessario abstemius esset.

Alexander Severus. Lamprid. 3, 2 in prima pueritia litteratores habuit Valerium Cordum et Titum Veturium et Aurelium Philippum libertum patris, qui vitam eius postea in litteras misit, grammaticum in patria Graecum Nehonem, rhetorem Serapionem, philosophum Stilionem, Romae grammaticos Scaurinum Scaurini filium, doctorem celeberrimum, rhetores Julium Frontinum et Baebium Macrianum et Julium Granianum, cuius hodieque declamatae feruntur. sed in Latinis non multum profecit, ut ex eiusdem orationibus apparet, quas in senatu habuit vel in contionibus apud milites vel apud populum, nec valde amavit Latinam facundiam; 27,5 facundiae Graecae magis quam Latinae nec versu in

[blocks in formation]

renustus et ad musicam pronus, matheseos peritus, et ita quidem, ut ex eius iussu mathematici publice proposuerint Romae ac sint professi, ut docerent. haruspicinae quoque peritissimus fuit, orneoscopos magnus geometriam fecit. pinxit mire, cantavit nobiliter, sed numquam alio conscio nisi pueris suis testibus. vitas principum bonorum versibus scripsit. lyra, tibia, organo cecinit, tuba etiam palaestes primus fuit; 44, 4 rhetoribus, grammaticis, medicis, haruspicibus, mathematicis, mechanicis, architectis salaria instituit et auditoria decrevit et discipulos cum annonis pauperum filios, modo ingenuos dari iussit. etiam in provinciis oratoribus forensibus multum detulit, plerisque etiam annonas dedit, quos constitisset gratis agere; 68, 1 ut scias, qui viri in eius consilio fuerint: Fabius Sabinus, Sabini insignis viri filius, Cato temporis sui, Domitius Ulpianus, iuris peritissimus; Aelius Gordianus, Gordiani imperatoris filius scientia iuris insignis; Julius Paulus, iuris peritissimus; Claudius Venacus, orator amplissimus; Catilius Severus, cognatus eius, vir omnium doctissimus; Aelius Serenianus, omnium vir sanctissimus; Quintilius Marcellus, quo meliorem ne historiae quidem continent.

510. Die Gordiane. Je weiter wir in der Geschichte der Kaiser fortschreiten, desto dürftiger werden unsere, überdies aus der trüben Quelle1) der scriptores historiae augustae stammenden Nachrichten. Maximinus (235-238) war selbst ein ungebildeter Mann, dagegen liess er seinen Sohn sehr sorgfältig unterrichten. Eine litterarische Persönlichkeit ist wieder Gordianus I. (238). In seiner Jugend versifizierte er viel. Zuerst nahm er sich fünf Gedichte Ciceros vor, Marius, Aratus, Halcyones, Uxorius, Nilus und arbeitete sie um, indem er die Stoffe in ein modernes Gewand kleidete. Aber sein Streben ging noch höher, er wollte ein Werk schaffen, das der Aeneis Vergils und der Achilleis des Statius an die Seite gesetzt werden konnte. Er schrieb also eine Antoninias; in dreissig Büchern waren in gebundener Rede Leben und Thaten des Antoninus Pius und des Marcus Aurelius verherrlicht. Allein das waren Jugendversuche. Im reiferen Alter trug er im Athenäum Controversiae vor; auch ein Geschichtswerk verfasste er, alle Antonine, die vor ihm regiert hatten, waren in demselben behandelt. Den Verkehr mit der Litteratur hielt er fortwährend aufrecht, von den Griechen waren seine Freunde Plato und Aristoteles, von den Römern Cicero und Vergil. 2) Sein Sohn hatte zum Lehrer den jüngeren Sammonicus, der ihm die reiche Bibliothek seines Vaters bei seinem Tode hinterliess. Von ihm zirkulierten im Kreise seiner Verwandtschaft litterarische Produkte, sowohl in Poesie als in Prosa, wie der Berichterstatter sagt, Mittelgut, das Werk eines spielenden Geistes. Von dem dritten Gordianus, dem Enkel des älteren (238-244) sind keine litterarischen Thaten zu berichten; in seiner vita steht ein Brief an den Senat, worin er seinem Schwiegervater Furius Timesitheus, der für ihn das Steuerruder des Staates führte, Lob spendet. Allein dieser Brief3) ist sowenig echt, wie der an seinen Schwiegervater gerichtete; sie „tragen den Stempel der Rhetorschule an der Stirne".4)

Maximinus iunior. Capitol. Maximin. 27, 5 grammatico Latino usus est Philemone, iuris perito Modestino, oratore Titiano, filio Titiani senioris, qui provinciarum libros pulcherrimos scripsit et qui dictus est simia temporis sui, quod cuncta esset imitatus. habuit et Graecum rhetorem Eugamium sui temporis clarum vgl. 29, 3.

1) Wer gezwungen ist, aus diesen Autoren zu schöpfen, wird gefühlt haben, was MoммSEN sagt (Hermes 25, 281): „Wie sie jetzt vorliegen, ist man bei dem Gebrauch des ebenso gefährlichen wie unentbehrlichen

Buches in stetiger Verlegenheit und Unsicherheit."

2) Capitol. Gord. 7, 1.

3) MOMMSEN, R. Gesch. 5, 421, 2.

4) PETER, Die script. hist. aug. p. 214.

-

Gordianus I. Capitol. Gord. 3, 2 poemata scripsit, quae omnia extant, et quidem cuncta illa quae Cicero, id est Marium et Aratum et Halcyonas et Uxorium et Nilum. quae quidem ad hoc scripsit, ut Ciceronis poemata nimis antiqua viderentur. scripsit praeterea, quemadmodum Vergilius Aeneidos et Statius Achilleidos ita etiam ille Antoniniados, hoc est Antoninum Pium et Antoninum Marcum versibus disertissimis libris triginta vitam illorum et bella et publice privatimque gesta perscribens. et haec quidem puerulus. postea vero ubi adulevit, in Athenaeo controversias declamavit; 4,7 scripsit et laudes soluta oratione omnium Antoninorum, qui ante eum fuerunt.

Gordianus iunior. Capitol. 18, 2 Sereno Sammonico, qui patris eius amicissimus, sibi autem praeceptor fuit, nimis acceptus et carus usque adeo ut omnes libros Sereni Sammonici patris sui, qui censebantur ad sexaginta et duo milia, Gordiano minori moriens ille relinqueret. quod eum ad caelum tulit, si quidem tantae bibliothecae copia et splendore donatus in famam hominum litterarum decore pervenit; 20, 6 extant dicta et soluta oratione et versibus Gordiani iunioris, quae hodie ab eius adfinibus frequentantur, non magna non minima, sed media et quae appareat hominis esse ingeniosi, sed luxuriantis et suum deserentis ingenium.

Gordianus tertius. Die unechten Briefe stehen 25 und 27; Timesitheus wird hier irrtümlich Misitheus genannt.

511. Die übrigen litterarischen Kaiser. Kaiser auf Kaiser folgten einander. Die Legionen besetzten in der Regel den Thron der römischen Cäsaren, die erwählten Führer hatten wenig Berührung mit der Litteratur, das Schwert war ihre Welt. Erst mit Gallienus (260-268) stossen wir wieder auf einen litterarischen Kaiser. Dem wird sowohl Redner- wie Dichtergabe zugesprochen. Von seiner Dichterkunst ist eine schwache Spur auf uns gekommen; er dichtete, als die Söhne seines Bruders Hochzeit machten, ein Epithalamion und unter den vielen griechischen wie lateinischen Gedichten, welche zu dieser Feier gesprochen wurden, wurde sein Werk als das vorzüglichste anerkannt. Es sind folgende Verse daraus erhalten:

Ite, agite, o pueri, pariter sudate medullis

omnibus inter vos, non murmura vestra columbae,
brachia non hederae, non vincant oscula conchae.
ludite: sed vigiles nolite extinguere lychnos:
omnia nocte vident, nil cras meminere lucernae.

[ocr errors]

Der Berichterstatter lobt den Dichter Gallienus, fügt aber hinzu, dass an einen Imperator andere Anforderungen gestellt werden als die, ein guter Dichter oder Redner zu sein; wir können in sein Lob nicht einstimmen, denn die Verse entquollen keiner frischen Dichterbrust, und Gallienus, so können auch wir sagen, hätte seine Zeit besser ausfüllen können. In der Biographie Aurelians (270-275) werden ephemerides illius viri" und „bella charactere historico digesta" erwähnt.1) Allein die Quelle ist zu trüb, um etwas auf diese Nachricht zu geben. Nach dem Tod Aurelians wird Tacitus für einige Monate auf den Thron erhoben; er gewinnt dadurch eine Bedeutung für die Litteratur, dass er sich die Verbreitung der Werke seines Vorfahren, des grossen Historikers, sehr angelegen sein liess. Vielleicht verdanken wir dem Eingreifen des Kaisers die Erhaltung des Geschichtschreibers. 2) Von den Nachfolgern ist wiederum Numerianus (284) auf dem Gebiet der Litteratur thätig. Dieser Sohn des Kaisers Carus, der Bruder des Carinus, soll ein ausgezeichneter Redner gewesen sein, er trug öffentlich vor, auch waren Schriften von ihm im Umlauf, deren Stil stark deklamatorisch war. Aber auch als Dichter wurde er

[merged small][ocr errors][merged small]
« PreviousContinue »