Deckte sie jetzt ein Tuch von feingemodeltem Drillich, 95 Stellete dann die Tassen mit zitternden Händen in Ordnung; Auch die blechene Dos', und darin großklumpigen Zucker, Trug sie hervor aus dem Schrank und scheuchte die sumsenden Fliegen, Die ihr Mann mit der Klappe verschont zur Wintergesellschaft; Auch dem Gesims' enthob sie ein Paar Thonpfeifen mit Posen, 100 Grün und roth, und legte Toback auf den zinnernen Teller. Als sie drinnen nunmehr den Empfang der Kinder bereitet, Gieng sie hinaus vorsichtig, damit nicht knarrte der Drücker. Aus der Gesindestube darauf, vom rummelnden Spulrad, Rief sie, die Thür halb öffnend, Marie, die geschäftige Hausmagd, 105 Welche gehaspeltes Garn von der Wind' abspulte zum Weben, Haftigen Schwungs, von dem Weber gemahnt und eigenem Ehrgeiz. Heiser ertönte der Ruf; und gehemmt war plöglich der Umschwung: „Flink, lebendige Kohlen, Marie, aus dem Ofen gescharret, Dicht an die Platte der Wand, die den Lehnstuhl wärmet im Rücken 110 Daß ich frisch (denn er schmeckt viel kräftiger) brenne den Kaffee. Heize mit Kien dann wieder und Torf und büchenem Stammholz, Ohne Geräusch, daß nicht aus dem Schlaf aufwache der Vater. Sinkt das Feuer in Gluth, dann schiebe den knorrigen Kloß nach, Der in der Nacht fortglimmt, dem leidigen Froste zur Abwehr. 115 Siebzigjährige sind nicht Fröstlinge, wenn sie im Sommer Gern an der Sonn' ausruhn und am wärmenden Ofen im Winter. Auch für die Kinderchen wohl braucht's gründliche Wärme zum Aufthaun." Rasch der Ermahnenden folgte Marie und sprach im Heraus gehn: ,,Barsch durchkältet der Ost; wer im Sturm luftreiset, ist unklug; Nur ein wähliges Paar, wie das unsrige, dammelt hindurch wohl. 120 Wärmenden Trank auch bracht' ich den Kälberchen heut und den Milchküh'n, Auch viel wärmende Streu in das Fach. Schönmädchen und Blüming Brummten am Trog und leckten die Hand und ließen sich kraueln." Sprach's, und sobald sie dem Ofen die funkelnden Kohlen ent scharret, Legte sie Feurung hinein und weckte die Gluth mit dein Blasbalg, 125 Hustend, und schimpfte den Rauch, und wischte die thränenden Augen. Emsig stand an dem Heerde das Mütterchen, brannte den Ueber der Gluth in der Pfann' und rührte mit hölzernem Löffel: würzig Duftender Qualm aufdampfte, die Küch' und die Diele durch räuchernd. Sie nun langte die Mühle herab vom Gesimse des Schornsteins, Knopf um; Oft auch hüpfende Bohnen vom Schooß haushälterisch sammelnd, 130 135 " Eile, Marie, und sperre den wachsamen Hund in das Daß, wenn der Schlitten sich naht, das Gebell nicht störe den Vater. 140 Denkt auch Thoms an die Karpfen für unsern Sohn und den Pastor, Der uns zu Abend beehrt, ihr Lieblingseffen von Alters? Hol' er vor dunkeler Nacht, sonst geht ihm der kigliche Fischer Schwerlich zum Hälter hinab. Aus Vorsicht bring' ihm den Beutel! Wenn er auch trockenes Holz für die Bratgans, die wir gestopfet, 145 Splitterte! Bring' ihm das Beil und bedeut ihn! Dann im Vorbeigehn Steig' auf den Taubenschlag und sieh, ob der Schlitten nicht ankommt!" Kaum gesagt, so enteilte Marie, die geschäftige Hausmagd, Nehmend von rußichter Mauer das Beil und den maschigen Beutel; Lockte den treuen Monarch mit Geburtstagsbrocken zum Backhaus, 150 Fern an den Garten hinab, und schloß mit der Krampe den Kerker. Anfangs kragte der Dogg' und winselte; aber sobald er Wärme roch vom frischen Gebäck des festlichen Brodes, Sprang er behend auf den Ofen und streckt' ausruhende Glieder. Jene lief in die Scheune, wo Thoms mit gewaltiger Arbeit 155 Häckerling schnitt, denn ihn fror, und sie sagt in der Eile den Auftrag: Splittere Holz für die Gans und hol' in dem Beutel die Thoms, vor dunkeler Nacht; sonst geht dir der kizliche Fischer Pastor!" Thoms antwortete drauf und stellte die Häckerlinglad' hin: Noth ist. Wenn an dem heutigen Tage sich kizlich zeiget der Fischer, 160 Also der rüstige Knecht; da rannte sie durch das Gestöber, Stieg sie herab und brachte der emsigen Mutter die Botschaft, Mutter, es kommt wie ein Schlitten; ich weiß nicht sicher, doch glaub' ich!" Also Marie: da verlor die erschrockene Mutter den Löffel; Nun, nun lenkten herein die muthigen Roff' in den Hofraum, Hielt an der Thür', und es schnoben, beschneit und dampfend, die Renner. Mütterchen rief, Willkommen!" daher:,, Willkommen, ihr 175 Kindlein! 180 Lebt ihr auch noch?" und reichte die Händ' in den schönen Verdeckstuhl; " ,, Lebt in dem grimmigen Ost mein Töchterchen?" Dann, für sich selber Nur zu sorgen, ermahnt: „Laßt, Kinderchen!" sprach sie, „dem Wehret das Haus! Ich bin ja vom eisernen Kerne der Vorwelt! 185 Stets war unser Geschlecht steinhart und Verächter des Wetters; Aber die jüngere Welt ist zart und scheuet die Zugluft.“ Sprach's, und den Sohn, der dem Schlitten entsprang, umarmte sie eilig, Hüllte das Töchterchen dann aus bärenzottigem Fußsack, Und liebkosete viel, mit Kuß und bedauerndem Streicheln, 190 Zog dann beid', in der Linken den Sohn, in der Rechten die Tochter, Rasch in das Haus, dem Gesinde des Fahrzeugs Sorge vertrauend. „Aber wo bleibt mein Vater? Er ist doch gesund am Geburtstag ?" Fragte der Sohn. Schnell tuschte mit winkendem Haupte die Mutter: " Still! das Väterchen hält noch Mittagsschlummer im 195 Laß mit kindlichem Kuß dein junges Gemahl ihn erwecken; Dann wird wahr, daß Gott im Schlafe die Seinigen segnet!" Sprach's, und führte sie leis' in der Schule gesäubertes |