Page images
PDF
EPUB

angegebene Unterschied ins Bewusstsein tritt:
jectiver Standpunkt.

ob

2) Bewusstsein und Gegenstand sind unterschieden; also das Bewusstsein ist der Geist, der Gegenstand nicht, oder der Gegenstand ist Geist, das Bewusstsein nicht: subjectiver Standpunkt.

[ocr errors]

3) Bewusstsein und Gegenstand sind unterschieden und demnach Eins, so also dass der Geist selbst sich unterscheidet und dadurch zum Wissen von sich selbst kommt: absoluter Standpunkt.

Diese sind die drei Entwicklungsmomente der Philosophie in der Erkenntniss und sie müssen daher in der Geschichte sich als unterschiedene gegen einander herausstellen.

Nach allem bisher Mitgetheilten kann die Geschichte der Philosophie bestimmt werden:

1) als die Darlegung der zeitlichen Gestaltung des Begriffs der Philosophie;

2) als die Darstellung der Gestaltung der Methode; 3) als die Darstellung des werdenden Selbstbewusstseins des Geistes.

Diesen Bestimmungen lassen sich noch andere gleichbedeutende zufügen 1), welche zugleich auch mit der empirischen übereinstimmen: Darstellung der sich entwickelnden Wissenschaft von der Wahrheit 2).

1) So ist der Gegenstand der Philosophie das Sein, dieser wird aber zum Inhalte das formirte Sein, der Gedanke. Die Einheit von Sein und Gedanke ist daher Aufgabe der Philosophie, während die Geschichte der Philosophie das sich - Darthun dieser Einheit enthält. Diese Einheit ist aber die Idee, und Geschichte der Philosophie: das Kommen der Idee zur adäquaten Erscheinung.

2) Die ersten Bemühungen den Begriff der Gesch. der Philos, und zugleich den Begriff der Philos, abzuleiten gingen von den Anhängern Kants aus; aber beide wurden nur nach äusserlichem Zusammenhange erkannt. Nichts weiter geschah, als dass ein Kriterium gesucht wurde, Merkmale angegeben wurden, an denen zu erkennen, was philosophisch wäre im Ueberlieferten. Warum die Philos. eine Geschichte habe und haben müsse, blieb unerörtert, ja ungeahnt, dass die Philos, am meisten von allen Wissenschaften historisch sei, denn man hatte in Geschichte den Begriff der Entwicklung nicht entdeckt oder nicht verstanden. K. L. Reinhold z. B. in der Abhdlg: Ueber den Begriff der Gesch, der Philos." in Fülleborns Beiträgen zur Gesch. der Philos. 1. Stück. und (verbessert) in,,Auswahl vermischter Schriften von K. L. Reinhold" (Jena 1796) bestimmt die Philosophie als die Wissensch, des bestimmten von

[ocr errors]

22

der Erfahrung unabhängigen Zusammenhangs der Dinge und die Geschichte der Philosophie als den dargestellten Inbegriff der Veränderungen, welche die Wissensch. des nothwendigen Zusammenhangs der Dinge, oder der Schicksale, welche das Streben nach einer solchen Wissenschaft von seiner Entstehung bis auf unsere Zeiten erfahren hat. Der Begriff der Philos. ist hierin zu eng, denn nicht nur der Zusammenhang der Dinge soll erkannt werden, sondern diese selbst. Im Begriff der Gesch. der Philos. ist aber jede Bestimmung unrichtig. Veränderungen, welche vom Gegenstande der Geschichte nur erfahren werden, sind zufällige Veränderungen, nicht solche welche sich der Inhalt selbst gibt; hätte die Philosophie nur zufällige Veränderungen, so wäre eine wissenschaftliche Geschichte derselben gar nicht möglich. Dann ist auch Veränderungen der Wissenschaft und Schicksale des Strebens nach solcher Wissenschaft nicht gleichbedeutend, wie es hingestellt wird. Wäre die Gesch. der Philos. nur die Gesch, des Strebens nach Philosophie, so wäre nie eine Philosophie wirklich Philosophie gewesen, mithin die Geschichte der Philosophie definirt als der dargestellte Inbegriff dessen was nicht Philosophie! Aber schon dargestellter Inbegriff ist falsch, die Geschichte ist nie Inbegriff, sondern im Gegentheil dargestelltes Werden, Kommen zu sich selbst. In Tennemanns Grundriss der Gesch. der Philosophie heisst es mit demselben eben angeführten Widerspruche Geschichte der Philosophie ist die Erzählung von den Bestrebungen die Philosophie als Wissenschaft zu Stande zu bringen, und Philosophie (höchst einseitig) die Wissenschaft der letzten Gründe und Gesetze der Natur und Freiheit, sowie ihres Verhältnisses zu einander. Mit Gesetzen hat die Philosophie gar nichts zu thun. Naturgesetze sucht die Naturwissenschaft und Gesetze der Freiheit ist undeutlich; es ist gemeint aber nicht gesagt: Selbstbestimmung des Geistes. E. Reinhold spricht von Darstellung der Entwicklung eines Philosophie genannten wissenschaftlichen Strebens. Ein Streben hat aber gar keine Entwicklung, sondern nur ein inhaltsvoller und sich gestaltender Gegenstand. W. Traug. Krug legt als Basis einer Geschichte der Philosophie die Idee einer Wissenschaft, sich selbst von allen Ueberzeugungen und Handlungen eine befriedigende Rechenschaft zu geben, zu Grunde. Diess noch dazu in einer Geschichte der Philosophie alter Zeit. Damit ist die Philos. definirt, wie etwa die Mathematik, wenn man sie die Wissenschaft nennte, welche zur Aufführung eines Wohnhauses dienen soll. Krug spricht bestimmt den geistreichen Satz aus: dass man auch dann eine Geschichte der Philosophie schreiben könne, wenn es noch nie eine Philosophie gegeben hätte. - Auch Brandis (Gesch. der griech. rőm. Philos.) erblickt in der Geschichte der Philosophie nur eine Zusammenstellung mannigfacher Versuche: daher wir in der Geschichte der Philosophie noch weniger wie in der Geschichte anderer Wissenschaften die Entwicklungen aus der zu Grunde liegenden Idee vollständig ableiten könnten. Es soll in ihr Rückschritte, Hemmungen, Ablenkungen geben. Die Widerlegung liegt schon darin, dass die Philosophie nicht neben den andern Wissenschaften, sondern ű ber ihnen ist, sie allein ist universell, alle übrigen Wissenschaften sind begrenzt. Man kann sie nur der Religion und der Kunst an die Seite stellen, nicht aber der Mathematik, Physik u. s. w. Geschichte der Philosophie hat es nach H. Ritter hauptsächlich (?) mit Vergl. §. 14. Die der Entwicklung und dem Fortschreiten der philosophischen Gedanken zu thun. Hierin ist die Philosophie nicht als ein, in allen Formen den Einen vollendeten Inhalt habendes Ganzes betrachtet, so dass die Zufälligkeit nicht ein Aeusserliches bleibt, sondern in den Inhalt der Philosophie selbst hinein spielt. V. Cousin, der sich für einen Schüler neuster deutscher Philosophie gibt, und von Schelling, namentlich in seiner

80

Auffassung der Geschichte der Philosophie anerkannt wird, hat dieselbe Vorstellung von der Zufälligkeit des Inhaltes. Er meint jede jemals dagewesene Philosophie habe einen Theil der Wahrheit gefasst, und so kommt er zu seinem eigenen Eklekticismus, als ein Conglomerat aller jener bisher aufgefundenen Theile der Wahrheit. Die Wahrheit ist aber nicht theilbar, sie ist Eins, völlig gegenwärtig in jeder ihrer Erscheinungen. (Vrgl. Marbach: Schelling, Hegel, Cousin und Krug. Leipzig 1835.). Hegel äussert sich über die Geschichte der Philosophie (Bd. XIII. der Werke S. 42.) eben so wahr als verständlich, wie folgt: Wie die Philosophie so ist auch die Geschichte der Philosophie System in der Entwicklung. Das Hervorgehen der unterschiedenen Stufen im Fortschreiten des Gedankens kann mit dem Bewusstsein der Nothwendigkeit, nach der sich jede folgende ableitet, und nach der nur diese Bestimmung und Gestalt hervortreten kann, oder es kann ohne diess Bewusstsein, nach Weise eines natürlichen, zufällig scheinenden Hervorgehens geschehen, dass innerlich der Begriff zwar nach seiner Consequenz wirkt, aber diese Consequenz nicht ausgedrückt ist: wie in der Natur, in der Stufe der Entwicklung der Zweige, der Blätter, Blüthe, Frucht, jedes für sich hervorgeht, aber die innere Idee das Leitende und Bestimmende dieser Aufeinanderfolge ist, Die Eine Weise dieses Hervorgehens, die Ableitung der Gestaltungen, die gedachte, erkannte Nothwendigkeit der Bestimmungen darzustellen, ist die Aufgabe und das Geschäft der Philosophie selbst; und indem es die reine Idee ist, auf die es hier ankommt, noch nicht die weiter besonderte Gestaltung derselben, als Natur und als Geist: so ist jene Darstellung vornehmlich die Aufgabe und das Geschäft der logischen Philosophie. Die andre Weise aber, dass die unterschiednen Entwicklungsmomente in der Zeit, in der Weise des Geschchens, an diesen besondern Orlen, unter diesem und jenem Volke, unter diesen politischen Umständen und unter diesen Verwicklungen mit denselben hervortreten kurz unter dieser empirischen diess ist das Schauspiel, welches die Geschichte der Philo

Form

[ocr errors]

sophie zeigt.

S. 14.

[ocr errors]

Unterschied der Philosophie von anderen
Gebieten des Geistes.

Die Philosophie unterscheidet sich dadurch von den übrigen Wissenschaften, dass sie allein innere Geschichte (Entwicklung des Einen Inhaltes) hat, Bei den Verstandeswissenschaften findet nur ein Hinzukommen neuer Wahrheiten zu schon früher entdeckten statt; was einmal als Resultat der Erkenntniss gewonnen, bleibt ohne fernere Entwicklung stehen. Die empirischen Wissenschaften haben gar keine Geschichte, als etwa ihrer äusserlichen Schicksale. Auch die geoffenbarte Religion hat nur eine Geschichte ihrer Schicksale, welche nur äusserlich mit ihr vorgegangene Veränderungen nicht freie Selbstgestaltung ihres Inhaltes referirt. Es kann ähnlich auch eine Geschichte der äussern . Schicksale der Philosophie geschrieben werden, dann wird

aber diese nicht als etwas im Werden begriffenes, sondern als etwas fertiges, vollendetes betrachtet 1).

1) Es ist von jeher vieles für Philosophie ausgegeben worden, was nicht Philosophie ist. Zunächst alles anfängliche Denken, welches etwas, das nur im Kopfe ist, für bei weitem besser ausgibt als das Wirkliche, Solches ist anfängliches Denken, denn nothwendig muss das Denken damit anfangen zu unterscheiden: was der Gegenstand wirklich und was er (ein anderer) in meinem Kopfe. Die Aufgabe ist diese zwei zu Einem zu machen. Anfangs wird (weil die formelle Gewissheit in das Ich fällt, zugleich weil der Gegenstand des Kopfes einseitig und leicht zu begreifen, der wirkliche dagegen allseitig und schwer zu begreifen) versucht das Wirkliche als das schlechtere zu dem oder nach dem umzuschaffen, was im Kopfe. Dieses wird wohl mit dieser Prätension die allervortrefflichste Idee genannt, der das schwache elende Wirkliche nachzuformiren sei. Um von diesem anfänglichen Denken zum philosophischen zu gelangen, sind noch Erfahrungen zu machen, Stufen zu ersteigen. Zunächst wird sich zeigen, dass das Wirkliche kräftig und mächtig, die vermeinde Idee gegen dasselbe ohnmächtig ist, ja dass sich das, was man an die Stelle zu setzen suchte, alsbald sein selbstständiges, von dem beabsichtigten ganz verschiedenes Dasein gibt. (Die besten Absichten schlagen fehl, das vermeintlich Nűtzlichste wird zum Schädlichsten). Daraus folgt: Misstrauen gegen den Gegenstand wie er im Kopfe (die vermeintliche Idee), Zweifel, Verzweiflung. Wer hier nicht ganz vom Denken abfällt, wird nun erst anfangen einen geistigen Schatz sich zu erarbeiten, von dem er weiss woher er kommt, durch und durch begründet, und es wird sich zeigen, dass das Wahre im Kopf und das Wirkliche `draussen (die Welt des Geistes und die Welt Gottes) nicht unterschiedene, sondern in der Erkenntniss Eins; dass es darauf ankommt denken zu können, um die Wirklichkeit zu begreifen, Damit wird aber auch das Wirkliche ein anderes Ansehen gewinnen. Das anfängliche Denken, welches das Wirkliche verachtet, erblickt in demselben ein absterbendes, veraltendes, abzuwerfendes; das philosophische Denken ein lebendiges, erwachsendes, zu förderndes. Alles philosophische Denken beginnt mit dem Verwerfen dessen, was deu Gedankeninhalt der unphilosophischen Menge ausmacht, mit dem Wegwerfen der Weisheit der Welt, oder des sogen.,,gesunden Menschenverstandes." So gleich Thales (s. d.) und alle folgenden, Anfängliches Denken ist viel verbreitet in

sich

Es ist in

einer Zeit, wo Viele zu denken anfangen, Autoritäten verwerfend, selbst klug dünkend, Das Denken kann anders nicht anfangen. diesem Anfang leicht und angenehm, weil man von vornherein über die Sache weg ist und im Besitz der Wahrheit zu sein meint, nicht Noth und Angst sie zu erwerben hat. Das philosophische Denken ist dagegen schmerzlich und schwer, auch schwerfällig. Was dem einen und dem andern Denken angehört zu unterscheiden ist leicht. Das anfängliche Denken sagt: ,,Das Wirkliche ist schlecht, weil es nicht der Gedanke." Das philosophische Denken sagt:,,Das Wirkliche ist nur Wirkliches, weil es der Gedanke, und der Gedanke nur Gedanke, weil er das Wirkliche."

Die

Auch mit dem Denken der abstracten Wissenschaften (Mathematik, Physik) wird das philosophische Denken häufig verwechselt. Engländer nennen eine philosoph. Schrift ein Werk über Dampfmaschinen, Ackergeräthe u. s. w., und auch bei uns werden namentlich die physikalischen Rásonnements über Hypothesen, Naturgesetze u. dgl. Philosophie genannt. Das abstracte Denken betrachtet nie die Dinge selbst, sondern gewisse Seiten derselben (Abstractionen). Es setzt übrigens das Wirkliche als das Wahre voraus und bildet sich an ihm, aber so, dass der Gedanke

nicht der Gegenstand selbst ist, sondern etwas nicht Wirkliches, aber an dem Gegenstande Verwirklichtes. Nicht die Wahrheit des Gedankens wird behauptet, sondern die Wahrheit des Gegenstandes und der Gedanke ist stets bereit sich aufzugeben, so dass er unselbständig erscheint.

[ocr errors]

Das religiöse Denken, richtiger der Glaube, ist von der Wahrheit des Wirklichen überzeugt, und auch davon, dass es nur der Weisheit der Welt etwas unwahres scheine; dieser Schein wird von ihm zwar verworfen, aber nicht überwunden, nicht nachgewiesen. Es nimmt zu höchster Befriedigung des Geistes an, dass Alles göttlich, d. h. wahr und weise (vernünftig) sei, aber es zeigt nicht auf, wie und warum es so sei. Es hat die Gewissheit Gottes und in ihr die Gewissheit seiner selbst; das philosophische Denken geht von der Gewissheit seiner selbst aus und findet in ihr die Gewissheit Gottes.

Die Kunst schafft, wo die Philosophie denkt, Die Poesie stellt Innerliches als Aeusserliches dar, die Philosophie Aeusserliches als Innerliches, oder die Poesie stellt das Wahre (den Gedanken) thatsächlich als das Wirkliche dar, so dass das Wirkliche, welches die Poesie hinstellt (das Kunstwerk) mit dem Bewusstsein gegeben und aufgenommen wird, das Wahre zu sein, während die Philosophie von dem vorhandenen Wirklichen (der Natur) die Identität mit dem Wahren aufzeigt. Die Kunst hat innere Geschichte wie die Philosophie, denn sie ist eine in der Zeit fortschreitende Offenbarung des geistigen Daseins des Menschen (welches sich entwickelt), der Inhalt ist auch in der Kunst stets Einer und derselbe in Völligkeit, aber die formelle Entwicklung dieses Inhaltes muss auch in der Kunst sich zeigen Kunst und Religion stehen neben der Philosophie, weil sie in der Fülle des Inhaltes ihr gleichen, eben darum können sie aber nicht hemmend auf sie einwirken, denn kommt die Philosophie zur Kunst oder Religion, dieser Inhalt zu dem ihren machend, so kommt sie zu sich selbst.

§. 15. Verhältniss der Geschichte der Philosophie zur Weltgeschichte.

Derselbe Geist, welcher in der Geschichte der Philosophie seine Entwicklung im Selbstbewusstsein nimmt, ist es, welcher alles, was in der Geschichte des Menschengeschlechts als historisches Factum dasteht, bestimmt. Die Weltgeschichte stellt den Geist in seinem Dasein als Familie, Volk, Staat dar d. h. wie er unmittelbar Dasein hat; die Geschichte der Philosophie denselben Geist, wie er für sich selbst Dasein im Bewusstsein hat. In der Philosophie tritt der Geist als Geschöpf seiner selbst auf. Jeder einzelnen Entwicklungstufe des unmittelbaren Daseins des Geistes entspricht nothwendig eine Entwicklungstufe in seinem Selbstbewusstsein. In dem unmittelbaren Dasein als Familie, Volk, Staat ist sich der Geist gegenständlich und in der Erkenntniss dieses seines Gegenstandes erfährt er sich selbst, kommt zum Selbstbewusstsein. So ist die

« PreviousContinue »