Page images
PDF
EPUB

deshalb vor, einen Spiegel mit 6 gleichgeneigten Flächen um die Axe zu legen, bei dem die Wahrscheinlichkeit, die Funken im Sehfelde zu erhalten, 6 Mal grösser sei.

Der Versuch wurde nun so angestellt, dass der Beobachter, wäh→ rend die Flasche fortwährend mit positiver oder negativer Elektricität versehen wurde, das Bild des Funkenbrettes in dem rotirenden Spiegel fixirte. Rotirte der Spiegel mit geringer Geschwindigkeit, so erschienen die 3 Funken im Spiegel vollkommen wie sie direkt gesehen wurden, scharf begränzt und in einer geraden Linie liegend; hatte er hingegen eine Geschwindigkeit von 800 Umläufen, so wurden sie zu drei Bogen verlängert, deren grösste Ausdehnung 24° betrug und eine Dauer der Entladung von 0,000042 Sekunde anzeigte., Das Merkwürdigste aber war, dass nur die Endpunkte der beiden äussern Bogen in derselben Horizontallinie lagen, der mittlere Bogen aber über sie hinausgerückt erschien. Rotirte der Spiegel nach der rechten Hand des Beobachters, so hatte das Bild der Funken das Ansehn, rotirte er nach der linken, das Ansehn Der vortretende Theil des mittlern Bogens war nicht über Grad · lang. Der der innern Belegung der Flasche zunächst liegende Funke erschien also gleichzeitig mit dem der äussern Belegung nächsten, der in der Mitte des langen Drahtes überspringende Funke traf aber später ein um eine Zeit, in welcher der Spiegel Grad beschrieb. Der Entladungsfunke hat demnach in dem Versuche 0,000000868 Sekunde gebraucht, um engl. Meile Kupferdraht zu durchlaufen, was für ihn eine Geschwindigkeit von 288000 Meilen in der Sekunde giebt, in welcher Zeit das Licht der Jupiterstrabanten nur 191515 Meilen zurücklegt. Die unverrückte Stellung der beiden äussern Bogen gegen einander zeigt an, dass die Elektricität an beiden Enden des Schliessungsdrahtes gleichzeitig auftritt und von dort nach der Mitte fortschreitet. Der Versuch widerspricht demnach der Annahme, dass nur von der positiven Belegung aus das elektrische Fluidum durch den Draht ströme; er lässt sich mit der Franklinschen Theorie vereinigen, wenn man annimmt, dass das eine Ende des Drahtes die positive Belegung in demselben Augenblicke entleere, in welchem das andere Ende die negative anfüllt, wo also die gemessene Zeit sich auf die Wiederherstellung des gestörten elektrischen Gleichgewichts im Schliessungsdrahte beziehen würde. Mit der dualistischen Ansicht stimmt die Erscheinung überein, man mag nun die wirkliche Ueberführung der beiden elek

1

trischen Fluida oder ihre gleichzeitig eintretende Neutralisirung anzu

nehmen geneigt sein.

Wheatstone beschliesst seine schöne Arbeit, die er selbst nicht für abgeschlossen ansieht, durch Hervorhebung der Hauptresultate: 1) Die Geschwindigkeit der Elektricität in einem Kupferdrahte übertrifft die des Lichts im Weltraume.

2) Die Störung des elektrischen Gleichgewichts im Schliessungsdrahte einer geladenen Flasche geht mit gleicher Geschwindigkeit von den Enden nach der Mitte fort.

3) Das Licht der Elektricität von grosser Dichtigkeit hat eine Dauer von weniger als 1 Milliontel Sekunde.

4) Das Auge kann Gegenstände deutlich sehen, die nur während dieser kurzen Zeit beleuchtet werden.

III. Leitung der Elektricität; Zerstreuung derselben durch die Luft.

Leitung der Elektricität, durch Temperatur bedingt. Es ist bekannt, dass Glas, bei gewöhnlicher Temperatur ein Isolator, in erhöhter Temperatur (nach Becquerel von 80° C. an) ein guter Leiter der Elektricität wird. Um so interessanter ist die Entdeckung von P. Erman 1), dass mehrere glasartige Fossilien durch eine Temperaturerhöhung, und zwar durch die geringe von 15° R., aus Leitern zu Isolatoren der Elektricität werden. Er fand diese, Erscheinung hauptsächlich bei den Marecaniten, bei den durchsichtigen sowohl als bei den nur durchscheinenden (den sogenannten Perlsteinen), ferner bei den meisten Obsidianen, bei vielen Laven und bei dem Dichroit. Alle diese Fossilien leiten unter 15° R. die Elektricität fast eben so gut wie Metall, über 15° schon schlechter, und sind bei 30° vollkommene Isolatoren. Dass an hygroscopische Feuchtigkeit und Verjagen derselben durch die Wärme nicht zu denken sei, bewies folgender Versuch. Marecanite und Dichroite wurden mehrere Tage in einem Gefässe über concentrirter Schwefelsäure aufbewahrt. Bei einer Temperatur von 9°,5 am Elektrometer geprüft, zeigten sie sich eben so gut leitend, wie die im Zimmer frei liegenden; über Schwefelsäure erwärmt, wurden sie, wie diese, vollkommen isolirend.

[ocr errors]

1) Denksch. d. berl. Ak. 1829. Pogg. Ann. B. 25. S. 607.

Elektrisches Leitungsvermögen gepülverter Körper. Munck af Rosenschöld 1) hat zur Bestimmung des elektrischen Leitungsvermögens pulverförmiger oder gepülverter Körper eine Methode angegeben, die dazu dienen kann, bedeutende Unterschiede dieser Eigenschaft bemerklich zu machen. Er füllte eine lange an dem einen Ende mit Bleifolie verschlossene Glasröhre mit dem zu untersuchenden Pulver an und führte in dasselbe von dem offnen Ende aus einen ■ langen Eisendraht ein. Dieser Draht war mit der äussern Belegung einer grossen leydener Flasche verbunden, die stets zu einem bestimmten Grade, den ein an den Knopf der Flasche gehaltenes Strohhalmelektrometer anzeigte, geladen war. Die Bleifolie der Glasröhre lag auf einer Kupferplatte, auf die der Experimentator den mit Wasser befeuchteten Finger der einen Hand setzte, während er mit der andern Hand den Knopf der Flasche berührte. Der erste Versuch durfte keine Empfindung geben. Dann wurde der Eisendraht bei folgenden Versuchen immer tiefer in das Pulver eingesenkt bis zu dem Punkte, bei dem der Schlag im Finger gefühlt wurde. Eine je grössere Länge der untersuchten Substanz hierbei im Entladungskreise befindlich war, desto grösser durfte das Leitungsvermögen derselben angenommen werden. Die Glasröhre war 1 weit, der Eisendraht " dick, die Flasche wurde zu 25° des ersten volta'schen Strohhalmelektrometers geladen. 2) Bei verschiedenen gepülverten Substanzen, die alle gleich dicht gepackt wurden, fanden sich folgende Längen:

bei Holzkohle, im offnen Feter gebrannt.......

54"

[blocks in formation]

Das schwarze Schwefelquecksilber, das der Verfasser als chemisch identisch mit dem Zinnober ansieht, würde hiernach das merkwürdigste Resultat geliefert haben, da der Zinnober ein Isolator der Elektricität ist und bei einem Versuche, selbst in einer Dicke von nur ", den Schlag nicht durchliess. Um das schwarze Schwefelquecksilber reiner als das oben angeführte zu erhalten, wurde es mit einer grossen Menge Kalilösung gekocht, wodurch sich der überflüssige Schwefel

') Pogg. Annal. Bd. 34. S. 437.

2) Die Beschreibung der volta'schen Normalektrometer siehe Gehl. Neues phys. Wörterb. III. S. 665.

ausschied.

Getrocknet hatte es eine rein schwarze Farbe und leitete

die Elektricität noch besser als das früher angewandte.

Am bessten leitend wurde aber die genannte Substanz gefunden, als sich der Verf. dieselbe durch fünfstündiges Zusammenreiben von 1 Theil Schwefel und 3 Theilen Quecksilber selbst bereitete. Das so erhaltene Pulver war rein schwarz und amalgamirte eine goldene Nadel nicht merklich. In die Glasröhre bis zu einer Länge von 31 Zoll gepackt, liess es den Schlag der Flasche hindurch, selbst als diese viel schwächer als früher (zur Divergenz von 7° des Strohhalmelektrometers) geladen war. Der Verf. schliesst hieraus, dass das reine schwarze Schwefelquecksilber in Bezug auf Leitung der Elektricität den Metallen nicht viel nachstehe.

Dies dürfte indess noch in Frage zu stellen sein. Nach der Pharmac. boruss. wird nämlich der Aethiops mineralis durch Zusammenreiben von gleichen Theilen Schwefel und Quecksilber bereitet. Die erhaltene Masse besteht nun zwar nach C. G. Mitscherlichs Untersuchung1) aus 1,42 Theilen einer chemischen Verbindung, die identisch der im Zinnober ist, und aus 1 Theil beigemengtem Schwefel; man darf aber nicht sogleich annehmen, dass durch ein mechanisches Verfahren der überschüssige Schwefel direct mit Quecksilber verbunden werden kann. Die Probe mit der Goldnadel ist nicht sicher genug, um freies Quecksilber anzuzeigen, und steht der von Mitscherlich angewandten nach, nämlich mit Salpetersäure zu untersuchen, ob aus der Masse Quecksilber aufgelöst werde. Es bleibt daher eine Wiederholung des Rosenschöldschen Versuchs zu erwarten, dessen Bestätigung einen interessanten Beitrag zu der Kenntniss der isomerischen Körper geben würde.

Das braune Superoxyd des Bleies (1 At. Blei 2 At. Sauerst.) fand Rosenschöld noch besser leitend als das Schwefelquecksilber; 21 Zoll dieser Substanz liessen noch den Schlag der Flasche, die nur zu 3o geladen war, hindurch. Das Bleisuperoxydul, Mennige (2 At. Blei 3 At. Sauerst.) erwies sich hingegen sehr wenig leitend.

Diese Resultate erinnern an die nicht sehr bekannt gewordene Inaugural-Dissertation Pelletiers über den Werth der physicalischen Kennzeichen der Mineralien (Paris 1812). In dem Abschnitte über das elektrische Leitungsvermögen der Mineralien 2) wird bemerkt,

Poggend. Ann. Bd. 16, S. 354. 2) Gilb. Ann, Bd. 46. S. 200.

dass weder Sauerstoff noch Schwefel das elektrische Leitungsvermögen der Metalle im bestimmten Sinne verändere. So leite Schwefelsilber die Elektricität gar nicht, Schwefelquecksilber nur sehr wenig, indess Schwefelblei und Schwefelzink vortreffliche Leiter sind. Der Braunstein leite sehr gut, obgleich er ein Superoxyd sei; die Mennige hingegen sehr wenig, die Bleierde (ein unreines Bleioxyd) aber sehr gut. Der Anthracit findet sich als sehr guter, die Steinkohle nur als schwacher Leiter aufgeführt. Pelletier beurtheilte das Leitungsvermögen nach der Zeit, in welcher die untersuchten Substanzen eine geladene leydener Flasche entluden; ein Mittel, das, mit Vorsicht gebraucht, dem von Rosenschöld angegebenen nicht nachsteht.

Ueberblickt man diese Arbeiten und bedenkt, dass nach Ermans oben erwähnter Entdeckung, bisher nicht berücksichtigte Temperaturänderungen auf das elektrische Leitungsvermögen einen so bedeutenden Einfluss üben, so wird man eine neue Bearbeitung des Gegenstandes durch einen umsichtigen Mineralogen und Chemiker als ein wünschenswerthes, gewiss nicht unergiebiges Unternehmen betrachten

müssen.

Veränderung der Leitungsfähigkeit pulverförmiger Massen durch elektrische Entladungen. 1) Rosenschöld füllte eine Glasröhre bis zu einer gewissen Länge mit unreinem schwarzen Schwefelquecksilber an und fand, dass der Schlag einer bis zu 25° des Strohhalmelektrometers geladenen leydener Flasche nicht hindurchging. Als aber stärkere Schläge hindurchgeleitet worden, leitete die Masse jenen Schlag und sogar noch geringere Ladungen. Wurde das Pulver aus der Röhre genommen und wieder hineingefüllt, so hatte sein Leitungsvermögen wieder abgenommen. Auch ein festes Stück von geschmolzenem Schwefelquecksilber wurde durch einen starken Schlag besser leitend. Am Braunstein fand diese Veränderung des Leitungsvermögens nicht statt. Fein gekörntes Zinn, etwas dunkel von Farbe, verhielt sich wie das Schwefelquecksilber. Starke elektrische Entladungen machten es besser leitend, aber Veränderung der Lage der Körner durch Umpacken oder Schütteln brachte es auf den anfänglichen Zustand zurück. Ein entgegengesetztes Verhalten zeigte das Kienmayersche Amalgam (Quecks. 2, Zink 1, Zinn 1). Starke Entladungen durch dasselbe hindurch geleitet, verminderten seine Leitungsfähigkeit bedeutend, die durch Umpacken wieder hergestellt wurde.

1) Pogg. Ann. Bd. 34. p. 450.

!

« PreviousContinue »